• Rastplatz

    14. Dezember 2024 in Deutschland ⋅ ☁️ 1 °C

    3.092 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 141 km/ Gesamt 374.402 km / Ø121,08 km)

    Bei lieben
    Freunden
    31558 Hagenburg
    Deutschland

    Leise beginnt es zu schneien. Die Fenster sind von innen beschlagen, Hilde hat sich zusammengekuschelt, ihre Augen geschlossen. Ich habe eine Tasse Tee gekocht, heißes Wasser für den Porridge. Zwischen den geparkten Autos spazieren zwei Raben, die täglichen Reinigungskräfte haben Vollbeschäftigung.

    Geparkte Lastwagen übers Wochenende, in den schnellen Lieferwagen mit polnischen Kennzeichen harren junge Männer wartend aus. Monatelange von ihren Familien getrennt, sparen sie sich jeden Cent, jede Abwechslung, jedes Vergnügen.

    Andrej erzählt, dass er am Wochenende oft nicht weiß, wohin er die nächste Woche fahren muss. Er würde gerne seinen Hund mitnehmen, aber das darf er nicht. Alle halbe Jahre hat er drei Wochen Urlaub, fast jeden Tag telefoniert er mit seiner Frau, schreibt ihr, wie sehr er sie vermisst.

    Auf Rastplätzen fühle ich mich heimisch. Fremd unter Fremden, wir sitzen nicht mal in einem Boot, denn ich müßte hier nicht sein. Aber ich fühle mich wohl. Habe den CD Player aufgebaut. Radio Vietnam, der alte Film, Songs von Jefferson Airplane bis zum Urban Spaceman.

    Eine junge Frau steigt aus, um eine Zigarette zu rauchen, sich mit Labello die Lippen zu balsamieren. Ich habe noch eine offene Packung Chips. Letztens einen pyrenäischen Schafskäse gekauft. Trinke einen türkischen Apfeltee.

    In den letzten Tagen haben wir in Borgholzhausen übernachtet, zwischen Holzpaletten, einem schlafenden Gewächshaus, und einer Vielzahl von abgeschlagenen Tannen, die auf gut geheizte Wohnzimmer warten. Einer der Orte, wo gelebte Vergänglichkeit mich so richtig anspringt.

    Nicht, dass ich jemandem das Weihnachtsfest missgönne, aber tatsächlich macht es doch wenig Sinn, sich einen Baum abzuhacken, der Jahre gebraucht hat, um so groß zu werden, um ihn drei Wochen später auf den Müll zu werfen. Was für eine Verschwendung.

    Freitag besuchen wir liebe Menschen am Steinhuder Meer. Wie jedes Mal sind wir willkommen, und werden satt verabschiedet, was besonders mich betrifft. Hilde liebt die Wärme am Ofen, die Streicheleien von allen, und den Arm von @Dominice, auf dem sie ihren Kopf zum Schlafen legt.

    Wir gehen über die gut riechenden Wiesen spazieren, die Sonne ist endlich mal zu sehen, das Licht zwischen Grün und dem Himmel hat einen Stich. So wie die früheren Photos, die mit der Zeit vergilben. Am Morgen riechen die Ränder der Felder nach den kleinen Mümmelmännern und ihren Familien, die unterhalb der Grasnarbe den Schutz vor dem eisigen Wind gesucht haben.

    Meine Hände sind eiskalt, im Bus weht der verfrorene Wind nicht, der Himmel ist grau bezogen, der Schnee bleibt nicht liegen. Später werden wir nach MacOil in Hannover-Linden fahren, die angenehme OhneterminundbleibimBussitzen Version der Ölwechsels. Manchmal liebe ich die Bequemlichkeiten des Lebens.
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