• Kupplungspedal

    2.–3. Mai in Belgien ⋅ ⛅ 24 °C

    3.232 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 0 km/ Gesamt 392.415 km / Ø121,41 km)

    Parkplatz (frei)
    VW Werkstatt
    Region Antwerpen
    Belgien

    "They work on it", sagt der Manager auf meine Frage nach dem aktuellen Stand der Angelegenheit um unseren blauen Bus. Der Mechaniker hat sich den Schaden angesehen, und jetzt warten wir darauf, ob und wann eine Reparatur möglich ist.

    Nichts geht in den nächsten zwei Wochen, war die erste Auskunft am Morgen. Vielleicht am Ende der zweiten Woche, ergänzt er freundlich. Sie sind sehr nett zu mir, hilfsbereit, zuvorkommend. So ein T5 California mit 790.000 km in zwanzig Jahren kommt einem dort auch nicht alle Tage vor die Augen.

    Also warten wir. Im extremsten Fall bleiben wir übers Wochenende im Bus vor der Tür, bekommen für eine Woche vom Versicherer einen Leihwagen, um alle wichtigen Termine in der nächsten Woche abwickeln zu können, und kommen danach wieder zurück zum Bus und warten.

    Aber davon sind wir aktuell noch weit entfernt, so hoffe ich zumindest. Auch heute ist die Sonne mega heiß, obwohl hin und wieder kleine Wolkenformationen über uns hinwegziehen. Vorgestern morgen sind wir noch in Watten am Fluss Aa, und brechen nochmal früh auf, um einige fehlende Lebensmittel im Carrefour zu kaufen. Besonders den leckeren Menthesirup möchte ich habe, den ich liebe zu trinken. Zwölf Flaschen sollten mich weitgehend durchs Jahr bringen, bevor wir wieder nach Frankreich kommen.

    Ein paar hundert Meter nach den Einkauf gibt es auf der linken Straßenseite, hinter einem gut besuchten Bäcker einige Parkplätze unterhalb überwachsender hoher Bäume und Sträucher. Wir parken ganz links und haben einen optimalen Sichtschutz, sodass Hilde schlafen kann, und mir die letzte Geschichte einfällt.

    Als es uns hier dann auch zu warm und zu unruhig ist, fahren wir weiter zu einem kostenlosen Stellplatz in Sint-Maria-Aalter, wo wir einen Seitenplatz an der Hecke haben, sodass ich die Seitentür auflassen kann, bis die Sonne zu tief ist, und uns ins Herz scheint. Durch den vorgelagerten Parkplatz und die umgebenden Straßen ist der Platz ziemlich unruhig, allerdings gibt es gegenüber ein kleines Wiesengelände mit Bäumen und Bänken, auf dem wir uns vertreten können. Für ne Übernachtung reicht es aus, auch wenn der nächste Tag mit einem Gottesdienst in der nahen Kirche den Parkplatz überfüllt.

    Eigentlich waren wir auf dem Weg zu einem Besuch Richtung Rotterdam, den unsere Freundin kurzfristig abgesagt hat, sodass wir die Nase nach Osten richten und nach kleinen Wegen und schönen Kanälen auf der Autobahn um Antwerpen im Stau stehen. Den gibt es im Gegenverkehr Richtung Nordsee schon seit einer Stunde, denn scheinbar jeder Zweite will ans Meer.

    Endlich im Osten der Stadt angelangt, ist Mittag durch, und ich brauche einen Schlafplatz. In Grobbendonk, nicht weit entfernt von der Abfahrt ist ein Stellplatz für Wohnmobile, Lastwagen und PKW um ein Sportgelände herum, von einer befahrenen Straße durchquert.

    Hier im Schatten schlafen wir eine Stunde, dann lädt uns der Abschleppdienst hinten drauf, und bringt uns zur VW Werkstatt. Das Kupplungspedal hat keinen Widerstand mehr, aus einem der Zylinder tritt Bremsflüssigkeit aus. Entsprechend der Lage des defekten Zylinders wird die Arbeit drei bis vier Stunden dauern, und achthundert Euro kosten, wenn der Umbau glatt verläuft. Der Einbau wird aber erst am 12. Mai erfolgen, eine niederländische Freundin wird uns am Montag vormittag abholen und nach Aachen bringen, (und hoffentlich eine Woche später zurück),
    damit wir dort für sieben Tage einen Leihwagen vom Versicherer bekommen, um die wichtigen Arzttermine wahrnehmen zu können.

    Wenn du uns finanziell unterstützen willst, würde ich mich sehr freuen. Hier sind die entsprechenden Kontodaten.

    Die Überweisung mit den entsprechenden Kontaktdaten auf mein Konto bei der

    Nord LB Braunschweig

    IBAN: DE72 2505 0000 0201 4093 07

    BIC: NOLADE2HXXX

    Kontoinhaber: Peter Kopfermann

    Zahlungen per PayPal sind unter der E-mail Adresse möglich - bitte unter "Freunde" überweisen -
    spaziergaenge.mithilde@gmx.de

    Als der Abschleppdienst uns hier absetzt, sind wir in einem Industriegelände angekommen, und die erste Nachricht lautet, dass die Firma erst wieder am Montag ihre Tore öffnet. Da muss ich doch erstmal sehr schlucken, obwohl ich mit allem Lebensnotwendigen ja ausgerüstet bin. Außer Wasser, denn da haben wir nur noch fünf Liter. Das wird sehr knapp für vier Tage, aber zum Glück gibt es noch Säfte.

    Wir machen einen Abendspaziergang, Grün gibt es genug um uns herum, Bäume und Licht sind hinter uns. Wir sitzen im lauen Abendwind in der offenen Tür, und ich überlege, was der Sinn sein könnte, dass wir hier stehen. Einer meiner ärgsten Feinde im Leben ist die Sorge, gebunden zu sein. Mich nicht aus eigener Kraft fortbewegen zu können, und unter mich verstehe ich natürlich auch den blauen Bus.

    Wenn ich glaube, dass Gott unsere Wege leitet, dann ist Ihm ja auch unsere aktuelle Situation bewusst. Also kann ich um mich schauen, und meine Knackpunkte betrachten. Sozusagen meine Reise auf den Kopf stellen und überlegen, an welchen Ecken und Kanten ich noch schleifen sollte.

    Wie gehe ich mit meiner Zeit um, mit meinen Lebensansprüchen und -inhalten, meiner Lebensbalance. Auch meine Reisepläne und meine Wünsche muss ich betrachten, wenn ich ehrlich zu mir sein will.

    Ich habe immer so lapidar gesagt, wenn der Bus nicht mehr fährt, dann warte ich halt, bis er repariert ist. Wenn das jetzt zwei Wochen dauert, dann müsste ich da durch, obwohl es mir nicht leicht fällt. Und würde es gar nicht mehr weiter gehen, dann müsste ich auch eine Lösung finden. Alleine schon, um zu überleben. Denn darüber bin ich mir im Klaren, dass unsere Reisen auch meine Überlebensstrategie im Alter sind.

    Als ich meinem Sohn letztens erzählt habe, ich könnte ja mit Hilde Rad fahren, also sie in einem Anhänger ziehen, hat er sich schlapp gelacht. Was ich gut verstehen kann. Wir brauchen schon ein kleines Haus aus Blech, um darin schlafen zu können.

    Die Nacht ist recht ruhig, nachdem noch zwei Fahrzeuge rechts und links neben uns geparkt haben, und mich Hilde's Gebell jedes Mal geweckt hat. Als morgens die Mitarbeiter des Unternehmens vor der Tür sich treffen, schnappe ich mir den Stock und Hilde, um mal einen Begrüßungsschwatz zu führen, und schon mal ein bisschen mich vorzutasten.

    Dann heißt es zu warten, und die Zeit sinnvoll zu nutzen. Die Wasserkanister kann ich in der Firma auffüllen, damit wir übers Wochenende hinkommen. So kann es gehen, wenn man unterwegs ist, und in einem alten Bus lebt.
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