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  • Day 16

    Schwitzen im Mekongdelta

    February 3 in Vietnam ⋅ ☀️ 33 °C

    Im Mekongdelta fühlte sich alles, was Vietnam auszeichnet, noch intensiver an: Die Gerüche, die Geräuschkulisse, die Hitze und Luftfeuchtigkeit aber auch die Herzlichkeit der Menschen.

    Der Shuttletransfer von Phan Thiết nach Vĩnh Long dauerte länger als geplant. Aufgrund eines Missverständnisses zwischen einem Mittelsmann und dem Fahrer, fuhren wir erst gegen neun Uhr los. Der Verkehr war dicht und alleine für die knapp 80 Kilometer lange Umfahrung von Ho-Chi-Minh-City benötigten wir fast drei Stunden.

    Mein Fahrer war sichtlich genervt und die Hupe war im Dauereinsatz. Mich störte dies wenig. Erleichtert darüber, mir den Stress mit dem Velo nicht angetan zu haben, genoss ich den Stau bisweilen sogar. Nur schon aus der Stadt herauszufinden, glich einem Kunststück. Nach geschlagenen fünfeinhalb Stunden erreichten wir den von mir gesetzten Drop-off-Punkt bei einem chinesischen Tempel. Ab hier radelte ich nochmals 65 Kilometer bis nach Long Xuyên, eine wenig anschauliche Grossstadt im westlichen Mekongdelta.

    Mitten am Nachmittag loszuradeln war alles andere als optimal. Die Hitze war erdrückend und die hohe Luftfeuchtigkeit sorgte innert Minuten für ein klitschnasses Radtrikot. Hinzu kamen die Abgase der Töffs, Roller und Lastwagen. Glücklicherweise konnte ich eine Zeit lang auf Nebenstrassen ausweichen und durch kleinere Ortschaften radeln. Noch vor Sonnenuntergang erreichte ich so die Fähre von Phà Vàm Cõng. Vom gegenüberliegenden Flussufer war es nicht mehr weit bis zur Stadtgrenze.

    Am nächsten Morgen schwang ich mich bereits kurz nach sieben Uhr aufs Rad. Ich hatte am Vorabend beschlossen, in einem Tag die 130 Kilometer nach Hà Tiên zu radeln. Um dem Grenzverkehr etwas zu entkommen, führte die Route mehrheitlich über Nebenstrassen. So konnte ich nochmals durch weitläufige Reisfelder radeln und entlang der Kanäle den regen Schiffsverkehr bestaunen.

    Die Streckenwahl hatte sich gelohnt. Es gab kaum Lastwagen und ich fuhr durch eine entspannte Gegend mit kleinen Dörfern, schön gepflegten Feldern und vielen Gotteshäusern. In Südvietnam scheinen verschiedene Religionen seit Jarhunderten friedlich nebeneinander existieren zu können. Es gab vergoldete Pagoden, reich verzierte chinesische Tempel, katholische Kirchen und Versammlungshäuser der Cao Dai. Das ist eine Art Super-Religion mit etwa drei Millionen Gläubigen. Der Caodaismus wurde erst im letzten Jahrhundert gegründet und bedient sich Elementen verschiedener Religionen. Die Tempel gleichen einem Mischmasch aus Pagode und Kathedrale. Verehrt werden neben Konfuzius, Buddha und Jesus auch Isaac Newton und Victor Hugo.

    In ihren Bann gezogen hatten mich aber vor allem die schwerbeladenen Lastschiffe, welche die Kanäle friedlich rauf und runter tuckerten. Sie waren mit allerlei Baumaterialien und Handelsware beladen. Teilweise mussten die Kapitäne zuoberst auf der Ladung sitzen und das Schiff über eine mehrere Meter lange Lenkstange steuern. Die Schiffe sind Wohn- und Arbeitsort zugleich. In der kleinen Kabine drängen sich ganze Familien. Es wird gekocht, gewaschen und gespielt, manchmal sogar Vieh mitgeführt.

    Noch vor der nachmittäglichen Hitze traf ich in Hà Tiên ein. Dank Rückenwind sass ich nur gerade fünfeinhalb Stunden im Sattel. Zur Feier des Tages bestellte ich mir in einem kleinen Restaurant einen Vegi-Feuertopf. Mit der vietnamesischen Küche konnte ich mich nämlich bis zum Schluss nicht so recht anfreunden. Deshalb verzichtete ich nun auch beim Fondue Chinoise auf Fleisch und tunkte stattdessen Frühlingszwiebeln, Broccoli und Pak Choi in der siedenden Brühe.
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