• Berkåk

    Jul 27–28, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C

    DAY 30 TOUR DE EUROPE (Fahrtstrecke 221 km)

    Ekne - Falstad - Tautra - dann 753 - Frosta - Åsen - E6 bis Størdal - dann Waldstrassen zur Umgehung von Trondheim über Muruvik - Hommelvik - Storfossen - Jervskogen Skisenter - Bratsberg - Klaebu - Ler - E6 - Snoån - Umgehung der Tunnel durch Soknedal - danach E6 bis Berkåk - Parkplatz hinterm Rema 1000

    Um viertel nach vier muss Hilde raus. Ich habe es mir denken können, weil wir am Abend nicht nochmal draußen waren. Sie hatte so schön geschlafen, und ich war so müde. Den ganzen Weg nordwärts konnte ich nicht vor Mitternacht einschlafen, aber nach Süden bin ich abends erschöpft. Und schlafe auch meistens einige Stunden durch.

    Nun gut, um kurz nach vier war der Asphalt nach dem Regen der Vormitternacht wieder trocken. Da ich meine Speiseröhrentablette gestern vergessen habe, stelle ich den Wecker auf halb sieben, denn wegen ihr darf ich zwei Stunden nichts essen und trinken. Jetzt regnet es, ich habe nicht angenehm geträumt, und bin heiser aufgewacht.

    So hat jeder Tag sein eigenes Innenleben, das ich nur minimal beeinflussen kann. Also ab vier Uhr aufzubleiben hätte die Träume verhindern können. Aber die Folgen der Stunden, des Reisens, Unterwegssein, der Begegnungen, da ist mein Einfluss gering.

    Ob das auch anderen Menschen so geht. War das in meinem Arbeitsleben anders, in meinem jungen Leben. Da ich eigentlich keinen Austausch habe, und die Erinnerung an früher - ich war schon mal drei Jahre unterwegs - eher punktuell ist und von ganz anderen Möglichkeiten ausging, da ich zum Beispiel meinen Lebensunterhalt verdienen musste, bleibt wenig Feedback.

    Aber es stimmt schon, damals beim Trampen, Schlafplatz und Arbeit suchen, waren die täglichen Unwägbarkeiten auch sehr groß. Heute haben wir den Rückzug in den Bus, was schon eine Art Freiheit ist, ein Unterschied in den Schlafplätzen allemal. Trotzdem weiß ich eben nicht, wohin der Weg geht.

    Tautra ist der Plan am Morgen. Die Geschichte klingt interessant, die mir Wikipedia ausbreitet, also versuche ich, sie mit Leben zu erfüllen. "Das Kloster Tautra (Monasterium sanctae Mariae in Tuta Insula; Kloster Tuterø) ist eine ehemalige Zisterzienserabtei in Norwegen. Seine Ruine liegt in der norwegischen Kommune Frosta auf der höchsten Erhebung der vom Klima begünstigten Insel Tautra in der Mitte des Trondheimsfjords in Trøndelag.

    Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1207. Es wurde vom Lysekloster bei Bergen besiedelt, einer Tochter der Fountains Abbey in Yorkshire, England, aus der Filiation von Clairvaux. Möglicherweise ist es die Fortsetzung von Kloster Munkeby. Im Jahr 1254 brannte das Kloster ab. 1532 kam nach der Wahl des Rechtsrats Niel Lykke zum Abt das Ende als selbstständige Abtei. Im Jahr 1537 wurde das Kloster von der Krone eingezogen. Die Klosterruine wurde 1846 von der norwegischen Denkmalschutzvereinigung (Fortidsminneforeningen) erworben, die die Anlage in Teilen sichern und 1879 Ausgrabungen durchführen ließ.

    Rund 2 km von der Klosterruine wurde 1999 auf dem Westteil der heutigen Insel Tautra (der im Mittelalter von der Klosterinsel noch getrennt war) ein neues Trappistinnenkloster (Tautra Mariakloster) errichtet, das mit einem Konvent aus der Abtei Mississippi in Iowa, USA, besetzt wurde. Dieses erhielt 2006 ein neues Klostergebäude, das der Architekt Jan Olav Jensen entworfen hat und das u. a. den Forum AID Prize 2007 für die beste Architektur in Skandinavien erhielt.

    Dem Konvent gehören 16 Trappistinnen an (Stand 2018). Priorin ist Brigitte Pinot."

    Es ist Erntezeit. Kohl, Möhren, Kartoffeln reifen auf den Feldern. Junge Menschen schälen die dunkelgrünen Blätter ab, bis der Kohl klein und irgendwie nackt in ihren Händen liegt. Die Ruine ist noch gut besucht, am modernen, neuen Kloster, dessen Bauweise irgendwie lebendig wirkt, wenngleich sehr untypisch dem bekannten Gemäuer solche Institutionen gegenüber, ist niemand. Überhaupt nur eine gute Handvoll Touristen, ein Schwede und wir, besuchen die Insel mit dem Camper, dazu vielleicht zwei Dutzend norwegische Pkws. Das hübsche Café neben den Ruinen ist gut besucht, in den Fenstern des Besucherzentrums auf der anderen Seite der Insel zeigt sich ein Vater mit seinem Sohn.

    Es ist eine Insel der Vögel, Hunde seien unerwünscht, wir halten Abstand. Es ist Ebbe im Trondheimfjord und die Strände, eigentlich nur ein unwirtlicher Streifen Sand und Steine, grenzen jetzt an freigelegte Modderlandschaft, die weit draußen in Wasser übergehen.

    Schwimmen geht evtl nur nachmittags und halt nachts, aber die Strandkultur scheint dem Norweger eh nicht so zu liegen. Wanderungen sind eher ihr Metier. Uns so ist es auch nicht verwunderlich, dass wir ein Paar treffen, dass sich am Falstaddenkmal von der Last ihrer Rucksäcke befreit, und die Luft außerhalb des Waldes genießt.

    Vor Volgen halten wir an einem leeren "Freizeitpark" mit Grill, Köhlerhütte und Volleyballfeld. Solche schönen Spazierwege nutzen wir gerne. Zurück auf der E6 nähern wir uns dem Großstadtgetriebe von Størdal und Trondheim mit großem Aufgebot zweispurig.

    Mein Navi spricht von langen Tunneln und führt mich auch eine hügelige Waldstrasse mit Flüssen und Seen weitläufig um die Stadt herum. Im Winter das Skigebiet der Städter, staubt es jetzt gehörig auf den trockenen Straßen, wo die Ränder voll mit Steinen sind und die Mitte ein trockenes Lehmbett, auf dem zügiges Fahren möglich ist.

    An einem See geht Hilde baden, aber kaum verlassen wir den Bus, sind auch gleich die Bremsen da und umschwirren uns. Da macht das Spazieren wenig Freude. In Ler kommen wir zurück auf die E6, in Soknedal umfahren wir die Tunnel erneut. In Brekåk ist der Dieselpreis auf sagenhafte 1,61 Euro gefallen, hier wird fleißig getankt.

    Abendspaziergang um die Schule herum, dann treffen wir Hilde aus Reutlingen, die mit ihrem Mann zum Angeln auf Hitra fährt, und natürlich ein Buch von uns kaufen will, als Erinnerung sozusagen. Während wir miteinander reden, beginnt es zu regnen. Einer der üblichen Wolkenbrüche, so wie man zu sagen pflegt, wenn man in bekannten Monsungegenden unterwegs ist. Für Europa eher ungewöhnlich, aber wir werden uns schon dran gewöhnen müssen.
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