- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 121–122
- 25 de outubro de 2024 11:53 - 26 de outubro de 2024
- 1 noite
- ☀️ 13 °C
- Altitude: 8 m
AlemanhaNeuleganloch54°0’7” N 8°55’59” E
Friedrichskoog

3.042 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 103 km/ Gesamt 368.846 km / Ø121,25
Landvergnügenhof
25718 Friedrichskoog
Deutschland
Der erste Streifen rosa am Horizont und der Bauer erntet schon den Kohl auf dem Feld. Es ist der Nachbar von Gegenüber, dem unser Übernachtungsbauer gerade hilft. Im Sommer hat er die Ernte mit ihm eingebracht. Man hilft sich halt gegenseitig, wenn es eng wird.
Landschaftlich gesehen zählt das schon zu Friedrichskoog, obwohl das Ortsanfangsschild noch etliche hundert Meter weiter steht. Hinterm Deich haben wir gestern abend den letzten Spaziergang gemacht, während sich die Sonne auf der Krone kurz ausgeruht hat.
Als der Nebel sich am Morgen über Wischhafen lichtet, biegen wir in die Schlange an der Fähre ein, werden nach vorne gewunken, und sind eins der letzten Fahrzeuge auf dem Schiff, das wir als Zweiter verlassen. Ich liebe diese Kombination.
Die erste Straße nehmen wir nach links und bleiben nahe dem Wasser hinterm Deich, vor dem nur Wiesen und einzelne schöne, kleine Gehöfte im bunten Herbstkleid stehen. In Borsfleth biegen wir an der Kirche links ab, und verlassen unmerklich den Deich, weil die Straße sich landeinwärts bewegt, begrenzt vom Fluß Stör.
Sie endet an der Kreuzung Borsflether Wisch, wo wir links in Richtung Beidenfleth abbiegen, um dort mit der Fähre die Stör zu überqueren. Zurück über Wewelsfleth kommen wir ans Störwerk, nur wenige Kilometer von der ersten Fähre entfernt. Während wir eine schöne Rundreise gemacht haben, die zeitweise ganz eng geworden ist.
Die Stör ist blau, der Tag also sonnig und in gewisser Weise auch ein wenig warm. Nach Hollerwettern biegen wir von der schnelllebigen Hauptstraße ab, um sozusagen von unten uns Brokdorf zu nähern. Und natürlich mit dem Kernkraftwerk im Blick, das das Land um sich herum heute nicht mehr sonderlich interessiert.
Es wird gebaut, der Boden beackert, die Kühe grasen auf den Wiesen, die Menschen trinken die Milch, essen das Fleisch und das Gemüse. Sie würden mir sagen, dass alles safe ist, was ich einfach nicht glauben mag. Aber mich fragt ja keiner. Wenn wir lange genug eine Situation akzeptieren können, dann verliert sie ihre Gefahr, ihren Schrecken.
Vielleicht ist ja wirklich alles safe, das kann ich nicht mal beurteilen. Es gibt nur den alten Zweifel in mir, der sich festgesetzt hat. Und ja, wir können nichts ändern, müssen wir trotzdem alles hinnehmen. Gerade geht die Sonne auf. Ein runder, rotorangener Ball über den Feldern zwischen den Windrädern. Die Raben flattern unruhig, einer schießt auf den Bus zu, als wolle er mich wecken, um dann der Sonne zuzufliegen, die immer noch mich anstarrt, der ich zurückschaue.
Sie wirkt so fremd dort am Himmel, als habe sie kurzzeitig ihr Gedächtnis verloren. Muss ich nicht meine Strahlen ausbreiten über das Land und die Menschen. Aber sie bleibt eine Kugel, eine flache Scheibe eigentlich, deren Intensität immer stärker wird, sodass sie meine Augen blendet.
Die Brokdorfer Anlage liegt hinterm Deich, kurz bevor die Straße in den Ort abbiegt. Gegenüber ist der Deich eingezäunt und bildet unter den Bäumen einen Spazierweg, auf dem wir uns die Beine vertreten. Brokdorf, St. Margarethen, Büttel, die Fähre über den Nordostseekanal in Brunsbüttel, nicht fern der Elbe und der Anlegestelle der Fähre nach Cuxhaven.
Über Mühlenstrassen und Nordhusen kommen wir nach Neufeld, wo über den Poldern hinweg die Frachter auf dem Wasser trotz der Entfernung deutlich sichtbar sind. Wir bleiben draußen auf den Koogs. Flaches Land mit Wegen und Bächen durchzogen, vom Deich landeinwärts guter Boden. Vereinzelte Gehöfte, ein paar Bäume drum herum signalisieren die Jahre, die seit der Besiedelung vergangen sind.
Auf dem Deich und soweit ich schauen kann, weiden die Schafe. Über ihnen leuchtet die Abendsonne und schiebt einen goldenen Streifen Licht über das weit entfernte Meer. Eine Familie spielt Drachensteigenlassen im Wind, der über dem Grün säuselt.
In Friedrichskoog - Spitze lassen wir die Sonne untergehen und fahren dann zurück zum Kartoffelbauern, auf dessen Platz wir schlafen können. Junge Menschen mit guter Laune begrüßen uns, so eine Geste ist nach einem stillen Tag mir immer sehr willkommen.
Vermutlich können sie sich das gar nicht vorstellen, wie so eine Begegnung auf andere wirkt. Ein jedesmal besonderes Ereignis für Langzeitreisende, auf eine ganz einfache Art in ein anderes Leben eingeladen zu werden. Wir parken zu den Feldern hin, mit Blick auf die Windräder, den vereinzelten Lichtern passierender Fahrzeuge auf der Straße.
Am Vormittag hat die Sonne es doch geschafft, die dunklen Wolken zu vertreiben und blauer Himmel breitet sich übers Land aus, das vielfältig von etlichen Maschinen bearbeitet wird. Unser Bauer sät heute Getreide, andere ernten den Kohl, die Hühner gackern hinterm Bus in ihrem umzäunten Gehege.
Hilde legt ihren Kopf auf mein Knie, so hat sie den Käse auf dem Brettchen im Blick behält, an dem ich gerade ein Stück abgeschnitten habe. Nicht wahr, Papa, den teilen wir uns schon. Wie immer.Leia mais