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  • Day 108

    South Lake Tahoe, CA/Nevada (Mile 892)

    July 31, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 22 °C

    Die letzten Tage laufe ich tatsächlich entspannter. Jeden Abend noch vor 18:00 Uhr habe ich meine Übernachtungsplätze erreicht und war regelmäßig im See schwimmen. Die Berge und Pässe werden so langsam kleiner und man spürt, dass man sich aus den Bergen hinaus bewegt. Sogar die Moskitos lassen mich seit zwei Tagen in Ruhe.

    Gestern verlief der Weg über eine große Kuhweide. Die grünen Berge rundherum und der ländliche Geruch der Kuhfladen haben an die Almen in Österreich und unsere schönen Wanderurlaube dort erinnert. Die Kühe haben sogar die typischen Glocken getragen und alles bimmelte munter vor sich hin.

    Heute habe ich mein Lager am Raymond Lake aufgeschlagen. Es war ein Geheimtip eines Hikers in Kennedy Meadows North und der Umweg von zwei Meilen hat sich wirklich gelohnt. Umgeben von einem schützenden Bergkessel, liegt der kleine See hoch oberhalb des PacificCrestTrail. Es ist unglaublich schön und friedlich hier. Nur vier "Locals" haben ebenfalls ihre Zelte am See aufgeschlagen und angeln.

    Ansonsten drehen sich meine Gedanken den halben Tag rund ums Essen. Bis ins kleinste Detail habe ich mir bereits ausgemalt, welches Frühstücksmenüs, Burger und literweise Dr.Pepper Cola ich in South Lake Tahoe bestellen werde. Die Stadt befindet sich zur Hälfte in Kalifornien und zur anderen in Nevada. Es gibt einige Spielcasinos und ein Sushi "Sato -"All you can eat" für UDS 25,-. Die Informationen über die besten Verpflegungsplätze und eine kostenfreie Pizza für PCTler werden unter den Hikern ausgetauscht.

    Ich werde drei Tage in South Lake Tahoe bleiben und es mir richtig gut gehen lassen. Sehr viel Essen, zwei Resupply Pakete nach Nordkalifornien versenden, ins Kino gehen und mich um Mietwagen und Campgrounds auf Hawaii kümmern.

    South Lake Tahoe ist die vorletzte große Stadt auf dem PCT. In 600 Meilen wartet noch Ashland/Oregon und sonst befinden sich nur kleinere Ortschaften entlang des Tails. Ich muss die Zeit hier nutzen, alles Wichtige zu organisieren und soviele Kalorien wie möglich zu Essen. Meine Hose wird mir immer größer und ich muss endlich wieder etwas auf die Rippen bekommen.

    Yosemite Valley wurde übrigens kurze Zeit nach meinem Besuch wegen dem Feuer vollständig geschlossen. Alle Touristen und Hotelgäste mussten das Valley verlassen und die Wiedereröffnung ist für Anfang August angedacht. Das Thema Waldbrände wird mich auch in Nordkalifornien begleiten. Die eigentlichen Feuer in der Shasta-Region liegen derzeit vom Trail entfernt, aber die Rauchbelastung ist teilweise hoch. Ein PCT-hiker hat heute alle Stateparks zwischen South Lake Tahoe und Oregon abtelefoniert. Noch ist es machbar, aber wir müssen uns darauf einstellen einige hundert Meilen nach Norden zu springen. Das Problem ist, dass es in Oregon nicht wirklich besser aussieht. Ich werde erst einmal in Richtung Chester (Meile 1.131) weiterlaufen. Dann die Situation erneut prüfen und schauen wie es weitergeht. Ein resupply-Paket muss ich trotzdem von South Lake Tahoe an Meile 1.173 Old Station versenden ... ein wenig Glücksspiel.

    Beim durchschauen der Bilder ist mir aufgefallen, dass ich die "101Millionen Dollar Story" noch garnicht erzählt habe. Da gibt es mal etwas Spannendes und ich vergesse zu posten.
    Die Geschichte hatte sich bereits in Reds Meadows (Mile 706) zugetragen. Am abendlichen Lagerfeuer komme ich mit "Two Pack", einem älteren Hiker, ins Gespräch und er erzählte mir aus seinem Leben.

    Seine Version:
    Two Pack hat sein ganzes Leben in den Wäldern gelebt und ist seit vielen Jahren ohne festen Wohnsitz. Er meidet die Zivilisation und lebt vom Frühjahr bis Herbst in den Wäldern. Two Pack ist mit unglaublich viel Gepäck unterwegs. Er hat Essen für 20 Tage dabei, um unabhängig zu sein und länger an schönen Plätzen zu bleiben.
    2006 ist er zufällig in ein Waldbrandgebiet geraten und hatte vor lauter Panik seinen Kumpel angerufen. Dieser hatte ihm gesagt, dass er aus dem Gebiet schnellstens verschwinden soll. Einige Monate später steht ein Fire-Inspector der Justiz vor der "obdachlosen Haustüre". Anhand der Mobilfunkoordinaten wurde er lokalisiert. Der Brand hatte riesige Ausmaße der Zerstörung und bei den Löscharbeiten wurde ein Helikopter zerstört.
    Gegen "Two Pack" wurde ermittelt und er wurde daraufhin beschuldigt den Waldbrand verursacht zu haben. Nach seiner Aussage hatte er mit der Sache nichts zu tun und ist unschuldig für 3 Jahre Gefängnis + 3 Jahre Erziehungsanstalt eingewandert.
    Die Medien haben ihn als Schizophren bezeichnet und er war für Tage auf den Titelseiten der Presse. Er hätte daraufhin Staat und Medien verklagt und eine Entschädigung über 101 Millionen USD erhalten. Er zeigte uns stolz ein Stück Papier von "US Department of Justice" über diese Summe, ausgestellt auf seinen Namen. Jetzt lebt er als Multimilionär weiter in den Wäldern und muss sich finanziell keine Sorgen mehr machen. Die Sache hätte sein Leben positiv verändert. Er ist weg von Drogen und Alkohol und hat seine Bestimmung gefunden, indem er bei seinen Wanderungen andere Hiker vor den Gefahren von offenen Lagerfeuern in der Wildnis warnt und Sicherheitsvorkehrungen empfiehlt. Seine Geschichte wäre nachprüfbar und ich würde im Internet alles unter "California Day Fire 2006" nachlesen können. Er wäre in seiner Heimatgemeinde bekannt wie ein bunter Hund und eine Legende in der Hikerszene, da er bodenständig weiter in der Natur lebt.

    https://www.google.de/amp/s/www.nbclosangeles.c…

    https://www.google.de/amp/s/www.bakersfield.com…

    Heute habe ich im Internet recherchiert und die Entschädigungszahlung über die 101 Millionen USD waren als Strafzahlung gegen ihn gerichtet. Two Pack lebt in dem Glauben ein Multimilionär zu sein und genießt sein Dasein in den Wäldern. Auch solche Begebenheiten findet man auf dem PacificCrestTrail ...
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