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  • Day 69

    Puerto Lindo & Vorbereitungen Segeltörn

    December 9, 2021 in Panama ⋅ 🌧 28 °C

    Auch in der Karibik gibt es Orte, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen 🦊🐰. Portobelo zum Beispiel. Oder Puerto Lindo. In Puerto Lindo verbrachten wir die letzten Tage vor unserem Segeltörn nach Kolumbien. In Portobelo lagen vor mehr als 500 Jahren die Schiffe von Christoph Kolumbus bei dessen vierten und letzten Entdeckungsreise vor Anker ⚓.

    Die Anreise von Panama city in diese eher abgelegene und ärmliche Region war abenteuerlich und unterhaltsam. Den ersten Teil bestritten wir in einem alten Reisecar und den zweiten Teil in einem farbigen Chickenbus mit überdimensionierten Auspuffrohren und einer lauten Discoanlage, welche gleich die ganze Nachbarschaft beschallte 🔊. In Portobelo wechselten wir das Verkehrsmittel ein letztes Mal und kauften nochmals verschiedene Lebensmittel ein, ehe uns das Taxi nach Puerto Lindo brachte.

    Puerto Lindo hätten wir als Aufenthaltsort wohl nicht ausgewählt, wenn wir nicht von hier aus lossegeln würden ⛵. Der Ort ist nämlich ziemlich verschlafen und mit dem ÖV nicht wirklich gut erschlossen. Aktuell finden nur wenige Rucksacktouristen den Weg hierher und auch die Segelsaison beginnt erst gerade. In der Hochsaison ab Mitte Dezember soll in der Gegend aber ziemlich was los sein, wie uns eine Nachbarin versicherte. Viel mehr als die gegenwärtig gut 200 Segelboote befinden sich dann in der Marina und den Buchten von Puerto Lindo und Portobelo 😲.

    Während unserem Aufenthalt scheint jedoch vieles noch in einer Art Dornröschenschlaf zu stecken. Sowohl die Tauchschule ist geschlossen, als auch viele Bars, Unterkünfte und Restaurants 🏚. Viele Boote liegen zwar im Hafen vor Anker, ihre Besitzer sind aber noch nicht aus ihren Heimatländern angereist, um die Schiffe wieder flott zu machen. Ohnehin waren wir am ersten Tag etwas schockiert, so viele Wracks in den Buchten vorzufinden. Einige Boote scheinen bereits vor Jahren auf Grund gelaufen zu sein, während andere Schiffe erst Grünspan und Algen angesetzt haben. Solche "besitzerlosen" Boote fallen meist dem nächst grösseren Sturm zum Opfer und bleiben einfach in der Bucht liegen.

    In Puerto Lindo gibt es neben unserer Herberge lediglich ein kleines Hotel, das gleichzeitig auch das einzige Restaurant des Ortes betreibt und einem älteren Holländer und dessen kolumbianischer Frau gehört. Wir waren deshalb froh, dass es in unserer Unterkunft eine kleine Küche gibt und wir am Abend jeweils selber kochen können 👨‍🍳👩‍🍳. Glücklicherweise sind wir in unserer Herberge nicht die einzigen Gäste und haben vor allem in Frank, einem deutschen Segler, einen interessanten Gesprächspartner gefunden, der uns in die uns unbekannte Welt der Seefahrer einführt. Überhaupt scheinen alle Ausländer hier eine Segelvergangenheit zu haben. Denn neben Frank gaben uns auch Hans und Edina, das nette Wirtepaar des einzigen Restaurants, ein paar Segeltipps mit auf den Weg. Als komplette Landratten sind wir nämlich ziemlich gespannt, was uns auf den knapp sechs Tagen auf See alles erwarten wird 😄.

    Da das Wetter wieder etwas wechselhaft ist und es manchmal von einem auf den anderen Augenblick wie aus Kübeln giesst 🌧, verbrachten wir diese Tage viel Zeit in der Unterkunft. Schliesslich müssen ja auch die Blogbeiträge geschrieben und so einiges für die Weiterreise in Kolumbien geplant werden 😉. Und in der Hängematte liegend eine spannende Lektüre zu lesen ist ja auch nicht übel.

    Den einzigen wirklich schönen Tag nutzten wir für einen Ausflug nach Portobelo. Dieser auf den ersten Blick eher unscheinbare Ort hat nämlich eine ruhmreiche Vergangenheit. Während Jahrhunderten war Portobelo der wichtigste Hafen der spanischen Silberflotte. Alles Edelmetall und andere Schätze aus der neuen Welt wurden hierher gebracht und auf die spanischen Galleonen verfrachtet. Gold und Silber aus Peru und Bolivien, Edelsteine aus Kolumbien und Guatemala usw. 💰💎📿. Sogar die Erzeugnisse aus den Phillipinen wurden über den Pazifik nach Portobelo gebracht, um von dort aus nach Spanien verschifft zu werden.

    Portobelo war während dieser Zeit quasi die Schatzkammer des spanischen Königs 👑. Damit wurde der Ort zu einem beliebten Angriffsziel für andere Seefahrernationen wie Frankreich oder England sowie bekannte Freibeuter und Piraten. Der Freibeuter Francis Drake starb bei seinem Versuch Portobelo anzugreifen zwar nicht im Gefecht, dafür aber an Fieber. Erst 72 Jahre später gelang es dem Piraten Henry Morgan 🏴‍☠️ (ihr kennt ja sicher alle die gleichnamige Rum-Marke "Captain Morgan"), Portobelo zu erobern und reiche Beute zu machen. Die Stadtbefestigung wurde darauf nochmals ausgebaut und die Bewaffnung verstärkt. Erst als die Engländer den Hafen 1739 zerstörten, verlor Portobelo allmählich an Bedeutung. Die Ruinen der Wehranlagen und Forts 🏰 sowie das Zollhaus stehen heute auf der roten Liste der UNESCO für gefährdetes Weltkulturerbe. Denn Panama hat kaum Geld, um die Anlage zu konservieren. Wir genossen es, auf unserem Ausflug die alten Anlagen zu erkundigen, auf die alte Mauer zu klettern und die grossen Kanonen zu bestaunen.

    Einen weiteren, eher kurzen Abstecher unternahmen wir zwei Tage später mit einem Motorboot auf die Isla Grande. Primär ging es uns hier aber darum, mal in einem anderen Restaurant als bei Hans und Edina essen zu können 🍲. Die anschliessende Abkühlung im Meer tat uns ebenfalls gut. Das Highlight des Tages war aber ganz klar die Bande Klammeraffen 🐒, welche uns frech von ihrem Baum aus beobachteten, während wir mit dem Motorboot vorbeituckerten.

    Inzwischen laufen auch die Vorbereitungen für den Segeltörn auf Hochtouren. Die Tabletten gegen Seekrankheit 🤮 haben wir bereits in Panama City besorgt und arbeiten nun Punkt für Punkt die Liste ab, welche uns die Reiseagentur zukommen liess: Getränke und Snacks einkaufen, Akkus laden, den kleinen Rucksack mit allen notwendigen Kleidern umd Toilettenartikeln packen und alles restliche Material in Abfallsäcke stecken damit es an Board gegen Spritzwasser geschützt ist 📋.

    Auch "unser" Segelschiff, die "Wild Card" konnten wir bereits in der Marina von Lynton Bay entdecken ⛵. Das Schiff ist ziemlich gross - das fand zumindest Frank (und der kennt sich bekanntlich mit solchen Schiffen aus). Charlie, unser südafrikanischer Captain geniesst zudem einen guten Ruf. Alle hier scheinen ihn zu kennen und zu mögen und versicherten uns, dass wir bei ihm gut aufgehoben seien. Wie uns Hans, der holländische Seefahrer erzählte, ist nun endlich auch der langersehnte Nordost-Passat-Wind eingetroffen, was der Eröffnung der Segelsaison gleichkommt. Unserem Abenteuer steht also nichts mehr im Weg 😃.
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