• Montalivet

    Jan 18–19 in France ⋅ ⛅ 2 °C

    3.127 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 134 km/ Gesamt 379.331km / Ø121,30 km)

    Straße nahe dem Strand
    33930 Montalivet
    Frankreich

    Am Ende der ganzen Odysee fehlt ein Stützstrumpf, was nicht ganz so schlimm ist, weil ich von einem früheren Paar noch nen Socken übrig habe. Die Waschmaschine in Lacanau war top, aber der Trockner hat den Geist aufgegeben, kaum dass ich ihn vollgestopft habe.

    Also den ganzen nassen Wäscheberg in die Reisetasche, wo sonst die Bettdecke ist, und ab die Post zum nächsten Trockner, eine Stunde entfernt. Auf dem Weg noch durch Carcans Plage, weil liebe Freunde gerne wissen wollen, wie sich ihr Feriendomizil im Winter anfühlt.

    Einsam. So leer habe ich keinen anderen Ort am Atlantik angetroffen. Alles, ausnahmslos alles, ist geschlossen. Einige Bewohner mit Fahrzeugen vor der Tür, ein bisschen individuelle Bautätigkeit. Ein alter Mann an seiner Außenmauer, ein Schatten, der durch meinen Augenwinkel huscht.

    Katzen zwar, aber kein Hundegebell, kein Ruf, kein Klingeln, mal ein Motorengeräusch. Die Residenz der Stille, die Einsamkeit des Strandes, die Ruhe der Geborgenheit an einem Wintertag im Januar am großen Ozean. Und dazu vielleicht Jule Zeh lesen, über ihre Bosnienreise. Die Stille ist ein Geräusch. Oder Nadolny. Die Entdeckung der Langsamkeit.

    Der anvisierte Trockner ist großartig. Beim anschließenden Tankenwollen vergesse ich, die Karte aus dem Leser zu nehmen, und wundere mich, warum ich keinen Diesel bekomme. Ein plötzlicher Ausfall von Antriebsflüssigkeit würde mich in ungeahnte Schwierigkeiten bringen.

    Dann habe ich das Problem aber doch gelöst und wir fahren zur nahen Küste. Montalivet ist ein Traum, nicht der schönste Strand bisher auf der Tour, aber endlich wieder einer, zu dem ich nicht über Berge klettern muss. Hilde ist happy, endlich frei rennen zu können, und meine Hüften jubeln, weil kein heftiger Leinenzug an ihnen rüttelt.

    Die Sonne scheint und wir genießen den Spaziergang. Allerdings gehe ich mit der Übernachtungssituation nicht konform und mache mich in der Umgebung auf die Suche nach einem besseren Ergebnis. Soulac sur Mer ist eine trübe Stadt, die nicht gut und wenn, dann nach abgestandenen Rauch riecht. Le Verdon sur Mer gegenüber behütet einen großen Yachthafen, den Blick auf den Fluß Gironde, und menschenleere Straßen.

    Alle Plätze zum Übernachten sind wenig einladend, sodass wir nach Montalivet zurückkehren, gerade rechtzeitig zu den wunderbaren Farben des Abends. Hinter einem großen, französischen Camper parken wir an der Straße, die zum Strand führt, gegenüber einer in die Jahre gekommenen Villa, die unbewohnt ist.

    Es wird kalt in der Nacht. Null Grad mit einem erwachenden Morgen voller Nebel, der im Laufe des Vormittags zwar nach oben steigt, aber in der grauen Wolke sich verfängt, die seit dem Morgen horizontweit über unserer Welt sich eingerichtet hat.

    Interessanterweise sinkt die Temperatur hier an der Küste noch mehr in den frühen Stunden des Morgens, bis die Sonne zu sehen ist. Heute bleibt sie hinter den Wolken, entsprechend steigt die Temperatur nicht höher als drei Grad im Laufe des Tages an.

    Kein Grund, das Meer zu meiden, dem wir gleich einen Abschiedsbesuch machen werden, bevor wir uns zur Spitze des Medoc aufmachen, wo ein Leuchtturm das Meer betrachtet, um dann wohl die Fähre über den Fluß nahe seiner Mündung nach Royan zu nehmen.

    Ein schöner Küstenabschnitt geht zuende. Nicht immer war ich glücklich mit der Situation, aber insgesamt gesehen möchte ich es nicht missen wollen, Frankreich auch von dieser Seite zu betrachten.
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