• Lacanau

    Jan 17–18 in France ⋅ ☀️ 2 °C

    3.126 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 113 km/ Gesamt 379.197 km / Ø121,30 km)

    Wohnmobilstellplatz
    33680 Lacanau
    Frankreich

    Als wir aus Cap Ferret herausfahren, kommen wir an dem offiziellen Stellplatz an der Straße vorbei, wo wir vor drei Jahren einem jungen Paar aus England begegnet sind. Kayleigh und Tom sind auf dem Weg nach Portugal, um dort zu leben. Wir verstehen uns gut, und weil Kayleigh einen Blog hat, haben wir immer noch eine Art Kontakt miteinander. Sie macht Graffiti, bemalt sehr eindrucksvoll und auch wohl im Auftrag der Menschen, die dort leben, Wände mit ihren großflächigen Bildern bunter Farben. Ich füge einfach mal den Instagram Link bei.

    https://www.instagram.com/aurikarte?igsh=MW53cn…

    Tom spielt Gitarre, er repariert den Van, ist eigentlich derjenige, mit dem ich mich unterhalte. Eine Weile sehe ich noch Bilder von ihm, in der Zwischenzeit haben sich die Beiden getrennt, sie hat sich neu verliebt, und er ist für mich abgetaucht.

    Heute steht ein Camper hier, aber wir sind nur auf der Durchreise. Am Bassin d'Arcachon entlang, das wieder in der Ebbe weitgehend frei zum Ufer hin liegt, haben wir die rotweiße Kirche uns als Ziel genommen. Ungeahnt passieren wir einen Glaskasten zur Straße hin. Carrefour Express hat alles, was wir brauchen, und Hilde kann sehen, wohin ich gehe. Trotzdem sitzt sie bekümmert auf meinem Sitz, als ich zurückkomme, vielleicht hat doch jemand ans Fenster geklopft, als sie gebellt hat.

    Sie war so fröhlich heute morgen, sodass es mir richtig leid tut, wie elend sie jetzt aussieht. Am liebsten möchte sie, dass ich nicht ohne sie weggehe, und ich hoffe und bete, dass dies niemals endgültig passieren wird.

    Wir fahren zum Leuchtturm und zum Ende der Straße. Von irgendwo dort könnte man zur Düne hinüber schauen, ich erspare mir den mühsamen Weg. Und sehe wenig später an der Straße bei dem weißen Kreuz, dass wir dort am Strand einen Spaziergang machen können.

    Der Sand ist extrem weich und rutschig, die Bucht selbstverständlich ohne Wasser, obwohl es auf den Bilder so aussieht, eben eine hauchdünne Schicht, die Hilde aber zum Glück meidet, weil sie ihr vermutlich schwarze Pfoten bringt. Aber sie findet einen Stock und kann sich ein bisschen austoben, denn meine Knie erlauben keine langen Wanderungen mehr. Ob es die Kälte ist. Oder der steile Berg. Irgendwas hat ihnen zugesetzt. Trotzdem gehe ich, soviel ich kann. Für eine Hündin wie Hilde sicherlich nicht lange genug, aber wenn sie frei ist, dann gleicht sich das einigermaßen aus.

    Auf jeden Fall ist sie erstmal reichlich erschöpft auf der Fahrt von Lege nach Le Porge und weiter nach La Grigne, wo der Océan für uns zu weit zum Laufen ist. Auf der Rückfahrt mache ich ein Video, das in den Storys/Status zu sehen ist, vom Reisen durch die einsamen Wälder in Grün.

    Das sieht schön aus in den fliegenden Bildern, aber nach tagelangem Genuß freue ich mich auf die Weinfelder im Medoc. Von Le Porge geht es nach Nordwesten am Étang de Lacanau vorbei zum Strand am Océan. Wie sich der Ort nennt. Und ja, hier tobt er wirklich lautstark bis hinauf zur Straße. Theoretisch könnte ich weiter unten parken und hinlaufen, praktisch verschiebe ich das auf später, weil wir einen Schlafplatz brauchen, und der hiesige Stellplatz schlechte Kritiken hat.

    Ein deutscher Camper gibt mir eine Einführung in den umständlichen Prozeß des Eintritts, und ich gebe diese gleich weiter an ein englisches Ehepaar. Da er von einem Franzosen belehrt wurde, schließt sich der Kreis auf wunderbare Weise. Er hat in neun Wochen die Iberische Halbinsel umkreist, die Engländer sind auf dem Rückweg vom Winter in Spanien, der Franzose reist mit Frau und Hund durchs Land. Ich mag solche kleinen Geschichten, hinter unserem Stellplatz ist sowas wie eine verwahrloste Lüneburger Heide, die voller Spuren ist, und von Hilde ausgiebig erkundet wird.

    Die Sonne begegnet uns zwischen den Baumkronen, in den Abend hinein wird es wieder kalt, der Verkehr an der nahen Straße nimmt ab. Heute habe ich wieder darüber nachgedacht, dass sich was ändern muss in unserem Reisestil. Eine neverendingstory, die mich schon seit Jahren begleitet, und in verschiedenen Variationen ihren Widerhall findet.

    Eine Zeit lang habe ich überlegt, uns einmal im Monat eine räumliche Auszeit zu gönnen. Aber dazu lieben wir das Busleben zu sehr, und der Aufenthalt in einem Zimmer wäre sehr aufwendig, langfristig aufgrund der verringerten körperlichen Belastbarkeit auch nicht bewältigen.

    Das tägliche Reisen macht schon Sinn, wenn wir die Entfernungen geringer halten, möglicherweise gäbe es Orte, wo wir länger bleiben können, was mir allerdings schon immer nicht leichtgefallen ist. Aber klar ist mir geworden, dass ich die einzelnen Touren aufgrund diverser Umstände nicht länger als acht bis zehn Wochen ausdehnen kann und auch möchte.

    Das bedingt die regelmäßige Fußpflege schon, aber macht auch familiären Sinn, zumal wir klare Ziele mit einzelnen Abschnitten der europäischen Küsten haben. Und nach vier Wochen Meer brauche ich dringend Berge, Landschaften und schnuckelige Dörfer, den Charme des Landesinneren. Oder mit Hilde's Gedanken gesprochen, ich brauch den Mäusegeruch in der Nase.

    Erstmal aber gibt es ein neues Video auf Youtube mit schönen Aufnahmen von einem herrlichen Strand mit rauschendem Meer, das ich dir empfehle anzuschauen. Und wenn es dir gefällt, freue ich mich über eine entsprechende Anerkennung. Oder eine Kritik, denn um den Geschmack der Zuschauer zu treffen, ist Beides gut!

    https://youtu.be/J7NShhSi5vA?si=m2EyVUWco5zqPP7M
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