Satellite
Show on map
  • Tag 151: Tashkent bis Vorort Yangiabad

    August 8, 2023 in Uzbekistan ⋅ ☀️ 33 °C

    Wir sind wieder zurück und hatten eine gute Nacht im Hotel. Wir gehen runter in den Keller, wo uns schon ein reichhaltiges Frühstück aus Pfannkuchen, Kuchen, Obst, Tomaten, Gurken, Brot, Käse, gekochte und Spiegeleier, Tee, Saft und Milchreis erwartet.
    Nachdem wir ausgecheckt haben, machen wir uns daran unsere Fahrräder etwas auf Vordermann zu bringen, indem wir neue Fahrradteile verbauen. Dazu bauen wir unser Lager im Schatten des Hotels auf. Ich wechsle den vorderen Schlauch (der in den drei Wochen platt wurde), montiere einen kleinen Rückspiegel, wechsle die Kette und das Öl meiner Rohloff, da wir jetzt doch schon einige Kilometer hinter uns haben. Lukas wechselt ebenfalls die Kette, montiert einen neuen Schlauch (bei seinem ist das Ventil kaputt) und eine neue Bremsscheibe (die sich durch die Hitze verbogen hat), einen neuen Frontgepäckträger (der alte ist gebrochen) und zieht ein paar neue Schrauben fest. Außerdem repariert er noch eine seiner Taschen, da dort ein Teil vermutlich irgendwo in der Wüste liegen geblieben ist.
    Ein Mitarbeiter des Hotels versorgt und nach einer Weile sogar noch mit zwei kleinen Flaschen Wasser und zeigt uns direkt zum Wiedereinstieg erneut die Gastfreundschaft der Einheimischen.
    Als wir auschecken werden wir gebeten wegen der langen Lagerung 300000 Som zu zahlen was nicht ausgemacht war. Umgerechnet sind das etwa 25 Euro. Wäre das ursprünglich abgesprochen, hätten wir natürlich kein Problem damit gehabt für die Lagerung der Räder über drei Wochen auch zu zahlen, aber so war das nicht ausgemacht. Als ich der Dame an der Rezeption das erkläre, meint sie freundlich, dass es wohl ein Missverständnis gewesen sein muss, da sie dachten wir kämen nach einer Woche wieder. Wir müssen also nicht zahlen und machen uns auf den Weg.
    Leider springt bei Lukas die neue Kette immer wieder zwischen den Kettenblättern hin uns der, weshalb wir nach zwei Kilometern wieder anhalten. Ich gehe im Supermarkt einkaufen und Lukas schraubt an der Schaltung herum.
    Natürlich werden wieder um uns herumstehende Leute auf uns aufmerksam und wir werden angesprochen. Da die Kommunikation etwas schwierig ist, wird kurzerhand der Sohn angerufen, der sehr gut Englisch spricht. Er übersetzt und erklärt, dass sein Vater gesehen hat dass wir Probleme haben und dass wir herzlich eingeladen sind.
    Mit unserem Gastgeber machen wir einen Treffpunkt bei einem Supermarkt aus, den er uns auf der Karte markiert. In der Nähe soll dann sein Haus liegen.
    Wir packen also zusammen und machen uns auf den Weg. Noch immer spielt die Kette verrückt und wir fahren langsam, um nicht die neue Kette oder die Kettenblätter kaputt zu machen.
    An der auf der Karte angegebenen Stelle bleiben wir stehen. Ein kleiner Markt ist hier, aber wie hier typisch ohne Namen. Ich gehe also rein. An der Theke stehen zwei Jungen, vielleicht im Alter von 12 und 14 Jahren. Ich fragen sie mithilfe des Handys, ob dies hier der Zarina-Markt ist. Sie bejahen das, ich bedanke mich und gehe und sie schauen mir verwundert nach. Erst im Nachhinein werde ich mir der Absurdität bewusst. Man stelle sich vor, in Deutschland käme jemand in einen Aldi, fragt ob das der Aldi ist, bedankt sich und geht ohne etwas zu kaufen wieder heraus. In diesem Moment kommt es mir sehr komisch vor.
    Gegenüber des Marktes kommt dann tatsächlich unser Gastgeber aus seinem Haus und winkt uns herüber. Wir fahren in den Innenhof und direkt werden wir zu Tisch gebeten, bekommen Brot, Trauben Wurst, Wasser, Tee und Süßes. Wir unterhalten uns mit unserem Gastgeber über das Handy, lernen seine Frau kennen und kurze Zeit später den englischsprechenden Sohn mit seinem Bruder und deren Familien.
    Wir unterhalten uns eine Weile und erfahren, dass unser Gastgeber ein Logistikunternehmen hat und teils auch Europa beliefert, dass seine Frau Biologielehrerin war und seine Söhne Finanzwesen und Marketing studiert haben. Der englischsprechende hat sogar in Riga studiert und Erasmus in Paris und La Rochelle gemacht.
    Wir bekommen gerade neuen Tee eingeschenkt, als wir zu den Cousins der Söhne eingeladen werden, da diese die Verlobung des einen Feiern.
    Wir steigen alle in zwei Autos und fahren zur Schwester unseres Gastgebers, die Ärztin ist. Generell also eine sehr gebildete Familie.
    Direkt werden wir wieder an einen der niedrigen Tische gebeten und bewirtet. Die Biologielehrerin neben mir versorgt mich mit allerlei Essen, ob ich will oder nicht und immer wieder werden wir dazu aufgefordert zuzugreifen. Wieder einmal stellen wir fest, dass die Gastfreundschaft hierzulande über die eigenen Bedürfnisse geht. Statt die Verlobung zu feiern und sich mit dem Paar zu freuen, dreht sich alles um uns und wir kommen auch um ein abschließendes Foto mit der Familie nicht herum.
    Mit unserem Gastgeber und seiner Frau fahren wir bald darauf wieder zurück und kurze Zeit später kommen auch die Söhne und ihre Familien hinterher.
    Wir werden gefragt, wo wir schlafen, woraufhin wir erklären, dass wir es noch nicht wissen. Die Familie beschreibt uns ein Hotel, das in der Nähe liegt und das sie uns mit dem Auto zeigen wollen. Dem wiedersprechen wir nicht, da es schon dunkel ist und wir nicht in der Nacht durch die Stadt fahren wollen. Im weiteren Gespräch bekommen wir allerdings mit, dass sie uns in das Hotel einladen wollen. Diese Geste wollen wir natürlich nicht so einfach hinnehmen und erklären, dass wir auch gerne im Hof auf den hier typischen Matten übernachten können. Daraufhin erklären sie uns, dass das nicht gut genug für uns sei und es ihre Tradition sei uns zu versorgen und einzuladen.
    Um keinen Konflikt loszutreten nehmen wir die Einladung dankend an. Daraufhin fahren Lukas, der englischsprechende Sohn und sein Vater mit dem Auto zum Hotel, damit wir den Weg finden und bezahlen das Zimmer. Ich bleibe derweil zurück und unterhalte mich mithilfe des Handys mit den Frauen und dem anderen Sohn.
    Als Lukas wieder zurück kommt, bekomme ich von der Frau des Gastgebers noch eine Tasche mit Geldbeutel geschenkt, die gekauft und handgemacht ist. Das Geschenk nehme ich dankend an und frage mich im gleichen Moment, wie ich diese am besten über Monate hinweg transportieren kann.
    Wir bedanken uns für den Abend, fahren daraufhin in das Hotel und legen uns hin. Entgegen unserer Erwartungen brauchen wir im Zimmer nicht einmal eine Klimaanlage. Entweder sind wir mitlerweise abgehärtet oder die Temperaturen sind doch um ein paar Grad gesunken.
    Read more