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- Day 18
- Thursday, September 4, 2025 at 10:23 PM
- ☁️ 4 °C
- Altitude: 81 m
GreenlandIlulissat69°11’26” N 51°2’8” W
17: Besuch in der Nacht

In der Nacht regnet es. Wolkenniesel wechselt sich mit Regen ab. Bei nur 2 Grad haben wir wiedermal viel Kondensation im Zelt.
Wirkliche Probleme hat uns das auf der Tour nicht bereitet. Was durch die Kondensation feucht oder nass wurde, trocknet am Morgen während es Kaffees. Trotzdem wäre ein größeres Zelt sicherlich besser gewesen.
Wir möchten heute noch etwas weiter Richtung Osten laufen und wenn vorhanden, weiter dem Pfad folgen. Wir werden sehen wie weit wir kommen. Da wir kein direktes Ziel auf unser Route haben, geniessen wir den Morgen mit Blick auf den Icefjord und machen langsam um 10:30 Uhr los. Der Blick auf die Eisberge ist etwas besonderes, was wir hier oben weit oberhalb des Polarkreises erleben möchten.
Dabei bestimmen Sonne und Wolken das Bild der Eisberge. Ständige Bild- und Stimmungswechsel lassen die daliegende Szenerie immer neu erscheinen und lenkt uns vom Blick auf den Pfad und damit den nächsten Schritt ab.
Die Halbinsel besteht aus Stein und Flechten. Wenige Grasbüschel, Sträucher und Moose haben es geschafft auf Dauer hier im Wechsel der Gezeiten zu bestehen. Irgendwie ist es eine karge Landschaft. Andererseits leuchtet der Boden ins verschieden Rot-Tönen.
Jetzt, Anfang September, können wir gut erahnen, dass in wenigen Tagen oder Wochen hier alles voller Eis und Schnee ist. Die Temperaturen sind nicht tiefer, als auf unserem Weg Richtung Sisimuit, aber es fühlt sich kälter an. Der Wind ist kalt, nicht unangenehm aber hüllt uns in Kälte.
Wir folgen dem Pfad und verlassen dabei die direkte Küstenlinie. Eine rund 230 Meter hohe Felsformation liegt zwischen uns und dem Fjord.
Der Weg erinnert mehr an einen unwirklichen Pfad in der Bergen. Es geht hoch, es geht runter. Teils kraxeln wir auf Felspassagen entlang, wie es bisher auf der Tour noch nicht der Fall gewesen ist. Spannend.
Wir sind umgeben von Felsen, Seen und ab und zu blitzt das Eis durch die Felsen. Eine einzigartige Stimmung umgibt uns, versetzt uns in eine andere Zeit. Stille wechselt sich mit starken Windböen ab und vermittelt uns das Gefühl, es könnt jederzeit schneien. Wir kommen an Wasserfällen vorbei und queren deren Flussläufe. Irgendwo hier, steht eine kleine rote Hütte und nach ein paar Stunden können wir sie erstmals erspähen.
Die Hütte ist offen und so treten wir ein. 🏠 Im Inneren finden wir ein breites erhöhtes Holzpodest, auf dem locker 4-5 Personen schlafen können. Eine Tisch mit Bänken, einen Heizofen welcher mit Benzin betrieben werden kann. Wir machen gut eine Stunde Pause, essen die letzte Müsliladung und trinken Kaffee. Dann wird es in der Hütte zu kalt und so beschliessen wir weiterzuziehen.
Der kleine Pfad endet hier an der Hütte. Unsere ursprüngliche Planung würde jetzt weitere 50 Kilometer Offtrail Richtung Osten und final zurück Richtung Westen nach Ilulissat führen. Das wäre wirklich ein echtes Abenteuer in dieser Landschaft. Irre.
Aber wir mussten ja umplanen und so führt uns unser Weg wieder zurück. Eine weitere Nacht möchten wir an der Steilküste, mit Blick auf die Eisberge verbringen. Auf unserem Weg zurück zur Küste nimmt der Wind nochmals Fahrt auf. Klettern wir höher wird er mehr, klettern wir zu einem See runter wird es weniger. Wir können die Böen auf der Wasseroberfläche auf uns zu rollen sehen und so wissen wir wann es kalt wird.
Wir sind so begeistert von dieser Landschaft, dass wir wenig reden. Wir genießen diesen Abschnitt sehr! Ja, es ist auch etwas Vorsicht geboten. Hier rutschen wir schnell aus und auch am vorletzten Tag möchten wir nicht in das eisige Wasser eines Sees oder Flusslaufes fallen.
Nach ein paar Stunden erreichen wir wieder die direkte Küste. Wir entdecken durch Zufall eine terrassenartige Fläche direkt am steilem Küstenabschnitt. Das sieht nach einem perfekten Ort für die letzten Nacht in der Natur aus. Wir sind zwar hinter den hohen Steinen geschützt, trotzdem jagt der wind hier ordentlich drüber. Kalt! Da wir kein Wasser mehr haben, müssen wir noch einen 10-minütigen Marsch machen (oneway) um an einem kleinen Wasserlauf ein paar Liter Wasser zu filtern.
Das Zelt ist dann schnell aufgebaut. Trotz des starken Windes möchten wir draussen essen. Klar, bei diesem Ausblick versteht sich das von selber.
Auf den Steinen können wir gut sitzen und essen. In der Hektik fällt uns erstmals der Essensbeutel um und einige wertvollen Kalorien fliessen aus der Verpackung. 😱 Zum Glück war es nicht so viel! Irgendwann wird es richtig kalt und der Wind meint es ernst mit uns. Wir gehen ins Zelt.
Das Zelt windet sich im Wind. Einmal hingelegt schlafen wir wie immer schnell ein.
Keine Stunde später, um 23:15 Uhr, kreischt es draussen, sehr laut! Und zwar direkt am Zelt. Dann quickt es, laut! Dann rennt irgendwas schnell am Zelt vorbei. Um das Zelt herum. Auf Quicken und kreischen folgt ein knurren. OMG! Was geht denn jetzt ab? Wieder rennt etwas um unser Zelt. Es ist auf dieser Terrasse nicht viel Platz. Die Dinge passieren da draussen in weniger als 1 Meter Entfernung von unserem Kopf. Wir hören tapsen auf dem Boden und ein sich entfernendes Knurren. Okay, das reicht. Wir müssen nachsehen. Wir öffnen den Reisverschluss des Innenmesh und stecken die Finger durch den festvernähte Lüftungsschlitz um ihn weiter zu öffnen. Ein schneeweisser Polarfuchs steht einen Meter vor dem Zelt! Das Tier ist viel grösser als vermutet und auch grösser als der erste Fuchs, den wir Offtrail kurz vor dem ACT gesehen haben. Schnell das Smartphone durch die Lüftung gesteckt und Aufnahme gedrückt!
Ein weisser Polarfuchs macht sich über unser verschüttetes Essen her. Ohje! Wir haben es nicht weggeräumt. So ein Mist! Es ist vielleicht ein Löffel voll aber das reicht schon um Tiere anzulocken. Krass! Wir hätten das wegräumen müssen!
Aber was ist das? Ein zweiter, schwarzer Polarfuchs ist auch noch da! Das ist wirklich irre. Sie sind auf der Hut auf ihrem Raubzug und passen ganz genau auf und beobachten die Gegend. Uns oder meine Hand die aus dem Lüftungsschlitz ragt irritiert die beiden Beutegreifer nicht wirklich.
Abgesehen von Moschusochsen, denen man sich nicht mehr als 100 Metern nähern soll, wurden wir vor allem vor Polarfüchsen gewarnt. Immer auf der Suche nach Nahrung stellen unsere Vorräte eine großartige Beute da. Zeltwände sind schnell durchgebissen. Vor allem aber geht es darum, dass die Tier hier der Tollwut ausgesetzt sind. Ein krankes Tier ist unberechenbar und schreckt nicht vor einem Angriff zurück. Somit ist da Vorsicht geboten. Aber die beiden Racker sind putzmunter und bieten uns ein unvergessliches Erlebnis, direkt vor der Haustür. Ganz ganz toll!
Viele denken sich sicherlich: OMG und da soll ich jetzt schlafen. Oh ja, wir bitten darum! Und auch wenn die Tiere jetzt wissen wo es Nahrung gibt, das auch sicherlich riechen können, machen wir uns keine Sorgen. Im Gegenteil. Wir sind sehr dankbar für dieses Erlebnis und schlafen direkt wieder ein.
In dieser Nacht zerrt der Wind enorm am Zelt und ab und zu regnet es auch. Für Franzi war es die bisher unruhigste Nacht. Wind und das DCF Material des Zeltes machen einfach zu viele Geräusche…
Da wird doch in der letzten Nacht unser Abenteuer noch auf eine Probe gestellt?
🥾Hiker getroffen: 0
➡️ 15 km ⬆️ 502 hm ⬇️ 475 hmRead more
Traveler
Wunder der Natur - einmalig!