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- Day 192–193
- January 4, 2025 at 11:35 AM - January 5, 2025
- 1 night
- ☁️ 7 °C
- Altitude: 48 m
FranceMontblanc43°23’11” N 3°20’60” E
Montblanc

3.113 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 73 km/ Gesamt 377.464 km / Ø121,25 km)
Wohnmobilstellplatz
34290 Montblanc
Frankreich
So eine Küstentour hat den Vorteil, dass wir an unbekannteren Orten das Meer sehen können, an herrlichen Stränden spazieren gehen, und immer der Sonne nicht fern sind, sofern sie denn die Wolkendecke durchbricht. Allerdings ist die Küste nicht immer mit einem, wenn auch kleinen, blauen Bus zu befahren, sodass wir diverse Umwege durchs Hinterland nehmen müssen.
Und dabei treffen wir durchaus auf skurrile Orte wie die Fabrikus World. Oder auf Landschaften im tristen, welken Grasbestand südlich des Canal du Midi, von dem Schilder zu strandnahen Campingplätzen abbiegen, sodass ich mich frage, was hier denn Schönes zu erwarten sei.
Der Sommer, antwortet mir das Meer, dann ist hier alles grün und lebhaft, und die Menschen freuen sich auf ihren Urlaub. Jetzt sind wir hier ganz alleine, teilweise sogar auf Straßen unterwegs, bei denen es so aussieht, als habe jemand große Stücke des Asphalts einfach mitgenommen.
Mittendrin ein Parkplatz für das Volk der Landfahrer, abseits aller Infrastruktur. Die Begegnung, die ja eigentlich keine ist, erfolgt so abrupt, dass ich mich eher erschrecke, menschlicher Anwesenheit zu begegnen, weil sonst niemand hier zu wohnen scheint.
Wenn es dich interessiert, dann schau auf das grüne Band im Hinterland der Orte La Tamarissière, Vias und Portiragnes. Zwischen drin ist Fabrikus World, darüber der erwähnte Canal.
Gegenverkehr ist durchaus unerwünscht, weiter entfernte Fahrzeuge signalisieren mir aber zumindest, nicht völlig verloren zu sein. Es gibt keine Bilder von der Gegend, mein Blick war auf die Straße fixiert, und mir fehlte die Ruhe, irgendwas Sehenswertes zu entdecken.
Aber jedes Glück ist einmal zuende, und so ist das auch andersherum, wobei ich die Strecke jetzt nicht mit Pech benennen würde. Aber tatsächlich gibt es eine größere Straße, die zu einem Intermarché führt, der damit wirbt, Contact mit mir zu bekommen. Er liegt so abseits, dass die Kassiererinnen entspannt die Nagelpflege betreiben können, während die wenigen Kunden sich in den Gängen verlieren.
Mich findet man bei den Käse- und Joghurtregalen, wo ich in der Vielzahl der Angebote um Schaf und Ziege schwelge. Jetzt ist der Kühlschrank voll mit Köstlichkeiten aus der Welt des Schlemmens, ich weiß immer gar nicht, was ich zuerst probieren soll.
Da wir in der Nähe von Beziers sind, entscheide ich mich, nach Montblanc zu fahren, wo wir bei den "Tipis du Soleil" schon so manche gute Nacht gestanden haben. Sie haben unseren Aufkleber am Fenster der Rezeption kleben, und begrüßen uns wie alte Freunde, die zu Besuch kommen.
Die Arbeiten in den umliegenden Weinfeldern sind in vollem Gange, laut lärmend wird der zwischen den Rebenreihen liegende Steingrasboden maschinell aufgerauht. Ganz leise dagegen ist das Beschneiden der Weinreben. Bei 13/14 Grad Celsius tragen die Arbeiter dennoch warme Bekleidung, während ich mich nackt neben dem Bus dusche.
Seit Tagen suche ich nach einer entsprechenden Gelegenheit, die sich heute ergibt, weil die Büsche und der Bus mir entsprechend Schutz bieten, wobei das mehr um meine Mitmenschen geht. Was habe ich schon zu verbergen, später interessiert das auch niemand mehr.
Ich könnte doch auch duschen gehen, so ganz offiziell und auch noch warm, mag der eine oder andere denken. Ja, das stimmt. Aber tatsächlich müssen alle Voraussetzungen stimmen. Ich brauche eine Sitzgelegenheit, um mich umziehen zu können, der Weg zwischen Bus und Dusche sollte nicht zu weit sein. Und hier brauche ich nicht unbedingt andere Menschen um mich, die mir mit blöden Blicken begegnen, während ich den Stock an die Wand lehne.
Tatsächlich sind meine körperlichen Einschränkungen mittlerweile durchaus gravierend, aber so lange es mir noch gelingt, Wege zu finden, um das Notwendige zu erledigen, sehe ich nicht grundsätzlich ein Hindernis darin zu reisen. Die positiven Erlebnisse überwiegen durchaus die anfallenden Beschwernisse. Und über morgen oder nächstes Jahr denke ich nach, wenn es soweit ist.
Trotzdem sei noch etwas Lustiges nachzuschieben. Wegen den Steinen neben dem blauen Bus habe ich mir gedacht, dass ich meine Pantoffel anlasse, ohne darüber zu stolpern, dass sie ein Fell in sich tragen, dass jetzt quietschend nass ist und Tage brauchen wird, um zu trocknen. Solche "heiteren" Dummheiten passieren mir öfter, ich kann jetzt nicht schallend lachen, aber mir doch hin und wieder über meine Tolpatschigkeit ein Schmunzeln nicht verbergen.
Heute morgen haben wir einen Streifen Sonne beim Spaziergang. Später bleibt es grau, windstill und nur wenige Grad über Null. Zeit aufzubrechen, um zum Meer zu fahren.
Ich muss noch nachschieben, dass wir vorher in Cap d'Agde mit seinen schwarzen Felsen waren, sowie in Grau d'Agde mit der Kirche und dem l'Herault, der hier ins Meer mündet.Read more
TravelerNeben den „Gens du voyage“ (dem fahrenden Volk) haben wir in Frankreich ebenfalls schon öfter gestanden und genächtigt. Jede Gemeinde in Frankreich muss ihnen ja einen Platz zuweisen. Bisher haben wir nie negative Erfahrungen gemacht. Letzten Spätsommer waren wir ausgiebig in der Gegend unterwegs, in der du jetzt bist. Wir waren in Portiragnes, Beziers, Meze, Cap d’ Agde, Carro la Couronne, etc. und haben sehr schöne Radtouren am Canal du Midi entlang unternommen (von Homps und Portiragnes aus). Grüße die Gegend also mal herzlich von uns! (Ich gebe keine Garantie dafür, dass ich alle Namen rechtschriftlich richtig geschrieben habe. Ich bin jetzt auch zu faul, jeden Namen nachzugoogeln. ;-))