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  • Day 53

    Für eine Handvoll Pommes.

    March 24 in the United States ⋅ ☀️ 1 °C

    Mit jeder Menge Vorfreude haben wir uns auf den Weg nach Harpers Ferry gemacht. Dort liegt das Headquarter der ATC und soll die emotionale Hälfte des Trails sein (auch wenn Harpers Ferry noch nicht ganz auf der Hälfte liegt). Jedes Jahr werden von der ATC „Halfway Pictures“ von den Thru-Hikern dort gemacht. Dieser Tradition wollte ich unbedingt nachkommen.

    Auf dem Weg dorthin passierten wir die Staatsgrenze zwischen Virginia und West Virginia. An der Grenze zu stehen war ein überragendes Gefühl, da Virginia einer der längsten Abschnitte auf dem Trail ist! Die Freude war riesig!

    Zum Mittagessen gönnten Jochen und ich uns einen Burger und ne riesige Portion Eis an einer Tankstelle. Während des Essens hatten wir jede Menge Unterhaltung.

    Ein Kind musste sich mehrmals neben uns übergeben, während sich seine Mutter per Gestik bei uns entschuldigte.
    Kurz darauf schoss ein Fahrzeug auf die andere Straßenseite über die Straßenbegrenzung. Jochen und ich sind dermaßen erschrocken, dass wir einfach nur auf unseren Plätzen saßen und nicht mal das Weite suchten, als das Fahrzeug auf uns zukam. Glücklicherweise hatte der Fahrer das Fahrzeug unter Kontrolle und parkte es an der Tankstelle. Bei dem Riesenschlag verlor es die Motorabdeckung und jede Menge Flüssigkeit. Der Fahrer eines weiteren Fahrzeugs zwang den Mann nicht weiter zu fahren und rief die Polizei. Offensichtlich war er schwer betrunken. Ich konnte sogar sehen, wie er eine Schnapsflasche neben dem Fahrzeug ausleerte.

    Kurze Zeit später kamen Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. So viel Action waren wir nicht mehr gewohnt! Es war wie Kino ohne Eintritt und Popcorn.

    Als wir auf der Brücke über den Shenandoahriver liefen, dämmerte es schon. Die Stimmung im Abendrot war herrlich! Jochen und ich versuchten, mit einem aussagekräftigen Bild die Stimmung einzufangen.

    Bei Dunkelheit und viel zu spät für das Halfway Picture sind wir in Harper Ferry angekommen. Selbst bei Nacht genossen wir es, die historischen Gebäude der Altstadt anzuschauen.

    Zum „ersten“ Abendessen gab es die Reste von einem Pärchen, welches Mitleid mit uns hatte. In der ganzen Stadt war kein Restaurant mehr offen, und der Supermarkt war meilenweit entfernt.

    Jochen und ich wirkten so verzweifelt, dass die beiden ihre Reste, welche sie aus einem Restaurant mitgenommen hatten, uns überließen. Nur widerwillig nahmen wir das Geschenk an, waren aber in diesem Moment sehr glücklich darüber, weil es keine Aussicht auf ein Abendessen gab. Es gab einen halben Burger mit Blauschimmelkäse und eine Handvoll Pommes. Überragend! Einfach unglaublich, wie nett hier die Menschen zu Wanderern sind!

    Unsere Unterkunft für den Abend lag außerhalb der Stadt, weshalb wir noch etwa 45 Minuten dorthin wandern mussten. Dabei sind wir illegalerweise über Bahngleise gestiegen und Jochen hat sich bei einem Sturz den Finger verletzt. Besser hätte es also nicht laufen können! Total erschöpft kamen wir kurz vor 22:00 Uhr beim „Cross Trails Hostel“ an. Zu unserer Überraschung gab es dort noch eine Tiefkühlpizza für unsere knurrenden Mägen.

    (Von den zwei Zelten im Shelter konnte ich erst morgens ein Bild machen)
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