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- Päivä 169–170
- 12. joulukuuta 2024 klo 11.53 - 13. joulukuuta 2024
- 1 yö
- ☁️ 3 °C
- Korkeus: 27 m
SaksaSchöls-Bach51°39’57” N 6°58’3” E
Dorsten

3.090 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 136 km/ Gesamt 374.129 km / Ø121,07 km)
Wohnmobilstellplatz
46282 Dorsten
Deutschland
Was wäre, wenn Du nicht mehr laufen könntest. Es ist kalt draußen, knapp null Grad, seit Tagen grauer, trister Himmel, kein Wind, nicht mal Regen oder Schnee. Natürlich keine Sonne, keine Sterne, kein Mond. An meinem besonderen Tag war die einzige Abwechslung der dicke Rauch aus den Kraftwerken westlich von Köln.
Hilde sitzt im Bus, der hochgebockt ist. Es ist warm genug, sie hat sich ganz in der Ecke eingerollt, weit genug entfernt von den Geräuschen, die bei der Reparatur der Servopumpe entstehen. Ich gehe hin und wieder auf dem Hof ein Stück spazieren, wenn ich spüre, dass die Knie zu stark schmerzen, die Füße kalt werden.
Ich kann nicht lange genug stehen und draußen auf der Bank sitzen wäre eher kontraproduktiv. Also muss ich in Bewegung bleiben. Immer auf der Stock gestützt, den Bernhard für mich im frühen Jahr am Ufer des Rheins gefunden hat. Ein starker Ast, abgeschält durch das fließende Wasser. Er füllt meine ganze Handfläche aus, die Finger können ihn gerade umschließen. Mindestens ein halbes dutzend Mal am Tag schau ich nach ihm, dass ich ihn nirgendwo hab stehen lassen.
Ohne ihn könnte ich nur noch mühsam kurze Strecken gehen. Willst du nicht lieber in der Öffentlichkeit einen Trekkingstock benutzen, fragt mich ein wohlmeinender Freund, als ich den Baumstamm an die Wand lehne. Er passt zu mir, ich versteck doch auch nicht meine Haare vor den Menschen.
Ich bin, also sehe ich so aus, wie ich aussehe. Gebeugt, gebaucht, gebraucht, geliebt. Wenn ich mich lang hinlege, brauche ich fast eine halbe Minute, um das linke Bein auszustrecken, weil das Knie immer leicht gebeugt ist. Dabei ist das linke Knie nicht mal angeschwollen, die entscheidenden Verletzungen sind eher jüngeren Datums.
Als ich mit 35 Jahren eine schwere Sportverletzung hatte, meinte der Oberarzt im MHH in Hannover, dass ich rechts keine Kreuzbänder mehr hatte, links war schon eins defekt, die Bänder von früheren Verletzungen so weit geschrumpft, dass damals eine Reparatur nicht mehr möglich war.
Das ist jetzt fast vierzig Jahre her, denke ich, den Rest der Bänder dürfte ich im Laufe dieser Zeit bei meinen vielen Unfällen sozusagen geschrottet haben. Trotzdem habe ich bis vor elf Jahren Sport betrieben, da war ich stolz drauf. Die Bandagen halten die Knie fest, wenn ich mich bewege, wird mir wärmer.
Dann ist deine Reise zuende, sagt der Freund, während er sich mit den verrosteten Schrauben der alten Pumpe abquält, die zwanzig Jahre lang den Bus über 770.000 km fortbewegt hat.
Das glaube ich nicht. Dann wird es eine andere Lösung geben, die Hilde muss ja schließlich auch bewegt werden. Ich lebe lösungsorientiert, so lange ich denken kann. Warum sollte ich das jetzt ändern. Noch kann ich laufen, lache ich zurück, und stütze mich auf den Stock.
Wir sind von Pulheim auf der linken Rheinseite bis fast zur niederländischen Grenze gefahren. In Straelen um die Wasserwelten herumspaziert. Als wir die Tierarztpraxis in Kevelaer passieren, schaut Hilde interessiert aus dem Fenster. Ob sie sich noch an den Biss der Bisamratte erinnert. In der Nacht schlafen wir in Goch, wo ein geschmücktes Tännchen uns ebenfalls erinnern soll.
Wir wechseln die Rheinseite in Rees, fahren durchs südliche Münsterland, und wachen heute morgen neben der Eissporthalle auf, aus der die Bässe dröhnen und dorstener Schulkinder sich im Kreis bewegen. Meinen Bilder fehlt die Farbe, die den Tagen gerade auch zu fehlen scheint. Aber vielleicht passt das Grau auch gerade zu der vorweihnachtlichen Stimmung, die uns nachdenklicher macht, was ja durchaus zum Anlass passt.
Gestern habe ich meine Fotos durchgesehen, um die zu behalten, zu denen ich nach zwei Jahren noch eine Beziehung habe. Und dabei habe ich festgestellt, wie viele wunderschöne Sonnenaufgang ich gesehen habe. Und ebenso herrlich farbige Untergänge der Sonne, dass es mich beschämt, wenn ich jetzt mal einige Schatten von Grau aushalten darf. Vielleicht sollte es mich eher dankbar machen, auch das zu erleben.Lue lisää