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  • Tag 323: Schneegestöber bis Jicarillas

    January 26 in the United States ⋅ ⛅ 4 °C

    Es klingt nach Regen, der sanft auf das Zelt fällt. Als Lukas allerdings nachts kurz nach draußen geht und den zentimeterhohen Schnee vom Zelt herunter wischt, merke ich, dass es wohl doch kein Regen war. Alles um uns herum ist wieder einmal weiß und über der Umgebung hängt dichter Nebel. Durch die Sonne etwas aufgewärmt zu werden können wir dann wohl vergessen, denke ich.
    Der Weg den wir von der Straße abgefahren sind liegt unter einer 10 cm tiefen Schicht begraben und unsere Reifen boren sich tief in diese hinein. Zum Glück ist allerdings die geteerte Straße frei von Schnee und Eis.
    Je weiter der Tag voran schreitet, desto mehr ziehen sich die Wolken zurück und die Sonne kommt zum Vorschein. Damit wird es auch deutlich wärmer und die Sicht klarer.
    Wir fahren in das Gebiet der Jicarilla Apachen hinein und freuen uns auf ein weiteres Reservat, da wir im letzten so viele positive Erfahrungen hatten.
    Die Jicarillas gehören neben den Lipan, Mescaleros (der in Deutschland wohl bekannteste ist Winnetou, wenn auch fiktiv) und vielen anderen Stämmen zu den Apachen. Sie lebten hauptsächlich im Süden Colorados und im Norden New Mexicos als Jäger und Sammler als Halbnomaden. Durch den Kontakt mit den in den Ebenen lebenden Pueblo Indianern lernten sie auch den Anbau von Nahrungsmitteln kennen.
    Das Wort "Jicarilla" stammt aus dem Spanischen und bedeutet "Kleiner Korb", da die Jicarillas damals immer aus kleinen geflochtenen Körben getrunken haben. Die Lipans und Mescaleros nennen sie "Kinya-Inde" (dt. "Volk welches in festen Häusern lebt") und selbst nennen sie sich "Haisndayin" (dt. "Volk das aus der Unterwelt kam"). Die Eigenbezeichnung hat ihren Ursprung in ihrem Glauben. Wie auch die Navajos glauben sie, dass die Urmenschen durch die Erdschicht hindurch gedrungen sind und alle Tiere und Pflanzen, Berge und Flüsse erschaffen haben.
    Die Jicarillas waren hauptsächlich friedliebend und beschäftigten sich mehr mit der Landwirtschaft als Kriegsmachenschaften. Allerdings stießen sie immer häufiger mit den Comanchen und Ute zusammen, die von den Franzosen mit Gewehren ausgestattet wurden und immer weiter in den Süden vorrückten. Zusätzlich wurden sie von Westen her von den vorrückenden Siedlern aus den Ebenen zurück gedrängt und verloren dabei viele Nahrungsgrundlagen. 1887 wurde ihnen dann ihr Reservat zugewiesen. Das allerdings war entgegen den fruchtbareren Ebenen alles andere als das. Zeitgleich breitete sich Tuberkulose aus und der Stamm hatte viele Verluste zu bedauern. Erst Jahre später erhielten sie zusätzlich fruchtbarere Gebiete um sich selbst versorgen zu können.
    Heute umfasst der Stamm noch 2755 Mitglieder, von denen die meisten in Dulce, New Mexico leben. Ihr Geld verdienen viele mit den reichen Öl- und Gasvorkommen des Reservats, Casinos, Tourismus, Ranches und den Holzvorkommen.
    Mit dieser Geschichte im Hinterkopf ist es verständlich, dass nun hier das Reservat so akribisch abgesperrt ist. Überall wo ein Weg ohne Absperrung ins Reservat hinein führt (und das kommt nur ein paar Mal vor) stehen große, nicht zu übersehende Schilder, die klar machen, dass weder jagen, fischen, campen noch betreten ohne Erlaubnis geduldet wird.
    Wir sind wirklich hin und her gerissen. Zum einen suchen wir einen Zeltplatz für die Nacht, der möglichst weit weg von der Straße liegt. Das Land liegt so groß und weit vor uns und wir hätten unendlich viele Möglichkeiten einen perfekten Platz zu finden und es ist weit und breit kein Haus zu sehen. Außerdem wollen wir von den hier vorbeifahrenden LKWs weg, von denen sich jeded anhört als würde ein Düsenjet direkt neben uns abheben.
    Zum anderen haben wir ja erst vor ein paar Tagen gesehen, wie hier leider zu viele nicht die Kulturgüter beschützen und mit der jahrelangen Verdrängung ist es da zusätzlich verständlich, dass die Jicarillas ihr Land schützen wollen.
    Das bedeutet für uns allerdings in nächster Nähe zu den Düsenjets zu schlafen. Naja, immerhin fährt nicht noch der Zug vorbei, der wiederum eher der Lautstärke des Signalhorns eines Schiffs entspricht, allerdings wenn man selbst im Horn sitzt.
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