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  • Day 31

    Wir am "Ende" der Welt!

    September 4, 2019 in Indonesia ⋅ ☁️ 21 °C

    Was gibt es zu erzählen? Eine Menge! Denn in den letzten 5 Tagen haben wir uns fast komplett über die Insel durchgeschlagen. Und keine Sorge, der Titel wird noch aufgelöst und ist dann auch gleich viel viel harmloser!

    Als wir im Hostel zwei andere deutsche Mädchen kennengelernt haben, die ebenfalls zum 3-Farben-Kratersee "Kelimutu" fahren wollten, stand es für uns fest: Wir werden irgendwie gemeinsam versuchen mit Bus, Taxi, Boot, notfalls auch mit Ziege oder noch schlimmer Roller (das geht an unsere Muddis ;) ) zum anderen Ende der Insel zu kommen. Samstagmorgen startete das Abenteuer mit einem Deluxe-Bus, der diesmal komplette Beinfreiheit gewährte, mit bequemen und sogar sauberen Ledersitzen ausgestattet war und sogar einen Flaschenhalter anbot. Gradios! So viel Komfort werden wir hier wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen. Nach 5h "All-in-clusive"-Bus und dem ersten einheimischen Streetfood, wo man einfach mit dem Finger auf irgendwelche Töpfe zeigt und hofft, dass man am Ende doch nur Gemüse und keinen getrockneten Fisch erwischt hat, kamen wir in Ruteng an. Dort bezogen wir unseren 40-Mann-Schlafsaal, der aber einen abgetrennten girls-dorm enthielt, und schlugen uns zu den Spiderweb-Reisterassen durch. Dazu muss man sagen, dass die Einheimischen super hilfsbereit und herzlich sind. So saßen wir keine 10min später in einem "Bemo" (= quasi ein Großraumtaxi, das langsam durch den Ort fährt und immer irgendwelche Leute dazustiegen, während der Fahrer den Zielort durch seine offenen Fenster brüllt. Der Zielort wird von dem bestimmt, der zuerst einsteigt und das Bemo für sich beansprucht. Oft fährt auch die Ernte oder ein paar Vierbeiner wie Ziegen mit) und unterhielten uns mit einem Schulmädchen, zumindest versuchten wir eine Kommunikation aufzubauen. Lustigerweise fragte sie uns, ob wir zusammen ein Selfie machen könnten, nahm dann aber mein Handy und knipste ein paar. Ein paar Kilometer später holte sie dann aber doch ihr eigenes Handy aus der Hosentasche. Dabei waren wir die ganze Zeit überzeugt, sie besäße keins und hatte deshalb nach meinem Handy gegriffen. Als dann plötzlich eine Frau in Leoparden-Pelz aufsprang mit einem Messer auf uns gerichtet, stockte uns kurz der Atem. Doch dann sahen wir, beruhigender Weise, dass sie in der anderen Hand eine Plastiktüte mit Fisch hielt und wohl dieser ihr Opfer sein würde und nicht wir. :P
    Nein, ganz ehrlich, die Menschen hier sind super freundlich! Jedes Mal bekommt man ein Lächeln zurück, alle fragen nach deinem Namen und sind dabei nicht aufdringlich oder wollen einen dazu bringen, irgendwas zu kaufen. Die Kinder lernen ab der 7. Klasse Englisch und winken einem auf der Straße zu mit einem "Hello Miss", obwohl wir auch schon mit "Hello Mister" angesprochen wurden, weil das wohl das Erste ist, was sie im Englischunterricht lernen. Wenn man dahingegen in der Berliner U-Bahn jemanden anlächelt, geht der meistens davon aus, dass man noch ein wenig Restalkohol vom Vorabend intus hat oder schielt. Bei uns lebt doch letztendlich jeder für sich und krallt sich egoistisch den letzten Platz im Zug, wohingegen hier alle Dorfbewohner mithelfen, die neue Straße zu bauen. Dabei wird fröhlich gepfiffen und oder Musik gespielt. Ich will nicht sagen, dass ich unser westliches Leben gerne dagegen eintauschen würde, vor allem die sanitären Einrichtungen würden mich wohl davon abhalten, aber vermissen werde ich diesen anderen, entspannteren Lebensstil auf jeden Fall! Dann wartet man halt mal 1,5h auf ein Taxi, na und? Die Deutsche Bahn ist auch nicht viel besser.
    Doch zurück zu unserem Trip. Mit dem Bemo fuhren wir also zu den Reisterassen, welche wie Spinnennetze angeordnet sind und sich in die hügelige Vulkanlandschaft von Flores erstrecken. Auf dem Wanderweg zum Aussichtspunkt wurden wir von einem einheimischen Jungen, als auch unserem Bemo-Fahrer begleitet. Ein paar Schneufzer und Fotos später saßen wir wieder im Bemo und fuhren zurück nach Ruteng. Dabei muss man erwähnen, dass die Bemos immer mit offenen Türen fahren - logisch, sonst kann ja keiner dazu steigen. Unser Fahrer war wohl ein großer Bob Marley Fan, zumindest dem Print auf der Tür und seiner Musikauswahl zuschlussfolgern. So klapperten wir über die Straßen Flores, an den vereinzelt links und rechts ein Rind grast oder Hühner über die Straße flitzen. Keine Sorge, alle tierischen Inselbewohner werden immer angehupt und gehen dann beiseite. Mit gefühlt 1kg Reis in unseren Mägen fielen wir um nicht mal 19 Uhr in unsere Betten. Natürlich wurde vorher das Doppelstockbett mit unserem Moskito-Netz sicher abgeriegelt und der 40-Mann-Schlafsaal mit Autan und anderen Substanzen, die unser Rucksack hergab, verpestet. Dazu muss man sagen, dass, obwohl das Malaria-Risiko hier sehr hoch sein soll, uns bislang nicht viele Moskitos begegnet sind. Vielleicht sollte man doch den Einheimischen glauben, die behaupten, dass nur alle 15 Jahre jemand an Malaria erkrankt. ;) Aber dennoch: Safety first. Wir werden weiter unser Netz aufhängen, auch wenn man dafür kreative Ideen haben muss. Denn, wer glaubt, dass es hier kaum Moskitos gibt, der bringt halt auch keine Nägel oder Ähnliches über dem Bett an. Aber dafür gibt es ja Panzer-Tape, Reiszwecken, Wäscheleinen, Leitern und und und. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass wir damit drohen mussten, ein Loch in die Hotel-Decke zu bohren, damit uns die Besitzer ernst nehmen und auf ein Zimmer mit Moskito-Netz umbuchen. Dafür waren außerdem harte Verhandlungen nötig, da das Zimmer mit Moskito-Netz einer Honeymoon-Suite (für Oma Ilka und Heide: Flitterwochen) ähnelte und damit natürlich deutlich teuer im Preis war. Aber mit genügend Argumenten wie zum Beispiel, dass auf ihrer Website alle Zimmer mit einem Netz präsentiert wurden und wir nur deshalb das Hotel buchten, konnten wir sie schließlich überzeugen, uns das Zimmer für einen vertretbaren Aufpreis zu geben. Außerdem hatten wir so für 2 Abende mal eine heiße Dusche und diesmal blieb sogar heißes Wasser für Jule übrig. :P

    Aber zurück zu unserem 40-Mann-Schlafsaal. Nachdem ich am nächsten Morgen mit Freuden feststellte, dass Jule unten nicht aus dem Doppelstockbett gefallen war, als ich mich in der Nacht oben umdrehte - echt, ich habe selten so ein instabiles Teil gesehen - gab es erstmal frittierte Banane und Killer-Mango zum Frühstück. Denn keine 24h zuvor wollte diese Mango doch tatsächlich auf mir landen, als wir unter einem Mango-Baum im Schatten verweilten. Dafür hat sie aber auch Platz 1 auf der Mango-Geschmacksskala abgesahnt, weshalb es sich zukünftig vielleicht doch lohnen könnte, seinen Kopf zur Mango-Landebahn zu deklarieren.
    Gegen 10 Uhr hielt unser neuer Fahrer am Hostel, mit dem wir nach Bajawa weiter ins Landesinnere fahren wollten. Anstatt unsere Rucksäcke in den Kofferraum zu packen, wurden diese mit einer Plastikschnurr wie man sie zum Zuschnüren von gelbe Sack-Säcken findet, auf dem Dach festgezurrt und nach unserer Ankunft feierlich ausgebrannt mit einem Feuerzeug. Um dem ganzen ein bisschen Stabilität zu verleihen, knotete der Fahrer zusätzlich eine Satellitenschüssel mit aufs Dach, die unsere Rucksäcke vom Herunterfallen bewahren sollte. Und zum Glück machte keines unserer Gepäckstücke in den engen Serpentinen einen Abgang. Obwohl ich das wohl eh nicht mitbekommen hätte, da mein Kopf wie Jule liebevoll ausdrückte "wie der von einem labbrigen Fisch" von links nach rechts rollte, bis er schließlich für einige Stunden sicher auf Jules Schultern schlummerte. Selbst der Fahrer soll das Spektakel im Rückspiegel mit Lachflashs beobachtet haben. Aber denkt mal nicht, dass mich die Serpentinen, die zahlreichen Schutthaufen, die umfahren werden mussten, noch das Gelächter wach gemacht hätten. ;)

    Nach weiteren 3 Stunden landen wir, wie auch unser Gepäck, sicher in Bajawa. Zu Fuß laufen wir zu einem Aussichtspunkt der einen fantastischen Ausblick auf den Sonnenuntergang garantiert und treffen auf dem Weg zahlreiche Kinder, die uns winken, Wetten abschließen, ob sich einer traut, uns zu fragen, wie wir heißen oder wo wir herkommen und mit uns Fotos machen wollen. Netter Weise gabeln uns Einheimische mit ihrem Pick-Up auf und wir werden auf der Ladefläche Richtung Gebirge eskortiert. Am Aussichtspunkt angekommen, nimmt das Foto schießen kein Ende. Selbst für Leute, die für uns selbst wie Touristen aussehen, scheinen wir eine Art Attraktion zu sein. Jule: "Woah, ich habe mich noch nie so berühmt gefühlt ^^"
    So passiert es unter Anderem auch, dass uns ein Indonesisches Ehepaar fragt, ob wir Fotos mit ihren 2 süßen Töchtern schießen könnten. Also stellen sie die in pink eingekleideten Ladys vor uns und knipsen los.

    Über Whatsapp haben wir Kontakt zu einem Local Driver aufgenommen, der und für die nächsten Tage durch Flores fahren wird und lernen ihn abends kennen. Dafür holt uns Elvis - japs, dass passiert, wenn Dein Vater großer Elvis Presley Fan ist - vom Hotel ab und fährt uns in ein Restaurant, wo er jeden Tag mit seiner Band auftritt. Gemäß der indonesischen Gastfreundschaft wird sogar ein deutscher Song für uns gesungen. Wieder total fertig vom Tag, obwohl wir ja eigentlich nur im Auto saßen, fallen wir wieder erschöpft in unsere Betten und schlummern unter dem hart erkämpften Moskitonetz.

    Nach Pancakes und Tee-Frühstück fahren wir zu dem traditionellen Dorf Luba, in dem die Einheimischen komplett auf Dinge wie Stahl verzichten und ihre Häuschen nur mit Bambus bauen. Elvis erklärt uns, dass in der Mitte auf dem "Dorfplatz" Tiere geopfert werden. Für eine Hochzeit beispielsweise muss der Mann für 25 Mio. Rp (umgerechnet 1600 Euro) einen Bullen kaufen, was für indonesische Verhältnisse ein Vermögen bedeutet, und ihn dort, am besten zusammen mit ein paar Schweinen, schlachten. Dafür werden bestimmte "Schirmchen" genutzt, wobei jede Familie im Dorf ihren eigenen besitzt. Der Bulle wird festgebunden, gestreckt und ihm wird schließlich die Kehle durchgeschnitten. Es verwundert also nicht, dass an jedem Haus zahlreiche Hörner und Schweine-Kiefer bammseln und die Baumstämme der Schächtbäume mit Blut verschmiert sind. Auf den Terassen der Häuser sitzen die einheimischen Frauen und weben Teppiche. Und wie ich schon vorher erwähnte, sind die Menschen hier sehr zugänglich und freundlich. Kaum hatte ich mich also zu einer solchen Terasse begeben, erhielt ich auch schon eine wortlose, herzliche Einladung zum Blätter-Snack, indem mir die Einheimische ein Bündel Blätter auf ihrer Hand entgegen streckte. Schon vorher war uns aufgefallen, dass die Frauen oft blutrote Lippen und Zähne haben, aber wir dachten, das wäre eine Art Stammesbemalung oder einfach nur schlechter Lippenstift. :D Weit gefehlt! Denn keine 20s später, sah mein Mund genauso aus. Die Blätter in der einen Hand haltend, kramte die ältere Dame (sie war 94) in ihrer Handtasche aus Bananenblättern und brachte eine kleine Dose zum Vorschein, mit der sie zermahlende Koralle auf die Blätter schüttelte. Zuletzt schmückte eine Nuss die kulinarische Mutprobe. Denn was bitte hätte ich sagen sollen? "Behalt mal schön Deine Blätter!", nein, das wäre nicht gegangen. Also Augen zu und durch bzw. Schnute auf und kauen, aber nicht runter schlucken! Unser Guide versicherte mir jedoch, dass ich maximal Kopfschmerzen bekommen würde, weil ich nicht an die Blätter gewöhnt bin und nicht zu doll kauen sollte. :D Schnell überkam mich der bittere Geschmack, gepaart mit dem leicht knirschenden Korallenstaub. Die Einheimische ermutigte mich mit Handzeichen, länger zu kauen, aber Jule gefiel das gar nicht "Spuck das aus! Ich kann es nicht gebrauchen, dass Du davon high wirst!". Und wie immer hörte ich auf mein Julchen und ließ die rote Paste in einem Taschentuch verschwinden. Der alten Lady schien das nicht zu gefallen, aber immerhin waren ihre Zähne auch schon fast alle ausgefallen, wohingegen an meinen nun eine bittere Schicht klebte. Die Einheimischen benutzen diese Blätter als Zahnputz-Ersatz, ich würde dann aber doch gerne bei der herkömmlichen Zahnbürste bleiben. Zumal sich die Zähne dadurch irgendwann schwarz verfärben. Mit leicht entsetzten Blicken in unserem Rücken verließen wir den Dorfplatz und liefen auf eine Schule zu. Da gerade Pause war, schmulten wir in einen Klassenraum, was nicht unbemerkt blieb und schwupps, schon waren wir umringt von uniformierten Kids und wurden vor die Tafel gezerrt. Aber anstatt jetzt Lehrer zu spielen, wurden wir quasi zum privaten Fotograf ernannt und jedes Kind wollte ein Foto mit sich und seinen Klassenkameraden schießen. Von Grimassen über breites Grinsen bis hin zum High-Five. Den eigentlichen Lehrern zuwinkend, die draußen Pause machten, besuchten wir den Kindergarten ein paar Meter weiter. Auf einem vertrockneten Feld zwischen Kindergarten und Schule wurde akribisch Fußball gespielt und daneben gewippt, wobei der eine natürlich den Anderen "verhungern lassen" wollte. Nach ein paar Tränen und Ausnutzen des Hebelgesetzes konnte der Kleine wieder beschwichtigt werden. Nach dem Dorf und einer ordentlichen Mundspülung, um die rote Paste loszuwerden, fuhren wir weiter zu heißen Quellen. Bestimmt 2 Stunden saßen wir in einem Becken, in dem sich 2 Flüsse treffen. Einer direkt aus der heißen Quelle mit 50°C und der andere mit nur 15°C. Je nachdem, ob noch jemand in der Nähe stand, wurde die Strömung umgelenkt und dann konnte auch mal eine ganz heiße oder eben ganz kalte Wassermasse angerollt kommen. Aber auch mit dem Oberkörper im warmend liegend, konnte man seinen Zeh immer noch ins Kalte stecken. Ihr seht schon, man kann sich damit eine Weile beschäftigen, welchen Arm man nun wo hin hält. Nach unserem Bad und einer riesen Schüssel Reis mit Gemüse, wobei wir uns nicht sicher sind, ob nicht doch mit dem Schwefelwasser gekocht wurde, zeigte uns Elvis einen Cashew-Baum. Jule und ich werden uns nun wohl nie wieder beschweren, dass Cashew-Kerne teuer wären. Denn jetzt Frucht bringt nur 1 Cashew-Kern und diesen dort raus zu pulen, ist echt aufwendig. Mit ein paar Cashews in der Hand ging es Richtung Fruchtmarkt. Dort kauften wir bei Elvis Tante ein, weshalb die Mango besonders preiswert war. Jule und ich beschlossen, uns von der Gruppe abzunabeln und den Markt auf eigene Hand zu erkunden. Das Resultat 20min später war, dass Elvis uns auslachte, weil das vermeintlich tropische Obst, das ich gekauft hatte, sich als Schweinefutter und Gemüse rausstellte. Zum Glück konnten wir das Tierfutter gegen eine Limette eintauschen und die Einheimischen hatten ihren Spaß. Neben dem Fruchtmarkt entdeckten wir einen Second Hand Markt und woah, wir hätten einfach mit leeren Rucksäcken anreisen sollen! Jule ergatterte ein Kleid und eine Hose für 50.000 Rp (3,20€), ich ebenfalls, aber zu meiner Scham 80 Cent teurer. :P
    Da der Markt leider schon am schließen war, beschlossen wir am nächsten Morgen wieder zu kommen - Elvis war begeistert. :D
    Der Tag endete mit Snake Fruit (sieht von außen aus wie Gürteltierhaut und von innen wie Knoblauchzehen) und Sonnenuntergang in den Bergen an einer bestimmt 20m hohen Maria Statur - Flores ist zu 80% katholisch, der Rest muslimisch oder hinduistisch. Auf dem Heimweg wurden wir noch von Einheimischen zum Tee eingeladen und erhielten so einen Eindruck, wie man hier in Flores wohnt und lebt.

    Der nächste Morgen startete mit der angekündigten Shopping Tour über den einheimischen Markt. Elvis hatte wohl nicht damit gerechnet, dass wir tatsächlich warten würden, bis der ganze Markt öffnet. Denn als er um 9 Uhr am Markt hielt, setzte er wohl insgeheim darauf, dass wir nach 20min wieder ins Auto steigen würden. Anscheinend war er nicht im Bilde, dass 4 Mädels auch auf 20 Quadratmetern genügend Klamotten und Ruhe finden, um eine 3 stündige Shopping-Tour zu starten. Mit der Zeit öffneten mehr und mehr Läden und der arme Elvis legte sich ins Auto, um ein Nickerchen zu halten. Die einzelnen Läden muss man sich wie Garagen vorstellen, in denen die Kleidung an Bambus-Stangen aufgehangen wird. Spiegel gibt es nicht. Die Einheimischen stellen ihr Handy mit Innenkamera auf, wir konnten immerhin einander fotografieren. Achja, Umkleiden gibt es auch nicht. Entweder man zieht die Klamotten über die eigene Kleidung oder findet eine leere Garage, an dessen Tür der eine dann Schmiere steht. Ihr könnt es Euch vorstellen: wir hatten eine Menge Spaß! Allein das Verhandeln oder Aussagen wie "Was?! 30.000Rp für das Shirt, der spinnt wohl?! Ich gebe ihm maximal 10.000Rp (0,64€)!" zeigen, dass wir mittlerweile so richtig angekommen sind in Indonesien. Mit 5 Shirts, 3, Blusen und 2 Kleidern sprangen wir wieder ins Auto. Wobei man sagen muss, dass lediglich 2 Kleidungsstücke auf meine Rechnung gehen und der Rest nun von Jule für die nächsten 5 Wochen im Backpack getragen und ertragen werden muss. Vorhin wurden schon fleißig Anfragen nach Hause verschickt, ob Jules Dad nicht mit weniger Gepäck anreisen kann, damit Jule ihm ihre Sache überhelfen kann und wenn das nicht, dann immerhin 2 weitere Vakuum-Tüten aus Deutschland mitbringen könne. Ich glaube nicht, dass das was wird, aber ich möchte ja Jules Illusionen nicht zerstören. ;) (Kommentar Jule: Sehr lieb von dir, aber zur Not zieh ich halt 5 Kleidungsschichten übereinander :D )
    Nach einem weiteren Bad in heißen Quellen, diesmal als natürlicher Wirlpool bei kuscheligen 37°C, stoppten wir am Blue Stone Beach und futterten Papaya. Die Steine kommen aus den umliegenden Bergen und bilden einen hübschen Kontrast zum schwarzen Vulkansand. Da Elvis nun um unsere Freude am Shoppen wusste, hielt er zuletzt noch an einem großen Store, in dem man nicht nur Klamotten und Handys kaufen, sondern auch Auto-Scooter oder Lasertec spielen konnte. :D Also quasi ein Mediamarkt, H&M und Jahrmarkt in einem. Spät abends erreichten wir Moni, von wo aus wir am nächsten Morgen den Vulkan Kelimutu besteigen wollten.

    Als der Wecker um 4 Uhr klingelte, hatten wir schon fast vergessen, dass wir in einem Bambushüttchen mit Waschbecken-Attrape liegen und am Vorabend beim Betreten des Hauses fast über eine Ziege gestolpert wären. Zum Waschbecken: Das Wasser läuft einfach aus dem Hahn in ein Rohr, dass dann auf Deine Füße tropft, um 1m weiter in einem Gulli zu verschwinden. Mit Taschenlampen und 5 Schichten an Klamotten machten wir uns auf den Weg zu den 3 unterschiedlich farbigen Kratern im Kelimutu Nationalpark. Der Sonnenaufgang blieb leider unspektakulär, weil wieder einmal Wolken unsere Aussicht verhingen. Da wir aber genügend Bananen, Cracker und unseren windabweisenden Regenponchos im Gepäck hatten, war es uns, im Gegensatz zu vielen anderen Touristen, möglich, 3 Stunden am Gipfel zu warten, bis die Wolken verschwanden und sich uns ein grandioses Spektakel offenbarte. Die Einheimischen rings um den Nationalpark glauben daran, dass die Seelen der Verstorbenen in jeweils einen der Seen gehen: Die der bösen Menschen in den schwarzen See, die der lieben, aber im Kindesalter verstorbenen gehen in den türkisen und die der lieben, aber alt verstorbenen in den hellblauen.
    Leider wurden unsere Spekulatiuskekse gecrashed, als ein deutscher Tourist ein paar Stufen herunter fiel und ausgerechnet auf unserem Vorrat bremste. Dafür zauberte Jule eine weitere Snake-Fruit hervor, an der sie, im Gegensatz zu mir, kulinarischen Gefallen gefunden hatte. Erst entfernt man die schlangenhautartige Hülle und isst dann die wie Knoblauchzehen aussehenden Früchte.
    Der Geschmack geht in Richtung Birne, aber auch nur, wenn man Glück hatte. ^^ Auf dem Rückweg wurden wir von Affen begleitet, weshalb wir schnell alle für sie potenziell interessanten Sachen im Rucksack verstauten.
    Am Parkplatz angekommen, trafen wir wieder auf Elvis, der nicht mitkommen konnte, weil er seine warmen Sachen vergessen hatte und stattdessen mit einer Decke im Auto wartete.

    Nach einem kurzen Frühstück in unserer Unterkunft fuhren wir alleine (ohne unsere deutschen Reisegenossinen) nach Ende, um dort am nächsten Tag einen Flug zurück nach Labuan Bajo zu bekommen, wohingegen Lea und Sally lieber 15h Bus fahren wollten. Diesmal hatten wir sogar schon vorher online Flugtickets erwerben können. Mit gerade mal einem Gate und einer Landebahn am Strand, kam uns der Flugahfen sehr putzig vor. Jule meinte sogar behaupten zu können, dass selbst die Toiletten in Tegel insgesamt größer seien als der gesamte Flughafen hier. Sicherheit wird hier nicht so hoch geschrieben. Weder unsere 4l Wasser, noch unser Obst, nicht einmal das Taschenmesser, das Jule im Handgepäck vergessen hatte, musste uns verlassen. Und entgegen unseren Ängsten sah das Flugzeug doch sehr intakt aus. Kein Tesafilm weit und breit. Während ich mir sämtliches Infomaterial zum Verhalten bei einem Absturz durchlies, steckte sich Jule ihre Kopfhörer ins Ohr und schnorchelte (Kommentar Jule: Denksches Vokabular für schlafen :D ) eine Runde. Dabei war meine Reaktion gar nicht so weit hergeholt, denn 9 von den 10 am meisten abstürzenden Airlines weltweit sind indonesisch. Und nun saßen wir in genau solch einer Maschine, hier auch Turboprop genannt. Der Name sagt eigentlich schon alles. Anstelle einer "richtigen" Turbine, wie wir sie kennen, hat der Turboprop quasi 2 Propeller an der Tragfläche und ähnelt damit eher einem Helikopter, als einer Boeing. Während des Fluges konnten wir einen qualmenden Vulkan erkennen.
    Mit einem dumpferen Aufschlag, als wir ihn sonst gewohnt waren, erreichten wir wieder Boden unter unseren Füßen. Elvis ist einmal das Flugzeug abgebrannt beim Landen, als die Schräglage des Turboprops dazu geführt hat, dass die eine Tragfläche auf dem Boden schliff. Sehr beruhigend, wenn Dir das jemand sagt..."ach und übrigens, das war mein allererster Flug auf Flores".

    Zurück in den uns bekannten Straßen, fuhren wir zur Imigrasi (Immigrationsbehörde), um unser Visum zu verlängern, was einfacher klingt, als es tatsächlich ist. Denn wie sich herausstellte, sind indonesische Behörden noch bescheuerter als unsere deutschen. Denkt mal nicht, dass so ein Office einen Drucker besitzt, wenn es darum geht, seine Passkopien abzugeben. Nein. Dafür muss man erstmal zum nächsten Copy-Shop düsen. Dort war aber, wie hätte es auch sonst sein sollen, der Kopierer kaputt, weshalb wir uns nach anderen Shops umsehen mussten. Und als wäre das nicht schon genug, braucht man dann auch noch einen einheimischen Bürgen. Zum Glück verhalf uns Elvis zu einem Kontakt, sodass wir uns direkt an der Imigrasi mit einem seiner Freunde treffen konnten und er uns half, die Formulare auszufüllen.
    Aber natürlich kostet sowas auch Geld, sein Visum zu verlängern. Aber warum nicht einfach direkt bei der Imigrasi bezahlen? Neeeein! Wir wurden zu einer Bank geschickt, wo wir mit 30 Einheimischen und nur auf indonesisch aufgerufender Wartenummer, erneut verweilen mussten. Netter Weise gab uns ein Einheimischer seine Wartenummer, weil selbst er wohl keinen Bock mehr hatte, länger in diesem einer Tiefkühltruhe gleichenden Raum zu sitzen. Wir auch nicht, aber was sollten wir machen. Illegaler Aufenthalt war ja auch keine Option. Irgendwann klappte es doch und wir wurden aufgerufen bzw. zeigten uns die Einheimischen, dass wir wohl an der Reihe wären.

    Nach der ganzen Prozedure gönnten wir uns erstmal einen Starbucks Ice Tea - japs, ihr hört richtig, Labuan Bajo hat einen Starbucks. :D
    Mit dem kühlen Getränk in der Hand klapperten wir die Straßen ab nach einer Tauchbasis, die uns über das Wochenende mit aufs Boot nimmt zu einem sogenannten "Liveaboard". Et voilà le resultat: morgen früh werden wir zum Hafen laufen und dann bis Sonntag auf einem Boot schlafen und endlich tauchen gehen!

    Ob wir von Haien oder Morenen angeknabbert werden, lest ihr dann im nächsten Eintrag. :P

    Bis dahin heißt es: JuJo meldet sich.
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