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  • Day 35

    Winkend an Haien und Mantas vorbei (1)

    September 8, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 25 °C

    Auweia! 2 Wochen vorbei und keiner weiß, ob wir mit der Strömung Richtung Philippinen getrieben sind oder von einem Hai angeknabbert wurden. Aber keine Sorge! Bis auf ein paar geniale Tauch- und Schnorchelgänge mit 20 Mantas ist uns Solches nicht zugestoßen. ;)

    Am 06.09. sind wir also morgens auf das "Liveaboard" gegangen. Pünktlich um 7:30 Uhr saßen wir, typisch deutsch, im Tauchshop, um auf erste Anweisungen und die Kennenlern-Runde mit den anderen Teilnehmern zu warten. Doch leider ließen 2 Franzosen auf sich warten - allein am Zeitpunkt des Eintreffens wurden vorläufig Nationalitäten zugeordnet und später in der Kennenlern-Runde aufgedeckt, welche aus Name, Herkunftsland und bester Tauchgang bestand. Ihr seht schon, das Tauchen sollte ganz im Mittelpunkt der nächsten 3 Tage stehen. Man, wie hatte ich darauf gewartet! Schon 2 Tage lag der Komodo-Nationalpark direkt vor unserer Haustür und bis auf einen Schnorchelgang hatte ich noch nicht ansatzweise genügend Salzwasser inhaliert!
    Voller Freude gingen wir an Board der "Königin der Wellen" und erhielten eine kurze Einweisung ins Bootsleben. Zu unserer Überraschung gab es neben einer heißen Dusche nicht nur Nutella, sondern sogar eine Popcorn-Maschine an Bord. Kurz wurde der Tourplan für die nächsten Tage besprochen - wo getaucht und wo geankert werden soll über Nacht - und dann wurden auch schon die Kabinen bezogen. Als wären Popcorn und Nutella an Board nicht schon genug, hatten Jule und dann auch noch eine 6-Mann-Kabine komplett für uns alleine - theoretisch für jede Nacht ein anderes Bett ;)

    Mit Ausblick auf kleine einsame Inselchen, die an uns vorbeizogen, ließen wir uns den Wind um die Nase wehen. Am ersten Tag wurden 2 Divespots im zentralen Teil des Nationalparks angefahren, wo ein Flying Gurnard (fliegender Knurrhahn :D ), ein Krokodil-Fisch, Drachenköpfe und eine weißgepunktete Moräne unseren Weg unter Wasser schmückte. Bei einem Blick nach oben zur Riffkante fiel mir der kleine Navy-Seal auf, der in seinem Schwimmshirt und schwarzer Leggins an der Wasserfläche schnorchelte. Mit 20m Höhenunterschied wunken Jule und ich uns zu und ich knippste ein paar Fotos, wie sie von ihrem Schnorchelguide mit Schwimmring begleitet wurde - da Jule die einzige Nicht-Taucherin an Board war, wurde ihr von unserem schwedischen Guide Matthias der Name "Mrs. Snorkeling" (kurze Übersetzung für unsere Omis: "Frau Schnorchlerin") verpasst. Und Mrs. Snorkeling durfte natürlich nie ohne Begleitung ins Wasser, um nicht aus Versehen mit der Strömung davon getrieben zu werden. Obwohl das eigentlich eher das größere Problem für ihre Schnorchel-Guides darstellte, die intelligenter Weise ohne Flossen, dafür aber mit ihrem Schwimmring ins Wasser sprangen. :D
    Nicht selten war Jule diejenige, die auf ihren Guide wartete, der gerade auf seinem Schwimmring sitzend gegen die Wellen kämpfte und schon wieder 50m zurück geworfen wurde.
    Nachdem er diesen Jule dann auch noch das ein oder andere Mal gegen die Ommel gehauen hatte, als er sich nach ihr umgesehen hatte, hatte Jule die Nase endgültig voll und erklärte sich selbst zum neuen Schnorchelguide. Denn bis auf einen Seestern hatte der Schwimmring-Typ ihr eh nichts gezeigt. :D
    Während Jule also an der Wasseroberfläche auf ihren Guide aufpasste, tauchte ich in einer Fischsuppe. Ja, ich meine es genaus so, wie ich es sage. Denn dass man das Riff bzw. die Korallen nicht mehr sieht, weil rings um einen hunderte Süßlippen (bestimmte Fischart) kreisen, war mir noch nie zuvor passiert. Völlig begeistert von der Unterwasserwelt und gespannt auf die nächsten Tauchgänge ging es mit dem Dingi (kleineres Tauchboot) zum Hauptboot zurück. Der 3. Tauchgang musste leider gestrichen werden, weil wir Probleme mit den Motoren hatten. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass es keinen sonderlich beruhigenden Effekt auf Deine Eltern hat, wenn Du beim Videochat erwähnst, dass die Bootsmotoren ausgefallen sind und wir uns deshalb nicht vorwärst bewegen. :D Aber nach einer kleinen Führung über die Decks, die beweisen konnte, dass wir uns nicht auf einer Nussschale, sondern einem sehr ansehnlichen Taucherboot MIT POPCORN-MASCHINE befanden, verflogen die Vorstellungen, dass wir mitten im Nirgendwo auf einem manövrierunfähigen Boot befanden. Glücklicherweise. Als Entschädigung für den ausgefallenden 3. Tauchgang gab es lecker Popcorn und Musik unter Sternen.
    Mit Eindrücken von weißen Traumstränden und bunten Meeresbewohnern im Nationalpark kletterten wir die 2 Decks herunter in unsere Koje und wankten im Takt der Wellen in den Schlaf, als mitten in der Nacht ein dumpfer Knall zu hören war. "Man ey, bestimmt einer aus der Nachbar-Koje gefallen oder eine Flasche an Deck umgefalllen", dachte ich mir. Wer hätte gedacht, dass mir meine liebste Chica am nächsten Morgen mitteilen würde, dass sie es war, die diese Nacht aus ihrem Bett gefallen ist und nicht wusste, wo sie war. Tja, wenn man auf einem feuchten Teppich zwischen 2 riesiegen Backpacker-Rucksäcken in einer dunklen Kammer landet, kann es schon mal passieren, dass man die Orientierung verliert. Mir tut es nur Leid, dass ich die harte Landung eher im Unterbewusstsein wahrgenommen habe und nicht einmal richtig wach wurde. Obwohl, vielleicht besser so, denn dann hätte mein Lachflash wohl das ganze Boot geweckt. :D
    Immerhin muss ich auch noch jetzt jedes Mal lachen, wenn ich nur daran denke, davon schreibe oder Jule irgendwas erwähnt wie "Tja, immerhin bist Du auch noch nie aus Deinem Bett gefallen!".

    Als bei mir (etwa 40cm über Jules Nase) um 6 Uhr der Wecker klingelte, sprang ich so energisch auf, wie Papa es sich wohl jeden Montag bis Freitag von mir wünschen würde. Denn: der Early Bird Tauchgang sollte bald starten!!! Jule ließ ich schlafen und verließ so ohne das Wissen um Jules nächtlichen Teppich-Besuch die Kabine. Erst beim Frühstück wurde mir davon berichtet, was das Gelächter aber keineswegs minimierte. :D
    Mit ein paar Cornflakes und Toast im Bauch ging es los zur "Shot Gun". Uh ja, der Name verrät es schon! ^^ Dieser Divespot befindet sich zwischen 2 Inseln, zwischen denen die Wassermassen von Norden versuchen, Richtung Süden zu gelangen. Gemäß den Gesetzen der Physik heißt das bei geringerem Durchmesser eine schnellere Flussgeschwindigkeit --> also Current! ^^ (=Strömung für Oma Ilka und Heide)
    Am Vorabend wurden schon Videos gezeigt von der letzten Liveaboard-Tour, bei der einer der Taucher seinen Regler aus dem Mund nahm und die Wangen nur so flatterten, weil das ganze Wasser ihn umspülte. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als würde eine Omi in deine Wange kneifen und, Zitat Jule, "Dutschidutschidu" machen. An meinem geschockten Blick unschwer zu erkennen, versicherte mir unser Guide erstmal, dass die Strömung bei uns mit Sicherheit nicht so stark sein würde, weil das eine Ausnahme gewesen sei. Aber nicht nur das beunruhigte mich. Auch die Tatsache, dass ich vorher noch nie mit Riffhaken (Leine mit einem Haken dran, mit dem man sich in einen Felsen hakt) getaucht war, ließ mich eine Menge Respekt vor diesem Tauchplatz haben und ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt mitkommen wollte. Hmm, und die Mantas? Die kommen nämlich genau wegen der Strömung in die Nähe der Shot Gun, weil sie dort sowohl gewaschen, als auch geputzt werden. Mit dem Vertrauen in die Guides, dass die Strömung nicht ansatzweise so stark sein würde, wie auf dem Video, stieg ich ins Dingi und wir wurden zum Drop-off gefahren. Auf dem Weg dahin sah man schon die Strömung der Shot Gun an die Oberfläche treten. Wo vorher Wellen waren, war nun spiegelglatte See, sie in sich aber trotzdem quirrlig war (ein bisschen paradox, ich weiß nicht, wie man es sonst erklären könnte. Vielleicht stellt ihr Euch so eine Austrittsfläche von einem Massagestrahl vor) Und schon wurde der Neo nass, ohne dass ich ins Wasser gesprungen war - nein nein! Durch die Sicherheit, die mir meine Tauchbuddys Manuela und Sabine aus Österreich gaben, sprang ich letztendlich mit ins Wasser und sollte es nicht bereuen! Zuerst zeigte sich uns ein farbenfrohes Riff, in dem man super ein paar Nemos beobachten und ärgern konnte. Ärgern bedeutet in diesem Fall, dass man sich vor ihre Anemone chillt und einfach zuschaut, wie sie reagieren. Meistens kommt der Papa Clownie wild paddelnd auf einen zugeschwommen, um sein "Nest" zu verteidigen, sollten sie gerade Junge haben. Da passiert es auch mal, dass er Dir an Deine Maske schwimmt und versucht, Dich zu "boxen". Spätestens dann sollte man aber Umkehr machen. Nicht, weil er gefährlich werden könnte, sondern einfach, um ihm weiteren Stress zu ersparen. Nach und nach verschwanden die bunten Korallen und Korallen-Trümmerhaufen zehrten unseren Weg. Ich erinnerte mich wie Matthias sagte "Und wenn wir da ankommen, wo nur noch Bruchstücke der Korallen liegen, dann wisst ihr, dass die Shot Gun nicht mehr weit ist".
    Die Korallen, die dort wachsen, brechen aufgrund der starken Strömung sofort ab, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht haben - deshalb der Korallen-Friedhof. Und dann sah ich sie vor mir: die Shot Gun. Eigentlich sehr friedlich aussehend. Vor der Shot Gun taucht man in eine sandige Kuhle, in der ein Weißspitzen-Riffhai auf einen Besuch vorbei kam, und dann muss man schnell sein. Denn sobald man dann aus der Kuhle heraustaucht, baut sich vor einem ein steiles Riff auf, an dem man schneller vorbei sausen kann, als einem lieb ist. Die Strömung fließt nämlich über die Kuhle hinweg. Das heißt, sobald man aus der Kuhle auftaucht, packt einen die Strömung und man hat nur wenige Sekunden, seinen Haken zu greifen und einen geeigneten Platz im Riff zu finden, um nicht davon gerissen zu werden. Und wie sollte es auch anders sein: Hanne fand keinen geeigneten Platz, zum Glück aber der Guide, der mich gerade noch so kopfüber paddelnd abfing und in einen Felsen einhakte. Da waren wir also: direkt in der Shot Gun und vor uns drehte der Weißspitzen-Riffhai seine Runden. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für ein Gefühl das ist! Ich hätte nicht gedacht, dass ich es mag, aber es war einfach nur unglaublich! Ein bisschen Luft ins Jacket und schwupps, geht man hoch wie ein Ballon. Hände zur Seite und Du surfst in der Strömung. Nach etwa 10min des Spaßes in der Shot Gun, ließen wir uns weiter mit der Strömung treiben und fuhren an ein paar Mantas vorbei, die etwa 50m hinter der Shot Gun ihren Beauty-Salon genossen. Einer der Mantas war nur 2m von mir entfernt und musterte mich mit seinem großen Auge, während er majestätisch auf einer Stelle schwamm und von ein paar Fischen geputzt wurde. Leider hatte in der Shot Gun der Ocotpus von Manuela abgeblasen (was aufgrund der krassen Strömung und der Aufregung, sich richtig einzuhaken, anfangs nicht aufgefallen war), weshalb wir den Tauchgang schneller beenden mussten als geplant. Aber weil wir ja eh noch einen Tauchgang vom Vorabend offen hatten, beschlossen wir am nächsten Tag wieder zu kommen! ^^ Übrigens habe ich mich auch erst beim 2. Mal Shot Gun so richtig getraut, die Strömung zu genießen und nicht möglichst nah am Felsen zu kleben, um nicht, sollte der Haken sich lösen, an die Wasseroberfläche katapultiert zu werden. Es gab nämlich 2 worst case Scenarien für diesen Tauchgang.
    1. Du schaffst es nicht, Dich schnell genug einzuhaken und die Strömung reißt Dich von der Gruppe weg. Dann einfach kontrolliert auftauchen, wie auch sonst, wenn man seine Gruppe verloren hat bzw. bringt Dich die Strömung eh nach oben.
    2. Du schaffst es zwar, Dich einzuhaken, Dein Haken löst sich aber bei einem luftgefüllten Jacket und Du gehst schneller als Dir lieb ist an die Oberfläche.
    Idealfall: Du hakst Dich ein, gibst etwas Luft in Dein Jacket, weshalb Du wie ein Ballon (aber eben ein befestigter Ballon!) 2m aufsteigst und Du spielst mit der Strömung. Nach dem Spielen deflatest (= du lässt die Luft ab) Du Dein Jacket, kommst näher ans Riff, die Strömung lässt nach (je näher man am Riff ist, desto weniger Strömung hat man), Du hakst Dich aus und schwimmst entspannt weiter bzw. die Strömung trägt Dich weiter.
    Das heißt, man hat es hier erfreulicher Weise nicht mit einer "down current" zu tun. Was passieren kann, wenn Du von so einer gepackt wirst, hatte Matthias erst 3 Tage zuvor am eigenen Leib spüren müssen, als ein Mädchen aus seiner Tauchgruppe sich zu weit vom Riff entfernt hatte - entgegen des eigentlichen Briefings vorher. Als plötzlich ein Schwarm Fische Richtung Grund abflitze wie Schmitz-Katze, war alles zu spät und auch die Amerikanerin steckte schon in der down current drin und versuchte mit Schwimmbewegungen in Armen und Beinen dagegen anzukämpfen. Natürlich ist Matthias hinterher und konnte sie zum Glück noch von 50m hochhholen, musste dafür aber den Rest seiner Tauchgruppe zurücklassen. An der Wasseroberfläche angekommen, waren beide froh, noch am Leben zu sein, aber von den anderen 2 Mit-Tauchern war keine Spur. Zum Glück tauchten diese einige Minuten später auf, weil sie eben einen kontrollierten Aufstieg durchgeführt hatten. Am Ende lagen sich alle in den Armen und es gab reinen Sauerstoff zu schnüffeln, damit die Taucherflöhe weggehen (=Dekompressionskrankheit, bei der sich die Haut anfühlt, als würden einen tausende Nadeln stechen, weil der im Blut und den Geweben gelöste Stickstoff ausperlt)
    Aber zurück zu unserem Tauchausflug und weg von den Horror-Stories - denn solange man nicht den Nervenkitzel sucht und sich an die Anweisungen des Guides hält, ist man quasi sicher.
    Zurück auf der "Königin der Wellen" gab es dann das 2. Frühstück. Dazu muss man sagen, dass wir eines ganz sicher nicht sind auf dem Boot: verhungert. Ich glaube, insgesamt gab es 7 Mahlzeiten am Tag. :D Eigentlich bestand das Liveaboard nur aus Tauchen, Essen, Schlafen. Trotzdem blieben manchmal nicht mehr als 10min, um es sich in den Sitzsäcken bequem zu machen und sich zu sonnen, dann stand schon das nächste Briefing an. Es ist also kein Wunder, dass wir am zweiten Abend die Ersten waren, die in ihren Kojen lagen - Jule, weil sie und ihr Guide beim Schnorcheln vergessen und erst nach 1,5h eingesammelt wurden und ich, weil ich fast 4 Stunden des Tages unter Wasser verbracht hatte und der Nachttauchgang als 4. Tauchgang des Tages mich endgültig ausgenockt hatte. Alle mitlesenden Taucher wissen, wovon ich rede. ;)
    Aber so behielt jeder seine Andenken abends im Schlafsack: ich zappte durch die Haivideos, die ich gedreht hatte und Jule jammerte über ihren Sonnenbrand am Fuß, der exakt das Muster von Flossen und Legginsrand wiedergab. :D By the way: auch noch jetzt nach 2 Wochen kann man Mrs. Snorkeling daran identifizieren.
    Der Tag war definitiv von den besten Tauchgängen meines Lebens geprägt! Und auch wenn Jule mich genervt anschaute "Ey nee, schon wieder ein doofer Hai?!", wenn ich ihr meine Kamera entgegenstreckte, hielt mich das keineswegs davon ab, ihr weitere Bilder und Videos zu zeigen. Schließlich hatte ich mich wie in einer 'National Geographics Reportage' gefühlt, als sich beim Tauchen auf einmal ein Schatten über uns legte und schon war man inmitten eines riesigen Fischschwarmes, der von Thunfischen und Jackfisch gejagt wurde. Zum Glück waren wir "hooked in" (eingehakt mit dem Riffhaken), sodass es wohl aufgefallen wäre, wenn man mit verschluckt worden wäre. :P
    Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, wenn man als kleiner Mensch in einem Riff hängt und einfach beobachtet, was alles ringsherum um einen passiert. Der um uns kreisende Hai war dann schon fast unattraktiv. Wenn hunderte, ach, tausende Fische direkt vor Deiner Nase langflitzen und man die Dynamik des Schwarmes sowohl akustisch, als auch optisch mitverfolgen kann. Wow. Kaum ist es wieder hell, weil der Fischschwarm nicht mehr über Dir seine Runden zieht, kommt ein Napoleon, der fast so groß ist wie Du, vorbei und knabbert an ein paar Korallen. Unter Dir jagen sich 2 Papageien-Fische und hinter Dir schläft eine Schildkröte im Riff, die sich so gut versteckt hat, dass sie Dir nur auffällt, weil Du quasi direkt über sie schwimmst. Mit einem detaillierteren Blick in die Korallen fallen Dir farbenreiche Schnecken auf oder genial getarnte Raubfische, die Ton in Ton mit ihrem Untergrund sind. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum man sich daran einfach nicht satt sehen kann und mit Freuden morgens aus der Koje springt, um auch ja nichts zu verpassen. Irgendwie scheinen die Fische hier in Komodo in einer Nährlösung zu schwimmen. Zumindest wäre das eine Erklärung, warum alles so riesig ist! Echt, die einfachsten Fische, die man sonst schon von anderen Tauchgänge kennt, sind hier 5Mal so groß. Wenn dann ein 200kg Brummer direkt neben Dir steht, wunderst Du Dich nicht mal mehr darüber. Du sagst ihm Guten Tag, schaust kurz, ob er da entspannt auf der Stelle chillt oder Hunger hat und Dir vielleicht in die Flosse zwickt und mit dem nächsten Flossenschlag findest Du etwas neues Faszinierendes. Leider ist irgendwann die Luft alle und Du musst diese aufregende Welt wieder verlassen. Ist man dann aufgetaucht, glaubt man seinem Tauchcomputer gar nicht, dass man gerade 62min unter Wasser war.

    Am 3. Tag sind wir neben den Tauch- und Schnorchelgängen auf der Insel Rinca gewandert, welche Heimat der Komodo Warane ist - der größten Echsen der Welt. Nur im Komodo Nationalpark kann man auf sie treffen - entweder auf der Insel Komodo oder eben auf Rinca. Mit genügend Sonnencreme eingeschmiert, dass man schon auf dem Dingi kleben blieb, und Kamera in der Hand fuhren wir vom Hauptboot zum Steg in den Mangroven. Hierzu noch eine kleine Anekdote: Da Jule beim Schnorcheln an der Shot Gun mehr Mantas als alle Taucher zusammen gesehen hatte, die vor ihr Loopings gedreht haben und sie teilweise zu viert umschwammen - ja, kein Witz! - beschloss ich, auch noch einen Schnorchelgang unternehmen zu wollen. Ich kam zwar gerade erst vom Tauchen zurück, aber nass war man dann ja schon mal. Also fragte ich Matthias, ob ich schnorcheln gehen könnte, was er bejahte, mir aber mitteilte, dass ich keinen Guide mitbekommen würde und deshalb einfach winken soll, wenn mich das Dingi wieder abholen soll. Okay, alleine Schnorcheln ist eh viel besser und der Guide erledigt seinen Job ja eh nicht, dachte ich mir. Also, Sachen zusammen gesucht, Kamera geschnappt und schon war ich startklar. Gerade ins Dingi einsteigend warf Matthias mir vom Oberdeck noch einen Satz hinterher "Achja, aber nicht zu nah an den Strand gehen, da könnten Dragons sein, aber unter Wasser sind die eigentlich nicht so schnell." Wie?! Dragons?! Ääh, okay, erst in dem Moment realisierten Jule und ich, dass wir wohl direkt vor Komodo geankert hatten. Ganz ehrlich, hier sieht jede Insel gleich aus, zumindest aus der Ferne. Okay, vom Sand fernbleiben bekomme ich hin, gibt ja nicht umsonst Mangroven rings herum um die Insel. "Achso, und pass auf in den Mangroven, da gibt es Krokodile." Spätestens jetzt könnt ihr Euch vorstellen, dass der Schnorchelgang sich damit für mich erledigt hatte. So gerne ich nochmal Mantas gesehen hätte, aber einem Krokodil oder Waran musste ich echt nicht im Nahkampf entgegen treten. Als Nervenkitzel-Ersatz bin ich dann vom 14m Mast gesprungen, was rückblickend nicht weniger risikoreich war. :D
    Aber zurück zu Rinca: Mit einem Guide am Anfang und einem am Ende unserer 10-Mann-Truppe, die uns mit ihren Stöckern im Falle der Fälle vor einem Waran-Angriff schützen wollten, latschten wir über die savannenartige Insel. Zum Glück waren wir auf den späten Nachmittag gekommen, denn bei Mittagshitze soll eine Wanderung dort unerträglich sein. Es dauerte auch nicht lange und wir fanden den ersten Waran, der sich die Sonne auf seinen Bauch scheinen ließ. Die Guide zeigten uns sogar die Nester der Warane - natürlich nur aus der Ferne. Obwohl die Warane selbst nicht giftig sind, ist ein Biss meistens tödlich, weil ihre Münder als Aaßfresser von Bakterien überseht sind, weshalb man dann eine Sepsis bekommt und an dieser stirbt. Denn machen wir uns mal nichts vor: bis zum nächsten guten Krankenhaus muss man schon einen Flug nach Singapur oder Australien bekommen. Trotzdem sind von den 33 Menschen, die jemals angeknabbert wurden "nur" 6 verstorben. Mit ein paar geknippsten Fotos auf der SD-Karte ging es ein paar Hügel hoch zu einem Aussichtspunkt über die Bucht. Auf dem Weg begleiteten uns ein paar Büffel und Hirsche - die Warane sind bei Weitem nicht die einzigen Bewohner. Wenn es im Gebüsch raschelte, kam meistens ein Huhn zum Vorschein, als der heiß ersehnte Waran. Trotzdem hatten wir ja unsere Waran-Fotos bekommen, denn zufälliger Weise war unserer Guide Matthias nicht nur Taucher, sondern auch Fotograf. ^^ Manchmal darf man auch Glück haben.
    Zurück auf dem großen Boot gab es erstmal Abendbrot und dann fuhren wir zu einer weiteren Insel, die ebenfalls von Mangroven umgeben ist und jeden Abend ein einzigartiges Naturspektakel bietet. Pünktlich mit Sonnenuntergang verlassen die "Flying Foxes" (große Fledermäuse) die Mangroven und scharen sich zu Hunderten am Himmel. Mit Popcorn in der einen Hand und der Kamera in der anderen sahen wir begeistert zu, wie sich der Himmel vor lauter Fledermäusen verdunkelte. Leider war das auch der krönende Abschluss unseres Liveaboards, denn keine 2h später lag die "Königin der Wellen" auch schon wieder im Hafen von Labuan Bajo. Ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass die Tage auf dem Boot mit Abstand die besten des gesamten Urlaubs waren!
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