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  • Day 43

    Die große Waschung. J & P Edition.

    March 14 in the United States ⋅ 🌙 6 °C

    Nachdem uns “Hawaii” morgens mal wieder mit einem “Oha” begrüßt hatte, sind wir bei Dämmerung losgelaufen. Den Vormittag über ging es abwechselnd bergauf und bergab in wunderschönen Wäldern, die uns an Kalifornien respektive dem Pacific Crest Trail erinnerten. Mit guter Musik und in Erinnerungen schwelgend ging dieser sehr schnell vorbei.

    Für unsere Mittagspause wählten wir ein sonniges Plätzchen an einem größeren Fluss neben ein paar Anglern aus.
    Jochen und ich waren uns einig, dass es bisher die schönste Pause war. Wir konnten dort unsere Füße (und andere Körperteile) waschen und lauschten dem Blubbern des Wassers, während wir unser Frühstück/Mittagessen zu uns nahmen. Es war wie im Urlaub! 😊

    Nach gefühlt viel zu kurzen 2 Stunden ging es weiter durch märchenhafte Wälder bis zum
    „Apple Orchard Mountain“. Bis wir den schönen Ausblick von dort oben genießen konnten, mussten wir allerdings neun Meilen bergauf gehen.

    Beim Aufstieg dämmerte es schon leicht, sodass wir vom Bergkamm aus den wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnten.

    Da wir an diesem Abend mit einem „trockenen Camp“, d. h. ein Zeltplatz ohne Wasser gerechnet hatten, aßen wir unser Essen direkt an einer Wasserquelle und nicht im Camp.
    Nach etwa einer Meile schlugen wir unser Zelt auf und mussten die Nacht über mit einem schrägen Untergrund zurechtkommen, was mit den „rutschigen“ Oberflächen der Isomatte und des Schlafsacks gar nicht mal so einfach ist.

    Heute gibts mal ein paar Gedanken von mir:
    Gerade laufe ich bei schönstem Wetter und bei besten Trail-Bedingungen mit Superlaune. Ich genieße es, auf dem Bergkamm im Sonnenschein zu „cruisen“. Das mag jetzt sehr pathetisch klingen, aber ich genieße wirklich jede Minute und bin unglaublich glücklich und dankbar dafür, dass ich dieses Wanderprojekt angehen kann.

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch vor einer Woche ernsthafte Abbruchgedanken hatte. Es kam in letzter Zeit sehr viel zusammen. Schmerzen und Wehwehchen an jeder Stelle meines Körpers. Heimweh und das Gefühl, Familie, Freunde und meinen Alltag zu vermissen. Vor allem die Annehmlichkeiten des alltäglichen Lebens und Zeit zur Erholung zu haben. Dazu kam noch schlechtes Wetter, eine blöde Situation, bei der wir total klatschnass keinen Platz im Shelter bekommen hatten und Ausrüstung, auf die kein Verlass ist oder nach einem Tag Nutzung kaputt ging.

    Das sind alles Faktoren, die einzeln betrachtet nicht schlimm sind. Alle zusammen stellten für mich allerdings eine sehr starke psychische Belastung dar. Ohne einen Freund wie Jochen wäre ich sicherlich an einen Punkt gekommen, an dem ich abgebrochen hätte.

    Dazu gehört aber auch, dass man die schönen Zeiten auf dem Trail nur deshalb so besonders zu schätzen weiß und genießen kann, weil man eben solche negativen Erfahrungen zwangsläufig bei einer Fernwanderung macht. Hier geht es nicht nur um gutes Wetter oder einen steinfreien Trail, sondern auch um ganz simple Dinge wie einen frisch aufgebrühten Kaffee, den man bestenfalls in aller Ruhe morgens in einem Hostel trinken kann.

    Ich hoffe sehr, dass ich mir diese Gedanken in Erinnerung rufen kann, sollte ich wieder über einen Abbruch nachdenken. Es sind halt eben doch die kleinen Dinge auf dem Trail, die einem eine Riesenfreude bereiten! Selbstverständlich neben der Natur, den Sonnenauf- und untergängen und den herrlichen Ausblicken.
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