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  • Day 9

    Tabatinga 🇧🇷 / Leticia 🇨🇴

    July 11, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 25 °C

    Rückblick:
    Am letzten Tag in der Dschungellodge sind zwei junge Mädels aus Russland inkl. eigenem Guide eingetroffen.

    Der Guide heißt Jossoaiue (oder so ähnlich), ca 25 Jahre alt und hat nebenbei seine Familiengeschichte erzählt, die mich sehr berührt hat.

    Angefangen hat seine Geschichte mit einem kleinen Nebensatz: „ich bin eigentlich katholisch, war aber auch schon Moslem gewesen.“ Hääh???

    Jossoaiue ist in Nordbrasilien, an der Grenze zu Britisch-Guayana, aufgewachsen. Er entstammt einem lokalen Indianerstamm und ist eines von insgesamt 10 Kindern. Der Vater saß zeitweise im Gefängnis und die Mutter musste die Kinder irgendwie alleine durchbringen.

    Die Familie ist superarm und hatte Probleme die Kinder zu ernähren. Aber im Ort gab es eine islamische Schule und nach dem Gebet gab es für die moslemischen Kinder etwas zu essen.

    Das Leben seiner Kindheit beschreibt er als eintönig. Je nach Jahreszeit wird in dem Landesteil in der Landwirtschaft gearbeitet oder gejagt. Einige Anwohner finden Arbeit in der Goldmine, die von einer kanadischen Firma betrieben wird. Das „Betriebsklima“ in den Goldminen ist rau. Menschen mit wenig Bildung und kriminellen Vorgeschichten arbeiten in den Minen. Die Mutter wurde mit einem Jobangebot in das Goldgräbercamp gelockt. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass Sie als Prostituierte arbeiten sollte. Die Mutter hat es geschafft mit einem der Mitarbeiter des Managements zu sprechen und Ihre Situation -alleinerziehend mit 10 Kindern- geschildert.

    Anschließend hat sie einen „richtigen Job“ als Taucherin in der Mine erhalten. Diese Arbeit gehört übrigens zu den gefährlichsten in den Minen. Mit einem Sauger wird Erdreich aufgesaugt. Es gibt fast keine Sicht du unten. Die Tauchausrüstung ist primitiv und es kommt regelmäßig zu Störungen. Gero unser Agenturinhaber hatte ebenfalls erzählt, dass er als Goldtaucher im Amazonas gearbeitet hat und dabei viele Freunde verloren hat. Der aufgesaugte Schlamm wird anschließend gefiltert und der Goldstaub bleibt letztlich in Matten hängen.

    Wir sollten uns in Deutschland regelmäßig vor Augen halten, wie gut es uns geht.

    Übrigens hat Jossoaiues Mutter ihm verboten eine Frau aus dem Stamm zu heiraten. Die Hoffnung auf ein besseres Leben liegt für diese Kinder außerhalb der Heimat.

    Zum Abschluss der ersten Dschungeltour ging es mit dem Boot tiefer in die überfluteteten Wälder.

    Die Anzahl der Tierbeobachtungen hält sich schwer in Grenzen. Einen Affen konnten wir in den Baumwipfeln ausmachen. Auch eine Gruppe von Aras ist majestätisch über uns hinweg geflogen.
    Und dann gab es noch „Florentina“. Unser Bootsführer lebt ganz in der Nähe der Lodge. Vor seinem Haus schwimmt regelmäßig ein großer Kaiman „Florentina“. Er konnte das Tier fast rufen, wie bei uns einen Hund. Wenn so ein großer Kaiman auf ein kleines Boot zugeschworen kommt, dann wird einem schnell anders. Nein der tut nichts - der will doch nur spielen 🐊

    In Manaus habe ich den „freien Tag“ zum Wäschewaschen und eine wenig Stadt anschauen genutzt. Mein Husten hält sich seit einer Woche hartnäckig, aber insgesamt gehts mir besser.

    Und dann noch eine sehr gute Nachricht :)
    Die Hotelrezeption in Manaus hat mich heute Nacht um 0.20 Uhr aus dem Schlaf geklingelt. An der Rezeption steht ein Bote und möchte einen Rucksack abliefern.
    Damit hätte ich niemals mehr gerechnet - 12 Stunden später wäre ich mit dem Flieger weg gewesen. Bei der Aktion war mehr Glück als Verstand im Spiel gewesen. Ich sollte der Lufthansa an eine deutsche E-Mailadresse mein Hotel übermitteln. Und denen habe ich klar mitgeteilt, dass es genau zwei Tage Manaus gibt, wo eine Übergabe möglich ist. Anschließend bin ich nicht mehr greifbar. Am Donnerstag erreichte mich eine Mail vom „Zeugwart des Flughafen Sao Paulo“ dass mein Gepäck jetzt in Sao Paulo angekommen wäre und wohin er es senden soll. Glücklicherweise hatte ich Internet im Camp und habe meine Mail mit den Gepäckinstruktionen von der Lufthansa durch den Übersetzer laufen lassen und unverzüglich nach Sao Paolo geantwortet. Irgendwer muss es letztlich gut gemeint haben. Die wussten, dass ich am nächsten Mittag verschwunden bin und haben wirklich mitten in der Nacht noch einen Boten zu mir ins Hotel geschickt - Danke!

    Heute bin ich dann endlich nach Tabatinga geflogen. Ohne die Zwischenfälle bei der Lufthansa wäre ich bereits am ersten Tag hier angekommen.

    Jetzt befinde ich mich im Dreiländereck Brasilien/ Kolumbien/ Peru. Der Flug von Manaus nach Tabatinga war wirklich beeindruckend. Aus der Luft konnten ich das Treffen der Wasser „Encontro das Aguas“ gut erkennen.

    Der größte Fluss der Erde (Amazonas) trifft hier mit dem zweitgrößten Nebenfluss der Erde (Rio Negro) zusammen. Die bräunlich-gelbe Wasserfarbe des Amazonas (Rio Solimões) trifft auf die schwarzen Wasser des Rio Negro. Über elf Kilometer fließen die Wassermassen nebeneinander her, bevor sich die Ströme langsam vermischen.

    Hintergrund für dieses Naturphänomen sind unterschiedliche Wassertemperaturen, Fließgeschwindigkeiten, Sedimentgehalte etc.
    Wer etwas ähnliches in der Heimat erleben möchte, fährt nach Passau. Beim Zusammenfluss Donau/ Inn ist ähnliches zu beobachten.

    Der Flug führte knapp zwei Stunden über die endlosen Regenwälder des Amazonas.
    Angekommen in Tabatinga/ Brasilien habe ich das Taxi auf die kolumbianische Seite Leticia genommen.

    Eigentlich handelt es sich bei Tabatinga/ Leticia um eine große Stadt. Brasilien und Kolumbien teilen sich jeweils eine Hälfte. Da es keine Straßenverbindung hierher gibt, kann man die Grenzen dieser Länder ohne jegliche Kontrolle überqueren. Auch die jeweilige Währung des anderen Landes wird hier akzeptiert.

    Also gelandet bin ich heute in Brasilien. Mein Hotel für die Nacht befindet sich in Kolumbien. Und morgen früh geht es auf eine dreitägige Tour in die „Zacambu Rainforest Lodge“, die sich auf peruanischem Staatsgebiet befindet.

    Bis dahin - Hasta luego 😘
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