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- Day 164–165
- December 7, 2024 at 1:11 PM - December 8, 2024
- 1 night
- 🌧 5 °C
- Altitude: 157 m
GermanyJunker-Berg51°35’13” N 9°55’36” E
Bovenden

3.085 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 215 km/ Gesamt 373.417km / Ø121,04 km)
Wohnmobilstellplatz
37120 Bovenden
Deutschland
Meine Zehen seien ja eiskalt meint Nicole, meine neue Fußpflegerin. Ich habe ihr nicht erzählt, dass die letzten beiden Fußpflegerinnen sehr krank geworden sind, sodass sie mich nicht mehr behandeln können, weil ich den kausalen Zusammenhang nicht sehe. Aber es ist schon seltsam, nicht wahr. Die Durchblutung würde nicht gut funktionieren, das läge sicherlich an den vielen Verletzungen.
Als ich aufwache, brennen die Zehen, als hätten sie in einem Ofen gelegen. Eigentlich schmerzen sie so sehr, dass ich kaum auftreten kann, als wir spazieren gehen, sodass wir versuchen, die Zeit so kurz wie eben möglich zu halten. Ich habe keine Ahnung, was mir gerade widerfährt, woher der zehische Seelenwandel kommt, vielleicht hat ihre Salbe irgendwelche allergischen Nebenwirkungen, die erst verspätet auftreten.
Keine Ahnung, ich weiß ja auch nicht, wieso der Himmel so rot geworden ist heute morgen. Oder so kalt orange bei meiner Tochter. Na, sagt der Schwiegersohn, du hast sicher unsere speziellen Morgenhimmel schon vermisst. Ich begreife die Farben eigentlich nie, bin jeden Morgen vor Staunen ganz still, wie unterschiedlich, wie neu und imposant der Morgen erwacht.
Selbst wenn der Himmel später nur grau ist, gab es diesen einen besonderen Moment, für den ich immer aufwachen möchte. Es ist fast so, als würde mich aus der Unendlichkeit eine Stimme ansprechen. Schau raus. Jetzt.
Wir waren in Braunschweig, haben den Sohn abends von der Arbeit abgeholt, und den Enkelzwerg morgens zur Tagesmutter gebracht. Es ist Nikolausmorgen, und der Opa hat doch tatsächlich diesen alten Mann getroffen, der Kleine hält das Geschenk fest in seinen Händen.
Mit der Autobahn umrunden wir den Harz, um der Gefahr von Schnee und Stau bei Nullgradtemperaturen auszuweichen. Wir treffen liebe Menschen, die uns mit ihrer Zeit beschenken, uns Erinnerungen mitgeben, was für den Bauch, das Herz, die Seele, den blauen Bus.
Es regnet schon seit dem späten Vormittag. Während wir durch den Harz nach Westen im Dunklen fahren, ist die Sicht teilweise sehr schlecht, doch die Ungeduldigen, die Besserwissenden, die Respektlosen gegen sich selbst und ihr kostbares Leben überholen auch in den Kurven, was mich noch vorsichtiger werden lässt.
Als wir in Bovenden ankommen, lässt uns eine Regenpause den Abendspaziergang einigermaßen angenehm gestalten, mal davon abgesehen, dass wir nur auf dem Gras gehen können, denn auf dem großen Platz neben uns stehen die Pfützen in Gruppen nebeneinander.
Wir essen zu Abend, das Möhrenmonster hat wieder Nachschub erhalten, die Schränke sind so voll, dass die Auswahl an Essen groß ist. Wir warten sehnsüchtig auf den Süden, aus dem die Music Woman mir schreibt, das sie heute wieder einen Tag im Paradies verbracht hat. Sie würde mir ein paar Eindrücke schicken, habe heute ein Buskonzert gespielt, sie ist braun gebrannt.
Ich staune und mache die Standheizung an, wohl wissend, dass ich sparsam sein muss, weil ich vergessen habe, zu tanken. Spanien ist doch gar nicht so weit weg, trotzdem ist das so ein großer Temperaturunterschied. Aber ich muss immer noch bis kurz vor Weihnachten warten, dann überquere ich die französische Grenze. Ob ich die Autobahn nehme, um schnell in die Wärme zu kommen, ich bin immer noch unschlüssig. Oder doch besser den bekannten Rhythmus einhalte. Solche Gedanken treiben mich um, während ich Musik höre, Hilde schläft.
Als in der Nähe ein Schäferhund bellt, richtet sie sich mit angelegten Ohren auf. Sie ist total pissig über sein Gebell, als habe er unerlaubt eine Grenze überschritten. Sie ist oft schmusig, verspielt, kämpferisch, verschlafen. Und ganz schön verfressen.
Manchmal geht mir das auch so. Es beginnt wieder zu regnen, ich höre Musik, lese Altmann, denke viel nach, die Bäume sind kahl, neben uns versucht jemand, sein Fahrzeug zu starten. Die Tränen des Himmels laufen an seiner Fensterscheibe entlang, er beachtet sie nicht, ist so mit seiner Aufgabe beschäftigt, als hinge davon sein Leben ab. Aber seine Wischer funktionieren. Wenn alles so einfach wäre.
In die Lücke neben uns weht der Wind, fällt der Regen, atmet der Tag. Ein und aus. Wir haben kein Ziel, und Deutschland ist manchmal ganz klein, in drei Tagen sind wir in Siegen verabredet, in fünf in Haltern, in sieben am Steinhuder Meer, dann Braunschweig einige Tage, die letzten Begegnungen und Erledigungen.
Und im neuen Jahr dann in Spanien, denke ich lachend, die Zehen haben sich beruhigt, jetzt tut mir der Rücken weh, das kenn ich schon. Hilde schaut aus dem Fenster. Lets go, Papa, die Welt steht uns offen. So einfach ist das.Read more
Schönwetterwanderer
Was für eine Farbe 😍
TravelerWird auch Zeit, das Du das schlechte Wetter hinter dir lässt. Camping Lagos 16 Euro inklusive Strom. Sehr zentral zur Altstadt. Viele Grüße
Spaziergänge mit HildeDu kannst kostenlos in Sagres an der Festung stehen
TravelerMöchte die Nähe zur Stadt noch etwas genießen