• Saltfjellet

    Jul 8–9 in Norway ⋅ ☀️ 10 °C

    Es ist der Tag der Tunnel und Berge, der Sonne, der Bremsen, der Moskitos und des Schnees. Der blaue Bus läuft schlecht und quält sich mühsam bergauf, während man ihn talwärts kaum stoppen kann. Er hat so seine Tage, aber ist zum Glück meist deutlich pflegeleichter.

    Wir sind auf dem Weg von Tømmerneset nach Rognan, und durchqueren ca. 15 Tunnel, der längste hat knapp 2,3 Kilometer. Dazwischen gibt es noch den mit 4,5 km, den wir über die alte Passstrasse umgehen, ein einsames Bergundtalvergnügen.

    Dem stehen eindeutig die Pausen entgegen, denn sobald wir den Bus verlassen, stürzen sich die Moskitos auf mich. Das kann ich grad noch so ertragen, aber die fussfliegenden, riesigen Bremsen mit ihren schmerzhaften Bissen jagen mir schon einen Schrecken ein, sodass ich bei ihrem dreifachen Angriff wieder in den Bus springe.

    Erst außerhalb von Rognan, auf dem freien Feld im Wind gelingt der dringend notwendige Spaziergang mit Hilde, während vom nahen Ort der Geruch von Feuer meine Nase berührt, die von der Sonnenwärme gut warmgehalten wird.

    Es gab in der Nähe einen Parkplatz an der E6, auf dem wir vor einigen Wochen übernachtet haben. In der Zwischenzeit hängen Verbotsschilder dort, eine Tendenz, die ich für die gesamte nördliche Region in den nächsten Jahren befürchte. Den Radfahrern und Wanderern, den kleinen Bussen und denen mit den Dachzelten, wird man gestatten, frei zu stehen oder zu zelten. Aber für die großen Camper werden die Verbote fortgeschrieben. Bei ihren Besitzern geht man davon aus, dass diese in der Lage sind, einen Campingplatz zu bezahlen.

    Leider sind es auch die, die trotz der Verbote ein Campingverhalten auf Parkplätze demonstrieren, ja geradezu provozieren. Ich habe ja schon mal erzählt von den demütigen Reisenden, die sehr wohl sich an die Vorschriften und Regeln halten, egal welche Fahrzeuge sie fahren.

    Dagegen stehen die arroganten Reisenden, die glauben, mit ihrem Geld gehöre ihnen das fremde Land, und deshalb nehmen sie sich ihre vermeintlichen Rechte, begreifen aber nicht, dass sie die Nagel zum Sarg des freien Reisens sind. Die einschlägigen Apps sind dabei unglücklicherweise der Bote des oft schlechten Geschmacks. Für freie Plätze wären offene Augen ausreichend, aber wir lieben es ja bequem online.

    Übrigens zeigt der Süden Norwegens den Reisenden ja bereits den Zeigefinger, und man fordert für die meisten Plätze schon Geld, während die anderen Orte Übernachtungsverbote mit sich tragen. Wie letztes Jahr erlebt.

    Uns wird das nicht so sehr betreffen, wir fliegen unter dem Radar, und finden immer noch einen stillen Schlafplatz für die Nacht. So halten wir im Saltfjellet auf einem der großen Parkplätze neben einigen Campern und dem üblichen nächtlichen Lastwagen mit Kühlaggregat, das mich nicht sonderlich stört.

    Vorher waren wir noch kurz am Polarcenter für ein Erinnerungsbild. Auf den beiden, noch kostenlosen Parkplätzen standen die Camper dicht nebeneinander, das besondere Feeling des Hierbinichgewesenseins klebt jetzt im Cockpit. Hilde hat gleich einen Schreikrampf bekommen, sodass wir vondannen geeilt sind.

    Irgendwann verschwindet die Sonne hinter einem Schneeberg und leuchtet um drei Uhr morgens bei dem letzten verbliebenen Grad Celsius über der Frostgrenze den leeren Parkplatz an. Obwohl der Wind angenehm kühl ist, hat die Sonne schnell an Kraft gewonnen, und hüllt den blauen Bus ein, während Hilde nach dem Frühstück wieder schläft.

    Parkplatz (frei)
    Google Code
    9FRQJ9WV+3H
    Saltfjellet, Norwegen
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