Satellite
Show on map
  • Day 7

    Moskau

    July 13, 2017 in Russia ⋅ ☁️ 19 °C

    Unsere erste Nachtzugerfahrung in Russland und schon konnten wir fast alles abhaken, was es so auf der Liste zum erleben gibt. 2/3 des Zuges war mit Chinesen gefüllt und wir hatten das Glück uns das Abteil mit Oleg und Svyeta aus Moskau zu teilen. Oleg konnte etwas Englisch und Svyeta packte gleich mal den Cranberry Wodka aus. Eine Stunde später hatten wir dann eine Einladung zu einem Russischen Bad (dank google wissen wir jetzt auch, dass das eine Sauna ist und man dort mit Kleidung reingeht), im Haus eines ihrer Freunde.

    Der Weg zum Hostel morgens um 6 stellte sich müde und unterzuckert als Herausforderung dar. So waren wir umso glücklicher, als wir erstmal umsonst Tee machen konnten und eine halbe Stunde später ein Zimmer mit Fenster hatten :-) Manchmal ist man schon mit so wenig glücklich.

    Von Moskau hatten wir eigentlich wenig erwartet und wurden so positiv überrascht und gewannen viele viele Eindrücke:

    - Georgisches Essen: Dank Emil, einem Freund von Sebastian, der auch noch perfekt Deutsch spricht, und Sebastians weiser Voraussicht kamen wir in den Genuss der georgischen Küche und waren hin und weg. Verdaut wurde das Ganze mit Shisha und Tee.

    - Kritische Auseinandersetzung: Auch Russland hat eine Arbeitslager (Gulag) Vergangenheit, die jedoch längst nicht so aufgearbeitet scheint, wie die Geschichte der Konzentrationslager in Deutschland. Nachdem wir wussten, dass das Gulagmuseum in Perm zu einem Polizei-Propaganda Museum umgewandelt wurde, erwarteten wir uns wenig Kritisches vom Gulagmuseum in Moskau. Zwar zaghaft, jedoch findet hier eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit statt, die sogar von der Regierung unterstützt wird. Auch über die heutige Politik wird sich durchaus kritisch geäussert. Bei einer Stadtführung, wurde die aktuelle Staatsform nicht als Demokratie sondern Putinokratie beschrieben, und sehr kritisch auf die aktuelle politische Situation geblickt. Von der Stadtführerin hörten wir auch erstmals das Zitat "visit Russia, before Russia visits you" - in Anlehnung an die Krim…

    - Positive Sichtweise: Die Zeit in Moskau zeigte uns aber auch, warum die Menschen eigentlich ganz glücklich sind mit dem, was sie aktuell haben. Denn es ist so viel mehr, als sie früher hatten. Das gesamte 20. Jahrhundert war geprägt von Krieg, Terror, Hunger und Angst. Man durfte sich nicht kritisch äussern und jeder wurde verdächtigt. Die 90er Jahre waren geprägt vom Kampf hin zur Demokratie mit diversen Putschversuchen und einer nicht vorhandenen Wirtschaft. Der Versuch wirtschaftlich Anschluss zu finden, an die anderen Länder. Und dann kommt Putin und bringt Sicherheit und Nationalstolz. So beginnen wir die aktuelle politische Situation etwas besser zu verstehen.

    - Versteckte Propaganda: Und dann findet man sie, die versteckte Propaganda. In der Fussgängerzone Arbat eine Bilderausstellung über die tolle Brücke, die zur Krim gebaut wird. Und das ist nur das, was wir auch verstehen. Es wäre so spannend, die lokalen Medien zu lesen…

    - Der Rote Platz und der Kreml: Den Kreml selbst hatten wir uns so anders vorgestellt. Vor Ort erfuhren wir dass „Kreml“ einfach nur historischer Stadtkern / Verteidigungsanlage bedeutet und fanden ein schönes, aber relativ unspektakuläres Regierungsgebäude mit vielen klassisch russischen Kirchen auf dem Gelände. Der Rote Platz selbst ist pompös und wahnsinnig eindrücklich. Hier findet man das Lenin Mausoleum direkt gegenüber eines Einkaufszentrums mit allen Luxusmarken. Kommunismus vs. Kapitalismus.

    - Geschmäcker sind verschieden: Moskauer finden den VDNH Park anscheinend ganz toll, und am Wochenende strömten alle in diese Ansammlung von nicht zusammenpassender Architektur, Beton, Brunnen und Freizeitbeschäftigung. Wir fanden das alles nur begrenzt schön, aber trotzdem interessant anzusehen.

    - Alles für die WM 2018: Moskau war eine einzige Baustelle und alles in Vorbereitung auf die WM 2018. Wohin man auch ging wurde gebaut. Ein kleiner Tipp hier: im August 2018 nach Moskau gehen. Da sind alle Fussballverrückten weg und die Stadt strahlt in vollem Glanz.

    Nach vier Tagen Moskau haben wir unseren Kulturschock überwunden, und beginnen ein Gefühl für Russland und seine Bewohner zu bekommen. Moskau verlassen wir mit ganz vielen positiven Eindrücken und Simone :-) , die uns die nächsten drei Wochen begleitet.
    Read more