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  • Day 22

    Vulkanwanderung Acatenango und Fuego

    October 23, 2021 in Guatemala ⋅ ⛅ 17 °C

    In Guatemala gibt es 34 Vulkane 🌋. Vier befinden sich in unmittelbarer Nähe von Antigua und sind von der Stadt aus gut sichtbar. Fuego, der derzeit wohl aktivste Vulkan Guatemalas, ist einer davon. Bei schönem Wetter sieht er wie ein rauchender Kamin aus und bei Nacht ist bei grösseren Eruptionen sogar die rot leuchtende Lava erkennbar😮.

    Für uns war von Anfang an klar, dass wir mindestens einen dieser Vulkane aus der Nähe bestaunen wollten. Ebenso wollten wir uns nicht mit der bequemen Touri-Variante auf den Picaya zufrieden geben. Kurzerhand buchten wir deshalb das "Gesamtpaket" mit einer anspruchsvollen Zweitagestour auf den Vulkan Acatenango und einem Halbtagesausflug zum etwas weiter entfernt gelegenen Vulkan Picaya. Letzterer war im Sommer letztmals richtig aktiv und in der noch immer warmen Lava können die Tagestouristen Marshmellows grillieren🤤.

    Alle Wanderungen können nur geführt unternommen werden. Dies hat grundsätzlich nichts mit dem Schwierigkeitsgrad zu tun. Obschon die Trails teilweise bis auf 4'000 Meter über Meer führen, ist das Gelände nicht vergleichbar mit den Alpen🗻. Im Falle von Picaya kann man beim Wanderweg sogar schon fast von einer "Autobahn" sprechen. Problematisch sind eher die schlechte bzw. inexistente Signalisation und die sich hartnäckig am Leben haltenden Gerüchte über Wegelagerer und Raubüberfälle🔫 auf Individualwanderer. Inwiefern letzteres auch heute noch stimmt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Aber sowohl die Gastmutter, als auch unsere Lehrerinnen rieten uns dringend von einem "Solotrip" ab. Zudem kommt man bei einer geführten zweitägigen Acatenango-Fuego-Wanderung in den Genuss von drei Mahlzeiten sowie diversem Equipment wie Schlafsäcke, Zelte⛺ , Winterjacken (Übernachtung auf ca. 3'700 Meter über Meer) usw.

    Mit genügend Wasser, Snacks und voll geladenen Kameraakkus im Rucksack fuhren wir am Samstag mit unserer Gruppe zum Ausgangspunkt für den Acatenango auf 2'500 Meter über Meer. Neben uns gehörten Hillel aus Israel, Jad aus Kanada, Ludovic aus Belgien und Jaber aus den USA zu unserer internationalen Truppe 🇨🇭🇮🇱🇨🇦🇧🇪🇺🇲.

    Schon auf den ersten hundert Metern kamen wir alle gehörig ins Schwitzen🥵. Denn Moishe, unser Guide, hatte vor, uns als erste Gruppe ins Basiscamp zu führen. Das musste er gewissen Mitwanderer nicht zweimal sagen. Denn sowohl Hillel als ehemaliger Fallschirmaufklärer der israelischen Armee, als auch der kanadische Freeclimber Jad verstanden die Ansage als Aufforderung. So kam es, dass wir im Schnelltempo unterwegs waren und dabei fast ein wenig die Umgebung um uns herum vergassen. Insgesamt "durchwanderten" wir drei verschiedene Vegetationszonen, wobei uns vor allem der sich auf mittlerer Höhe befindende Nebelwald verzauberte. In diesem Abschnitt säumten mächtige Bäume mit langen Bartflechten den Weg und zwischem dichten Gestrüpp und Lianen entdeckten wir immer wieder wunderschöne Orchideen🌳🌸🌿. Weiter oben wurde der Wald etwas lichter und wir konnten den Vulkan Fuego erstmals aus der Ferne bestaunen🤩. Graue Rauchsäulen stiegen von der Vulkanspitze in den Himmel und wir alle konnten es kaum erwarten, vom Camp aus den Vulkan bei Nacht zu beobachten🔭.

    Nach knapp 4.5 Stunden erreichten wir unser vermeintliches Tagesziel, verstauten unsere Rucksäcke im Zelt und gönnten unseren Füssen🦶 etwas Erholung. Die Aussicht war fantastisch und reichte bis nach Guatemala City. Der heutige Trek war damit aber noch nicht zu Ende. Moishe bot uns nämlich an, uns für ein zusätzliches "Taschengeld" zu einem Hügel zu führen, welcher sich nur gerade 300 Meter vom feuerspuckenden Fuego befindet. Wir waren etwas hin- und hergerissen. Einerseits war der Ausblick auch vom Camp aus fantastisch und Martinas Kopfschmerzen nahmen zu. Andererseits wollten wir uns das Spektakel einer Vulkaneruption aus nächster Nähe nicht entgehen lassen. Also schnürten wir unsere Wanderschuhe ein zweites Mal und marschierten mit Taschenlampen🔦 bewaffnet der Dämmerung entgegen.

    Die knapp 300 Höhenmeter Abstieg und der anschliessende Aufstieg im selben Umfang hatten es in sich. Wir spürten die etwas dünnere Luft in dieser Höhe und auch der Hunger machte sich langsam aber sicher bemerkbar. Trotzdem wanderten wir Schritt für Schritt unserem Ziel entgegen. Das Grollen und Zischen des Vulkans wurde immer lauter und mit Einbruch der Dunkelheit leuchtete die Lava in grellem orangerot. Irgendwie erinnerte die Atmosphäre an die Szene aus Herr der Ringe, als sich Frodo Mordor näherte 🔥💍🧙‍♂️. Diese mystische Stimmung wurde nur durch das laute Geschrei einer Art guatemaltekischer Alt-Pfader-Gruppe gestört😡.

    Mittlerweile hatten sich mehr als fünfzig Personen auf dem kleinen Hügel eingefunden und schauten gebannt in Richtung Fuego. Die guatemaltekischen Alt-Pfader beschworen die nächste Eruption mit lauten Sprechchören richtiggehend herauf und der Vulkan liess sich nicht "lumpen". Mit einem lauten Knall💥 schleuderte er grosse Steine zig Meter hoch in die Luft und kurz darauf folgte mit lautem Zischen die Lava. Ein gewaltiger orangeroter Funkenregen übergoss sich über den Berg, ehe es wieder totenstill wurde. Das Spektakel wiederholte sich alle zehn bis fünfzehn Minuten und bevor wir im eisigen Wind erstarrten, machten wir uns wieder auf den Rückweg.

    Vom Camp aus konnten wir weitere Eruptionen bestaunen während wir uns mit heisser Schoggi☕ am Lagerfeuer wärmten. Dieses natürliche Feuerwerk🎆 fesselte uns alle und bei jedem Donnergrollen schnellten unsere Blicke in Richtung Vulkan. Leider fühlte sich Martina nach der Rückkehr ins Camp nicht sehr wohl. Bei ihr machten sich der leere Magen gekoppelt mit der anhaltenden Appetitlosigkeit, die starken Kopfschmerzen sowie die heutige Anstrengung bemerkbar und auch Dani war erschöpft. Um den "Käfer" zu kurieren und unseren Muskeln Erholung zu gönnen, gingen wir früh schlafen. Den frühmorgendliche Hike liessen wir bleiben und genossen stattdessen den Sonnenaufgang🌄 mit Blick auf den benachbarten Vulkan Agua und den feuerspeienden Vulkan Fuego vom Camp aus.
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