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  • Day 28–29

    Bitola

    February 25 in North Macedonia ⋅ ☁️ 10 °C

    Mein Taxifahrer ist etwas konsterniert über das wahrscheinlich schlechteste Verhandlungsgespräch seiner Taxikarriere, aber er nimmt mich mit. Auf der griechischen Seite wird die Straße durch hohe Zäune abgeschirmt und es gibt Bärenwarnschilder. Ich bin nochmal froh, dass er direkt mit dem Taxi da stand und ich mich nicht im Hitchhiken versuchen musste. Es ist auch wenig Verkehr, der mich hätte mitnehmen können. An der Grenze eine für mich skurrile Szene, als zwischen den Grenzhäuschen (Passkontrolle, Zoll) irgendwelche komischen Vögel rumstolzieren, vielleicht Pfauen? und im Streit mit einem Straßenhund einen spitzen Schrei lassen. Nach der Grenze weist der Taximann mit einer ausladenden Handbewegung auf alles vor uns liegende und sagt “North Macedonia”!

    Ja tatsächlich, ich bin in diesem Land, von dessen immerhin schon über fünf Jahre existierenden Namen ich vor paar Monaten das erste Mal gehört habe, als das Land im Handball gegen Deutschland gespielt hat. Umbenennung hin oder her, auch zu dem alten Namen Mazedonien habe ich wenig Assoziationen, also genau genommen weiß ich nur, dass Skopje Hauptstadt ist und dass ich aber auch nach Ohrid fahren sollte, habe ich erst zwei Tage zuvor von einem Mitreisenden erfahren.

    Aber zunächst ist Bitola das Ziel und mein Taximann möchte mich zum Hotel bringen. Ich hatte schon vorher Screenshots von booking gemacht - eigentlich nur aus dem Grund, dass ich so die Infos schneller griffbereit habe. Das erweist sich jetzt aus anderen Gründen vielleicht nicht als Gold, aber immerhin viele Euros wert: an der Grenze kam die SMS, dass 100 kB ab jetzt 1,20 € kosten, netterweise beschränkt auf maximal 59 € im Monat. Ups! Wir tippen die Adresse in sein Navi ein, aber das Gerät findet die Straßen nicht. Vielleicht Probleme mit verschiedenen Transkriptionen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass er mich irgendwo im Centrum raus lassen kann und finde anhand der skizzenhaften Karte auf meinem Screenshot tatsächlich recht schnell das Grand Central Hotel. Ich checke ein und bin begeistert über die Qualität, die ich für das kleine Geld erhalten habe.

    Ich gehe auch noch ein bisschen spazieren, es gibt den alten Bazaar direkt um die Ecke (um die Uhrzeit alle Geschäfte geschlossen, aber nette Gassen) und ansonsten bisschen Innenstadt, paar Bars, bisschen was los, nette Stimmung. Es bleibt nicht aus, dass mir sofort auffällt, dass hier drinnen rauchen normal ist, weil es auch jeder tut. Weiterhin stechen mir die vielen Knotenpunkte von elektrischen Leitungen ins Auge. Da alle oberirdisch verlaufen und es ein dicht besiedeltes Gebiet ist, kommen da ganz schön große (und verworrene) Knoten zusammen. Weiterhin ist das Stadtbild geprägt von byzantinischen Kirchen einerseits und kleinen Moscheen andererseits. Letztere haben nur ein Minarett, meistens mit Lautsprechern, aber manchmal auch mit rundum laufendem Balkon hoch oben, aber ich habe keinen Muezzin weder live noch vom Band gehört.

    Den Rest des Abends verbringe ich hauptsächlich in meinem schönen Zimmer, genieße ein ordentliches Badezimmer mit toller Dusche und das große Bett. Zum Abendessen gibt’s Cheetos und ein Bifteki, was ich gestern in der Taverna nicht geschafft und mitgenommen habe - mit schlechten Gewissen, Einfuhr von tierischen Produkten ist verboten. Ich freue mich, ein Zimmer für mich allein zu haben und telefoniere über das WLAN mit zuhause.

    Am nächsten Morgen gibt es Frühstück im Hotel, man wählt zwischen fünf verschiedenen Varianten und ich nehme halb experimentell das mit lokalem Käse und Wurst und Oliven und zwei hart gekochten Eiern, aber die Einheimischen haben alle einen Eintopf, der in einer geschmückten Suppen Terrine an den Tisch gebracht und dort aufgefüllt wird.

    Ich gehe zum Busbahnhof, es ist ein ganz schön trüber Tag und außerdem habe ich irgendwo zwischen Athen und hier ja definitiv die Grenze zwischen mediterranem und kontinentalem Klima überschritten und damit sind die Orangen, Zitronen, Palmen und Oliven verschwunden. Was im Winter bedeutet, dass alles Grüne verschwunden ist. Und ehrlich gesagt finde ich auch die Menschen ganz schön ‘winterlich’ bisher, ich muss mich vielleicht noch an die Balkan-Mentalität gewöhnen.
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