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  • Day 13

    Seveux

    September 19, 2020 in France ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Erfolge des gestrigen Tages motivieren mich dazu, erneut um 6 Uhr aufzustehen und mich um 7:15 Uhr auf den Weg zu machen. Es ist bloß eine Sache anders als an allen anderen Tagen: Es ist Regen vorhergesagt ab 7 Uhr. Ich packe also meine Regenjacke und -haube für den Rucksack nach ganz oben und traue mich vorsichtig vor die Tür.

    Von Regen keine Spur, es ist sogar wärmer als gestern morgen und ich marschiere guter Dinge die Hauptstraße entlang in Richtung des 23 km entfernten Seveux. Ich sehe einen malerischen Sonnenaufgang über einer märchenhaften Landschaft und Punkt 8 Uhr kommt der Regen.

    Es ist bloß Nieselregen, wegen welchem ich mir zunächst zu faul bin die Regensachen rauszuholen, aber als er nach einer halben Stunde nicht verschwindet, packe ich sie doch aus. Wie ich feststelle, hat sich das gelohnt, denn der Regen hört erst gegen 11 Uhr wieder auf. Vor 100 Kilometern hätte ich mich noch über den Regen gefreut, aber die Gegend hier scheint nicht solche Wasserprobleme zu haben und beim Wandern ist er eher unpraktisch.

    Zum Glück folge ich heute ausschließlich der Landstraße und muss keinen Fuß auf die nasse Wiese oder die matschigen Waldwege setzen. Stattdessen komme ich durch viele kleine Dörfer durch, die ich in meinem Kopf vergleiche. Hier ist eine Liste, sortiert nach Beliebtheit (absteigend).

    1. Delain (Unauffällig, aber mit einer Art überdachtem antiken Fußbad, das einen guten Spot für eine Frühstückspause abgegeben hat (Bild 7+9)

    2. Achey (Unauffällig, aber flach und am Ortsausgang waren Pferde und eine Kuhherde, die mich nicht nur beobachtet haben, sondern auch ein Stückchen mitgelaufen sind und angefeuert haben)

    3. Denèvre (Unauffällig, aber flach)

    4. Neuvelle-lès-Champlitte (schön, ordentlich, aber ich musste einen kleinen Berg hoch)

    5. Framont (Charakter, erstaunlich große Kirche, schöne Häuser, aber ich musste einen großen Berg hoch)

    6. Dampierre-sur-Salon (kleine Stadt mit zwei Supermärkten(!), lebendig, aber viele Autos, hauptsächlich Industriegebiet und kein besserer Ort für eine Mittagspause als eine Parkbank an der Hauptstraße (Bild 10) (und bei meinen Mittagspausen bin ich wählerisch))

    Nach der Mittagspause in Dampierre sind es nur noch 6 km nach Seveux. Diese sind irgendwann auch gelaufen und um halb 2 komme ich an. Mit dem Gastgeber habe ich 14 Uhr vereinbart, also bleibt etwas Zeit für ein Nickerchen auf einer Steinmauer am Bach.

    Bei der gîte werde ich vom 17-jährigen Sohn empfangen, der mir mein Zimmer zeigt und ein Bier anbietet. Diese Unterkunft ist ein wenig anders als die anderen, denn ich übernachte quasi bei einer Familie, in einem abgetrennten Bereich. Und das beste: Es gibt einen Pool. Zu diesem verschlägt es mich, nachdem ich meine Wäsche gewaschen habe. Der Poolbereich hat schon bessere Tage gesehen und das Wasser ist für meinen Geschmack zu kalt, aber ein paar Bahnen drehe ich trotzdem und lasse mich dann auf eine Liege nieder um zu lesen.

    Zum Abendessen um 19:30 Uhr sitzen der Vater, einer der zwei Söhne und ich zusammen und tauschen uns bei einem Glas Rosé und einem Reisauflauf mit Tomaten aus dem eigenen Garten über Deutschland, Frankreich und die Welt aus. Der Vater macht unter anderem deutlich, dass er das ländliche Leben bevorzugt und dass Städte, Flugreisen und Karrierepläne neuzeitige Phänomene sind, die den Menschen nur krank und unglücklich machen. Ich teile seine Meinung nur bedingt und so entsteht, auf französisch(!), ein lebhaftes Gespräch. Der Sohn mischt sich auch ein und ich erkenne, dass er mir bei vielem zustimmt, sich aber nicht traut das vor dem Vater zuzugeben. Um 21 Uhr ist dann aber auch wieder Schluss und für mich geht's Richtung Bettchen.
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