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  • Day 14

    Wüstensand und trockene Kehle

    February 1 in Vietnam ⋅ ☁️ 31 °C

    Ich war vorgewarnt und wollte es trotzdem nicht so richtig glauben: Sanddünen in Vietnam. Wie kann es sein, dass sich das Landschaftsbild kurz nach Nha Trang vom üppigen grün so rasch in ockerfarbene Steppe und später sogar Wüste verwandeln soll? Sicherheitshalber besorgte ich mir dennoch eine zusätzliche Flasche Wasser und einen Bund Bananen. Wenn es tatsächlich so trocken und heiss sein sollte, gibt es wohl auch weniger Verpflegungsmöglichkeiten. Mit einem Hungerrast irgendwo unter der sengenden Sonne zu stranden, wollte ich unbedingt vermeiden.

    Tatsächlich änderte sich die Landschaft allmählich. Zuerst verschwanden die Wolkenkratzer und Hotelanlagen, dann die dichtbesiedelte Agglomeration. Nun säumten nicht mehr Reisfelder und Fischfarmen die Strasse, sondern Weinreben und Drachenfrucht-Plantagen. In Meeresnähe entdeckte ich weitläufige Salzfelder. Je weiter ich nach Süden fuhr, desto heisser und trockener wurde es. Ich war froh, dass es entgegen meiner Befürchtungen immer noch überall kalte Getränke und Snacks zu kaufen gab.

    Jede Stunde legte ich einen kurzen Halt ein, liess mir eine Kokosnuss öffnen oder einen Eiskaffee einschenken. In der Mittagshitze verzog ich mich für eine Weile in den Schatten und döste in einer Hängematte vor mich hin. So liess sich die Temperatur einigermassen aushalten.

    Etwa sechzig Kilometer südlich von Phan Rang war sie dann da, die Wüste. Die Landschaft erinnerte mich nun plötzlich an das südliche Marokko und die Gegend rund um Zagora. Natürlich ohne die typischen Berberhäuser und die Dattelpalmen. Die Strassenschulter war nun voller Sand und bei viel Gegenverkehr musste ich Mund und Nase mit einem Tuch schützen, um nicht die staubige Luft einzuatmen. Ich fühlte mich wie ein Kamel und jeder Deziliter Wasser, den ich mir die Kehle runterschüttete, drang gefühlte fünf Minuten später wieder aus meinen Poren.

    In der Nähe der ersten Dünen gab es wieder touristische Infrastruktur. Ein halbes dutzend Veranstalter bot halsbrecherische Fahrten mit Sandbuggies und Offroadern an. Ich musste laut lachen. Als Werbesujets standen tatsächlich zwei ausgestopfte Kamele unter einem Vordach. Bei der berühmten roten Düne machte ich einen längeren Halt und stapfte barfuss die Düne hoch. Diese Kurzschlussaktion war an Dämmlichkeit kaum zu überbieten. Schon nach hundert Metern musste ich umkehren, um mir die Fusssohlen im heissen Sand nicht gänzlich zu versengen.

    Zurück auf dem Velo war es nun nicht mehr weit. Mũi Né, die vietnamesische Version von Rimini, lag in Sichtweite und bis nach Phan Thiết war es noch ein Katzensprung. Phan Thiết war gleichzeitig auch meine letzte Destination am südchinesischen Meer. Schon am nächsten Tag würde mich ein Shuttle nach Vĩnh Long bringen. Von dort aus würde ich gleichentags meine Tour im Mekongdelta fortsetzen und nach Kambodscha einreisen. Auf Grossstadtverkehr in Ho-Chi-Minh-City hatte ich keine Lust. Mir reichte das alltägliche Rambazamba in Phan Thiết.

    Zudem wollte ich mich an den Zeitplan halten, um nicht während dem Tết Nguyên Đán in Vietnam festzusitzen.
    Während den Feierlichkeiten zum vietnamesichen neuen Jahr herrscht eine Woche lang Ausnahmezustand. Viele Läden und Restaurants sind geschlossen, Hotels ausgebucht und auf den Strassen ist noch mehr Verkehr als sonst. Deshalb: Auf nach Kambodscha!
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