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- Day 228
- Sunday, February 9, 2025 at 3:38 PM
- ☁️ 4 °C
- Altitude: 41 m
GermanyLössewitz52°24’37” N 11°18’51” E
Damm Mühle

3.150 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS
Damm-Mühle
Calvörde
Deutschland
Sie würden morgens um sieben Uhr mit den Hunden spazieren gehen. Also fahren wir in den frühen, dunklen Morgenstunden von der Alten Schmiede, wo wir übernachtet haben, zu meiner Tochter. In der Dämmerung begegnet uns kein Fahrzeug, aber Reh, Hase und Katze haben es sehr eilig, vor unserem Licht ins Dunkel zu verschwinden.
Die Tochter ist krank, das Enkelkind schläft noch, also macht der Schwiegersohn die ganze Arbeit. Pferde füttern und sie rausstellen, mit den Hunden spazieren gehen, und sich mit mir unterhalten. Der Morgen hat fast vier Minusgrade, die Felder sind mit Rauhreif bedeckt, am Horizont hat die Sonne schon mal einen Rosastreifen auf den Himmel projiziert.
Hilde genießt die Freiheit der weithin einsichtigen Felder, auf denen sie den nächtlichen Spuren folgt, kommt immer mal vorbei, um Kontakt zu halten. Gerade als wir zurückkommen, taucht die Sonne orangerot am Horizont auf. Wir sind alle hungrig und guter Laune.
Gute Tage liegen hinter uns, und um dich ein bisschen auf dem Laufenden zu halten, müssen wir bis zum Friedhof in Bad Endbach zurückschauen, wo wir am gefrorenen See mittags vorbeifahren, um am Abend im Braunschweig anzukommen. Sehr zur großen Überraschung meines Sohnes, den wir grade eben so von der Arbeit abholen.
Früh morgens und nachmittags fährt der Enkelzwerg jetzt mit dem Opa zur Tagesmutter, dazwischen sitzen Hilde und ich auf einem Parkplatz, um zur eigenen Ruhe zu kommen. Es sei denn, wir können dem Sohn mal eine Einkaufsfahrt anbieten, denn er ist nur mit Öffis unterwegs.
Dafür kommt er uns entgegen, und nimmt Hilde jeden Tag an die Leine, sodass ich versuchen kann, mich besser und frei zu bewegen, meine Schrittzählung zu erhöhen. Dreitausend muss ich am Tag schaffen, was grade mal ein bisschen mehr als zwei Kilometer sind.
Wenig genug, aber angesichts meiner körperlichen Verfassung mit wenigen Ausnahmen das Limit. Wobei die Kälte und die Strandferne meine Möglichkeiten zusätzlich einschränken. Die Luft bleibt aber trocken und präsentiert schöne Sonnentage.
Wir besuchen Claus, in dessen Garten die Hilde sich immer ganz besonders vergnügt, weil die kleinen Mäusen schon vorwitzig auf Erkundung unterwegs waren. Derweil mache ich ein leckeres Abendessen, wir tauschen die Neuigkeiten aus den letzten Monaten aus.
Überraschend, wie viel doch in unseren Leben passiert, das sollte man bei so zwei alten Männern gar nicht glauben. Aber klar, die politische Situation im Lande treibt uns an, Claus ist ein alter Stadtbürger von Kindheit an, da muss man schon für eine saubere Stadt kämpfen, damit sich hier keine faschistischen Schlangen hin verirren.
Wehret den Anfängen. Das nimmt er ebenso ernst und geht demonstrieren. Ich würde niemanden treffen, den ich kenne, im Gegensatz zu ihm, der sich immer schon engagiert hat. Also nutze ich meine Möglichkeiten, er seine. Meine Wahlunterlagen sind angekommen. Am Mittelmeer habe ich sie beantragt, mit Steffi, deren Knöchel immer noch nicht verheilt ist, sind sie nach Leipzig gereist, ihre Mutter hat sie dann freundlicherweise dort zur Post gebracht. Und jetzt also kann ich noch pünktlich zur Wahl gehen.
Ich erinnere mich noch gut an die Bundestagswahl um die Jahrtausendwende, als ich im September 2002 für ein Institut Wählerbefragungen am Wahllokal in einem Ort nahe der ehemaligen Grenze auf ostdeutschen Seite, gemacht habe. Grade ein dutzend Jahre "Vereinigtes Deutschland" und schon sammeln sich an Kneipe gegenüber dem Wahllokal eine Gruppe junger Männer, die ihre Gesinnung so eindeutig nach außen getragen haben, dass der örtliche Wahlleiter mich dringend aufgefordert hat, wegzufahren, weil ich später vielleicht meines Lebens nicht mehr sicher gewesen wäre.
Am Samstag nachmittag fahren wir zu einem Landvergnügenhof hinter Wolfsburg, eine Alte Schmiede, auf deren Schornstein sich ein Storchennest angesiedelt hat. Freundliche Gastgeber, ein großer, relaxter Hund, der Hilde's Divaverhalten aber sowas von gar nicht an sich heranlässt. Der Hof unebenen mit Kopfsteinpflaster, sodass ich aufpassen muss, mir nicht die Füße zu brechen. Der Bus steht halbwegs grade, leider mit einem Gefälle zum Kopfende, sodass ich nachts mehrmals aufwache.
Morgens früh öffnet mir der Besitzer das Tor, wir verabschieden uns, und fahren in den neuen Tag hinein, sozusagen dem Sonnenaufgang entgegen. Zu meiner Überraschung finde ich bei meiner Tochter nicht nur einen Berg Post vor, sondern von einer lieben, virtuellen Reisebegleiterin ein Päckchen mit ein paar Seelenwärmern in unterschiedlichen Formen. Von Kerzen über Pudding zu Streichhölzern, Schokolade und Hildeleckerlis. Unseren vielen lieben Dank werfen wir durchs Netz zurück.Read more