• Söhlde

    25–26 feb., Alemania ⋅ ☀️ 9 °C

    3.165 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 128 km/ Gesamt 384.489 km / Ø121,48 km)

    Landvergnügenhof
    Hof im Greth
    Söhlde
    Deutschland

    Nicht an jedem Morgen bin ich der Glückspilz, der in so grandiose Farbenspiele hineinläuft. Oft genug ist der Morgen wie heute, wo alles zäh, mühsam und langsam läuft. Ich komme nicht früh genug hoch, Hilde erbricht sich vor den Sitzen, wir stiefeln in Sandalen durchs nasse Gras. Die Sonne geht auf, ich stelle fest, dass ich im abendlichen Video von Ziegenkäse auf einer Schafsfarm geredet hat, aber keiner hats bemängelt.

    Der Blutdruck ist niedrig, der Kühlschrank ist voll, der Hund schlabbert geräuschvoll seinen Napf leer, ich koche Wasser für den Porridge. Gestern haben wir zwei neue Reifen für vorne bestellt, mein Sohn legt einige große Scheine dafür für mich als Geschenk auf den Tisch. Der Hund haart, es wird Frühling, oder sie hat Stress, im Bus staubt es wie verrückt. Ständig habe ich Hundehaare auf jedem Gegenstand.

    Ich habe reduziert. Das Brotmesser und das große Brett haben sich verabschiedet, ich muss neue Medikamente bestellen, und vom Reisedoktor mal wieder den Bestand überprüfen lassen. Manches kann man ja länger über den Zeitraum hinaus gebrauchen, aber anderes führe ich jetzt neun Jahre mit mir rum.

    Ich weiß noch, wie wir damals losgefahren sind. Der Bus rappelvoll, für vieles gab es einen Ersatz, statt Bücher zum Verkauf hatte ich viele zum Lesen mit. Sogar eine Leinwand, um noch mal in Ruhe meine DVDs anschauen zu können. Die Schublade unter der hinteren Sitzbank voll mit CDs. Heute gibt es den Rest in zwei Sammlern, die nicht mehr Platz einnehmen wie zwei große Brockhausbände. Videos habe ich nie im Bus geschaut, und nur selten packe ich den CdPlayer aus.

    Dafür war ich vital, und wir sind oft genug vorm Frühstück zwei Stunden zu Fuß unterwegs gewesen. Das Hochdach ließ sich noch öffnen und meine Haare trugen die letzte Farbe der früheren Renaturierungskampagne, damit ich nicht so alt neben meiner jüngeren Freundin aussehen würde, weil Grau oder Weiß ja nicht zum Image passt.

    Heute sind von den früheren Freunden nur wenige noch übrig. Die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man, und mit den Jahren vergisst man schneller. Geblieben sind die, für die Raum und Zeit keine Rolle zu spielen scheint. Die uns nicht vergessen, selbst wenn wir nur wenig und selten Persönliches miteinander teilen. Da bekommt im Herzen verbunden eine ganz neue Tiefe.

    Hilde liegt derweil unter meiner Jacke, mein Porridge ist fertig, und die Sonne scheint mir in den Nacken. Gestern sind wir fast sechstausend Schritte, über vier Kilometer, gelaufen. Morgens nach diesem irren Farbenpotpourri den Enkelzwerg zur Tagesmutter gebracht, und dann mit dem Sohn einen langen Spaziergang gemacht. Hilde war ganz aus dem Häuschen vor Freude, und ich am Ende ziemlich erschöpft.

    Am Nachmittag spendiert mein Sohn uns zwei leckere Windbeutel, ich kleckere mir wie ein kleiner Junge den Puderzucker auf den Pullover und habe Sahne an der Nase. Heutzutage scheinen wir beide nochmal besonders viele Erinnerungspunkte füreinander zu sammeln. Ich bin abends sehr bewegt und bete darum, dass Gott uns noch viele solche Momente schenkt.

    2018 ist er nochmal mit uns gefahren, sieben Wochen lang quer durch Skandinavien, bis wir Drei oben am Nordkap stehen. Arm in Arm und Hilde zwischen uns. Das kann uns keiner nehmen. Am Ende dieser Reise haben wir Katja von 'Peace Love and Om' getroffen, die das erste Video über uns veröffentlicht hat. Wenn du sehen willst, wie jung wir damals waren, hier ist der Link.

    https://youtu.be/P_mg7jxjZ9Y?si=z1ntulmI15930Ckp
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