• Aarsand

    11–12 jul., Noruega ⋅ ☁️ 17 °C

    Manchmal. Wenn ich morgens rausschaue, versuche ich mich an den gestrigen Tag zu erinnern, wo wir aufgewacht sind. Das ist oft schon so weit weg, und ich mache mir eigentlich nie die Mühe, die Reise rückwärts zu denken. Nicht, dass sich die Bilder überlappen, sondern eher, dass sie da waren, und ich mich an ihnen erfreut habe, aber mit der Nacht ins Vergessen abtriften.

    Alle 14 Tage schicke ich eine Auswahl meiner schönsten Aufnahmen an Menschen, die sonst nicht an unserer Reise teilhaben, aber gerne auch mit einem kleinen Text auf dem Laufenden gehalten werden möchten. Dann denke ich gerne, ach was habe ich doch Schönes erlebt.

    Facebook bietet mir immer wieder Erinnerungen an, vor einem Jahr, zwei drei vier Jahren. Ich beachte sie wenig, denn ich müsste oft lange überlegen, wo ich damals war. Und ich wüsste nicht, was mir durch den Kopf gegangen ist in dieser Zeit. Nostalgische Reisebilder tauchen auch bei anderen Menschen in den Sozialen Netzen auf. Ja, sie verbringen eine anstrengende Zeit mit der Aufarbeitung solcher Reisen, um für sich Resümees ziehen zu können.

    Das ist wie alte Tagebücher lesen. Interessant vielleicht, aber auch langweilig, und letztendlich doch unbefriedigend, weil es für die aktuelle Situation wenig Nahrhaftes bringt. Zumindest geht es bzw ging es mir so. Heute hätte ich gar keine Zeit mehr, in meiner Vergangenheit zu blättern. Selbst in meine Bilderkiste schaue ich selten.

    In meine Gedanken unterwegs kommt manches Mal eine unbewältigte Erinnerung, die ich dann versuche zu bearbeiten, um sie wieder weglegen zu können. Nur mit meinen gravierensten Fehlern geht das nicht so einfach. Manches muss ich in Gottes Vergebung legen, um mich zu lösen, weil ich menschlich nichts mehr regeln kann.

    Durch Hilde's Erkrankung bekommt unsere gemeinsame Gegenwart einen besonderen Mittelpunkt. Es gibt viele Jetzt - Momente von spontaner Intensität, die sich auch in meiner realen Wahrnehmung widerspiegeln. Ich erlebe jeden Tag intensiver und muss ihn einfach kurzfristig auch beenden, um frische Kapazität für mich freizulegen.

    Wir starten ins Blaue, bekommen eine Fähre nach Holm, wo die Kirche nahe dem Strand weithin sichtbar ist, und enden auf einem Seitenstreifen zwischen hohen Felsen in einem Tal, in dem die Ruhe manchmal so greifbar ist wie in dem Video.

    Zur Nacht bleiben wir auf einem Streifen Lehm hinter Felsen und mit Blick über einen See, der einem weitläufigen Fjordsystem angeschlossen ist. Die Sonne wandert hinter Wolken, die manchmal ihr Licht auf die Wellen wirft. Ganz leichter Wind, der das Wasser kräuselt, mir graust es schon vor den Plagegeistern, die auf uns warten. Aber Hilde muss raus, da beißt die Maus keinen Faden ab.

    Laut Google ist das, "eine deutsche Redewendung, die bedeutet, dass etwas unabänderlich, endgültig oder unvermeidlich ist. Es ist eine Redensart, die verwendet wird, wenn eine Tatsache feststeht und nicht mehr diskutiert oder verändert werden kann. Die Redewendung drückt aus, dass eine Sache besiegelt ist und es keinen Ausweg oder keine Möglichkeit zur Änderung gibt."

    Na dann, lange Hose und Jacke an, und raus in die Morgenluft. Und just in diesem Moment scheint die Sonne durchs Fenster der Seitentür!

    Parkplatz (frei)
    Google Code
    337G+J89 Aarsand, Norwegen
    Leer más