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  • Day 14

    Stau auf dem Vulkan

    August 18, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 23 °C

    Wer hätte es gedacht, wir leben noch! Nach Tagen des Versunkenseins wollen wir Euch mal wieder ein bisschen up-to-date halten. By the way: Eigentlich hättet ihr schon gestern ein Lebenszeichen erhalten, jedoch habe ich vor lauter Müdigkeit (jaja, so einen Eintrag zu machen, dauert seine Zeit) den Eintrag gelöscht und das Handy vor lauter Frust unterm Kopfkissen verstaut.
    In diesem Blogeintrag werdet ihr sowohl von Monster-Wanderungen, als auch Massentourismus auf einem Vulkan, bis hin zu Kakerlaken-Fußball hören. Also spannt die Lauscher. ;)

    Aber jetzt erstmal von Vorne angefangen.
    Mit allen Snacks und Wasserressourcen, die wir auftreiben konnten, ausgestattet, machten wir uns am Freitag-Mittag auf den Weg zum 19km langen "Ridge Walk" über die Reisterassen von Ubud. Zuerst ging es vom Hostel bergab mit unseren ausgeliehenen Fahrrädern, was noch recht bequem war. Als wir uns dann dem Wanderweg näherten, grinsten uns zahlreiche Treppen an und die Idee, diesen mit den Fahrrädern zu bestreiten, wurde über Board geworfen. Natürlich versuchten wir vorher noch hartnäckig, die Räder irgendwie über die Treppen zu hiefen, schließlich war der Wanderweg ja nicht umsonst als Fahrrad tauglich im Internet ausgewiesen worden. Doch irgendwann versagten die Kräfte und wir entschieden uns, die Räder an einem klapprigen Strommast, der den Anschein hatte, uns jede Sekunde eine pflastern zu können, anzuschließen. So ging es dann zu Fuß weiter und mit großer Freude erreichten wir die 1,9km-Markierung. Damit wären die ersten 1,9 von den 19km geschafft, dachten wir uns. Puste-Kuchen. Denn anscheinend zeigten die Schilder nicht den Einstieg zum Wanderweg an, sondern den Wanderweg selbst, sodass wir ohne einen einzigen Milliliter getrunken oder einen unserer Survival-Snacks verzehrt zu haben, den Wanderweg schon längst hinter uns gebracht hatten. Tja, manchmal baut selbst das Internet Komma-Fehler ein. ;)
    Aber Hauptsache der Rucksack auf unserem verschwitzten Rücken wug 20kg. :D
    Etwas frustiert, aber auch mit einem Gefühl der Erleichterung, dass uns die nächsten 17km erspart blieben, fielen wir in das nächstbeste Restaurant ein. Unseren Mango-Lassie schlürfend, schmiedeten wir neue Pläne, wie wir die Reisterassen für die nächsten Stunden erkunden würden. So kam es also dazu, dass wir querfeldein über die einzelnen Felder stapften. Wohlgemerkt natürlich auf deren seitlichen Begrenzungsstreifen, denn schon allein den Finger in den Schlamm der Terassen zu stecken, hatte uns deutlich gemacht, dass wir auf keinen Fall dort hinein fallen wollten! Trotzdem blieb dies nicht aus, wenn auch in kleinerem Rahmen, als ich Jule meinen "Mamba-Jump" von einer unten gelegenen Terasse auf eine höhere präsentierte. Aber zum Glück zog Jule mich und mein im Schlamm versinkenes Bein nach oben und wir rollten uns vor Lachen auf dem nassen Gras. :D
    Dementsprechend sah unsere Kleidung danach auch aus.
    Zwei Lassies und ein scharfes Abendbrot später, das einem sämtliche Geschmacksnerven absterben ließ, machten wir uns auf den Heimweg. Da wir die Nase voll hatten vom Laufen, wagten wir es sogar ein paar Stufen mit unseren Rädern herunterzufahren. Der Weg zurück zum Hostel war von Strampeln geprägt, denn schließlich mussten wir nun bergauf fahren.
    Frisch geduscht fielen wir in unsere Betten und hofften, schnell einzuschlafen, denn die folgende Nacht sollte kurz werden!

    Um 01:30 Uhr klingelte der Wecker und diesmal standen wir sogar beim 1. Mal Klingeln auf. Zähne putzen, die hübschen Wanderklamotten überwerfen, Rucksack greifen und ab runter zur Hauptstraße, wo uns mit typisch balinesischer Verspätung ein Bus abholte und Richtung Mount Batur, einem Schichtvulkan, karrte. Zu Anfang waren wir leicht irritiert, als der Busfahrer nur uns einsackte, obwohl mit uns zwei weitere Personen auf die Tour gewartet hatten, er das Licht im Bus ausschaltete und uns durch die dunklen, leeren Straßen von Ubud fuhr. Zu unserer Erleichterung stieg bald eine Engländerin hinzu und es dauerte auch nicht lang, da sollte in einem 12-Mann-Bus Platz für 16 indische Touristen geschaffen werden. :D Wie auch immer es zu dieser Fehl-Kalkulation kam, sie brachte uns ein, dass wir Ewigkeiten auf einen zweiten Bus warten mussten. Die Anspannung, dass wir nicht rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel stehen würden, stieg. Doch die Inder ließen sich davon gar nicht beunruhigen. Sie trödelten was das Zeug hält und versuchten uns mit Sätzen wie "We will walk fast and hurry up in the hill !" zu beruhigen.

    Als wir dann mit 1,5h Verspätung auf dem Parkplatz am Fuße des Mount Batur ankamen, marschierten Jule und ich sofort los und klammerten uns an einen der 4 unserer Gruppe zugeteilten Guides. Zusammen mit der Engländerin Jasmine und dem Inder Shu, der wohl ein Auge auf Jasmine geworfen hatte und sich uns deshalb anschloss, erklommen wir in unter 2h den Gipfel. Zwischendurch mussten zahlreiche Stopps eingelegt werden, weil Shu mit unserem strammen Wanderschritt nicht mithalten konnte. ;)
    "Ohoh, these girls are walking so fast!"
    Lustig war auch, dass er uns sagte, wie sollen dem Guide einfach nur Bescheid geben, wenn wir eine Pause benötigten. Dabei war er derjenige, der eine Pause gut hätte vertragen können, aber das laut zu äußern, ließ seine männliche Ehre wohl nicht zu. :P

    Wir dachten schon fast, wir würden es pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Gipfel schaffen, als sich im Schein unserer Taschenlampen Menschenmassen auftürmten. Stau. Stau auf einem Vulkan?! Wohlgemerkt einem aktiven Vulkan. Ein gutes Gefühl gibt einem das nicht. Als plötzlich ein dumpfer Knall zu hören war und wir in Deckung gingen, meldete sich Jasmine, als frisch approbierte Ärztin, sofort zur Hilfe. Den Einheimischen war das herzlich egal. Wahrscheinlich handelte es sich dabei nur um einen Stein, der herunter gefallen war. Nach bestimmt 10min des Stehens auf wackeligen, steilen Hängen, deren Steine auf dem schwarzen Lava-Sand wie Eisschollen auf dem Ozean waren, bewegte sich die Menschenmasse endlich vorwärts. Zwischenzeitig standen wir dort echt wie die Sardinen. Gar nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn einer tatsächlich gestürzt wäre und die 50 Hintermänner wie Domino-Steine mit umgefallen wären. Gleiches galt natürlich auch für die 200 Leute, die vor uns standen. Jop, das nenne ich Natur-Feeling, wenn man mit Hunderten anderen Leuten den Vulkan erklimmt! So oder so, mit zahlreichen weiteren Stopps erreichten wir den ersten Aussichtspunkt unterhalb des Gipfels. Obwohl uns der Guide aufgrund der Wolken davon abriet, entschlossen wir uns, nun auch noch die letzten Höhenmeter zu machen, um wirklich ganz oben zu stehen. Und: es hatte sich gelohnt! Kaum hatten wir oben am Gipfel einen Platz ergattert, verschwanden die Wolken für etwa 20 Sekunden und die aufgehende Sonne schien uns ins Gesicht! Ein unbeschreibliches Gefühl!

    Nachdem wir alles angezogen hatten, was unser Rucksack hergab - sogar den Regenponcho gegen den eisigen Wind warfen wir uns über - verzehrten wir Hände reibend unser Frühstück, welches aus labbrigen Toast, einem gekochten Ei und einer Banane bestand. Zum Glück hatten wir natürlich zuvor unseren Rucksack reichlich bestückt, sodass es zusätzlich Müsliriegel und aus Singapur importierte Erdnüsse zu schnappern gab. Als dann auch unser Guide anfing zu zittern, der ja eigentlich an die Temperaturen adaptiert sein müsste, machten wir uns auf den Rückweg.
    Diesmal sollte es einen anderen Weg hinunter gehen, der länger, dafür aber nicht so steil war. Anscheinend war dies genug Anlass für unseren Guide, den Sandweg herunter zu joggen, was wir ihm natürlich nachahmten, um nicht verloren zu gehen. Und tatsächlich stellte sich das Joggen als angenehmer heraus, als zu laufen. Nach weiteren 2 Stunden erreichten wir wieder zivilisierte Gegenden und hatten die Wahl, uns entweder für 50.000Rp ein Fahrrad auszuleihen, um die Straßen hinunter zu rollen oder auch noch den Rest des Weges per pedes zu bestreiten. Jule plädierte klar für die Fahrrad-Nummer, ich versuchte ihr deutlich zu machen, wie sportlich wir doch wären ( :D ) und deshalb auch noch den Rest des Weges schaffen würden. Das Resultat war, dass Jule die nächsten Kilometer bockig voraus lief und ich mich mit einem der Inder unterhielt. (Anmerkung Jule: Ich war nicht wirklich bockig, ich wollte nur endlich unten ankommen und hatte keine Lust auf indischen Small-Talk ^^)
    In der Ferne erblickten wir unseren klapprigen, weißen Bus, an dem schon die anderen indischen Passagiere warteten, die sich ein Taxi zum Parkplatz genommen hatten. :D
    By the way hatten sie es auch nicht zum Gipfel geschafft und sich den Sonnenaufgang von der Zwischenstation aus angesehen.

    Kaum war der Klapper-Bus losgefahren, schliefen wir alle ein und aus der vorher so lauten, sich wild in 3 Sprachen unterhaltender Reisegruppe war eine leise vor sich hin schlummernde Truppe geworden. Shu versank so tief im Schlaf, dass er halb auf Jule drauflag und sein Kopf sich auf Jules Schultern bettete. Mit einem kräftigen, aber dennoch Chica-freundlichen Stoß in die Seite, weckte mich Jule auf und tadaaa: schon standen wir auf unser wohl vertrauten Straße in Ubud. Die letzten Meter den Hang hinauf zu unserem Hostel kamen uns nun wie Kikifatz vor, unser Muskeln zeigten uns aber dennoch deutlich an, dass wir wohl einen Vulkan erklommen hatten. Bevor wir in unsere Betten fielen, brachten wir noch schnell unsere schmutzigen Klamotten zur Laundry und gönnten uns noch das Omelette unter'm Frühstücks-Tempel. Danach fielen wir aber wirklich tot müde in unsere Betten.

    Gegen 16 Uhr erwachten wir aus unserem Koma und klapperten zum 2. Mal den Markt ab. Denn die Laundry hatte unsere hart verhandelten Tops und meinen Kimono einlaufen lassen. Da versteht sich, dass man erstmal aus Frust noch mehr shoppen muss. ;)
    Als krönenden Abschluss des Tages fielen wir in unsere Lieblingspizzeria ein und teilten uns 3 Teller Pasta für nicht mal 10 Euro. Mit vollem Magen ging es im Zimmer ans Koffer packen, das unbedingt noch heute vollzogen werden müsste - laut Jule - weil wir morgen früh nur wieder Stress bekämen. Wie Recht sie doch hatte...

    Wie es mir hier ohne mein Julchen ergehen würde, werdet ihr im nächsten Eintrag hören. Mannoman, ich glaube, ich wäre schon mindestens 2 Mal am Flughafen verschütt gegangen, auf dem Berg verhungert oder... ach hört und lest selbst!
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