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  • Day 349

    Grenzerfahrung am Besseggengrat ⛰️

    July 29, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 14 °C

    Um 05:30 riss uns der Wecker aus den Federn. Geschlafen haben wir beide nicht viel und gut. Vor uns lagen 20 Kilometer, davon 15 am Wanderweg Besseggen.

    Das Besondere an der Wanderung ist die wahnsinnig schöne 360 Grad Aussicht und den Besseggengrat. Auf einer Seite sieht man den türkisfarbenen Fjord, auf der anderen Seite den dunklen Bergsee, getrennt von einem Berggrat. 😍 Die Wanderung ist eine der beliebtesten in Norwegen und zieht jedes Jahr um die 60.000 Besucher an. 🥾 Die Route ist als Schwer (rot) gekennzeichnet und enthält gefährliche Passagen.

    Als erstes spazierten wir eine halbe Stunde zur Fähre. Danach fuhren wir um 07:00 früh 20 Minuten zum Startpunkt nach Memurubu. ⛴️ Es ist auch möglich, dir Wanderung von Gjendesheim zu beginnen und zurück mit der Fähre zu fahren, aber die letzte Fähre fährt um 17:00 und wir wollten keinen Zeitdruck haben. (Und man muss sonst das Steile Stück berg ab gehen!)

    Obwohl es noch so früh war und das die erste Fähren fahrt des Tages war, war bereits jetzt schon viel los. 🙈 Am Anfang war der Weg schmal und die Menschenmassen nervten ziemlich. Dafür war die Aussicht toll. ⛰️🏔️🥰 Teilweise war es Nass und der Fels rutschte ziemlich, dass es mich (Sophia) gleich mal auflegte. 😅 Danach fast noch ein mal. 🙈😅

    Oben am Bergrücken angekommen wurde der Weg breiter und die Menschenmassen verteilten sich. Die Aussicht war einfach phänomenal, mit den schneebedeckten Bergen in der Ferne. Ein Gipfel reihte sich an den anderen. Sogar eine Gletscherzunge sahen wir. Auf der einen Seite sah man bereits, wie der Fjord in der Sonne türkis schimmerte. Vorbei ging es an schönen Bergseen und immer wieder ging es ein bisschen Berg auf und wieder Berg ab. Die erste Pause genossen wir mit toller Aussicht. Luna legte einen kurzen Powernap ein, währenddessen wir unsere Jause genossen. Am Berg schmeckts einfach noch viel besser. 🍞☺️

    Weiter folgten wir dem abwechslungsreichen Weg, manchmal mussten wir kleine Bäche überqueren. 🏞️ Teilweise lagen noch kleine Reste vom Schnee, zu Lunas Freude. ☺️ Nach einer Bergkuppe sahen wir links von uns den dunklen Bergsee, vor uns den Grat und rechts von uns den Fjord. Wir wanderten runter zum Ufer vom Bergsee und blickten auf den großen Berg vor uns, den wir noch bezwingen mussten. Die Menschen sahen aus wie kleine Ameisen in Gegensatz zu dem mächtigen Felsen. Auf diesem Abschnitt macht man noch mal ordentlich Höhenmeter.

    Am Weg standen immer wieder Tafeln wie viel man schon geschafft hat und wo man gerade ist, hier am Startpunkt, dieses wirklich hohen Berges stand eine Tafel, mit 7 von 15 Kilometern geschafft. Und sie zeigte auch, dass uns jetzt der steilste Anstieg bevor stand. Zu dem Zeitpunkt noch euphorisch begannen wir die wilde Klettertour. Nach ein paar Metern machten wir eine kurze Verschnaufpause und mir (Sophia) wurde ganz anders als ich nach unten blickte. 😳 Es war wahnsinnig hoch, schmal und links und rechts ging es runter. Es gab eigentlich keinen richtigen Weg, sondern man musste den nackten Felsen hochklettern. Und damit meine ich wirklich klettern, mit allen vieren. Es gab gar keine Wegbeschilderung, geschweige eine Sicherung. Nicht ein mal eine Kette oder Verankerungen im Felsen, nichts dergleichen. Meine Höhenangst kickte so richtig und ich musste mich beruhigen keine Panikattacke zu bekommen. Gedanken rasten durch meinen Kopf, dass wir abstürzen, ein Fels wegbricht oder jemand vor uns wegrutschte und uns mitreißt, dazu noch die unfassbar vielen Menschen, die hier gingen.🤯 Runter war überhaupt keine Option, und schaffen wollte ich es unbedingt, doch im Sitzen kamen immer mehr Gedanken. Norweger, die vorbeigingen erkannten das sofort und baten uns Hilfe an. Sie kamen genau zur rechten Zeit und führten uns das schmale Stück sicher nach oben. Sie redeten mit mir, lenkten mich ab und sagten immer ich soll mich gut festhalten. Tino meisterte in der Zeit gemeinsam mit Luna den Weg, die das erstaunlich gut machte, sie wartete immer brav auf das Kommando von ihm. Es gab nur eine Passage, wo sie Angst hatte, da sie den Sprung alleine nicht schaffte. Wir waren den Norwegern unfassbar dankbar für die Unterstützung. 🙏

    Das letzte Stück ging ich alleine mit Tino, der mir beruhigend zu redete und mich motivierte und das, obwohl er auch auf Luna schauen musste, ich bin so dankbar und stolz auf ihn. 💛

    Oben angekommen waren wir erleichtert, aber das Gefühl war immer noch da, mit einem Satz "hier ist es jetzt wie auf jeden anderen Berggipfel" nahm Tino mir sofort die Angst und ich konnte die Aussicht genießen. 🙏🥰💛

    Alleine für diese Aussicht hat es allemal gelohnt!! Es ist einfach fantastisch, der Ausblick malerisch! Links leuchtete der türkise Fjord, rechts der dunkelblaue Bergsee, mit dem Grat dazwischen und im Hintergrund der von uns gegangene Weg, on top noch das atemberaubende Bergpanorama mit einem schneebedeckten Gipfel nach dem anderen! Wir waren Sprachlos! 😍 Mit so einer atemberaubenden Aussicht wurden wir auf noch keiner Wanderung belohnt. 🥰

    Fasziniert waren wir, wie unfassbar viele Menschen diesen Weg gehen, teilweise ältere Menschen, oder kleine Kinder. Manche gingen den Weg auch in die andere Richtung, den steilen Teil Berg ab - meinen vollsten Respekt an alle, die das schaffen. 🙈 Zum Glück verzogen sich kurz vorher die dunklen Wolken und das tröpfeln, denn diesen Weg zu gehen, wenn der Fels nass ist - nein danke! 😵

    Nachdem wir den Rest unserer Jause bei dieser malerischen Aussicht genossen, gingen wir weiter. Beim höchsten Punkt mit 1749 moh. vorbei (markiert ein großer Steinhaufen) folgten wir dem Weg. Die nächsten 2 Kilometer waren Landschaftlich eher langweilig und der Weg steinig und unangenehm zu gehen.

    Es fühlte sich eeeeewig an, dafür wurde der Ausblick wieder schöner. Und wir erspähten den Parkplatz, der gefühlt noch ewig weit weg war.

    Es folgte der Abstieg, der zwar nicht so steil, aber dafür nicht weniger anstrengend war. Manchmal war es nass und es rutschte teilweise. Nach fast genau 9 Stunden kamen wir unten an und waren froh, erleichtert und geschafft. Die letzten 2,5 Kilometer zum Rüdi zogen sich noch mal ordentlich. 🙈

    Angekommen legte sich Luna gleich in die Wiese, auf den Rücken und schlief ein.

    Wir waren 10 Stunden unterwegs und gingen 1200 Höhenmeter. ☺️ Luna machte das unfassbar toll bis zum Schluss war ihr Schweif in der Höhe und sie hatte Spaß. 🥰 Glücklich und Stolz das geschafft zu haben, kochten wir noch was Schnelles und gingen Früh ins Bett, wir waren ziemlich geschafft. 😴

    Fazit: Vom Ausblick und Landschaftlich war das bis jetzt die schönste Wanderung die wir je gemacht haben. Wir sind sehr froh und stolz, es gemacht zu haben. Noch mal wandern würden wir den Weg aber nicht aufgrund der Kletterpartie namens Vesljefell. Wir sind immer noch erstaunt, dass fast 60.000 Menschen jährlich den Weg auf sich nehmen. Und viele davon sind nicht in bester Form oder gehen unvorbereitet den Weg in Turnschuhen, Vans und Jeans. Leider haben auch schon einige hier ihr Leben verloren und stürzten ab. Weniger verheerende Unfälle wie Bänderriss, gebrochene Knöchel/Beine passieren öfters. Täglich geht eine Patrouille durch, um "unnötige" Rettungseinsätze zu verhindern. Sie helfen einem bei Erstarrung bei Höhenangst, Verletzungen etc. Gefährlich ist, wenn der Fels nass ist, das einem in Norwegen schnell passieren kann bei dem wechselhaften Wetter, für das passiert zum Glück wenig. 🙏 Aber wir finden es sehr schade, denn pro Person zahlt man €20 für das Bootsticket, dass mit dem Geld der steile Anstieg nicht gesichert wird. Ketten und Steigeisen würden den Weg viel sicherer machen. Übrigens nach den ersten 2 Kilometern (auf beiden Seiten) steht ein Schild wo steht "wenn man für die ersten 2 Kilometer 2 Stunden gebraucht hat, sollte man unbedingt umdrehen".
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