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- Day 200–201
- January 12, 2025 at 11:01 AM - January 13, 2025
- 1 night
- ☀️ 4 °C
- Altitude: 61 m
FranceSare43°18’44” N 1°35’3” W
Sare

3.121 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 195 km/ Gesamt 378.625 km / Ø121,31 km)
Wohnmobilstellplatz
64310 Sare
Frankreich
Entgegen meinem Vorhaben, früh mit dem ersten Licht über die Berge im Grenzbereich zwischen Frankreich und Spanien wieder ans Meer zu fahren, scheitere ich daran, dass ich zu spät aufstehe, und Hilde Bauch hat. Es ist kalt geworden in der Nacht, der Himmel wirkt hoch und klar, die Sonne bildet Farben mit den Wolken, die mich an Gemälde erinnern.
So frühstücken wir auf dem Stellplatz und fahren später die geplante Strecke. Im Gegensatz zu gestern, als wir mit dem ersten Licht im Regen und Nebel auf den 1057 Meter hohen Ibañeta-Pass fahren. Meineserachtens die größte Herausforderung der Pilger auf dem Jakobsweg, was die körperliche Anstrengung betrifft. Weit unten sehe ich eine junge Pilgerin die Straße nach rechts verlassen, mit einem Rucksack, an dessen unterem Ende zwei weiße Turnschuhe baumeln.
Ich denke an spielende Kinder und bin voller Bewunderung für diese junge Frau. Nichts am Wald wirkt fröhlich, die Nebelschwaden ziehen zwischen den Bäumen hindurch, der Fluß gurgelt laut und beständig. Matschige Wege, nasse Straßen, die ersten Radfahrer, keine Sonne.
Dann sind wir oben am Pass, nach 27 Kilometer und 50 Minuten, hungrig und bewegungsbedürftig. Die junge Dame dürfte froh sein, wenn sie hier am Nachmittag ankommt, noch im Hellen dann beim Kloster talwärts ein Bett findet. Der Nebel wabert über den Berg mit der Kirche, mit dem Kreuz. Von irgendwoher klingen leise Glocken, eine für mich verborgene Schafherde kreuzt talwärts unseren Weg.
Für einen Freund wollen wir etwas in Pamplona besorgen. Mission impossible. Am Samstag ist jeder Parkplatz besetzt, in den engen Gassen der alten Viertel sind wir froh, unbeschadet entkommen zu können. Unser spanischer Abstecher, denn eigentlich sind wir auf dem Weg ans Meer, wollen am Atlantik nordwärts fahren.
Hendaye liegt am Grenzfluss Bidasoa, am anderen Ufer ist Irun. Hier ist der Liter Diesel mehr als vierzig Cent günstiger. Wir haben vollgetankt, es wird für eine Woche reichen. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, weil es schon so spät am Nachmittag ist, die Übernachtungssituation bis nach Saint Jean de Luz nicht viel Positives enthält. Grenzstädtr sind umtriebig, nicht immer ein entspanntes Pflaster für Alleinreisende.
Oben auf dem Berg ist Rummel, Louis de Funes schaut vorbei. Im Mündungsbereich des Flusses parken die Boote der Einheimischen, wie auf dem städtischen Friedhof wirkt die Szenerie still und ein bisschen verloren. Port Hendaye, der Parkplatz ist voll mit den strahlend weißen Fahrzeugen der
'Gens du Voyage", dem fahrenden Volk.
Auf der anderen Seite des Hafens ist ein riesiger Strand. Wir parken in einer Seitenstraße und spazieren zum weichen Sand. Unsere erste Begegnung ist ein kleiner, weißer Spielfreund für Hilde, die Besitzerin spricht Englisch, mein Französisch schläft noch. Wir haben ein nettes, ein interessiertes Gespräch. Andere Menschen mit Hunden kommen vorbei, jeder wirkt entspannt.
Hilde und ein Schäferhundmix wickeln mit der Leine eine Dreiergruppe älterer Menschen mit Hund ein. Sie warten einfach, bis ich sie entwirre, lachen und quasseln fröhlich miteinander, während ich mich entschuldige, die Hunde haben schon längst das Interesse verloren.
Das habe ich gebraucht, so einen Spaziergang. Denn auch Hilde ist entspannt und fröhlich, was ihrem lachenden Gesicht deutlich anzusehen ist. Wir fahren die Küste entlang bis Ciboure, gegenüber Saint Jean de Luz, um dann landeinwärts über das hübsche Städtchen Ascain auf den Stellplatz in Sare zu fahren.
Mir fällt auf, dass ich auf dieser Reise kaum frei stehe, obwohl ich selten was bezahlen muss. Ich bemerke eine Form der Müdigkeit, lange rumsuchen zu müssen, denn in den Gegenden, in denen wir in dieser Zeit reisen, sind nur wenige andere Menschen unterwegs, meist Franzosen, die auch in ihren Fahrzeugen leben.
Hier steht am anderen Eck so ein Fahrzeug, aus dem niemand rauskommt. Ein Dorfhund watschelt über den Platz, und es überrascht mich, dass er unbeschadet die stark befahrene Straße überquert. Morgens kommen Wanderer und Jogger, sie laufen dem Nebel entgegen, der langsam ins Tal kommt, während die Sonne ihn zu durchdringen versucht. Bislang mit gutem Erfolg.
Wir wollen nochmal in Hendaye am Meer starten, und dann hoffentlich eine Weile seine Nähe genießen. Nordwärts von dort waren wir eigentlich schon überall, so habe ich den Eindruck, trotzdem bin ich gespannt, ob sich dadurch etwas verändert, weil wir gezielt so nah wie möglich am Meer entlang fahren, dabei gleichzeitig auch Abschied nehmen. Das macht das Besondere aus, das Wissen, nicht mehr zurück zu kommen. Ohne Bedauern, sondern mit der Freude, ein Teil sein zu dürfen. Ohne Besitz und Habenwollen, einfach dort zu sein. Mit offenen Armen. Kommen und Gehen. Welch ein Geschenk.Read more