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  • Day 85

    Salento

    December 25, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 20 °C

    Wer sich einen Alltag ohne Kaffee kaum vorstellen kann und gleichzeitig die Möglichkeit hat, das Anbaugebiet dieser edlen Bohne zu besuchen, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen 🌱☕️.
    So war es auch für uns Drei: Bei der Planung unserer Reise durch Kolumbien war für uns und Andrea klar, dass wir die bekannte Kaffeeanbauregion nicht missen möchten. Sie wird auch als Eje cafetero ("Kaffeeachse") oder Triángulo del Café ("Kaffeedreieck") bezeichnet. Das Gebiet gleicht nämlich auf der Landeskarte der Form eines Dreiecks🔻und erstreckt sich im Zentrum des kolumbianischen Teils der Anden 🏔 über drei Provinzen (Caldas, Riseralda, Quindio). Der berühmte Touristenort Salento liegt in der nordöstlichen Ecke von Quindio.
    Seit 2011 ist das Kaffeedreieck inklusiv des Valle Cocora sogar UNESCO-Weltkulturerbe. Das Kaffeedreieck umfasst über sechs Landwirtschaftszonen, 18 städtische Zentren, 47 Gemeinden und vier Großstädte. Mehr als 800 Kaffeefarmen soll es hier geben.

    Dieses grüne, hügelige Gebiet, welches sich zwischen 1'200 und 2'000 m.ü.M. befindet, gilt landschaftlich als eines der schönsten des Landes. Schon dies war für uns Grund genug, die Region zu besuchen. Auch die Vorstellung, die Weihnachtstage umgeben von idyllischen Landschaften auf einer traditionellen, abgelegenen Kaffeefarm zu verbringen, stimmte uns erwartunsvoll und neugierig🎅🎄.

    Bereits rund drei Wochen vor dem Besuch klapperten wir sämtliche Empfehlungen von schöngelegenen Kaffeefarmen im Internet ab. Doch nach mehrstündigen Recherchen blieb die Suche leider erfolglos🔎📘: Sämtliche Empfehlungen von Lonely Planet waren entweder bereits ausgebucht, existierten nicht mehr oder schienen uns mit den öffentlichen Bussen zu erschwerlich zu erreichen. Auch die Angebote auf Online-Plattformen wie booking oder tripadvisor halfen nicht weiter. So mussten wir vor unserem Antritt des Segelturns die weitere Recherche an Andrea delegieren und buchten vorerst für die ersten zwei Nächte ein Hostel im Städtchen Salento.

    Eine achtstündige Busfahrt 🚍 von Medellín brachte uns schliesslich über kurvige, schmale Strassen durch die Täler der Zentralkordillere, ins bunte Salento. Laut Wikipedia sind es rund eine Million Touristen, die diesen Ort jährlich fluten. Im Wissen, dass in diesem "Städtchen" nur rund 7'000 Leute leben, tönt das schon recht abschreckend. Dennoch haben uns mehrere Einheimische geraten, diesen Ort zu besuchen. Zudem zeichnete ein amerikanischer Fernsehsender 2016 das Städtchen als einen der architektonisch zehn schönsten Orte aus🏆. Das alles war Grund genug, dass wir uns selber ein Bild machen wollten.

    Bereits der Dorfplatz ist sehenswert und befindet sich am Ende von vielen, steilen Strassen an leicht erhöhter Lage⛪️🏡. Doch nicht nur die steilen, gepflasterten und schachbrettartig angelegten Strassen sind charakteristisch für Salento. Es sind vor allem auch die Häuser, welche diesem Ort einen besonderen - sehr traditionellen, ländlichen Charme verleihen. Hauptsächlich zweigeschossige Häuschen im sogenannten Paísa-Stil prägen das Ortsbild. Die farbigen, hölzernen Türen sowie die bunt leuchtenden Balkongeländer und Fensterläden akzentuieren die charakteristische Architektur. Laut unseren Recherchen sind die meisten Häuser aus Lehm und Bambus gebaut. Auch unser Hostel kam in diesem besonderen Baustil daher🏘. Leider froren wir in den beiden Nächten etwas, als der kalte Wind durch die Ritzen und Türen der Unterkunft zog.

    Einzigartig in Salento sind zudem die Willys-Jeeps, welche nach dem 2. Weltkrieg aus den USA importiert wurden🚗. Sie fahren täglich ein paar wenige Ziele ausserhalb Salentos an. Die meist frequentierte Strecke führt ins 11 Kilometer entfernte Valle de Cocora (mehr dazu in separatem Beitrag). Die bunten Jeeps sind als nachgebasteltes Miniatürformat auf dem Hauptplatz anzutreffen und eine beliebte Attraktion für Kinder. Für einige Pesos können sie sich darin herum stossen lassen.

    Während unserem Besuch bevölkerten viele einheimische Touristen Salentos Plätze und Gassen. Wie wir, besuchten sie die zahlreichen Restaurants, Cafés, Verkaufsstände und Touristenshops, bestaunten die kitschig leuchtetende Weihnachtsdeko und lauschten den weihnächtlichen Klängen der Blasmusikformation🎺🥁. Trotz überfüllten Plätzen und Gässchen genossen wir jedoch das fröhliche Treiben und die positive Stimmung an diesem malerischen Ort.

    Seit Ende der 1980er Jahre erfuhr Salento eine rasche touristische Entwicklung. Insbesondere die Geschäftsidee eines findigen Briten brachte 2008 einen massiven Aufschwung mit sich. Er überzeugte damals einen lokalen Kaffeefarmbetreiber, den Touristen gegen Entgeld eine "Hofführung" anzubieten. Rund um Salento gab es nämlich viele kleine Kaffeefarmen, die mit sorgfältiger Handarbeit und ohne Einsatz von Spritz- und Düngemitteln Kaffee kultivierten. Seine Geschäftsidee schlug immer weiter Funken. So entdeckten mehr und mehr Kaffeefarmbetreiber, dass "Schaulandwirtschaft" und der damit verbundene Tourismus eine lukrative Einnahmequelle sind. Deshalb ersetzten sie Viehwirtschaft und Gemüseanbau durch das Angebot von professionellen Kaffeeführungen.
    Ab diesem Zeitpunkt wurde Salento zum Zentrum des kolumbianischen Kaffeetourismus☕️.
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