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  • Day 4

    Tunnelweg oder es gibt keine Zufälle

    June 17, 2017 in Austria ⋅ ⛅ 18 °C

    Sich so als blutgeleckter und ebenso blutiger Anfänger den Tunnelweg auszusuchen, ist wohl vermutlich etwas irre. Aber - mit einigen Rutschpartien, die mir, angesichts des Abgrunds zu meiner Linken, doch etwas die Knie haben schlottern lassen - kam ich (Protektoren sei Dank!) heile unten an. Mal sehen, was die GoPro in den nächsten Tagen so hergibt. An manchen Stellen war ich zwar im Schneckentempo unterwegs, aber was soll's. Aller Anfang ist schwer & Hauptsache heile (aber mit Spaß) unten.

    NUR, heile unten ankommen, heißt noch lang net, heile dahoam ankommen... Ich also schön an der Bergstation die Protektoren aus und glücklich und befreit rauf aufs Radl und die Fahrstrasse Richtung Radweg hinunter... Tja, das war wohl ein bissl zu viel relaxed. Gebremst, um auf den Radweg abzubiegen, verbremst (weil ich wollt ja anzeigen wo ich hin will da mega viel los war auf der Straße) und zu schnell und da hab ich "ein Radl mit dem Radl" gemacht... Fazit: die Protektoren bleiben das nächste Mal dran bis ich daheim bin und bei meinem Unfallrisiko wäre wohl auch ein Fullface von Vorteil...

    Aber nett sind sie die Österreicher und unfassbar hilfsbereit. Und so kam es, dass ich, nachdem es wieder einigermaßen ging, im Cabrio einer sehr netten Dame saß, während ihre Freunde Ella hinterher fuhren. Und wie gesagt: es gibt keine Zufälle. Noch Tags zuvor hatte ich online einen Bericht gelesen über den Heli-Absturz einen Monat zuvor und dachte mir "wie furchtbar das für die Menschen, die zurück bleiben sein muss". Ich glaube ich brauche nicht zu erklären, wer da neben mir im Auto saß. Diese Geschichte und diese unglaublich starke Frau, haben mich zutiefst beeindruckt. Ich ziehe meinen Hut vor ihr. Mitten aus dem Leben gerissen, eine wunderbare, aktive und erfüllte Ehe führend und von heute auf morgen verändert sich unwiderruflich alles; das lässt einen doch recht demütig und nachdenklich zurück. Da relativiert sich doch einiges und gibt einem gleichzeitig zu denken, wie schnell alles vorbei sein kann... Wie wichtig erscheint es dann doch, sein Leben solang es geht, wirklich zu leben, erfüllt und ohne zu bereuen.

    Ich bin ihr wirklich sehr, sehr dankbar, dass sie mir in dieser Situation geholfen hat; ausgerechnet am Gedenktag für ihren Mann.
    Für sie war es wichtig, mir helfen zu können und zu sehen, dass es mir (außer Schürfwunden und nem geprellten Kinn) sonst gut geht und für mich war diese Begegnung, trotz der Schmerzen und einiger materieller Verluste, unglaublich wertvoll.

    Und die Hilfe fand auch auf dem Campingplatz kein Ende. Das Pärchen nebenan kümmerte sich liebevoll um Lila, damit ich mich mal ne Runde hinlegen konnte und der Mountainbiker zwei "Häuser" weiter, (den ich auch auf dem Karwendel traf - er wieder hinunter, ich noch weiter rauf) half mir mit einem (alkoholfreien!) Radler aus; Dank hier an seine schwangere Frau. Die Betreiberin machte die nächste geöffnete Praxis ausfindig (falls der Kopf mehr schmerzen sollte) und n Beutel Eis gabs auch fürs Kinn.

    Und irgendwas muss dieser Tag haben, denn kaum war etwas Ruhe eingekehrt, gab es lautes Quietschen und gellende Schreie... Ein Junge (warum auch immer er am Steuer sitzen durfte, sei mal dahin gestellt...; die Polizei kam auf jeden Fall dazu), überrollte das Zelt einer jungen, französischen Familie, bretterte dann den Hang hinunter und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Und wie durch ein Wunder, war niemand im Zelt. Die Familie mit den zwei kleinen Kindern, war auf einem Ausflug......

    Ich finde, heute reicht es mit Abenteuer und Unglücken. Und ich überlege ehrlich, ob ich morgen unbedingt paragliden sollte....
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