• Windebruch

    9 Disember 2024, Jerman ⋅ 🌫 3 °C

    3.087 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 165 km/ Gesamt 373.661 km / Ø121,04 km)

    Wohnmobilstellplatz
    57368 Lennestadt
    Deutschland

    Ich habe einen Traum. Trump will uns übertöpeln, aber wir sind schneller und werfen ihn in den Matsch. Als wir auf seinem Rücken sitzen, bittet er uns, dass wir ihn loslassen. Unter einer Bedingung, wir halten das Handy vor sein Gesicht, das mit allen Satelliten in dieser Welt verbunden ist, und er sagt langsam, laut und deutlich, "ich trete als Präsident von Amerika zurück!"

    Als ich aufwache, sind wir im Sauerland. Es regnet. Vor dem Bus sitzt ein großer, schwarzer Hund, aus einem Schornstein dringt dichter, weißer Rauch gerade in den grauen Himmel, der sich über das Gleiertal wölbt. Wir spazieren durch den Garten, der einen schönen Wohnmobilstellplatz beinhaltet, ein Trampolin und ein großes, blaues Schwimmbassin. Fast ringsum wachsen Bäume, unter denen das Laub modert, manche sind auch ordentlich in Scheite gestapelt, warten auf das Feuer in ihrem Schuppen.

    Wir haben eine Einladung bekommen, dass wir gerne kostenlos bei ihnen übernachten können. Komm doch ins "WEINseelig", wo sie von Donnerstag bis Sonntag geöffnet haben. Sie sei alle potenziellen Gäste durchgegangen, und normalerweise können sie am letzten Tag der Woche den Tatort gucken, weil dann keiner mehr kommt.

    Kaum sitzen wir dort, klickt die Tür, der erste Gast tritt ein. Ich vergesse die Maske aufzusetzen, manchmal wirkt das albern in einer Gesellschaft, die so lebt, als gäbe es keine Krankheiten, zumindest eine nicht. Klack, der Nächste, dann ein Ehepaar, am Ende werden es ein halbes dutzend und mehr Gäste sein.

    Alles Nachbarn. Jemand feiert seinen Geburtstag unbemerkt, ein anderer ist unterschwellig nervös. Wieder einer bekommt noch was vom Gänsebraten mit fürs Nachtessen, einer holt die Gäste für den Geburtstag gegenüber ab. Währenddessen rede ich mit unserer Gastgeberin, lerne ne Menge über die Gegend kenne, deren Menschen mir ja gänzlich unbekannt sind.

    Fast alle rauchen draußen, aber als ich mich abends schlafen lege, riechen meine Kleider nach Rauch. Ich bin aufgedreht und müde, als wäre ich von ner Party morgens um vier nachhause gekommen. Hilde ist total fertig von der Vielzahl der Eindrücke, kriecht gleich unter die Bettdecke. Erledigt morgens nur das Nötigste, rollt sich gleich wieder zusammen.

    Wir sind zur Listertalsperre gefahren, parken unterhalb des jetzt verwaisten DLRG Häuschens, frühstücken mit Blick auf den See. Oben auf der Wiese lagert eine große Schar Gänse, im Wasser gründelt ein Schwan. Er ist solange mit dem Kopf unter Wasser, dass ich denke, er könne eingeschlafen sein. Vor ein paar Jahren haben wir hier zwei Frauen kennengelernt, an eine denke ich gerade, sie ist mir völlig aus den Augen geraten.

    Um Winterberg herum sind die Pisten und Gondeln in Betrieb für die niederländischen Gäste, die auf Kunstschnee in Tal wedeln. Hundert Meter vielleicht, wie auf einem Fluß mit grünen Ufern. Jeden Tag soll es schneien, einen halben Meter und mehr, dabei wirkt das Land einem See näher. Die Preise haben angezogen, der Verkehr auch, der Dreck auf den Parkplätzen ebenso.

    Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, da steckt ja Unglaubliches in den Wort, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Aber es passt zu den täglichen Nachrichten, dem Umgang mit Menschen. Wie Wallraff sie nannte, oben und unten, reich und arm, wertvoll und ohne Bedeutung.

    Wir sind früh in Hofgeismar losgefahren, weil Hilde mit den vorbeiflanierenden Hunden nicht zur Ruhe kommt. Die Himmel über uns bieten ein ganzes Spektrum von ungewöhnlichen Bildern.

    Der Schwan auf dem See hat gerade Luft geholt, ich habe es genau gesehen, wie ein Taucher. Immer an einer Stelle, als sein ein Bein verankert. Ich sehe das so deutlich, weil er seine Position zu den Ästen eines Baumes, zwischen denen er sitzt, nicht verändert.

    Zwischendurch regnet es, gestern und heute, passiert ein Lastwagen die Uferstrasse. Parken wir an der Haltestelle auf einem Hügel, die Im Meer heißt. Vom Meer weit entfernt ist, aber unter einem roten Wolkenhimmel schlafen geht, wie unter den Wellen, die sich eins ins andere übereinanderschlagen.

    Wie die Wellen des Sees, auf den ich schaue, in dem der Schwan gründelt. Trump hat ein Interview gegeben. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, gelbe Krawatte. Als er im Lehm lag, trug er einen blauen Pullover, eine graue Jogginghose. Ich weiß das noch genau.
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