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  • Day 2

    Beste Entscheidung!

    February 24, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Oh Mann! Wo fange ich an?
    Ich bin schockverliebt in diesen Weg. Falls ihr das lest, weil ihr überlegt: Geht!

    Ich bin heute 20 Kilometer von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes gelaufen. Der Weg geht immer an der Küste lang, aber selten am Strand. Es ist sehr sandig (und heute war der Sand zum Glück nass) und es geht immer mal auf und ab. Runter in die Bucht und an der anderen Seite wieder rauf. Wo der Weg mal etwas weiter zurückliegt, gibt es trotz des Naturschutzgebietes alternative Trampelfade, die ich genutzt habe, sobald sie ebenso breit wie der offizielle Weg waren. Man kann oft auch direkt am Strand laufen. Wundervoll, ewige leere Weite. Aber von Oben ist es ebenfalls wirklich schön. Aber es ist unglaublich anstrengend. Ich bin Wochenendwanderin, viele Kilo zuviel und Hüfte. Darum bin ich sehr langsam gegangen. Ich habe für die Strecke acht Stunden gebraucht. Mit vielen Fotopausen, zwei Picknickpausen, Sand-aus-Schuhe-Unterbrechungen und zwanzig Minuten Sonnenpause am Strand.
    Plant mehr Zeit ein. Hinter jeder Ecke sieht es anders aus. Wäre meine Handykamera nicht vom Regen feucht geworden, wäre ich noch immer unterwegs... ;)

    Aber von Vorne.

    Möwen. Ich bin früh auf, aber ich bleibe liegen. Der Supermarkt öffnet erst später. Kaffee unterm Zitronenbaum im Hinterhof. Zwei. ;)

    Vor dem Laden wartet schon eine Wanderin, Caro. Wir quatschen ein wenig, gehen aber getrennt los . Ich will das nicht teilen. Ich glaube sie auch nicht. ;) Ich treffe auch noch ein Ehepaar. Sie sind unsicher. Sie kennen den Weg aus dem Sommer und überlegen, ihn wegen dem Regen nicht zu gehen. Ich bin kurz irritiert, aber ich sage: Ich bin hier. Ich laufe. Und die Nässe war gar nicht das Problem. Trittsicher muss man ohnehin sein. Spannender war für mich mit 10 Kilo auf dem Rücken das Gleichgewicht zu halten. Es gibt ein paar Stellen mit steinigen Auf- und Anstiegen. Und es gibt wirklich sehr, sehr viele Kanten an denen es tief runtergeht. Man kommt Ihnen mit der offiziellen Wegführung nicht gefährlich nah, aber ich schaue gerne drüber... :)

    Und dann geht es los. Ich bin sprachlos und weiß, dass ich all das nicht im Worte fassen kann. Geschweige denn in sechs Fotos, die ich hier laden kann. Stroffe Küstenlandschaften, ständig wechselne Kulisse, Buchten, die niemand erreichen kann, ewige Sandstrände, meterhohe tosende Wellen, ein Farbspektakel und Ruhe und Weite so viel man will.

    Der Weg schlängelt sich an der Küste lang. Nur kurz verliert man das Meer aus den Augen. Der Boden ist bis auf wenige Ausnahmen sandig, manchmal sehr sandig und oft steinig. Ich merke den ungewohnten Untergrund schnell in den Bändern. 4 Wanderer starten mit mir. Ich lasse mich zurück fallen und kann die anderen noch lange vor mir sehen. Aber ich gehe langsam. Staune, fotografiere und achte auf die kaputte Hüfte und das kaputte Sprunggelenk. Ich will ankommen und nicht nach zwei Tage abbrechen. Schon bald verlieren sich die Anderem im Horizont. Auf einem einsamen Strandabschnitt, über den der Weg führt, zähle ich sechs Spuren. Ich bin Nummer 7 auf dem Weg. Überholt werde ich den ganzen Tag nicht. Auf der ganzen Strecke treffe ich zwei Personen, die am Strand spazieren gehen.

    Gregory wiegt exakt 7,5 Kilo. Mit Wasser und Essen werden es 10 sein. Ich habe das trainiert. Letzes Frühjahr. Einstellungen und Geharten getestet. Versucht herauszufinden, wann die Hüfte weniger schmerzt. Gewohnt bin ich es aber nicht mehr. Aber es ist auch nicht so schlimm wie gedacht.

    Nach 13 Kilometern merke ich die Füße. Die nächsten Kilometer bin ich nur noch sehr, sehr langsam... Ich muss wirklich kämpfen. Ein Stück gehe ich einfach Barfuß. Erst als ich die Stadt am Horizont sehe, wird es besser.

    Ich steuere eine Pizzeria an. Pizza und Bier. Aber mir wird schnell klar, dass ich um 5 Uhr kein Essen bekomme. Ich trinke ein Bier in einer Straßenbar. Google nach einer Möglichkeit zu essen. 9 Minuten Fußweg können lang sein. Ich sitze nett und treffe das Ehepaar vom Morgen wieder. Wir lachen und machen uns gegenseitig Mut für morgen.

    Einchecken. Gutes Zimmer mit Frühstück. Eigenes Bad. Aber auch doppelt so teuer wie gestern. Ich will noch mal runter in die Bar. Aber die ist "fertig". Ich hole Bier to go, duschen, Wäsche. Die Füße sind dick und tun weh. Trotz Sand noch keine Blasen. Ich kann wirklich nicht abschätzen was passieren wird. Laufe ich mir die Füße wund? Macht die Hüfte schlapp? Naja, es gibt Schlimmeres als hier Zeit tot zu schlagen...

    Ich bin todmüde, alles schmerzt und ich kuschel mich ein. Mir ist kalt. Vielleicht habe ich ein wenig mit der Klimaanlage geheizt. Vielleicht. ;)
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