• Tag 173: Bay bis Kuqa

    August 30, 2023 in China ⋅ ☀️ 32 °C

    Das Frühstücksbüfett ist sehr gut und es ist definitiv genug Auswahl dabei.
    Vor uns liegt ein langer Tag, weshalb wir uns nicht allzu lange im Speisesaal verweilen. Wir packen zusammen, checken aus und werden mal wieder mit einem Schwall an Fragen bombardiert, die unsere genaue Reiseroute erfragen sollen. Leicht genervt (Wie unnötig diese ständige Fragerei doch ist und uns immer mehr bestätigt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, wenn der Staat eine solche Angst hat, dass zwei Touris eventuell eine kleinere Straße einschlagen könnten!) verlassen wir das Hotel.
    Unser erster Stopp sind die Tausend Buddha Höhlen, die wir nach 60 km und einer sehr schönen Abfahrt in ein üppig grünes Flusstal erreichen. Auf unserer Fahrt bleiben wir allerdings nicht alleine. Von dem Moment an, da wir das Hotel verlassen, werden wir pausenlos verfolgt. Es ist fast schon amüsant, wie auffällig unsere Begleiter dabei vorgehen. Wie sollte uns das auch nicht auffallen, wenn ein und das selbe Auto im Abstand von 100 m auf dem Seitenstreifen hinter uns her fährt. Immerhin merken sie nach einer Weile (oder durch einen Zuständigkeitswechsel), dass wir uns nicht so leicht unbemerkt verfolgen lassen. Also wechselt von dem Moment an das Auto ein bis zweimal, sodass zumindest mal ein schwarzes statt ein weißes Auto hinter uns her fährt. Allerdings ebenfalls auf selbe Weise - schön unauffällig mit etwa 18 km/h auf dem Seitenstreifen. Wir nehmen das ganze mit Humor und entwickeln Ideen für ein "Handbuch der Ausländerüberwachung - Teil 1: Bikepacker".
    Bei den Höhlen angekommen bemerken wir, dass wir nicht alleine sind. Bereits einige Reisebusse mit chinesischen Touristen warten darauf ihre Tickets zu bekommen. Es gibt eine kleine Diskussion mit den Wachleuten darüber, wo wir unsere Räder abstellen können. Dann betreten wir das Gelände und wundern uns nicht mehr über die teils halb verwüsteten Hotelzimmer, in die wir beim Auschecken aus den Hotels oft gesehen haben. Denn trotz des gut ausgeschilderten, breiten Pfades sehen wir viele Chinesen, die abseits der Wege stehen, Äpfel von den Bäumen mitgehen lassen oder wild an irgendwelche Bäume pinkeln, obwohl alle 300 m ein Toilettenhäuschen steht, das recht sauber ist.
    Von den Buddhahöhlen sind leider wie wir feststellen nur wenige offen. Normalerweise ziehen sie sich über mehr als einen Kilometer an der Felswand entlang, doch nur ein kleiner Teil davon ist für den Tourismus geöffnet. Leider ist auch genau dieser Teil ganz und gar nicht mehr in seiner ursprünglichen Form und stattdessen mit Beton übergossen und kaum noch etwas von den alten Höhlen erhalten. Schade!
    In einer der Höhlen fehlen Wandmalereien die, wie wir erfahren, heutzutage in einer Ausstellung im Berliner Museum stehen, nachdem sie ein deutsches Expeditionsteam vor langer Zeit entwendet hat.
    Nach unserem Besuch bei den Höhlen machen wir uns wieder an den Aufstieg aus dem Flusstal heraus und werden natürlich wieder meisterhaft verfolgt. Diesmal fährt unser Begleiter in genau dem selben Tempo den recht steilen Berg hoch wie wir, statt wie üblich an einer übersichtlichen Stelle zu überholen. Als wir kurz anhalten um wegen der Hitze etwas zu trinken, hat er keine andere Wahl, als an uns vorbei zu fahren. Statt dass er dann allerdings oben in irgendeiner Haltebucht auf uns wartet, kommt er uns wirklich nochmal entgegen und hängt kurze Zeit später wieder an uns dran. Das Handbuch bekommt immer mehr seine Berechtigung!
    Das geht noch ein kurzes Stück so, dann dreht er ab und wir sind das erste Mal heute wieder für uns. 70 km verbleiben heute noch, die aber dank des Rückenwindes recht schnell zurückgelegt sind.
    In einer Polizeikontrolle auf dem Weg werden wir einfach durchgewunken, vermutlich weil sie schon wussten, dass wir kommen.
    In Kuqa versuchen wir erst gar nicht in das günstigste Hotel hinein zu kommen und beschließen stattdessen ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen und das Schwesterhotel von heute morgen aufzusuchen, da die ja Ausländer genommen haben. Als wir allerdings nach einem Zimmer fragen kommt die Enttäuschung: "Wir nehmen keine Ausländer!". Jetzt sucht man sich schon nicht das günstigste Hotel heraus (die allerdings meistens qualitativ deutlich besser sind) und dann wird man trotzdem angelehnt. Wir wenden uns gerade ab, um das Tourihotel anzufahren, als die Rezeptionistin nochmal heraus kommt, mit dem Handy am Ohr und erklärt, dass ihr Chef erlaubt hat, dass wir bleiben dürfen.
    Wir checken also ein und müssen uns immerhin nicht mit der Polizei herum ärgern (die uns von den Einheimischen immer wieder als Problemlöser genannt wird, für uns allerdings überhaupt erst der Problemverursacher ist). Witzigerweise hat das Hotel einen Schuhputzservice und so beschließen wir, diesen in Anspruch zu nehmen, auch wenn wir die Schuhe auf der Reise vermutlich selbst nie sauber gemacht hätten.
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