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  • Day 12

    Champlitte

    September 18, 2020 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute habe ich mit 29 km den bisher längsten Marsch der Reise vor mir. Ich habe noch vor Augen wie erschöpft und kaputt ich war, als ich am zweiten Tag die 28 km nach Châlons-en-Champagne gelaufen bin. Seitdem hatte ich von Strecken über 25 km abgesehen. Dieses Mal geht es nicht anders, aber gleichzeitig bin ich gespannt, ob ich, über eine Woche später, besser damit zurechtkomme. Ich bin zuversichtlich.

    Um 6 Uhr stehe ich auf, packe, fahre für meine Füße das volle Programm auf (Anti-Blasen-Socken, Hirschtalgcreme und Blasenpflaster) und frühstücke ausgiebig (zwei Quiches+2 Joghurts=1100 Kalorien), bevor ich mich noch früher als erhofft, um 7:15 Uhr, auf den Weg mache. Draußen ist es kalt und dämmert noch, aber ich möchte möglichst viel Strecke hinter mich bringen, bevor der unangenehme, warme Teil des Tages beginnt (immer ab 11:30 Uhr).

    Das gelingt mir ziemlich gut. Meine erste Pause mache ich um 10 Uhr an einer kleinen Hütte (Bild 5). Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon die Hälfte der Strecke geschafft. Der Weg bis dahin war ganz normal: Landstraße, Waldweg, ein paar hundert Meter nur Wald, ohne Weg (Danke Google)(Bild 4). Trotzdem ist alles viel grüner und damit einfach schöner, als es noch vor 150 Kilometern war.

    Ich nehme mir vor, es bis zur Mittagspause um 12 Uhr noch bis nach Coublanc zu schaffen, dem Ort, wo die heutige Etappe eigentlich laut der via francigena enden sollte, komme dort aber schon um halb 11 an und entscheide noch etwas weiter zu gehen.

    So kommt es, dass ich, kurz nachdem ich das nächste Département erreiche (Bild 6), mich um 12 Uhr auf ein paar Paletten an einer Scheune niederlasse (Bild 7) und offiziell Mittagspause mache. Diese habe ich mir reichlich verdient, denn vor mir liegen nur noch etwa 7 Kilometer und hinter mir 22. Meine Füße tun mir zwar etwas weh, aber es ist nichts, was 10 Minuten Füße hochlegen nicht wieder richten würden.

    Insgesamt verbringe ich über 1,5 Stunden mit Schlafen, Lesen, Sonnen und mache mich um kurz vor 2 wieder auf den Weg.

    Auch wenn die restlichen 7 Kilometer von der Szenerie her wieder viel zu bieten haben, sind sie gefühlt anstrengender als die ersten 22. Die Wärme, der Schweiß und die Sonne geben mir den Rest und ich komme wieder völlig fertig an. Es ist jedoch kein Vergleich zum zweiten Tag, an dem ich abends meine Beine nicht mehr bewegen konnte.

    Champlitte ist zwar die größte Stadt in der Umgebung, aber immer noch ziemlich klein. Es gibt ein Touristenbüro, wo ich mir den Schlüssel für meine heutige Unterkunft abhole, einen Supermarkt und ... ein Schloss (Bild 1+10 ). Dieses ist sogar ziemlich groß und beinhaltet ein Museum, welches ich mir unbedingt anschauen soll, rät mir die Dame im office de tourisme.

    Da ich kein großer Museenfan bin und nicht plane viel Zeit darin zu verbringen, tauche ich erst 20 Minuten vor Ladenschluss auf. Zu spät, findet das Mädchen am Schalter. Jetzt bin ich aber dort und würde mir gerne kurz ansehen, was dort ausgestellt ist, nicht aus Interesse, sondern aus Prinzip. Ich verwickele sie also in ein Gespräch über das Museum, ihre Englischkenntnisse und was man in Champlitte noch so machen kann. Als ihre Kollegin mit den letzten Besuchern in den Eingangsbereich kommt, tauschen sie kurz ein paar Worte auf Französisch aus und ich kriege eine halbstündige Tour durch die wichtigsten Teile der Ausstellung. Ausgestellt wird das Leben der Menschen im 19. Jahrhundert. Nichts, was man noch nie gesehen hat, und auf französisch besonders wenig reizvoll, aber ich habe meine Tour bekommen und darum ging es ja schließlich. Am Ende wünsche ich den beiden noch einen schönen Abend, bedanke mich für die Tour und mache mich auf den Weg in meine gîte, denn ich bin am verhungern.

    Zum Essen gibt es Nudeln mit Pesto und Würstchen und zum Nachtisch Snickers-Eis. Anschließend setze ich mich vors Rathaus, gegenüber von meiner Unterkunft und genieße das Gratis Wlan.
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