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- Day 22–23
- July 26, 2025 at 8:54 AM - July 27, 2025
- 1 night
- ☁️ 18 °C
- Altitude: 53 m
GermanyHandewitt54°45’16” N 9°20’0” E
Handewitt

Handewitt hat eine wechselvolle Geschichte, und rühmt sich einer bekannten Influencerin, Ann - Kathrin Bendixen, die unter ihrem Pseudonym 'Affe auf Bike' auch mir schon mal auf Instagram begegnet ist. Zudem trifft sich 'alle Welt' auf dem Wohnmobilstellplatz am Scandinavienpark, der ein kostenloses Übernachten kurz hinter der Grenze vor Dänemark anbietet.
Anonym ist das Stichwort, Abstand das Fremdwort, Tür an Tür die Regel. Das stört uns alles nicht, denn was außerhalb unserer vier Wände passiert, ist uns nachts ziemlich egal. Nur bloß weg nach dem Aufwachen, bietet sich ein Parkplatz am Wald für einen entspannten Einstieg in den Tag an.
Klein, grün, ein paar Hundebesitzer, und ganz ruhig. Es ist Samstagmorgen, sagt meine Medikamentenbox namens Horst, die ich wohl von ihm übernommen habe, und wir sind in Deutschland.
Denn als wir Mittwoch in Schweden einer jungen Frau mit ihren Kindern auf einem abendlichen Parkplatz freundlich begegnet sind, hätte ich ahnen müssen, dass es auch uns gen Westen treiben würden, wenn wir uns für den nächsten Abend nochmal verabreden würden, weil sie auf dem Heimweg waren.
Seit den schönen Tagen am Askevågen Viewpoint tingeln wir still durch die Lande. Nicht, dass uns keine netten Menschen begegnen, aber eben niemand, mit dem sich ein intensiveres Gespräch anbietet. Unsere Reise geht eindeutig südwärts, und obwohl ich es immer langsam gestalten will, weil wir ja keine Heimreise antreten, lässt sich dieser Sog schlecht vermeiden.
Hinterher ärgere ich mich oft, weil wir für die Verabredungen mit den Kindern und anderen Terminen plötzlich zu früh sind, und dann Zeit mühsam vor Ort überbrücken müssen, weil jeder sein eigenes Leben hat. Doch dieses Mal haben wir es besser getimt, sodass es keine Engpässe geben sollte.
Aber so treffen wir die Drei am nächsten Abend nochmal auf einem kleinen Wiesenplatz am See neben einen schmalen Straße, wo vereinzelt Häuser stehen, und Nachbarn uns so freundlich begegnen, als seien wir beste Freunde. Schweden entpuppt sich immer wieder als ein so angenehmes Reiseland, das man nur hoffen kann, dass Fremde sich auch diesem Anspruch an Freundlichkeit stellen.
Wir haben eine gute Zeit miteinander, verabreden uns zum Abschied auf ein anderes Mal und wollen gerne den Kontakt halten, was mich sehr freut. Die drei wachen einen Tag später auf Fehmarn auf, während wir noch einmal in Schweden geschlafen haben.
Mehr schlecht als recht, denn bei unserer Ankunft blinkt das Handbremszeichen, was bedeutet, dass ich Bremsflüssigkeit nachfüllen muss. Mein Schrauber macht mir Mut, ich könne das selbst, doch es bedarf eines Nachtschlafes, bis ich mir darüber auch im Klaren bin.
Gesagt, getan. Dann fahren wir los, nachdem Hilde spaziert und gefüttert wieder zufrieden ist. Ob ich vielleicht Surströmming mitbringen möge, diesen fermentierten Hering, der sogar in schwedischen Restaurants serviert wird, was man bei der Geruchsbelästigung kaum glauben kann. Leider sei nicht die Saison, sagt der Verkäufer im gut sortierten Ica, ich müsse im September wiederkommen.
Guter Vorschlag. Dann gehts auf die Fähre nach Helsingör in Dänemark und später über die kostenpflichtige Størebæltbrücke bei Odense, und die kleine, kostenlose Brücke vor Kolding, die Lillebeltsbro.
Wir haben den ganzen Tag Zeit für die Durchquerung von Dänemark, das sich in unterschiedlicher Wetterqualität präsentiert, und uns mit Sonnenschein vor einem schwarzen Unwetterhimmel verabschiedet. Doch das eigentliche Ungemach droht in den langen Staus an den Grenzstationen, wo die Dänen sorgfältig verschiedene Busse auseinandernehmen, und die deutschen Polizisten sich zu einer Demonstration versammelt haben.
Sie lassen uns nur langsam durch, halten aber keinen an. Andere bauen Strahler für die Nacht auf, während ihre Kollegen in Grüppchen zusammenstehen, und vermutlich die Planungen fürs gemeinsame Wochenende durchsprechen. Wer mit wem, und tanzen oder Kino, eine durchaus fröhliche Atmosphäre, die sich zur dunklen Stunde sicherlich verändern wird. Denn dann kommen die flüchtigen Gespenster aus den Büschen gesprungen.
Egal, wo ich seit über fünfzig Jahren herkomme, der deutsche Grenzübergang weckt jeweils die gleichen Gefühle. Der deutsche Willkommensgruß klingt immer spröde, vielleicht liegt das wirklich an unserer Sprache. Englisch, Französisch, Spanisch klingt da ganz anders. Irgendwie willkommener.
Aber vermutlich ist das meine persönliche Geschichte, geprägt durch jahrzehntelangem Misstrauen und zahlreichen Grenzverhören. Diese W-Fragen, die bei Kindern schon nervig sind, werden bei Erwachsenen schier unerträglich. Da fällt mir doch glatt die Begegnung in Norwegen ein, wieso ich mich nicht erinnern kann, wo ich die letzten drei Nächte geschlafen habe (und mit wem, hahaha).
Jetzt sind wir wieder im Lande, in einem kleinen Wäldchen, wo die Sonne mit den grünen Sträuchern verstecken spielt, und es ganz still ist. Guten Morgen, Deutschland.
Stellplatz (frei)
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Q8HM+9V3 HandewittRead more