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  • Day 86

    Las Acacias

    December 26, 2021 in Colombia ⋅ 🌧 19 °C

    Beim Besuch von Salento steht für die
    meisten Touristen ein Abstecher auf eine Kaffeefarm und eine Wanderung ins Valle Cocora auf dem Programm☕️🥾. Als wir am ersten Morgen in Salento erfuhren, dass der Besuch des bekannten Tals aufgrund einer kürzlich ausgelösten Schlammlawine nicht möglich ist, war die Enttäuschung zunächst relativ gross😪.

    Denn angeblich kommt es während der Regenzeit regelmässig zu solchen Ereignissen, was dazu führt, dass die Willys erst fahren, wenn die Strassen wieder geräumt sind 🌧. Wann die Strasse wieder befahrbar sein wird, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Auch waren die Auskünfte der Jeep-Fahrer teilweise widersprüchlich. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zu hoffen und unser Programm etwas umzustellen🗓.

    Da es in Salento an Ausflugsmöglichkeiten nicht mangelt, konnten wir uns wenig später bereits für den Besuch einer empfohlenen Kaffeefarm begeistern☕️🌱. So ging es mit dem Jeep über Schotterpisten zur Finca Las Acacias. Dort angekommen war nicht mehr viel vom grossen Touristenrummel im Städtchen zu spüren. In gemütlicher Atmosphäre mit Blick ins Grüne wurde uns gleich ein Kaffee oder Espresso offeriert😋.

    Kurz darauf brachen wir gestärkt mit unserem englischsprechenden Guide Christian auf, um mehr über den Anbau und Verarbeitungsprozess des Kaffees zu erfahren. Schon seine ersten Erklärungen zur Geschichte des Kaffeeanbaus auf der Finca erweckten unsere Aufmerksamkeit. Sie warfen bei uns Frage um Frage zum ökologischen Anbau und die ganzen Labelgeschichten auf🧐.

    Laut Christian verzichten die meisten Produzenten der Region beim Kaffeeanbau auf den Einsatz von Pestiziden☠️. Er erklärte uns, dass die Nachfrage von ökologisch produziertem Kaffee gestiegen sei und derzeit viele Kaffeefarmen in der Umgebung spezifische Qualitätsstandards anstreben. Durch die Einhaltung der entsprechenden Anforderungen erhalten sie international anerkannte Labels, wie z.B."Rainforest"👍.

    Auch kritischen Fragen ging Christian nicht aus dem Weg. Die Vorurteile, dass bei den Label-Kontrollen viel geschummelt werden könne räumte er aus dem Weg. Schliesslich würden mehrmals jährlich Bodenproben genommen, in denen man den Einsatz von Pestiziden und anderen Spritzmittel über mehrere Monate nachweisen könne.

    Christian führte uns nach einem äusserst spannenden Einstieg dieser Tour weiter durch die Farm. Zwischendurch wollten wir immer wieder Mal stoppen, um die prächtigen, uns unbekannten Blumen zu bewundern🥀🌺🌸. Einmal gab es auch eine sehr saure Zitrusfrucht zu verkosten, die äusserst gesund sein soll🍋😝. Ansonsten stand natürlich der Kaffeeanbau im Zentrum, worüber wir einiges dazu lernen konnten.

    Interessanterweise ist in der Eje Cafetera nicht der Kaffee an sich die wirtschaftlich wichtigste Einnahmequelle, sondern der Tourismus. Einige Fincas, mitunter Las Acacias, betreiben deshalb den Kaffeeanbau in erster Linie als "Schaulandwirtschaft" für Touristen und verkaufen den produzierten Kaffee vorwiegend an die Besucher*innen☕️💶.

    In der Eje Cafetera wird aufgrund der optimalen Höhenlage (Region liegt auf 1'200 m.ü.M. bis 2'000 m.ü.M.) vorwiegend Arabica kultiviert. Diese Sorte braucht viel Pflege und mag kein direktes Sonnenlicht🌞. Sie wächst im Gegensatz zu Sorten wie Robustica langsamer und enthält weniger Koffein. Bei Arabica handelt es sich um die weltweit wirtschaftlich bedeutendste Pflanzenart🌱💰. Spitzenkaffees bestehen in der Regel zu 100% aus Arabica. Jedoch ist eine Packung Kaffee mit der Aufschrift "100% Arabica" noch kein Garant für hochstehenden Kaffee. Gerade Mal 5% des weltweit produzierten Arabicas gilt als hochwertig😯.

    Auf Las Acacias werden nebst Arabica vereinzelt andere Sorten angebaut. Diese Kaffeesträucher dienen allerdings nur zu Anschaungszwecken für Besucher*innen. Nachdem uns Christian die verschiedenen Kaffeesorten vorgestellt hatte, erläuterte er uns den Anbau- und Reifeprozess und pflückte zu diesem Zweck ein paar reife Früchte. Die ungefähr traubengrossen Früchte werden auch tatsächlich Trauben oder Kaffeekirschen genannt🍇🍒.

    Die sich darin befindende Kaffeebohne ist der Samen. Es dauert rund zwei Monate, bis daraus wieder eine kleine Pflanze hervor geht. Das Aussäen und Pickieren wird auf dieser Farm allerdings nur exemplarisch in einem Holzkasten vorgeführt. Für den eigentlichen Anbau werden die kleinen Pflanzen zugekauft, denn schon die Aufzucht ist sehr aufwändig🌱. Bis die Jungpflanze das erste Mal Früchte trägt, dauert es zirka drei Jahre. Danach kann jeweils während fünf Jahren, einmal jährlich, geerntet werden. Anschliessend wird die Pflanze wieder auf 30cm zurück geschnitten, damit sie weitere fünf Jahre Ertrag gibt.

    Während der Erntezeit wird auf Hochtouren gearbeitet: Wanderarbeiter arbeiten ca. 12h pro Tag und werden nach der geernteten Menge bezahlt. Der Tagesdurchschnitt liegt bei ca. 100kg/Tag. Den Verdienst wissen wir leider nicht mehr, er ist allerdings sehr tief. Die ausschliessliche Handarbeit ist aufwändig, insbesondere auch, weil nicht alle Kaffeekirschen zum selben Zeitpunkt reif sind. Gleichzeitig ist die Arbeit in den steilen Hängen körperlich anstrengend💪.

    Nach der Ernte werden die Früchte mit einer Maschine geschält. Dabei wird die Schale der Kaffeekirsche von der Bohne getrennt. Die feuchten Bohnen bleiben dann paar Tage in einem Bottich liegen und fermentieren. Danach werden sie während ein bis zwei Wochen, in Trockenschubladen sonnengetrocknet, ehe sie geröstet werden.

    Auf allen Stufen der Produktion gibt es immer wieder Qualitätskontrollen, bei welchen die schlechten Bohnen aussortiert werden. À propos Qualität: Die Sorgfalt und der Erfolg bei den einzelnen Produktionsschritten schlägt sich direkt im Verkaufspreis des Kaffees nieder💰. Zudem muss man sich schon beim Standort der Bepflanzung entscheiden, ob man Quantität oder Qualität höher gewichten will. An sonnigeren Hängen wächst und reift Arabica schneller, dafür ist fällt die Qualität an schattigeren Hängen besser aus.

    Bei all den Erklärungen und Demonstrationen wurde uns vor Auge geführt, wie viel Handarbeit und Aufwand im ganzen Prozess steckt, bis wir eine Tasse Kaffee geniessen können.
    Erschreckend war für uns, wie wenig ein Kaffeebauer für ein Kilogramm getrockneten Kaffee bekommt, wenn man bedenkt, zu welchem Kilopreis er geröstet und verpackt bei uns verkauft wird😡.

    Einmal mehr wurde uns bewusst, dass mit der Veredelung (Rösten) am meisten Geld verdient wird. Leider bleibt somit wenig Wertschöpfung in den Herkunftsländern😥.
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