Pacific Crest Trail

março - agosto 2023
Taps taps taps für nen paar tausend Kilometer... Leia mais

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Mochileiros, Caminhada, Natureza
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  • Go with the flow

    12 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ 🌙 12 °C

    Liebes Tagebuch. Heute morgen ging es mir nicht gut. Ich fühlte mich einsam und kaputt. Kein bock. Die letzten Tage steckten mir in den Knochen und war mir unsicher was die nächste Etappe von 100 Meilen für uns auf Lager hat. Hilft ja nichts, denn es wird sich wieder ändern. Zum Glück konnte ich kurz mit Mariam telefonieren, nachdem ich meine Versorgungspakete und endlich meine Eisaxt bei der Post abgegeben hatte. Ich frühstückte im schäbigen Diner und sagte mir "Go with the flow" - the trail provides. Ich traf mich mit Steve, Katrin und Robert am Supermarkt. Katrin hatte eine Fahrt organisiert. Am White Pass angekommen wartete Johanna auf mich. Sie war vom Trail gegangen, weil kaum jemand Richtung Norden läuft. Mariam und ich hatten sie schon in Trout Lake kennengelernt. Nochmal Mückenspray eingekauft und einen guten Kaffee getrunken dann ab auf den Trail. Es war bereits ein Uhr. Steve war schon los und Peter und Ian schon seit dem Morgen unterwegs. Ja und dann passierte genau das was ich mir gewünscht hatte für den Tag: nämlich gar nichts. Der Trail schlängelte sich gemütlich durch den Wald, entlang von Weiden und an kleinen Teichen vorbei. Moskitos? Ein Witz im Vergleich zu den anderen Abschnitten. Wir holten Steve ein und gingen einfach. Ganz normal. Ohne großes Klimbim wie Abhänge oder so. Total langweilig. Total gut. Herzrasen bekam ich nur, als ich zwei Steinpilze fand. Ein großer labbriger und einen ganz knackig frischen. Wie gerne hätte ich ihn mitgenommen. Nach zwölf Meilen kamen wir an einen kleinen Bach mit ein paar super Camp Spots. Ich erspähte ein orangenes Zelt. Das könnte Ian sein. Ich fand ihn am Bach sitzen. Er freute sich uns zu sehen und wir blieben. Warum auch nicht? Der Town Day war wenig erholend und so kam mir ganz recht einfach ein bischen zu entspannen. Peter war weiter gegangen. Schade. Den holen wir uns morgen.
    Wir machten Essen und redeten allen möglichen Quatsch. Dann konnte ich die anderen überreden ein paar Yoga- und Stretchübungen zu machen. Leider war die beste Yogalehrerin Mariam nicht da.
    Was war noch? Nichts. Zähneputzen, gurgeln, Essen aufhängen und ab ins Bett. Go with the flow, liebes Tagebuch.
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  • Dem Rainer sein Nationalpark

    13 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 16 °C

    Liebes Tagebuch. Als ich heute morgen um kurz nach fünf aus meinem Zelt gekrochen kam standen auf der Weide neben meinem Platz ca 20 Elk oder Elche. Als sie mich bemerkten galoppierten sie davon. Ja gerne bitte mehr davon.
    Heute ging es ein bischen durch den Mt. Rainier National Park. Eben dieser Berg Rainer ist hier sowas wie der Star. Er ist omnipräsent und einfach gewaltig. Er zeigt sich immer und überall mit seinem strahlend weißen Gletscher. Aber auch das Drumherum kann sich sehen lassen. Einige schroffe Felswände sind neidisch auf ihn und versuchen ihn zu verdecken. Ohne Erfolg. Gegen Mittag treffe ich alte Bekannte. Wir waren uns schon mehrmals auf dem PCT begegnet, aber immer nur kurz, weil sie immer in die entgegengesetzte Richtung liefen. So auch jetzt. Wir schnackten ein wenig und sie fragten nach Phoenix. Ja an die Mariam musste ich heute auch wieder denken. Sie fehlt mir. Peter, Ian, Johanna oder Steve mit denen ich jetzt immer sporadisch unterwegs war/bin sind zwar toll, aber kein Ersatz. Peter habe ich heute leider nicht eingeholt. Morgen vielleicht. Auch wieder niemanden getroffen der Richtung Norden geht. Auch nicht überholt worden.
    Am Ende des Tages näherte ich mich dem Chinook Pass und plötzlich war die Hölle los. Die Berg Rainer Touristen. Sie kommen in Scharen um ihrem Star ganz nah zu sein. Manche nennen sie auch Day Hiker oder Muggles. Wie auch immer. Man erkennt sie am einfachsten am Geruch. Deo, Parfüm und ganz wichtig: dicke Bergstiefel. Ein älteres Paar spricht mich an. Sie kennen sich aus mit dem PCT. Wie mir die Knifes Edge gefallen hätte? "I nearly shit my pants" Sie lachen und erzählen mir, dass sie die schon öfters gemacht haben. Toll für euch. Wir unterhalten uns trotzdem noch ganz nett. Johanna kommt um die Ecke und sieht etwas kaputt aus. Am Pass machen wir zusammen Pause. Es gibt ein echtes Klo. Perfekt. Wir lümmeln am Rande des Parkplatzes rum, als eine Frau auf uns zukommt und fragt ob wir etwas brauchen? Eigentlich nicht. Danke. Sie geht zu ihrem Auto und holt für uns Süßigkeiten und Capri Sonne. Trail Magic. "You always need Calories!"
    Recht hat sie. Bei mir setzt langsam wieder der Hiker Hunger ein. Heute habe ich ständig Knast. Also rein damit. Ich frage sie dann noch, ob sie evtl meinen Müll mitnehmen würde. Natürlich. Wir gehen weiter und treffen auf den Sheep Lake mit ein paar tollen Camp Spots und KEINEN Mücken. Denn Berg Rainer duldet keine Mücken bzw fürchten sie sich vor ihm. Das alles obwohl Berg Rainer mit seinem Schmelzwasser die Tümpel, Bäche und Seen füllt aus denen die blutsaugende Brut entspringt. Es ist paradox. Wir bleiben.
    Es ist zwar toll mit anderen zu Campen, aber ich merke auch, dass mir ein Pausentag oder allein sein mal gut tun würde.
    Komischerweise sieht man von meinem Spot nicht Berg Rainer. Vielleicht muss er auch mal Pause machen. Zuviel Ruhm macht müde. Mit dieser Erkenntnis verkrümel ich mich in mein Zelt.
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  • Von Schmutz, Elk & der Hütte des Grauens

    14 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 19 °C

    Liebes Tagebuch.
    Heute ging es früh los. In der Nacht hatte der Wind ordentlich gepustet und es war angenehm kühl gewesen. Vom Sheep Lake ging es auf einen Minipass. Den Sourdough Gap. Der Anstieg war schnell gemacht. Eine wunderbare Aussicht wartete auf mich. Ja und dann hat der PCT seinem Namen alle Ehre gemacht. Es ging den ganzen Tag nur über Kämme, Sattel und Pässe. Wenn ich den Weg in der Ferne an einem Hang sehe frage ich nich immer wie man da hinkommt. Und zwei Meilen weiter ist man dann da und war aber auf dem Weg noch ganz woanders. Anders wurde es dann auch, als ich ein Burn Area betrat. Die Kulisse wechselte plötzlich von Heide nach The Road. So weit ich gucken konnte nur tote und verbrannte Bäume. Überbleibsel eines Feuers von 2019. Einzig ein paar Grashalme und Pionierpflanzen machten hier den Weg klar für neuen Bewuchs. Ansonsten war es staubig trocken und extrem warm. Der Staub kommt überall durch und vermischt sich mit Schweiss zu einer komischen Knetmasse. Alles klebt. Mein Socken ist zerrissen und im Schuh ist Dreck. Es erinnert an die Wüste. Unglaublich lang schien es her. Und so ging es meilenweit. Plötzlich standen da drei lebende Bäume. Ich setze mich in ihren Schatten und machte Lunch. Ich zog die Pause extra in die länge, um zu gucken ob vielleicht noch irgendjemand nach Norden geht und mich überholt. Einzig Johanna kam vorbei. Und dann war da ja noch Peter. Wie ein Phantom schien er vor mir herzugeistern. Ich frage öfters die Southboubder ob sie ihn gesehen haben. Er muss eine Stunde Vorsprung haben. Also Gas geben. Ich werde allerdings vom Wasser ausgebremst. Eine der Wasserstellen mit einer Schutzhütte verbreitet wohl das Norovirus. Zumindest werden viele Krank, die hier in der Hütte, auf dem Klo oder das Wasser getrunken haben. Also muss ordentlich aufgefüllt werden. Mit vier Kilo extra und schon 18 Meilen auf dem Tacho wird das mit Peter so nix. Ich spüre aber, dass er nicht weit sein kann. Ich will ihn unbedingt vor Snoqualmi Pass erwischen. Nachdem ich endlich den toten Wald hinter mur gelassen habe komme ich an der Hütte an. Es ist erst die zweite Schutzhütte die ich auf über 1000 Meilen gesehen habe. Sie liegt an einer riesigen Weide. Hier bau ich mein Zelt auf. Das Klo benutze ich vorsichtshalber mal nicht. Auch wenn es verlockend ist. Johanna kommt irgendwann auch an. Sie ist ziemlich im Eimer. Dann trudeln immer mehr Hiker ein. Alle kommen aus Norden. Einige bleiben und andere ziehen weiter. Unter ihnen ein völlig abgeranzter Hiker. Oberkörperfrei und aus seinem eh schon winzigen Rucksack ragt eine Ukulele. Er ist offensichtlich unter irgendeinem Einfluss. "What's the latest news, ya?" Na wenn er schon so fragt... ich weise ihn auf die Problematik mit dem Wasser hin. Er nickt, geht zum Bach und füllt seine Flasche auf. Hike your own Hike.
    Die Hütte liegt nahe einer Dirt Road. Irgendwann hören wir Motorenlärm. Ein paar Dudes kommen an ind wollen die Hütte angucken. Mein Wunsch, dass sie Bier dabei haben erfüllt sich nicht. Nur einer hat eine Kanne in der Hand. Sein Gesicht glüht unter der riesigen Sonnenbrille. Vermutlich der Fahrer und Anführer. Nach ein paar Minuten ziehen sie von dannen und es kehrte wieder Ruhe ein. Ich war gerade dabei mich nach der Lehre der Yogakönigin Phoenix zu stretchen, als ich auf der Weide Elk sehe. Nach und nach versammeln sie sich in sicherer Distanz. Ganz zum Schluss kommen die Kälber.
    Es ist wie TV gucken. Nur echt und besser. In der Werbepause bemerke ich einen neuen ziemlich lässigen Zeltnachbarn.
    Sein Name ist irgendwas wie Superfunky Lollipop. Der Snoop Dog des PCT. Mit einem dicken Joint saß er am Waldrand und beobachtete die Elk. "I wanna see one of the big boys. With horns." Er feiert es hart und ist am Stizzle. Ich bereite mich auf die Nacht vor und hänge mein Essen im Wald auf. Als ich zurück komme sind die Elk ganz nah gekommen. Und es sind unglaublich viele. Ich gehe zum Zelt, hole meine Sitzmatte und beobachte sie. Zwei oder drei von ihnen gucken immer ob die Luft rein ist. Plötzlich wieder Motorenlärm. Die Elk verschwinden. Ich bin sauer. Ich will Elk TV gucken. Ich gehe in mein Zelt und denke daran wie sehr Mariam dieser Anblick gefallen hätte. Also nicht wie ich in mein Zelt gehe, sondern die Elk. Aber es ist gut, dass ich dieses Satellitending habe, denn so bekomme ich liebe Nachrichten von ihr per SMS. Ich bin hundemüde. Es ist Freitag, im Wald wird es laut. Die Einheimischen fahren mit ihren Trucks durch den Wald und ballern rum. Na das kann ja ne Nacht werden...
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  • Die Jagd auf das Phantom

    15 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ⛅ 20 °C

    Liebes Tagebuch. Heute war Jagd. Ich wollte Peter endlich dran kriegen. Ich vermutete ihn ca 5 Meilen vor mir an einer Tränke und dass er wohl wieder so um sechs Uhr morgens losgeht. Er geht ca 2 Meilen pro Stunde und macht alles zwei Stunden eine Pause von zehn Minuten. Bei der Jagd ist es wichtig seine Beute zu kennen und zu studieren. Zwei Tage in Folge war er mir unerklärlicherweise durch die Lappen gegangen. Welch Schmach. Theoretisch hätte ich ne Stunde früher losgehen müssen, aber ich musste erst noch die Elk beobachten, die in der taubehangenen Wiese grasten. Ich schnürte die Schuhe und Griff zu meinen Passantenlanzen. Ich ging los. Flotten Schrittes. Schnell erreichte die Quelle und fand seine Fußabdrücke im Matsch. Ein Hiker saß daneben. Ich versuchte Informationen zu beschaffen. Ohne Erfolg. Er hatte ihn nicht gesehen. Komisch. Ich erhöhte das Tempo. An einer Anhöhe lag irgendein Typ unter ein paar Planen. Ich hatte mich kurz aufgeregt, weil ich dachte es sei Müll. Auch er hatte ihn nicht gesehen. Ich studierte die Karte. Nicht mehr weit und ein Anstieg würde bevorstehen. Meine Chance. Peter geht sehr langsam Berge hoch. Aber stetig. Ich aktivierte meine Hikerbeine und sprintete den Berg hoch. Keine Pause. Plötzlich kam mir jemand entgegen. Hatte er Peter gesehen? Er guckte auf seine Uhr. Vor acht Minuten sei er ihm begegnet. Ich lief sofort weiter. Kurz vorm Gipfel bekam ich noch mehr Infos von einem Southbounder. "Just around the corner"
    Er war ganz nah. Also weiter. Den Berg hinab. Aber kein Peter. Nur seine Fußabdrücke. Wie machte er das? Führt er mich etwa wieder an der Nase herum? Peter war früher australischer Diplomat. Hatte er etwa alte Verbindungen mit dessen Hilfe er sich wegtransportieren kann?
    Ich raste weiter den Berg hinunter. Um kurz vor elf hatte ich schon 12 Meilen runter. Noch einen letzter Sprint dann musste ich mal was essen. Wieder ohne Erfolg. Ich setzte mich unter einen Baum und drückte mir fast 1000 Kalorien und Kaffee rein. Dann schlief ich leider kurz ein. Johanna weckte mich, als sie eine Stunde später vorbeikam. Immerhin war ich erholt. Vier Meilen weiter gab es eine Quelle. Die letzte für eine ganz Weile. Außerdem war der Nachmittag angebrochen und für einen Australier mit stark britischer Ader musste er irgendwann seinen Tee trinken. Die letzte Chance. Kurz vor der Wasserstelle sah ich etwas durchs Gebüsch. Peter. Ich schlich mich an. Dann der Moment der Wahrheit. Ich rief mein "Juhuuuuuuu" und er wusste, dass die Spielchen nun zu Ende waren. Wir lachten. Die Niederlage wollte er aber nicht auf sich sitzen lassen. Er forderte mich heraus. Ob ich es noch zehn Meilen schaffen würde. Pffff. Na wollen wir mal sehen. Ich musste erstmal ein Fußbad nehmen und auf Johanna warten. Wir hatten uns hier verabredet. Peter machte sich auf den Weg. Kurz danach kam Johanna. Sie hatte sich lang gemacht und humpelte. Na vielleicht doch keine zehn Meilen. Aber als sie von dem Plan hörte war sie begeistert. Meine Jagd hatte sie angesteckt. Aber erstmal Pause. Ich hatte mein Ziel erreicht. Dann bereiteten wir alles für die Jagd vor. Wasser tanken, Energie zuführen. Wir machten ein paar Check Points aus, um zu gucken ob es mit ihrem Fuß gehen würde. Ab dafür. Am Tacoma Pass fand ich ein Camp einer Trail Crew. Freiwillige, die den Weg pflegen und mit großen Handsägen die Blowdowns entfernen. Ich fand die Crew ein Stück bergauf und dankte ihnen für ihre Mühen. Sie hatten gerade einen umgestürzten Baum klein gemacht über den ich sonst hätte drüber steigen müssen. Weiter bergauf. Ein Wanderer kam mir entgegen und fragte, ob ich Magpie sei. Verwundert bejahte ich. Er ließ mir von Peter ausrichten, dass er in sieben Meilen auf uns warten würde. Es klang so, als wenn er schon da wäre. Mysteriös. Und so ging es weiter. Alle die mir entgegenkamen stellten die gleich Frage und gaben die Info weiter. Süß. Als wenn er gar nicht erwarten konnte, dass ich ankomme. Die letzte Meile ging natürlich nochmal steil bergauf und da fand ich ihn wieder. Gemütlich an der Quelle mit seiner Tee Tasse und einem breiten Grinsen im Gesicht.
    Etwas weiter gab es eine alte Dirt Road mit viel Platz zum Zelten. Johanna kam auch an und freute sich über ihre höchsten Tagesmeilen. Peter jubelte. Well done. Wir aßen gemeinsam und dann war es Zeit fürs Bett...
    Liebes Tagebuch, ich glaube ich habe einen Trail Namen für Peter: Phantom.
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  • Embrace the suck.

    16 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☁️ 21 °C

    Liebes Tagebuch. Heute war fast alles ziemlich doof. Bis auf das Wetter und Trail Magic.
    Um fünf Uhr klingelte der Wecker. Ich bekam die Augen kaum auf. Also dreifache Portion Kaffee. Vergebens. Außerdem vermisste ich die kleine Mariam ganz doll. Ich fühlte mich einsam und verloren. Niemand da zum Quatsch machen.
    Johanna und Peter waren schon los, als ich noch meinen Krempel einpackte und nebenbei versuchte zu Frühstücken. Nachdem ich endlich losgekommen war spürte ich einen leichten Schmerz im linken Bein. Gestern war ich ausgerutscht und hatte meinen Knöchel etwas überdehnt. Der Schmerz war aber schnell weg. Nun war er wieder da. Super. Nach drei Meilen kam dann auch schon das Highlight des Tages. An einer Kreuzung stand eine Kühltruhe mit Bier und ein Bärenkanister mit McDonalds Frühstückszeug. Geil. Alles rein in den Leib. Besonders das Bier tat mir um halb acht morgens besonders gut, haha. Die Freude über das Bier hielt aber nicht lange an. Ich war immer noch müde, erschöpft, mein Bein schmerzte und ich fühlte mich immer noch allein, während ich durch den Wald wanderte. Ich bekam zum ersten Mal richtig Heimweh. Als ich Steinpilze am Wegesrand fand noch mehr, denn ich sehnte mich danach mit Mariam in die Pilze zu gehen. Dann dachte ich an meine Freunde und Freundinnen. Uff. Alles so weit weg. Und dann waren da noch die Gedanken an "meine" Band. Ich wollte sofort im Proberaum stehen und eine stark verzerrte Stromgitarre spielen. Ich dachte daran wie Niklas versuchte dabei einen Notenständer aufzubauen, Dr Matthes eine Bass Linie zu spielen und wie Tim mit 20 Minuten Verspätung durch die Tür stolperte. Es fehlte mir mit ihnen auf unserer Rampe abzuhängen. Oh weh. Voll mit all diesen Gedanken schritt ich den PCT entlang. Es war eine Qual. Und für heute standen 22 Meilen auf den Stundenplan. Das konnte ja was werden. Ich stolperte über eine Wurzel und wollte sofort mit einer Axt den ganzen verf***ten Wald abholzen.
    Mein Socken waren völlig zerfetzt und meine Schuhe so abgelaufen, dass ich jeden kleinen Kiesel spürte. Was für ein Scheiß. Meine Klamotten und mein Körper waren komplett verdreckt und stanken. Das hatte mich bis hier hin nicht gestört. Jetzt schon. An meinem rechten Bein lief Blut hinunter. Irgendwo aufgeschrammt. Egal. Ich wanderte so dahin und kriegte kaum noch etwas mit. Wie in Trance. Plötzlich kamen ein paar von diesen eklig blumig riechenden Day Hikern aka Muggles entgegen. Ob ich den PCT wandern würde? Nee, ich mach hier Badeurlaub, hab mich verlaufen und seh nur zufällig aus wie der letzte Heckenpenner. Fresse. Ein anderer PCT Hiker fragte "How's it going?" und ich antwortete "I feel like shit and need some sleep!" Damit war er wohl überfordert. Sowieso: Wenn man andere fragt wies geht kommt immer nur super awesome happy happy joy joy. Genau. Als wenn es denen nie scheisse gehen würde. Verlogene Hiker Trottel. In mir brodelte es.
    An einem Bach machte ich Pause und badete meine vom vielen Latschen angeschwollenen Mauken. Sie sahen ungefähr so aus wie damals der Schinken im Keller meiner Großeltern. Komisch verfärbt und in einer Salzlake schwimmend. Johanna kam vorbei. Von ihr bekam ich etwas Tape, um mein Bein abzukleben. Zumindest das half etwas. Sie war auch völlig zerstört. Peter kam etwas später dazu. Die drei Outsider des PCT. Peter das Phantom, der was weiß ich treibt, wenn er hinter einer Kurve, Kamm oder einem Baum verschwindet. Johanna, die mit der Einsamkeit des Nobo gehens nicht klar kam und wegen den allergischen Reaktionen auf die Mückenstiche schon mehrmals ihre Wanderung unterbrochen hatte, es aber trotzdem irgendwie hinkriegen wollte. Und ich, Magpie, der vom Thru zum Section Hiker wurde und versuchte irgendwie diesen Hike in dieser verrückten PCT Saison durchzuhalten, nachdem er seine Trail Family in Oregon vernachlässigt hatte.
    Immerhin war es schön die beiden in den Pausen oder im Camp um mich zu haben. Auch heute. An einem so doofen Tag.
    Bevor ich weiterging besprachen wir den restlichen Tag: oberstes Ziel war es Snoqualmi Pass zu erreichen. Sekundäres Ziel war es sich vorher nochmal zum Lunch am Mirror Lake zu treffen.
    Ich schritt langsam dahin, um meinen Fuß zu schonen. Es gab auch keinen Grund zur Eile. I will get there when I get there.
    Immer mehr Muggles kamen mir entgegen. Es war Sonntag und der nur noch eine Meile entfernte Mirror Lake zog die Bewohner von Seattle an. "Are you Hiking the PCT? How cool is that?" Ja. Nur auf Insta. (Und jetzt lass mich vorbei)
    "Is there a lake around." Ja. (Und jetzt laber mich nicht voll. "Do you know how we get back to the trail head." Richtung Süden gehts nach Mexico. (HDF).
    Ich erreichte den See und er war wunderschön. Konnte ich mich darüber freuen? Nein. Die Muggles waren überall und der Weg hier her war mega steil und in der prallen Sonne. Ich pfefferte meinen Rucksack auf den Boden. Lunch. Aus den Resten in meinem Fressbeutel bastelte ich mir in einem Ziploc Beutel eine Pampe Deluxe. Das ganze wurde von Senf, Hot Sauce und einem Portionsbeutel Essig zusammen gehalten. Es schmeckte fürchterlich. Trotz Senf. Ich legte mich ab und döste ein. Eine Wurzel drückte mir in den Rücken. Egal. Ich war einfach erschöpft. Im Halbschlaf merkte ich wie die anderen beiden ankamen. Ich raffte mich auf. Wir quatschten darüber was nach Snoqualmi Pass passieren sollte. Ich brauchte unbedingt eine Pause und neue Schuhe. Irgendwo hin trampen, oder so. Johanna ließ sich von ihren Eltern abholen, die nur 30 Minuten entfernt wohnten. Sie bat mir an mit zu kommen und mich morgen zu REI zu fahren um neue Schuhe zu kaufen. Das klang natürlich mega easy, aber ich hatte null Bock neue Leute kennen zu lernen. Ich willigte ein. Trotzdem. Doch vorher sollten noch neun Meilen gewandert werden. Egal. Ich ging einfach. Ganz Stumpf. Eine Gruppe Muggles blockierte den PCT und diskutierte über die optimale Größe ihrer Nalgene Flaschen. Im Vorbeigehen bewegte ich mich so, dass ich möglichst viel von meinem Geruch verteilte. Irgendwann war ich zu müde um schlecht drauf zu sein. Ich wollte nur schlafen.
    Eine Meile vor dem Pass wartete ich auf Johanna. Ich wollte mit ihr ins Etappenziel laufen. Peter war leider am See geblieben. Nur zu gerne hätte ich mit ihm noch ein Bier getrunken...
    Wir warteten an der Tankstelle bis ihre Eltern kamen. Und sie waren wie Johanna: laut, lebensfroh, herzlich. Sie stellten gar nicht in Frage, dass ihre Tochter einen völlig verwilderten stinkenden Hiker anschleppte. Ich nahm es hin wie sie waren, obwohl ich einfach nur meine Ruhe wollte. Ansonsten waren sie einfach die stereotype American Family. Ich konnte es kaum glauben, dass es wirklich so war.
    40 Minuten später waren wir in einem reichen Vorort von Seattle. Ein Haus, vier Autos, zwei Katzen, fünf Fernseher. Ich bekam das Zimmer ihres kleinen Bruders. Völlig unwirklich. Tür zu. Ich zog meine Socken aus und Erde rieselte auf den Fußboden. Ups. Ich fragte mich wirklich was ich hier gerade machte. Vermutlich 160$ die Nacht fürs Hotel am Snoqualmi Pass sparen und eine Menge Stress beim Schuhkauf. Ich ging duschen. Es dauerte ewig bis sich auch nur ansatzweise der Schmutz löste. Es war eine Wohltat. Wäsche konnte ich auch machen und während die Maschine lief machte ihr Vater mir ein Omelett. Es viel mir schwer all diese Herzlichkeit anzunehmen. Ich freute mich auf morgen, denn dann würde ich mir die schäbigste Absteige in der Gegend buchen und einen Tag lang nichts tun und niemanden sehen.
    Liebes Tagebuch. Manchmal muss man die Dinge so nehmen wie sie sind. Das war tatsächlich der schwerste Tag der ganzen Reise für mich. Morgen wird es wieder anders sein (hoffentlich). Never quit on a bad day. Embrace the suck.
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  • Motel 6

    17 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☁️ 22 °C

    Liebes Tagebuch. Heute Morgen ging es mir schon wieder besser. Ich hatte geschlafen wie ein Stein und meine Schmerzen im Bein waren weg. Ich packte meine Sachen und machte mich mit Johanna auf eine Shoppingtour nach Issaqua - ein weiterer Vorort von Seattle. Hier wurden einige Szenen von Twin Peaks gedreht. Sonst gibt es hauptsächlich Einkaufscenter und Fast Food Buden. Erstmal Kaffee von Starbucks und Snacks und Salt bei Trader Joes einkaufen. Dann ging es zu REI (die größte Outdoorkette in den USA) um neue Schuhe, Socken und Einlagen zu besorgen. Endlich. Meine Trailrunner waren nach 350 Meilen schon völlig runtergelaufen. Zumindest die Sohlen und Dämpfung. Zum Glück fand ich genau meine Schuhe um 50$ reduziert. Mit vollen Tüten und meinem Krempel setzte mich Johanna am nahegelegenen Hotel 6 ab. Ich bekam das Zimmer am letzten Ende des Komplexes. Genau da wo wohl alle zwielichtigen Gestalten geparkt werden. Ein paar Typen wohnten wohl auch in ihren Trucks und soffen sich einen rein. Fair enough. Ich machte die Tür zu. Ruhe. Endlich. Ich legte mich aufs Bett und machte erstmal gar nichts. Dann telefonierte ich kurz mit der kleinen Mariam. Das tat besonders gut. Ja und dann hab ich mich ausgeruht und endlich mal wieder Musik gehört. Stundenlang. Plötzlich war es draußen dunkel und irgendwann habe ich die Augen zu gemacht.

    Hier noch eine kleine Playlist zum heutigen Tag:
    https://open.spotify.com/playlist/6ttJCrOqqARgb…
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  • Dies Das Ananas - feat. Bobcat Pt. II

    18 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 26 °C

    Liebes Tagebuch. Ach wie schön war es in einem ruhigen Hotelzimmer aufzuwachen. Ok, die Klospülung hatte die ganze Nacht Rabatz gemacht, aber ich war zu faul die Badezimmertür zu schließen. Es gab noch ein paar Sachen zu erledigen auf die ich gestern keinen Bock mehr hatte:
    Als erstes ging ich meine ganze Ausrüstung durch und sortierte Dinge aus, die ich die letzten zwei Wochen nicht mehr gebraucht hatte: Schneekörbe für die Trekkingstöcke, Handschuhe samt wasserdichter Fäustlinge, ein paar Socken, mein "schweres" Merinoshirt, dass ich eh nur als Kopfkissenbezug genutzt hatte, die dicke Mütze, wasserdichte Socken und noch einiges mehr. Mein Rucksack sollte noch leichter werden, denn die nächsten vier Tage müssen ordentlich Höhenmeter gefressen werden. Ich packte den Krempel in eine Tüte und merkte, dass da gut ein paar hundert Gramm zusammengekommen waren. Leider würden die wieder dazukommen, denn ich wollte etwas an meiner Essensaufbewarung ändern. Das Aufhängen meines Fressbeutels kostete mir jeden Abend zu viel Zeit und Nerven. Einen geeigneten Baum zu finden war fast immer unmöglich und dann verheddert sich die Schnur in Ästen oder sie brechen ab und fallen einem fast auf den Kopf. Vom Auftüdeln der Schnur reden wir erst gar nicht. Es war ätzend. Es gab zwei Alternativen:
    1. Bear Canister. Ein Zylinder aus Hartplastig. Die sicherste Lösung. Nachteile: ein Kilo schwer, klotzig und nur schwer im Rucksack zu verstauen.
    2. Ur Sack. Ein Sack aus Kevlar, der um einen Baumstamm gebunden wird. Super einfach, gut zu verstauen und nur 300 Gramm schwer. Nachteile: teuer und es gibt Berichte, dass Bären die zwar den Sack finden, aber nicht an das Essen kommen, vor Wut sämtlichen Inhalt zu Brei boxen würden.
    Hier mal ein Video was Tiere so damit machen:
    https://youtu.be/U-H77zu8sRo

    Ich entschied mich für den Sack. Also ging ich nochmal zu REI, welcher nur 20 Fußminuten entfernt war. Auf dem Weg gabs Frühstück bei McDoof. Billig und der Kaffee ist gar nicht so schlecht da. Aber immer zu heiß.
    Nach REI ging es kurz in den Supermarkt, um sie Lücken im Proviant zu füllen. Dann zur Post um die Klamotten zu Stefanie zu schicken. Auf dem Rückweg machte ich noch Halt bei Trader Joes. Ein Supermarkt der zwar teuer ist aber leckere frische Salate und Brot im Angebot hat. Ich hatte keine Lust auf fettige Pizza oder Burger.
    Zurück am Motel 6 traf ich meine Nachbarn. Einer bastelte immer noch an seinem Fahrrad rum und der andere bohrte Löcher in die Motorhaube seines Trucks. Ich ließ sie machen und legte mich ins Bett. Mir vielen die Augen zu.
    Im TV lief zum hundertsten mal Jurassic World und die Mumie. Gegen vier wachte ich auf und sortierte meine Sachen und das Essen. Am Boden meines Rucksacks fand ich die sterblichen Überreste von einer Hand voll Mücken. In der Ecke türmte sich der Müll. Kartons, Umverpackungen, Dosen. Erneut unfassbar was da zusammen kommt.
    Mittlerweile hatte ich wieder richtig Bock auf den Trail. Besonders, weil Peter mit geschrieben hatte, dass er auch noch einen Tag Pause am Snoqualmi Pass machen würde. Die Bierauswahl ist wohl ganz gut da.
    Es war gut wieder eine Trail Family zu haben.
    Und da es morgen wild zur Sache geht wollte ich mich mit einem Thru Hike aufwärmen. Mein Hotel lag direkt am Lake Sammamish State Park. Dort gab es den 1,5 Meilen langen Homestead Trail. Ich machte mich auf den Weg. Nach ein paar Minuten war das Ding durch. FKT (fastest known time)!!!
    Ich fand einen kleinen Trail zum Ufer des Sees und legte mich an einen kleinen Strand abseits der Jugendlichen, die schwer damit beschäftigt waren sich voll laufen zu lassen. Als ich an ihnen vorbei ging boten sie mir Schnaps und Zigaretten an und grüßten mich mit "Hello Sir!". Gutes Benehmen.
    Ich verbrachte den Abend am See und als ich in der Dämmerung zurück ging da sah ich einen Luchs aka Bobcat. Nur ca 5 Meter vor mir. Wir schauten uns an. Doch als ich versuchte langsam mein Handy zu zücken, um ein Foto zu machen lief dieses wundervolle Geschöpf davon. Ach die Tiere. Der Luchs taucht immer auf, wenn sonst nicht viel passiert. Das macht er gut.
    Ich setzte meinen Heimweg fort. Am Motel 6 waren die beiden Dudes immer noch dabei etwas zu schrauben. Keine Ahnung was die antreibt.
    Liebes Tagebuch. Ich geh jetzt ins Bett. Ich bin gespannt was mich die nächsten Tage erwartet.
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  • Rückzug aus der Alpine Lakes Wilderness

    19 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 23 °C

    Liebes Tagebuch. Ach wat war das erholsam im Motel 6. Alle Akkus aufgeladen und ich hatte richtig Bock wieder auf den Trail zu gehen. Um halb neun holten mich Johanna und ihre Mutter ab, die uns zum Snoqualmi Pass brachte. Ich wollte noch ein paar Sachen in die Hiker Box packen, als mir Flipper One aus Köln in die Arme lief. Ich hatte ihn das letzte mal in der Wüste bei Nitzy dem durchgeknallten Trail Angel aus Banning getroffen. Ein wenig Trail Talk. Dann ging es los.
    Ich hatte ein etwas ungutes Gefühl, denn heute stand der Kendall Katwalk auf dem Programm. Ein Weg, der in den Berg gesprengt wurde. Auf der einen Seite Fels und auf der anderen ging es mehrere hundert Meter steil runter. Uff. Aber erstmal galt es 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Easy. Auf dem Weg hoch traf ich Phantom. Er freute sich wieder wie ein kleines Kind mich zu sehen. Ich mich auch. Also hoch den Berg. Irgendwann kamen wir an einen wundervollen Bergsee an dem wir Pause machten. Ich fragte Phantom wann denn der Katwalk kommen würde. "We just did it!?" Ok. Hab ich nicht so richtig mitbekommen. Ja es ging steil nach unten, aber der Weg war dermaßen breit, dass ich es einfach nicht gemerkt hatte. So kann man sich verrückt machen. Gegen drei setzten wir unsere Wanderung fort und nach der nächsten Biegung wurde es für mich brenzlig. Der schmale Pfad ging an einem Hang entlang. Wunderschön, aber einfach komplett exponiert. Mir wurde komisch und ich fühlte mich alles andere als wohl und sicher. Trotzdem ging ich weiter. Der Trail wurde immer steiler und es ging immer weiter nach oben. Puh. Nach einer Meile war ich dermaßen gestresst, dass ich eine Pause brauchte. In der ferne konnte ich sehen wie der Weg immer weiter an steilen Hängen entlang ging. Mein Unwohlsein wurde immer größer. Peter und Johanna wollten mir Mut machen, aber es half nicht. Eine zweite Knifes Edge brauchte ich nicht. Ich wurde wütend auf meine Höhenangst, als ich sah wie ein anderer Wanderer den Weg entlang joggte, als wenn es das normalste auf der Welt wäre. Ist es vielleicht auch, aber mein Kopf machte nicht mit. Ich bekam Angst. Nicht unbedingt, dass ich abstürzen würde sondern vor dem unglaublichen Stress und der mentalen Anstrengung. Es muss halt jeder Tritt sitzen. Und Angst davor, dass mir dieses Stück weg alles versauen würde. Die Lust am Wandern, an den Bergen. Und das obwohl auf dem PCT ständig solche Stellen waren, die ich ohne große Probleme gemeistert hatte. Aber die Knifes Edge hatte wohl etwas in mir verändert. Scheisse. Trauma. Ich wollte mich dem nicht aussetzen. Ich wollte weder mir noch den anderen etwas beweisen. Ich hörte auf mein Bauchgefühl und kehrte um. Ich sagte Phantom auf Wiedersehen. Johanna war so lieb mich bis zum Bergsee zurück zu begleiten. Trotzdem wieder Stress pur. Am See angekommen war ich erleichtert. Ich verabschiedete mich von Johanna und dankte ihr mehrmals. Auch sie hüpfte die ganze Zeit fröhlich den Weg entlang. Warum kann ich das nicht?
    Ja und dann saß ich wieder alleine da und dachte nach. Eine alternative Route gab es nicht. Mist. Tja, gescheitert? Oder schlau? Vielleicht beides. Ich wünschte mir die kleine Mariam herbei und fragte mich, ob ich auch umgedreht wäre, wenn sie noch hier wäre. Schwer zu sagen. Vermutlich. Ich fing wieder an zu vermissen und sehnte mich nach einer Umarmung. Wie sollte es nun weitergehen? Ich war ratlos. Vielleicht eine Nacht drüber schlafen. Ich baute mein Zelt in der Nähe des Sees auf. Es war hier viel zu schön, um missmutig und geschlagen ins Tal hinab zu steigen.
    Ich setzte mich an das Ufer. Ein Wanderer kam aus dem Norden vorbei. "How's it going?!" Ich wahr ehrlich und erzählte ihm wie ich mich gefühlt hatte. Er verstand und meinte, dass ich wohl auf dem Stretch nicht so viel Spass haben würde. Der Trail zieht sich wohl meilenweit so durch die Alpine Lake Wilderness. Das war beruhigend. War mein Bauchgefühl nicht ganz daneben. Ich fragte ihn nach dem nächsten Abschnitt. Seine Antwort war ebenfalls beruhigend. "You won't have any problems with that." Er machte sich nackig und sprang in den See.
    Flipper One kam vorbei und war verwundert mich hier zu sehen. Ich erzählte ihm was los war. Ich wusste, dass er mit dem Trail keine Probleme haben würde. So wie vermutlich die Meisten. Flippers Begleitung Mustard meinte ich könnte es ja in der Nacht machen. Dann sieht man das alles nicht. Äh. Nee?! Sie machten sich auf den Weg. Ich blieb grübelnd am Ufer sitzen.
    Liebes Tagebuch. Was war das nur wieder für ein Tag. Es ist immer was auf dem PCT. Ich bin traurig, dass mir die ganzen Ausblicke und Bergseen durch die Lappe gehen. Traurig, weil Phantom OAG (old aussie guy) und Johanna nicht mehr da sind.
    Ich bin froh, dass ich jetzt am See sitze, keinen Stress habe und mich richtig entschieden habe. Ich war doch hier um diese atemberaubende Landschaft zu genießen? Bin ich doch eher Waldschrat als Bergziege? Ein paar Mücken leisten mir Gesellschaft. Ihr Summen klingt vertraut. Morgen wird sich alles schon richten. Die Odyssee geht hoffentlich weiter.
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  • Nobo - Nowherebound

    20 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 20 °C

    Liebes Tagebuch. Ich hab tief und fest geschlafen. Fast bis um neun. Ich fühlte mich zerknittert. Gedanken es gestern nicht gepackt zu haben schießen mir durch den Kopf. Blödsinn. Ich habe mehr gepackt und gelernt auf dieser Reise als bei allen anderen Wanderungen zuvor. Statt miese Laune zu schieben erfreue ich mich an der wunderschönen Natur um mich rum. Nach über hundert Tagen hier draußen habe ich sie immer noch nicht satt. Erstmal Frühstücken und gucken ob der UrSack seinen Dienst geleistet hat. Er hängt noch an einem Baumstamm. Doch an ihm hängen ein paar Tierhaare. Hehe. Da hat doch irgendein lustiges Wesen der Berge versucht an mein Essen zu kommen. Ohne Erfolg. Ich mache mir Kaffee und meine Oats. Was kann ich nun aus meiner Situation machen? Aus mir dem Northbounder ist ein Nowherebounder geworden. Es geht nicht vorwärts und nur zurück. Ich entschließe mich den Tag hier zu verbringen. Ich hab genug Essen und Zeit sowieso. Das Wetter ist traumhaft. Das Beste aus der Situation machen! Unterhalb meines Campspots liegt der Gravel Lake. Ein riesiges Geröllfeld mündet in seine Nordflanke. Ein schmaler Pfad führt steil zu ihm herunter. Bei meiner Ankunft stoßen die Murmeltiere im Schutt ihre Warnrufe aus. Ich ziehe mich aus und geh baden. Das Wasser ist herrlich erfrischend. Jetzt bin ich wach.
    Meine Überlegungen was ich machen könnte enden in mehreren Optionen:
    - nach Hause fahren
    - nach Oregon flippen (das Gelände ist nicht ganz so wild und ich kenne ein paar Leute die dort unterwegs sind.)
    - nach Leavenworth/Stevens Pass skippen und mit Johanna und Phantom die nächste Sektion zu machen. Es zumindest zu versuchen.
    Nicht leicht sich zu entscheiden. Sowieso muss ich morgen erstmal gucken wie ich von Snoqualmi Pass weg komme. Hier oben gibts kein Internet, um mal eben die Busverbindungen zu checken.
    Ich wechsle den Platz. Wieder zurück an den anderen See. Mal gucken wer heute so über den Trail geschlendert kommt. Erstmal kommen nur Trailrunner und Rentner vorbei. Diese Strecke ist bei den Muggles beliebt. Bis zu den Seen und dann wieder zurück.
    Ich machte es mir gemütlich. Und da kam auch schon das nächste bekannte Gesicht. Starburst. Er kam aus dem Norden und ich hatte ihn zuletzt kurz hinter Kennedy Meadows getroffen, der Tag als wir auch schon einmal umgedreht waren. Er war völlig am Ende und meinte, dass der Weg extrem beschwerlich war und höchste Konzentration erforderte. Er würde bald den Trail verlassen. Zu hart. Zu anstrengend. Ich beruhigte ihn damit, dass der Trail bis nach Oregon die meiste Zeit viel einfacher sein würde.
    Als nächstes stand der Ur Sack Test auf dem Programm. Ein Streifenhörnchen kreiste schon die ganze Zeit um meinen Platz und kam immer näher. Es wollte an mein Essen. Und es wurde immer mutiger. Ich hörte es hinter mir rascheln. Da war es. Es hüpfte auf den Stein neben mir, dann auf meinen Essenssack und fing an zu randalieren. Ohne Erfolg. Ich scheuchte es weg. Das Spielchen wiederholte sich mehrmals. Dann musste ich laut werden. Es verschwand. Sicher würde es heute Nacht wieder versuchen meinen Sack zu plündern.
    Der Tag verging. Komischerweise war heute nicht so viel los wie gestern. Ein paar Weekend Warrior sollten doch noch drin sein. Aber nein. Es blieb ruhig und uch hatte den See für mich allein. Ich genoss einfach den Nachmittag und ging früh ins Bett.
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  • Alea Iacta Est - Tag der Entscheidung

    21 de julho de 2023, Estados Unidos ⋅ ☀️ 24 °C

    Liebes Tagebuch. Tja, heute habe ich mich entschieden. Ich werde nach Hause fliegen.
    Ich habe einfach keine Lust weiter nach Norden zu flippen und dann evtl wieder an einem Hang zu stehen, der mich endlos stresst. Ich habe keine Lust wieder 10 Stunden im Bus zu sitzen und in Hotels zu übernachten, um nach Süd Oregon zu kommen, um ein paar Meilen zu wandern. Es kostet unglaublich viel Geld und Zeit und während dieser Reise haben wir das schon zu oft gemacht. Ich würde wieder ohne Trail Family auf den Trail gehen. Ganz davon abgesehen habe ich nur noch etwas mehr als vier Wochen bis mein Visum abläuft. Und jetzt auf Teufel komm raus noch was zu reißen ist mir zu viel. Ist es die richtige Entscheidung? Das wird sich zeigen.
    Fest steht, dass dieses Jahr auf dem PCT alles andere als normal war. Nicht nur für mich sondern für viele andere auch. Das beruhigt mich. Viele haben vor mir den Trail verlassen und ich habe versucht das Beste aus dieser Shitshow zu machen. Aber irgendwo ist auch eine Grenze. Besonders, wenn ich nur noch gestresst bin. Nach dem ganzen Schnee, Stürmen, Regen, Gewitter, eisigen Nächten und sogar einem Erdbeben waren es nun die steilen und exponierten Passagen des PCT, die mir das wandern schwer gemacht haben. Wäre ich auf der Knifes Edge nicht zweimal ausgerutscht würde ich es vielleicht anders sehen. Aber nun ist es so. Und seitdem die kleine Mariam nach Hause geflogen ist war alles noch schwerer geworden. Mein Ziel mindestens die Hälfte zu erwandern hat nicht ganz geklappt... who cares?! Ich habe mir das "never quit on a bad day" zu herzen genommen. Mein Tag gestern war wunderbar und ein guter Abschluss.
    Also habe ich heute morgen meine Sachen gepackt und bin zurück zum Snoqualmi Pass gewandert. Ich ging sehr langsam, denn dieser Abschied vom PCT tut weh und fällt schwer. Ich wollte weg, aber auch nicht. Beim Abstieg kam mir Ian entgegen und ich freute mich riesig ihn nochmal getroffen zu haben. Wir quatschten bestimmt eine halbe Stunde lang, bevor sich unsere Wege trennten. Ich erreichte den Trail Head und musste erstmal alles sacken lassen und mit Mariam telefonieren.
    Dann hieß es alles zu organisieren - auch Stress pur. Zum Glück habe ich noch das letzte Zimmer im einzigen Hotel bekommen. Auf der Liste standen: eine Fahrt nach Seattle organisieren, Flug buchen und mit Stefanie aus Corvallis telefonieren wo noch Teile meiner Ausrüstung liegen. Hier erstmal noch ein ganz dickes Dankeschön an Stefanie, die sich wie eine Mutter um mich gekümmert hat. Obwohl wir uns nur ein paar Tage gesehen haben und ich sie vorher nicht kannte hat sie sich um mich gesorgt, als wenn ich ihr Sohn wäre. DANKE. ❤️
    Danke natürlich auch an meine eigene Familie, die aus der Ferne versucht hat mir beizustehen. Ja und nun sitze ich hier auf meinem Hotel Zimmer und die Gedanken fliegen mir durch den Kopf. Ich werde bestimmt einige Zeit brauchen, um ein Fazit zu ziehen. Was ich weiß: ich möchte keinen Tag vom PCT missen, so schwer manche auch waren. No regrets.
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