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- Day 38–39
- August 3, 2024 at 9:41 AM - August 4, 2024
- 1 night
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 24 m
NorwayStemma58°38’12” N 5°36’5” E
Grødeland

DAY 37 A JOURNEY ALONG
THE COASTLINE OF EUROPE
(Fahrtstrecke 97 km)
Bø - Vik - Kvernevik - Tananger - Lufthavn Sola - Ølbergstranda - Reve Havn - Orre - Bryne - Obrestad Fyr - Vigre - Grødaland Museum
Er steigt aus seinem silbergrauen Fahrzeug, die Kamera umgehängt, was mich zu einer begrüßenden Frage bringt. Ja, er fotografiert alte Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Es gäbe in dieser Region etwa hundert, und zwei sind auf dem Hügel hinter uns. Sein Englisch hat einen norwegischen Akzent, den du bei den jungen Menschen nicht mehr hörst.
Ein bisschen schleppend, die Worte nachgezogen, fragt er mich, ob ich schon mal in Norwegen war. Ja, 71 das erste Mal, und 72 mit meiner norwegischen Freundin zum Nordkap. Er zieht die Augen hoch und lacht verschmitzt, das wäre damals ja ein Abenteuer gewesen. Er wäre in der Zeit bei der Marine gewesen, sie hätte da oben ein russisches Schiff gejagt.
Dann folgt eine kleine Story, während der er sich lachend an die Geschichte erinnert. Später treffe ich ihn nochmal auf seinem Rückweg. Oh, das habe er gar nicht gesehen, dass ein Stück des Kongevegen durch den Bauernhof verläuft. Leider sei das Museum geschlossen, wofür er sich entschuldigen möchte, weil ich es nicht besichtigen kann. Als ich ihm unseren Sticker zur Erinnerung gebe, geht ein Lächeln durch sein Gesicht. Er reicht mir die Hand, Odd ist sein Name, wir begrüßen uns zum Abschied persönlich.
Bis zum nächsten Mal, maybe in heaven. Das könnte in unserem Alter wahrscheinlicher sein, ist doch Odd schon 78. Und damit macht er mir Mut. Alter ist relativ, so lange du Träume hast. Und an ihnen dein Leben aufrichtest. Später kommt ein junges, deutsches Paar auf den Platz, wo wir übernachten. Sie sind beide 19 Jahre alt, und während er kocht, fragt mich Jara nach Mehl für Pfannkuchen. Dann bleibt sie an der Tür stehen, und wir unterhalten uns über das Leben. Waldorfschule, Abitur, keinen Plan, wo es hingehen soll. Also erstmal eine Reise nach Norwegen, später arbeitet sie auf einem Weingut in Frankreich, während ihr Freund in Spanien reist. Sicher findet sie auf ihrem Weg eine Perspektive.
Als eine Frau vom Hof am Hügel mit Hund und Katze vorbeikommt, regt sich Hilde furchtbar auf, und Jara meint, das Omelett dürfte jetzt wohl kalt sein. Meine anderen Nachbarn auf dem Parkplatz haben einen kleinen Sohn, der Emilian heißt, was mich an die holländische Familie vom Morgen auf dem Berg erinnert, die ihre Tochter Emilia getauft haben.
Ich wollte gerade abfahren, als Hilde anfängt, wie wild zu bellen. Mit dem Blick im Rund fange ich ein Reh auf, das am Hang über uns an den jungen Ästen knabbert. Gehe rüber zur holländischen Familie, um ihnen das zu sagen, als Laurence meint, der Camper springt nicht an. Sie haben ihn in Deutschland gemietet, ob ich ein Jumping Cable hätte.
In der Tat hat der blaue Bus all diese Hilfsmittel wie das Kabel, Rostlöser, Panzerband und natürlich ein Abschleppfahrseil. Und tatsächlich springt der Camper an, während uns die Sonne aufs Dach knallt. Der Vermieter schickt sie vorsorglich noch zu Mercedes in Stavanger, wo die Batterie überprüft werden soll.
Wir verabschieden uns von ihnen. Bas, ein weiterer junger Niederländer, der in Norwegen reist, ist schon unterwegs. Mit dem norwegischen Ehepaar neben uns sprechen wir noch ein bisschen über die politische und wirtschaftliche Situation. Sie haben eine sozialistische Regierung, die sie kommunistisch nennen.
Die hätten schon wieder die Steuern erhöht und bereichern sich am Volk, dessen Lebensstandard sehr gesunken ist, was ich überall im Land sehe und in den Gesprächen höre. Die norwegische Krone ist so niedrig wie nie, das Einkommen liegt nur noch unwesentlich über dem deutschen Durchschnitt, aber der staatliche Ölfond ist wieder gewachsen. Er nennt eine Summe in norwegische Kronen, die ich nicht denken kann.
Und ich überlege, was nach Sozialismus gleich gefühltem Kommunismus denn wohl für eine Regierungsform kommen mag. Es erschreckt mich, wie die Welt sich auch dort verändert, wo ich es nicht erwartet hätte.
Nachdenklich fahre ich weiter, den Berg runter, rechts und links, dann sehe ich das Meer hinter der bunten Blumenwiese. Später kommen die Strände mit den Badegästen, Sand und kühlem Wasser, der Atlantik hat halt eine lange Reise hinter sich.
Park4Night ist abgestürzt und überall siehst du hilflose Reisende die Parkplätze abklappern. Übernachtungsverbote erschweren uns das Leben, aber ProMobil klappt noch. So finde ich einen Trinkwasserhahn, könnte gar dort in Bryne zwischen reparaturbedürftigen Campern übernachten, und hätte kostenlos Strom.
Aber Industriegebiet in einem wunderschönen Land voller Wiesen und Seen, mit einer jahrzehntelange Küste, da müsste ich schon sehr verzweifelt sein. Ein Schild 'Kongevegen' biegt rechts zu einem Parkplatz ein. Abends spazieren wir ein Stück auf ihm entlang, besuchen den alten Hof auf dem Hügel, dessen dunkelbraunes Holz über grüne Wiesen das blaue Meer sieht.Read more