• Anglet

    Jan 13–14 in France ⋅ ⛅ 2 °C

    3.122 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 71 km/ Gesamt 378.696 km / Ø121,29 km)

    Wohnmobilstellplatz
    64600 Anglet
    Frankreich

    Die Nacht ist kalt und voller Träume. Ich kann lange nicht einschlafen und werde immer wieder wach. Mein Herz beschäftigt mich. Nicht das, wo die Liebe drin wohnt, sondern das andere, wo das Leben seinen Takt schlägt. Als es mir die Luft zu nehmen droht, merke ich, dass ich geträumt habe, und das es wieder ganz normal in seinem Rhythmus ist. Beruhigt schlafe ich nochmal ein, um fünf Uhr morgens aufzustehen, liegt aktuell leider außerhalb meiner Reichweite.

    Es hat gefroren in der Nacht, die Windschutzscheibe ist innen vereist, die Gräser tragen Rauhreif, Hilde wälzt sich beglückt, die Sonne geht auf, das Meer ist hellblau. Für einen Strandspaziergang ist mir der steile Weg hin und zurück zu schwer, aber wir werden später mit dem Bus näher heranfahren können, und haben dann einen flachen Übergang.

    So wie gestern nachmittag, kurz bevor die Kaffeegesellschaft eingetroffen ist, und mich fast zugeparkt hat. Es ist Sonntag und alle Welt ist am Meer. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber es ist noch genügend Platz für die Hunde, die zwar nicht in der Mehrzahl sind, aber ihre Freiheit ausgiebig nutzen.

    Am Meer siehst du die ängstlichen Hundebesitzer von Sandkorn zu Sandkorn hüpfen, und jedesmal vor Sorge erstarren, dass ihrem Baby ein Haar gekrümmt wird. Oben am Zaun sitzt eine junge Frau im Schneidersitz und lenkt ihren Schäferhundmix mit den Fingern. Er spielt eine Weile mit Hilde, dann geht sie ihm aus dem Weg, was er respektiert.

    Mir ist nicht klar, was vorgefallen ist. Es gab eine Situation, wo sie den hohen Wellen zu nahe gekommen sind, sodass ich Hilde abgerufen habe, danach haben sie sich ignoriert. Die Schnauze voll mit Sand, die Augen glücklich, total ausgepowert gehen wir zum Bus zurück, fahren auf den nahen Stellplatz, und sehen das Meer und die Sonne aus der Ferne.

    Noch einmal Spanien. An der Grenze entlang und den Rest des Weges auf der gestrigen Strecke. In Hendaye schläft Hilde tief und fest, so parke ich nicht mehr am Strand, sondern wir versuchen, nahe der Steilküste nordwärts zu fahren. Das ist schwierig und bringt mich unverhofft in sehr enge Situationen.

    St. Jean de Luz ist ungeahnt bergig, die steilen Straßen mit den schönen Häusern, die engen Kurven, ich atme still aus, als ich endlich wieder andere Fahrzeuge sehe. Erromardi, Kokotia, Guéthary, Bidart. Entweder sind die Schranken unter zwei Meter oder die Straße wird eine Sackgasse. In einem Ort sitzen plötzlich im Kreuzungsbereich Menschen an der eh engen Straße draußen vor den Restaurants auf beiden Seiten beim Mittagessen, als ein blauer Bus ihnen die Sicht nimmt.

    In Biarritz gibt es eine Straße, die quer durch die Stadt am Meer entlang führt, mit kleinen und großen Häusern voller Prunk und Vergangenheit. Hier makelt Christie's Immobilien, das Büro in bester Lage. Die Straße führt uns oberhalb der "Résidence Mer Et Golf" am Leuchtturm auf der Grenze von Biarritz nach Anglet, hinter dem man über Nacht im Winter parken kann.

    Jetzt ist hier Hochsaison, und so entscheide ich mich für den Stellplatz oberhalb vom Strand, der hier Chambre d'Amour heißt, was wir in längst vergangenen Zeiten, als hier noch die Palmen still im Wind wedelten, durchaus ernst genommen haben. Wir haben uns in der Jugendherberge getroffen, die Tag und Nacht geöffnet war, und nur wenig Geld gekostet hat. Umgeben von den alten Villen war sie der Treffpunkt aller Reisenden, ein wunderbarer Ort. Und der einsame Strand unser Paradies.

    Das war gestern, aber mit den Alter wacht die Vergangenheit immer mal wieder auf. Heute gibt es die Jugendherberge immer noch, sie ist regelrecht zugebaut von einem gewachsenen Viertel, das es vor 45 Jahren noch nicht gegeben hat. Aber der Strand ist immer noch schön, wenngleich längst nicht mehr so romantisch.

    Wir werden uns gebührend verabschieden, ich habe gestern nochmal an Ann aus Australien gedacht, mit der ich im Sand gelegen habe, und später mit unserem gemeinsamen Freund Frank, der ebenfalls aus Australien kam, bis nach Lissabon gereist bin, wo sich unsere Wege 1979 im Herbst getrennt haben.

    As Times Go By.

    https://youtu.be/kjNxHlmJElk?si=HSEgDQ3JHPt6THpO
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