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  • Tag 164: Irkeschtam bis Uluqat

    August 21, 2023 in China ⋅ ☀️ 27 °C

    [-> Ich lade bewusst nur Blogbeiträge mit Text und ohne Bilder von Westchina hoch. Dies hat den Grund, dass die kleine Auswahl der Bilder China in einem zu positiven Licht darstellt und dadurch in keinem Fall unsere Sicht, Erlebnisse und vor allem Emotionen widerspiegeln können.]

    Ich kann schon wieder ein bisschen frühstücken, Lukas isst wie gewohnt. Dann fahren wir zur Grenzkontrolle, aber nicht, bevor wir nicht noch ein paar Trauben von der Vermieterin geschenkt bekommen haben.
    An der Kontrolle werden wir direkt an den LKWs vorbei gewunken. Der Pass wird kontrolliert, dann sollen wir zu einem Gebäude fahren. Wir stellen die Fahrräder außen ab und betreten die Kontrollstelle. Als wir uns in die Reihe stellen wollen, wird einer der Beamten direkt auf uns aufmerksam, fragt interessiert, woher wir kommen und winkt uns an den Wartenden vorbei. Etwas widerwillig (wir wollen ja nicht drängeln) gehen wir nach vorne. Interessiert begutachtet er unsere Namen, lächelt freundlich, gibt uns den nötigen Stempel und wir gehen wieder nach draußen.
    Dann fahren wir ins Niemandsland, nicht mehr Kirgisistan, aber auch noch nicht China. An einer weiteren kleinen Kontrolle werden wir wieder freudig empfangen, zeigen unseren Pass und werden weitergewunken.
    Dann fahren wir auch schon unter einer sich gerade im Bau befindenden Brücke hindurch, auf der einige Chinesen herum turnen. Oben am Berg die prachtvoll wehenden Flaggen des Landes.
    Nach einem kurzen Anstieg kommen wir an eine Kontrollstelle. Der Soldat trägt eine FFP2-Maske und ein Visier und läuft uns entgegen. Er lächelt, nimmt die Pässe, geht kurz weg und gibt sie uns nach kurzer Zeit wieder.
    Dann kommen wir nach kurzer Fahrt entlang mehrerer Stacheldrahtzäune zu einer Halle. Dort werden wir zunächst vorbei gewunken. Da wir allerdings über einen erlaubten Punkt heraus gefahren sind, müssen sie uns zurück rufen. Dort begutachten sie unsere Pässe und fragen uns, woher wir kommen. Einer der Beamten ist recht interessiert und freundlich, die anderen eher streng.
    Wir erfahren, dass wir von hier aus ein Taxi nehmen müssen, worauf wir bereits vorbereitet sind.
    Ehe wir uns versehen steht schon ein Taxi wartend da. Wir bringen unsere Fahrräder hin, laden sie und das Gepäck ein und dann geht es etwa 5 km zu einer weiteren, noch größeren Halle. Dort laden wir alles wieder aus und bringen es hinein. Wir werden direkt von zwei Polizisten empfangen und sollen uns zunächst in einen Warteraum setzen. An dessen Wand hängt ein großes Plakat, das auf Chinesisch und Englisch informiert. Dort heißt es unter anderem, dass Fahrräder in ein Taxi geladen werden müssen, um zur nächsten Stadt zu kommen. Ihr Grund hierfür ist, dass die Straße zu kompliziert ist und wir uns ansonsten natürlich verfahren würden.
    Als nächstes sollen wir eine Ankunftskarte ausfüllen, unsere Passdaten, welche Länder wir bereist haben und wo es für uns hin geht. Dann setzen wir uns wieder in den Raum. Kurze Zeit später bekommen wir noch Fragen von einem höheren Beamten gestellt. Wohin wir genau gehen? Ob Aksu unser Ziel ist? Wie wir genau wieder von der Mongolei zurück kommen? Wir antworten darauf, dann warten wir wieder eine Weile.
    Dann dürfen wir irgendwann unsere Taschen auf einen Tisch stellen. Nach und nach sollen wir eine Tasche nach der anderen öffnen. Einer von uns bleibt dabei und öffnet die Taschen für die Beamten, der andere geht derweil schonmal zur direkten "Anmeldung". Dort werden alle Fingerabdrücke genommen, ein Bild gemacht und anschließend wieder genaue Fragen gestellt.
    Nach diesem Prozedere dürfen wir die Räder vorbei schieben und alle Taschen an uns nehmen. Entgegen unserer Erwartungen wimmelt es draußen nicht von Taxifahrern, die darauf warten Reisende mitzunehmen. Vor uns liegt ein riesiger Platz, auf dem ein Kamerateam steht und irgendein Image-Video mit einem Backpacking-Amerikaner dreht, der völlig überfordert mitmacht. Vermutlich ist einer der Teilnehmer so etwas wie ein Bürgermeister, der durch das Begrüßen von Reisenden vor der Kamera und das Tragen des Gepäcks des Amerikaners sein Image aufbessern will.
    Wir bauen gemütlich im Hintergrund unsere Räder zusammen und versuchen dann ein Taxi zu finden. Allerdings finden wir zunächst keines. Erst als nach einer guten Weile unser Taxifahrer von vorher kommt, haben wir unsere Mitfahrgelegenheit. Fiese müssen wir aber mit allen Mitteln verteidigen, denn sobald eine Gruppe Reisender aus China erkennt, dass dies ein Taxi ist, stürmen sie mit ihren Koffern herbei. Wir werden gar nicht beachtet und halb zur Seite geschoben. Durch unsere Platzverteidigung und die Ehrlichkeit unseres Taxifahrers bekommen wir die Fahrt.
    Es geht auf einer gut ausgebauten Straße immer weiter abwärts. Wir fahren an ein paar kleinen Orten vorbei, die wie abgeschieden wirken. Teilweise gibt es nur eine Straße in den Ort und diese ist mit einer Unmenge an Kameras überwacht. Alle alten Seitenstraßen sind verschanzt, sodass jede Person, die den Ort betritt, genau überwacht werden kann.
    Zwei Mal kommen wir in eine Kontrolle, bei der unser Taxifahrer einen Zettel bekommt mit der Uhrzeit, wann er dort angekommen ist und welche durchschnittliche Geschwindigkeit er hatte. So besteht erst gar nicht die Möglichkeit zwischendurch mit den hier Wohnenden zu lange in Kontakt zu kommen.
    Wir kommen auch einmal in eine Kontrolle, bei der wir aussteigen müssen und in einem Gebäude bestimmt 10 Minuten unser Pass inspiziert wird. Dann geht es weiter.
    In Uluqat angekommen geht es direkt wieder in eine Kontrolle. Allerdings müssen wir nun wieder alles Gepäck und die Räder ausladen. Da wir nicht die Einzigen sind, gibt es ein Gedränge. Unsere Reisegruppe, die uns das Taxi streitig machen wollte, ist auch wieder mit dabei. Es gilt nicht "Wer zuerst ankommt, darf zuerst durch.", sondern "Wer zuerst ankommt hat Pech gehabt, außer er kämpft unerbitterlich um seinen Platz."
    Wir lernen dort einen Engländer mit indischen Wurzeln kennen, der mit dem eigenen Auto in 55 Tagen von England nach Indien fährt, um Geld für Kinder mit Krebs zu sammeln. Er wird begleitet von einem Chinesen, da er alleine nicht mit dem Auto durchs Land reisen darf. Zu unserem Glück haben wir ihn getroffen, denn hier an dieser Kontrolle müssen wir online ein Formular ausfüllen, in dem wir bestätigen, dass wir kein Corona haben. Niemand will den Impfpass sehen, doch das Ausfüllen ist schon Schikane genug. Das Formular muss über einen QR-Code abgerufen werden, welchen unsere Handys allerdings nicht laden. Also dürfen wir es an seinem Handy ausfüllen. Zusätzlich muss er uns auch das Formular übersetzen, denn alles ist in chinesischen Schriftzeichen. Bis das geschafft ist, dauert es eine Weile, in der unser armer Taxifahrer nervös wartet.
    Dann dürfen wir unsere Fahrräder zu X-Ray Scanner schieben. Warum sie unser Gepäck nicht gleich beim ersten Mal schon scannen könnten, fragen wir uns in diesem Moment. Vermutlich dient es der Kontrolle. Es ware ja möglich, dass wir die beiden Beamten, die per Hand unsere Taschen durchsucht haben, bezahlt haben und sie uns deshalb einiges haben durchgehen lassen.
    Nach dem Scanner laden wir unsere Fahrräder und die Taschen dann ein weiteres Mal in das Taxi und er fährt uns zuerst du einer Bank, in der wir Yuan abheben und dann zu einem Hotel.
    Während wir dort alles wieder ausladen, meldet er uns im Hotel an. Dann bezahlen wir ihn und Lukas führt die eigentliche Anmeldung mit dem Pass durch, während ich unten beim Gepäck warte. Direkt werden einige Vorbeilaufende auf uns aufmerksam. Besonders Kinder bleiben stehen. Und so bin ich kurze Zeit später von einer Scharr an Kindern umzingelt, die mich auf Chinesisch zuquasseln. Einer der Jungen kann ein paar Worte Englisch und so versuche ich mich mit ihnen mit Händen und Füßen ein bisschen zu unterhalten. Sie sind so begeistert, dass sie uns auch gerne helfen wollen, die Taschen die Treppe hoch zu tragen.
    Im Zimmer angekommen, stellen wir alles ab und fragen dann im Hotel nach, wie viel eine Wäsche kostet, weil wir es dringend mal wieder nötig haben.
    Dann ziehen wir los, um eine SIM-Karte zu kaufen. Der Laden ist direkt mit einem Bodyscanner und zwei Sicherheitskräften gesichert. Die Anmeldung der SIM-Karte verläuft problemlos und bietet uns für 6,50€ einen Monat 40 GB Internet und ein paar Anrufe, die uns allerdings wegen der Sprachprobleme hier nichts bringen.
    Nachdem wir in einem Laden und einem kleineren Shop ein bisschen Gemüse und Obst eingekauft haben, machen wir uns im Zimmer daran uns durch die teils unbekannten Früchte durch zu probieren.
    Das Internet funktioniert gut, allerdings werden bei Lukas alles Google-Dienste geblockt, unter anderem auch Whatsapp, Instagram und seine Mails. Bei mir funktioniert es zunächst schleppend, dann kann ich allerdings auch Anrufe tätigen. Bilder und Sprachnachrichten werden generell geblockt.
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