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  • Day 4

    Saint-Germain-la-Ville

    September 10, 2020 in France ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute lasse ich es etwas ruhiger angehen und pilgere in das 13 km entfernte Saint-Germain-la-Ville. Weil der Weg nur etwa 3 Stunden dauert, schlafe ich aus, frühstücke in Ruhe und begebe mich erst um 10 Uhr auf Wanderschaft.

    Ich komme durch die Innenstadt von Châlons-en-Champagne und statte der Kathedrale einen Besuch ab. Auch wenn es immer beeindruckende Gebäude und architektonische Meisterleistungen sind, war und bin ich kein großer Fan von Kirchen. Im Inneren faszinieren mich damit eigentlich nur die schönen bunten Fenster, die riesige Orgel und die mit Playmobil nachgestellte Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

    Im Touristenbüro hole ich mir einen weiteren Stempel für meinen "Crèdential de pèlerin" ab und begebe mich dann auf die offizielle Route der Via Francigena. Diese führt mich entlang der Marne aus der Stadt und hinein in den Wald.

    Dort mache ich um kurz vor 1 Mittagspause an einem kleinen Steg, der wie dafür geschaffen ist. Zu essen gibt es einen Fertigsalat von Lidl, den ich mit einer Dose Thunfisch aufpeppe.

    Von hier aus versuche ich dem Weg allein anhand der kleinen Wegweiser der Via Francigena zu folgen (Bild 6), was eigentlich auch ganz gut gelingt.

    Auf halber Strecke lichtet sich der Wald und ich finde mich auf einer sonnigen Lichtung an einer Flußgabelung wieder. Das Ufer hier besteht aus einer circa zwei Meter hohen Kante aus Sandstein, die geradezu zum Springen einlädt. An einer Stelle gibt es so etwas wie eine Zwischenstufe, die nur etwa 40 cm aus dem Wasser ragt, hier könnte ich also hochkommen.

    Ich entscheide mich, es zu wagen und ziehe mich vollständig aus. Der einzige, der mich sieht, ist ein Fischer, der auf seinem Boot 50 Meter flußabwärts treibt. Der stört mich nicht, entscheide ich, und springe.
    Das Wasser ist kalt und sehr sauber, perfekt eigentlich. Es war definitiv die richtige Entscheidung. Ich schwimme für ein paar Minuten gegen den Strom, um ansatzweise so etwas wie Muskeltraining zu betreiben und entscheide mich dann rauszuklettern.
    Ich habe die Höhe unterschätzt. Ich verbringe einige Momente damit, die ideale Stelle zu finden, und gebe alles, was ich hab um hochzukommen. Hochstemmen, Oberkörper ablegen, ein Bein hoch, dann das andere. Der Fischer, der geahnt hatte, dass es schwierig werden könnte, beobachtet währenddessen wie ich mich splitternackt abmühe, ans Trockene zu kommen. Der Anblick muss herrlich gewesen sein.

    Nach dem die Sonne mich getrocknet hat, geht's wieder weiter. Der Rest der Etappe verläuft, bis auf ein auf dem Weg geparktes Auto, ziemlich unspektakulär und ich komme um 16:30 Uhr in Saint-Germain-la-Ville an. Meine Unterkunft ist zwar mit 40 Euro die Nacht etwas teurer, dafür bietet mir die Besitzerin aber bei der Ankunft ein Bier aus der Region an, was mir zu diesem Moment allein die 40 Euro wert ist.
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