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- Day 8
- Saturday, July 12, 2025 at 11:21 AM
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 25 m
NorwayHøylandet64°34’39” N 12°14’46” E
Grungstad

Peterchens Irrfahrt. Statt einer Reise unter dem vollen Mond, wie es die musikalische Historie von Peterchen uns vorgaukelt, ist unser wirkliches Leben auf Erden ein Spielball voller Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte, Erfahrungen und Erwartungen. Ein katastrophaler Mix unausgereift Gedanken und spontaner Entscheidungen.
Aus dem Bauch heraus kann total schön und unendlich blöd sein, nicht umsonst "reift" ein Baby dort neun Monate, wie ich es später höre von unseren netten Nachbarn am Ufer des Grungstadvatnet, die ein bisschen last movie schnuppern, bevor sie in wenigen Wochen zu Dritt sein werden.
Wir brechen am späten Vormittag von unserem Schlafplatz auf. Mit einem klaren Plan voll erwartungsfreudiger Perspektiven. An der unteren Verjüngung unseres Fjords treffen wir schräg gegenüber eines felsigen Wasserfalls, der sich in der See spiegelt, einen jungen Ukrainer aus den Niederlanden, dessen Reise aus Ahs und Ohs besteht.
So schön sei es hier, obwohl Schwermut im Raume schwingt. Mit einem Ukrainer im wehrfähigen Alter kannst du nicht so einfach ungezwungen sprechen, weil immer ein Warum in der Luft schwingt. Zum einen freue ich mich, weil sie dem Unheil entkommen sind, trotzdem hinterlässt ihr Verhalten die versteckte Frage nach dem Erlaubten. Darf ich das genießen, obwohl meine Großeltern im Kriegsgebiet in Lebensgefahr geblieben sind. Und ist meine Entscheidung nicht ein Kritikpunkt, müsste ich nicht auch dort sein, wo sie alle zu den Waffen greifen.
Wir können nicht einfach sprechen, weil sein Verhalten einen Rückzug andeutet, zu dem ich ihn gar nicht gedrängt habe, woher hätte ich auch das Recht dafür. Gleichzeitig fährt er ein Motorrad mit dem Landeskennzeichen, das seine Herkunft belegt. Was das beim Gegenüber auslösen kann, darüber wird er sich vielleicht langsam bewusst.
Er verhält sich ein wenig scheu, vielleicht bin ich auch zu direkt, obwohl ich mich für ihn freue, dass er diesen Frieden hier erleben kann, in einem Land, wo die Freiheit immer seltener eine so tiefbewusste Rolle im Leben der Menschen spielt, die immer unzufriedener mit dem politischen System, den hohen Steuern und Preisen, dem geringeren Gewinn leben.
Wir wünschen uns eine gute Reise, an dessen Ziel ich langsam zu zweifeln beginne. Trondheim möchte ich weiträumig umfahren, kenne aber mittlerweile jeden Umweg, und keiner findet einen positiven Widerhall in meinen Gedanken.
Ich meine mich zu erinnern, dass in der Gegend von Hoylandet ein toller Platz am See liegt, aber ich kann ihn nicht finden, weil ich auch nicht konkret nachschaue. Am Ende des Tages werde ich feststellen, dass wir 5,7 km entfernt vom Platz umgedreht haben, um eine Odyssee Richtung Steinkjer und schwedischer Grenze zu unternehmen, deren Richtungsfinger mich immer unglücklicher zu machen scheinen.
Hundert Kilometer Unsinn. Das passt zu allen Unglücken, die auch auf dieser Reise unerzählbar sind, aber unser Leben prägen. In Grong bei Esso bekomme ich frisches Wasser, kann meine Wäsche auswaschen, damit sie auf den Ablagen in der heißen Sonne trocknen.
Der Platz am See ist gut besetzt, Allrad steht protzig am Wasser, bewacht vom zweiten Hund am Platz, der Hilde das Leben nicht erleichtert. Aber sie kann wieder Stöckchen aus dem See apportieren, das Fell trocknet erst viel später im blauen Bus vollständig. Auch ich brauche Stunden, bevor der Körper von den vielen Mückenstichen so runterkühlt, daß ich schlafen gehe, aber dabei die Explosion der Farben am Abendhimmel in der Widerspiegelung auf dem See genießen kann.
Es ist weit nach Mitternacht, ein letzter Elchsuchblick, der See trägt seine Stille in die Nacht, in ihrem melodischen Gesang von zarter Endlosigkeit werden auch die letzten unruhigen Gedanken in meinem Kopf absobiert, kommt der Schlaf aus der Tiefe der Bettdecke über meinen Körper, dessen Gelenke am Morgen immer noch schmerzen. Zuviel zuwenig. Sei es dem Alter geschuldet, meiner gedanklichen Überheblichkeit des Forever Young. Oder vielleicht bin ich nur ein Opfer des gelben Planeten, dessen Spiegelungen meine Augen ermüden, sodass meine seelischkörperliche Unversehrtheit gleich den stillen Blättern der Birken in einem samstäglichen Ruhezustand versinken.
Auf jeden Fall könnte ich schlafen, so wie Hilde, die aber nur drauf wartet, bis wir endlich losgehen. Lets Fetz!
Parkplatz (frei)
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H6GV+GR7 Grungstad, NorwegenRead more