• Winnipeg - Umweg mit Mehrwert

    August 1 in Canada ⋅ ☀️ 23 °C

    Für die Fahrt über den Trans-Canada Highway hatte ich auf eine klassische Straßenkarte verzichtet und mich ganz auf mein Garmin-Gerät verlassen. Ein Fehler, wie sich herausstellte: Der kürzeste Weg führte schnurstracks über die US-Grenze – was ich erst kurz vor dem Grenzübergang bemerkte. Dort wollte ich aber nicht hin! Also umdrehen, neu planen – und die neue Route führte mich direkt durch Winnipeg.

    Endlich eine willkommene Abwechslung zu den langen, eher monotonen Fahrtagen. Und da die Stadt einiges zu bieten hat, beschloss ich spontan, dort einen Stopp einzulegen.

    Erster Halt: das Canadian Museum for Human Rights. Schon das Gebäude ist ein architektonisches Meisterwerk – gelegen am Zusammenfluss von Red und Assiniboine River, bekannt als The Forks. Es ist das weltweit erste Museum, das sich ausschließlich den Menschenrechten widmet.

    Der Weg durch die Ausstellungen führt über helle Rampen aus Alabaster, die sich langsam nach oben winden – als Symbol für die oft mühsame, aber hoffnungsvolle Reise hin zu Gerechtigkeit und Menschenwürde. Ganz oben wartet der „Tower of Hope“ mit einem weiten Blick über Winnipeg.

    Inhaltlich widmet sich das Museum Menschenrechten weltweit, mit starkem Fokus auf Kanada. Es geht nicht nur um historische Ereignisse wie den Holocaust oder die Apartheid, sondern auch um aktuelle Fragen: Rechte indigener Völker, Diskriminierung, LGBTQ+, Meinungsfreiheit oder Flüchtlingsschutz.

    Viele Ausstellungen sind multimedial und interaktiv gestaltet – man hört Stimmen von Betroffenen, sieht Dokumente, Filme, Kunstwerke. Besonders beeindruckt hat mich der kanadische Blick auf die eigenen blinden Flecken. Die Geschichten von Viola Desmond oder den Residential Schools zeigen, dass auch Kanada seine Schattenseiten aufarbeitet – und dass der Kampf für Gerechtigkeit nie abgeschlossen ist.

    Sehr bewegend – und absolut sehenswert. Ein Beispiel für viele Länder, auch für meine alte Heimat.
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