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  • Tag 120: Neben der Straße bis Hütte

    June 17, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☁️ 34 °C

    Ich werde schon früh wach, denn Sam ist schon auf den Beinen und packt das Zelt ein. Er möchte sich heute für ein bis zwei Wochen von Vincent trennen, um etwas mehr Kilometer zu machen und sich auszutesten. Vincent möchte es eher ruhiger angehen und eventuell irgendwann auch ein wenig mit dem Zug fahren und entscheidet sich deshalb noch ein bisschen mit uns drei anderen zu fahren.
    Nachdem Sam weg ist stehen auch wir nach und nach auf und ziehen uns in den Schatten des Teehauses zurück, in dem wir frühstücken. Auch an diesem Morgen fahren die beiden anderen wieder einzeln los, was uns etwas verwundert, weil zusammen fahren ja auch sehr schön ist und wir ebenfalls das selbe Ziel haben.
    Wir machen uns auch auf den Weg und fahren, mal schneller, mal langsamer als Vincent, bis auch er uns irgendwann abhängt und dichter an Noel heranfährt, der schon etwas früher gestartet ist.
    Wir haben uns an einem weiteren Teehaus verabredet, wo es eventuell auch einen kleinen Laden geben könnte. Lukas und ich haben zwar genug Essen dabei, wollen aber auch besonders nach Wasser schauen, von dem wir hier sehr viel benötigen.
    Als wir dort ankommen ist das angegebene Teehaus geschlossen. In einer Bushaltestelle gegenüber warten die anderen beiden und siehe da, ein weiterer Fahrradfahrer. Hier ist ja echt was los!
    Angus aus Australien ist in der Mongolei gestartet, hat dort eine Runde gedreht, ist nach Almaty in Kasachstan geflogen, von dort aus hier her gefahren und möchte noch nach Schottland. Da Noel wieder einen Platten hat, suchen wir in der Bushaltestelle Schatten. Blöderweise ist er durch einige Dornen am Straßenrand gefahren und hat damit jeweils mehr als 10 Löcher pro Reifen, vermuten wir mal anhand der Dornen, die wir mit der Pinzette aus dem Mantel ziehen. Da es doch eine längere Angelegenheit wird bis Noels Fahrrad wieder soweit ist, entscheiden wir uns mit unseren Essensvorräten und mehreren Kochern groß zu kochen. Es gibt Linsen, Reis, drei Conserven Dosenfleisch, die noch von unserem Geschenk am Flughafen von Aqtau übrig sind und Gemüse. Schön, wenn man so vielfälltig kochen kann!
    Wir fragen auch einige Autos nach Wasser und bekommen von unterschiedlichen Nationalitäten Wasserflaschen angeboten oder umgefüllt. Wir verabschieden uns von Angus und dann geht es weiter. Allerdings nicht weit genug, bis bei Noel wieder der Reifen platt ist. War doch noch eine Dorne im Mantel.
    Wir schauen uns alle nochmal unsere Mäntel an und helfen Noel die Schläuche zu wechseln. Derweil fragen wir weiter nach Wasser, wenn man schonmal an einer Straße steht.
    Es geht weiter und wir schauen, dass wir hinter Noel bleiben, damit wir ihm zur Not wieder helfen können, falls die Reifen nicht halten. Je weiter wir kommen, desto dunkler wird es auf unserer rechten Seite. Kann das Regen sein? Etwa Gewitter? Nein! Doch nicht hier um diese Jahreszeit!
    Wir machen eine Trinkpause und fahren nun mit etwas größerem Abstand zu den beiden anderen weiter. Oh nein...das kann doch jetzt nicht sein! Doch. Mein Hinterrad beginnt immer stärker zu schwanken, ich blicke hinunter. Ein Platten.
    Vincent und Noel sind bereits außer Sichtweite. Wir halten an. Wie ärgerlich! Bei meinem Fahrrad kommt auch noch die Schwierigkeit hinzu, dass man den Chainglider (eine Ummantelung, die die Kette vor Schmutz schützt) und den Fahrradständer abmontieren muss, damit das Hinterrad ausgebaut werden kann.
    Ich nehme alle Taschen ab, drehe das Rad und beginne zu schrauben. Es windet und ich muss schauen, dass die Schrauben sicher liegen. Sah es nicht vorhin noch nach Regen aus? Und Gewitter? Tatsächlich wird der Wind immer stärker und Blitze tauchen am Himmel auf, dazu fallen wenige, aber dicke Regentropfen.
    Am Mittag hatten wir uns den Regen noch so herbei gewünscht, aber jetzt ist ein ungünstiger Zeitpunkt. Letztendlich schaffen wir es dann doch, in diesem Fall durch Lukas Geduld, den Schlauch schnell zu wechseln und etwa einen Kilometer später einen Unterschlupf in einer Hirtenhütte zu finden, wo wir das Gewitter vorbei ziehen lassen. Blöd nur, dass die Laufrichtung der Mäntel nicht mehr stimmt, was wir allerdings erst Tage später bemerken.
    Wir wundern uns noch, wohin wohl die beiden anderen gekommen sind, ob sie Schutz gefunden haben oder eventuell schon den kleinen Bach erreicht haben, von dem uns Angus erzählt und den wir als unseren Platz für die Nacht ausgemacht haben.
    Kurz nachdem es um uns herum dunkel wird, bauen wir dann doch außerhalb der Hütte das Zelt auf. Mitlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir genießen die ausnahmsweise kühle, frische Abendluft.
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