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  • Day 65

    Unerwartete Landung im Nirgendwo (1)

    October 8, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 27 °C

    Familie Detzel ist hiermit im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgetaucht und meldet sich live aus dem Turboprob Richtung Sumatra! ^^
    Natürlich mit einer ausreichenden Oberflächenpause von 2 Pooltagen, um keine Lungenembolie davon zu tragen.

    Mit dem Telefon am Ohr sprangen wir also am Sonntagabend aufs Dingi im Hafen auf, um zur "Königin der Wellen", unserem wohlvertrauten Tauchboot, gefahren zu werden. Warum mit Telefon am Ohr? Weil hier immer alles anders kommt, als man denkt. So auch das Flügebuchen am Abend vorher. Denn wer geht schon auf ein Boot ohne Netz, das mitten in einem Nationalpark hin- und herschüppert, ohne einen Rückflug nach Sumatra gebucht zu haben?!

    So saßen wir also abends alle am Pool, der eine schon mit der Zahnbürste im Mund, der andere mit einem Bintang auf dem Tisch und grübelten, welche Flüge wir wie kombinieren, um am Ende in keinem Turboprob zu landen. Jaja, ihr ahnt es schon: der Plan ist nicht ganz aufgegangen. Aber langsam, wir stehen nämlich noch ganz am Anfang des Flüge-Dilemmas. Irgendwann hatten wir also passende Flüge gefunden und buchten diese - nebenbei angemerkt funktioniert nur noch 1 von 5 möglichen Kreditkarten, alle anderen wurden von unserer genialen Bank gesperrt. Ein Hoch auf Kerstin als spendablen Sponsor an dieser Stelle! Denn obwohl sie nicht live mit dabei ist, kann sie unseren Urlaub hautnah miterleben anhand ihrer Kontobewegungen. :P
    Nachdem eigentlich alles in Sack und Tüten war, kam mitten in der Nacht eine freundliche Mail, dass unsere Bezahlung erst gültig wäre, wenn der Kreditkarteninhaber sich verifiziert hätte. Und so erklärt sich auch, warum zwischen unserem Aufstehen, dem verschwitzten Weg mit Rucksack auf dem Rücken zur Tauchschule und dem Besteigen des Bootes, ein Handy am Ohr kleben musste. Da man ja aber bei einer angegebenen australischen Hotline nicht damit rechnet, dass am anderen Ende der Leitung ein gebrochen Englisch sprechender Inder sitzt #Inder_again, verzögerte sich die ganze Sache. Und sein Versprechen, dass innerhalb der nächsten 4 Stunden unsere Tickets zugesendet werden würden, stellte sich spätestens dann als falsch heraus, als wir gerade voller Fröhlichkeit auf unserem Safariboot saßen, den Sonnenuntergang beobachteten und plötzlich eine SMS ertönte: "Your flight is canceled"
    Yeah! Genau das braucht man mitten auf dem Meer. Sobald mal wieder ein Balken Empfang war, machten wir uns daran, die Hotline erneut anzurufen und sie freundlich zu fragen, was ihnen in den Sinn gekommen war, einfach unsere Flüge zu canceln. Nach 3 Telefonaten nach Australien, Amerika und Großbritannien und natürlich wieder einem Inder, der uns erklärte, er könne uns nicht mehr hören, weil "thee connectinn ias reelly bat", saßen wir völlig geklatscht an Board. Da half auch der Ausblick nichts mehr. Also ran ans erneute Flüge buchen. Doch wie gesagt, klingt das einfacher als es ist, wenn schon mal 10 von den 13 angebotenen Airlines aufgrund ihrer Absturzquote ausscheiden. Hatte man dann mal einen passenden Flug gefunden, hieß spätestens 30min nach Bezahlung "Sorry, der Flug ist leider ausverkauft. Wir überweisen ihnen das Geld zurück". Und dass das an diesem Abend ungefähr 5 Mal passierte, haben uns selbst unsere Eltern nicht glauben wollen am nächsten Morgen. Der einzige Flug, den wir uns noch nicht getraut hatten zu buchen, war der, der von Lion Air ausgeführt wurde. An sich perfekt: preiswert, nur 2 Flüge anstatt der sonstigen 3 mit Zwischenstopp in Singapur oder Kuala Lumpur, kurz. In diesem Fall hätten wir nur ein Mal umsteigen müssen in Jakarta. Moment mal? Jakarta? Lion Air? Achja, das war ja die Maschine, die vor nicht mal einem Jahr 10min nach Start ins tiefe Blau gestürzt ist und keinen der 250 Passagiere überleben hat lassen. Schlurks. Damit stand erstmal fest: Wir können diesen Flug nicht buchen, ohne vorher die Eltern gefragt zu haben.

    So begann der nächste Morgen erst einmal mit einer Familien-Krisen-Sitzung, sobald sich alle irgendwie auf dem obersten Deck gefunden hatten. Selbst unserem sonst so spaßigen Tauchguide war der Ernst der Lage aufgefallen, da urplötzlich die Musik, die sonst immer aus seiner Box dröhnte, verstummte. Auch Mama musste noch weiterer eifriger Suche einsehen, dass dieser Lion Air Flug, nein, DIESE Lion Air Füge unsere einzige Chance waren, pünktlich von der Insel runter zu kommen, um mich am Freitagabend in den Flieger nach Hause zu stecken. Mit nicht nur einem Klos im Hals buchten wir die Flüge und zu unserer Überraschung kam sogar promt ein E-Ticket hinterher! Tja, auf Lion Air ist halt Verlass. ;)
    An dieser Stelle bitten wir alle Bloglesenden nicht Lion Air zu googeln, denn bevor man überhaupt auf die Website verlinkt wird, darf man sich erstmal durch zahlreiche Absturz-News klicken. Also lass es einfach sein - uns wird nichts passieren.
    Ich weiß nicht, was sich besser anfühlte: zu wissen, dass man keine Flüge hat oder zu wissen, dass man Lion-Air-Flüge hat. :D Egal, einfach nicht drüber nachdenken, ab ins Neopren! Denn auch wenn wir es fast vergessen bzw. verdrängt hatten, lag ja immer noch einer der besten Tauchplätze der Welt vor unserer Nase. Völlig euphorisch jumpten wir in unsere Anzüge, checkten ein letztes Mal das Equipment, fischten unsere Masken aus dem Maskenbecken und schnallten uns den Bleigurt um. Natürlich fuhren Jule und Leander mit raus aufs Meer, um zum Schnorcheln abgeworfen zu werden. Und auch wenn Jules Rückwertsrolle vom Boot mit "Look! Whale Shark! Whale Shark" kommentiert wurde, ließen wir uns davon keineswegs die Laune verderben. Spätestens beim Abtauchen war dann jeglicher Flügekummer vergessen und man ließ sich über die Korallen treiben.

    Als nach dem 2. Tauchgang aber immer noch keine "Floppy Flops" (= Mantas) gesichtet wurden, ertönte auch gleich die erste "Drohung" an mich: "Ich sag Dir, wenn ihr uns hier herfliegen lasst und wir KEINE Mantas sehen, dann gibt es gegrillte Hanna zu Weihnachten." Zum Glück ließen die Floppy Flops aber nicht lange auf sich warten und waren, wie vorher bestellt, pünktlich zum 3. Tauchgang an Ort und Stell'. Dass dazwischen noch eine ganze Nacht in der Bootskoje lag, tja, damit musste man wohl leben. Dafür gab es aber lecker Popcorn und ein privates Glas Nutella für Jule und mich, das wir doch gleich mit dem Schriftzug "Don't touch it, sonst klatscht it" verzierten.

    Papa war als Übereifriger schon seit 5 Uhr wach und bestaunte die aufgehende Sonne, Leander im Vergleich dazu verpennte sogar das erste Frühstück und Schnorcheln. :D
    So musste Mrs. Snorkeling erneut mit ihrem Schwimmring-Guide ins Wasser hüpfen, wurde dafür aber mit Mantas entschädigt. Auch für die Taucher unter uns war der zweite Liveaboard-Tag sehr aufregend, denn neben Mantas konnten wir auch Seepferdchen und schlafende Babyhaie unter einer Koralle beobachten. Zu fünft war auch der Safety Stop niemals langweilig: gegenseitig wurden sich die "wie mache ich unter Wasser Luftringe"-Skills beigebracht oder in lustigen Positionen, auf dem Rücken mit Armen hinterm Kopf, aufgetaucht. Auch dass alle ihre Neos auszogen, ins Boot warfen und erstmal eine Runde ums Dingi schwammen, kann man definitiv als eine Gruppenerfahrung betiteln. ;)
    Zurück auf dem großen Schiff gab es natürlich mal wieder Essen. Denn wenn sich eines nicht geändert hatte, dann, dass das Liveaboard nur aus Tauchen und Essen bestand. :D

    Am dritten Tag ging es hoch in den Norden, wo die Strömung besonders stark ist und die weltberühmte Shot Gun wartete. Da wir aber nur 1,2m Unterschied zwischen Ebbe und Flut hatten und nicht 3,5m, so wie beim letzten Mal, als Jule und ich dort waren, war dementsprechend auch die Strömung geringer. Natürlich aber immer noch stark genug, um sich einzuhaken und Ballon zu spielen. Als dann sowohl 2 Haie, als auch ein Manta direkt vor unserer Nase ihre Runden zogen, waren alle nur noch vollkommen baff und es war klar: hier herzukommen hatte sich ganz klar gelohnt! Auch jede Minute auf der harten Flughafenbank! Frisch ausgehakt surften wir in die Cleaning-Station der Shot Gun, also dort, wo die Mantas stehen und sich waschen/putzen lassen. Zu unserem Glück trafen wir auch hier auf Mantas, hakten uns erneut ein und bestaunten einfach diese grandiose Kreaturen! Mit einem Blick nach rechts fiel einem ein weiterer Manta auf. Majestätisch schwebte er auf einen zu und musterte jeden einzeln mit seinen großen Bullaugen. Nicht mal 2 Meter trennten uns teilweise. Doch wie es bei jedem Tauchgang so ist, irgendwann wird leider die Luft knapp und man muss wieder hoch. "Ich brauche Kiemen!!!" war der erste Satz, der dort ertönte anstatt eines sonst sofortigen "Okay"-Handzeichens. Jeder verkündete erstmal lauthals, dass dieser Tauchgang der wohl coolste seines Lebens gewesen und es ja "Waaaahnsinn!" sei, was wir gerade erlebt hatten. Zu unserem Glück besuchten uns auch bei den nachfolgenden Tauchgängen zahlreiche Mantas, sodass man beim Shaker-Klingeln des Tauchguides mit dem Kopf aus seiner Koralle herausguckten musste und sich innerlich schon fragte "Hai? Manta? Oder Thunfisch, der einen Schwarm jagt?". Erik haben wir mit dem Liveaboard wohl endgültig versaut - wer wird wohl noch gerne in dunklen, kalten, deutschen Tümpeln tauchen gehen? "Sag mal, baut ihr mir dann ein paar Mantas aus Pappe oder so? Ich geh doch sonst nicht mehr im Mailager tauchen!" Auch Jule und Le hatten beim Schnorcheln die volle Bandbreite an Komodo Nationalpark, von Schildkröte bis Seeschlange. Lustigerweise sind wir bei 2 Tauchgängen direkt unter ihnen getaucht und konnten dann beim Safety-Stop ordentlich Bubbles nach oben jagen per Ocotpus (keine Sorge, wir haben kein Meerestier missbraucht, so nennt man den Ersatz-Regler ^^), sodass oben für kurze Zeit ein Whirl-Pool entstand.

    Zurück auf dem Boot wurden schnell die nassen Sachen aufgehangen und aufs Oberdeck geklettert, um dann auch schon wieder herunter zu springen. "Baby shark" singend wurde schnell ums Boot gepaddelt, denn der Lezte wird bekanntlich vom Hai gefressen. Mühsam wurde sich auf die 50cm über Meereshöhe beginnende Treppe gezogen und kaum war man wieder oben, erneut gesprungen. Es verwundert also nicht, dass bei jeder nur passenden Gelegenheit ein Nickerchen gehalten wurde. Denn auch dieses Mal wurde 4x am Tag getaucht. "Jibt mal n bisschn Stickstoff uffde Ommel!" :P
    Neben dem Tauchen ging es aber auch wieder auf Komodo Island, um die Warane zu besuchen. Direkt an der Ranger-Küche durch die leckeren Düfte angelockt, tummelten sie sich. Schnell wurden ein paar Fotos geknipst, bevor der Ranger noch seinen Abwehrstab zum Einsatz kommen lassen musste. ;) Mama war nicht mal bereit, ihre Oma (Kopfbedeckung) abzusetzen, aus Angst, die Bewegung würde den Waran zu sehr reizen. :D Nun ja, jetzt muss sie ein Leben lang mit den Fotos leben. ;)

    Völlig benebelt vom guten Essen und den Tauch-Eindrücken fielen wir Dienstagabend von "Der Königin der Wellen" und betraten wieder den guten alten Hafen von Labuan Bajo. Da der nächste Tag ja eh als Flugpause geplant war, wir aber schon wieder das kühle Nass vermissten, nisteten wir uns erstmal in einem Café mit Pool ein und verbrachten den ganzen Tag zwischen frischen Säften und Burgern. Am Abend wurde sogar noch eine Leinwand über dem Pool gespannt, auf der Tauch- und Surfreportagen liefen. Perfekt! Irgendwann war es dann aber doch Zeit zu gehen...mit ein paar frisch ershoppten T-Shirts machten wir uns auf dem Weg zum Fischmarkt und von dort aus nach Hause. Hierbei lohnt es sich zu erwähnen, dass nicht weit von unserem Hotel eine indische Riesenparty stattfand, weshalb die Autos schon die Straße zu parkten und die Musik nur so durch die Hügelchen Labuan Bajos donnerte. Trotzdem schliefen alle schnell ein, was wohl dem Stickstoff-Kolapps zu verdanken war.

    Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon wieder Sachen packen. Papa, der ja eh früh wach war, wartete in der Lobby auf unsere Laundry-Lieferung, sodass wir dann wie gewohnt alles in unsere Vakuum-Tüten sammeln konnten.
    Da der Flieger zurück nach Sumatra erst um 16 Uhr gehen sollte, ließen wir es uns nicht nehmen, zu einem weiteren Pool zu fahren, der in den Bergen lag und von wo aus man eine super Sicht aufs Meer hatte. Mit einem alten Klapperbus oder auch Bemo genannt, knatterten wir die Hoteleinfahrt hinauf, als es plötzlich lauter knarzte, als wir es gewohnt waren und der gute Minibus dann auf einmal rückwärts rollte. Panisch zog der Fahrer die Handbremse an und so gelang es uns gerade noch durch die immer offene Tür zu springen und zu hoffen, dass das Bemo nun den Berg hoch kommt. Zu unserer Freude kippte die Karre nicht nach hinten über und unser Gepäck war gerettet! Nur mussten wir jetzt den Berg zu Fuß rauf latschen. Kaum waren die Backpacks an der Bar abgeworfen, sprangen wir auch schon in den Pool. Mit Ananas-Smoothie in der Hand hauten wir uns auf die Liege und versuchten, die richtige Balance zwischen nicht in der Sonne zerkochen und kühlem Pool zu finden. Außerdem musste ja das finale Bräunen stattfinden, da in Medan mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder die Regenwolken hingen.

    Als ich nach etwa 3h am Pool den Auftrag erhielt, mal nach einem Taxi fragen zu gehen, erklärten mir die Kellner, dass sie uns keines rufen könnten, da wir keine Hotelgäste wären und uns ja illegaler Weise schon an ihren Pool gechillt hätten. Dabei hatten wir bei Ankunft extra gefragt, ob man den Pool mit benutzen dürfte, wenn man nebenbei Drinks und Essen bestellt, was bejaht wurde. Tja, wieder mal Schwein gehabt! Sonst kommt man an den Infinity-Pool wohl nur mit millionenhoher Übernachtung ran. Hupsi ^^
    Am Ende zeigten sich die Angestellten doch noch freundlich und keine halbe Stunde später rollten wir wieder bergabwärts zum Flughafen. Pünktlich 1,5h vor Abflug passierten wir die Sicherheitskontrollen, wobei uns auffiel, dass man auch einfach durch eine versteckte Schwingtür hätte hinein spazieren können. Aber naja, was heißt hier auch schon Sicherheitskontrolle. Am Gate war dann erst mal Warten angesagt, denn ohne Verspätung wäre es ja auch kein echter indonesischer Flug gewesen, oder? Dass wir allerdings so spät losfliegen, dass wir unseren Anschlussflug verpassen, war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Schon etwas panisch machten Papa und ich uns zum Schalter auf, um mal nachzufragen, welche Weiterreise-Optionen es gäbe, wenn wir den Flug tatsächlich verpassen würden. Die Ladys hinterm Tresen sahen allerdings keinen Grund zur Panik, da unser Flugzeug um 17 Uhr landen sollte. Einen Blick auf die Uhr geworfen, schaute ich sie fragend an "Ähm, Sie wissen schon, dass das in 2min ist?" "Ja, alles gut, keine Sorge!". Uns dessen bewusst, dass wir eh nichts ändern konnten, latschten wir zum Gate zurück - nebenbei interessierte es keinen, dass wir einfach neben der Sicherheitskontrolle lang liefen und so den Flughafenteil betraten. Und wie hätte es auch anders sein sollen, natürlich landete die Maschine nicht 2 min später. Irgendwann kam dann aber doch mal eine Baording Durchsage und uns wurde eine Tüte Kekse in die Hand gedrückt, als Entschädigung fürs Warten. Ist ja ganz nett, aber nach Sumatra und nach Hause komme ich davon noch lange nicht.

    So saßen wir also in dem Turboprop, in dem wir niemals sitzen wollten und von dem dieser Blogeintrag gesendet wird. Wieder einmal war das Flugzeug so leer, dass jeder eine eigene Sitzreihe für sich beanspruchen konnte. Mit Blick über Labuan Bajo und die Inseln im Nationalpark ließen wir unsere Zeit auf Flores Revue passieren und freuen uns auf Sumatra.

    3 Minuten bevor unser nächster Flieger starten sollte, landeten wir auf Bali. Schnell griff jeder nach seinem Handgepäck und bereitete sich innerlich auf den Sprint seines Lebens vor, als beim Aussteigen aus dem Flugzeug eine Frau auf uns zusteuerte und fragte, ob wir die seien, die nach Medan wollen. Wir konnten gar nicht so schnell guckten, verpasste sie jedem von uns einen Boardingpass und eskortierte uns übers Rollfeld. Zwischendurch wären wir zwar fast von einem Gepäckwagen angefahren worden, landeten aber am Ende doch unversehrt im nächsten Flieger. Das Ganze war schon ein bisschen sehr komisch und fühlte sich eher an, als würde man mal eben Friedrichstraße die S-Bahn wechseln, aber nicht, als wäre man an einem internationalen Flughafen und versucht, seinen nächsten Flug zu schaffen. Aber das war ja noch nicht alles! Kaum hatten wir uns angeschnallt und für 2,5h weiter produktiv Greys Anatomy geguckt, um für Jule zu sprechen, oder eben an diesem Blog geschrieben, kam die Durchsage, dass nun das Landen beginnen würde. Welches Landen? Sollten wir nicht insgesamt 5h fliegen? Wenn jetzt die Ansage zum Landen kam, gab es nur 2 Möglichkeiten.
    1) Wir haben ein ernsthaftes Problem und werden diesen Flug wahrscheinlich nicht überleben. Oder
    2) wir sitzen im falschen Flugzeug. Was nicht so abwegig gewesen wäre bei dem ganzen Rollfeld-Trubel.
    Mit einem kurzen, vielleicht nicht so ganz im Flugzeug erlaubten Blick aufs Handy, wo wir uns befanden, rief es auf einmal durch die Reihen: "Jakarta! Wir steuern direkt auf Jakarta zu!"
    Oh Shit! Doch im falschen Flugzeug! Aber immerhin war es sehr wahrscheinlich, dass man von Jakarta irgendwann nach Medan kommen würde. Nur war irgendwann uns leider zu unsicher, wenn mein Heimflug doch schon in weniger als 24h gehen sollte. Ihr wollt gar nicht wissen, wie Mama geguckt hat, als sie wach wurde und Papa ihr verkündigt hat "Guten Morgen! Falls Du Dich fragst, wo wir sind, wir landen gerade auf Java".
    Richtig, Java war es, aber das erwartete Jakarta lag nach Checken der finalen Position doch noch an die 200 km weit entfernt. Laut Google Maps befanden wir uns einfach auf einem staubigen Rollfeld inmitten von Java. Nicht mal den Namen dieses "Flughafens" konnten wir aussprechen. :D
    Etwas entgeistert, was nun wohl passieren würde, ob überhaupt jemand wusste, dass wir im falschen Flugzeug saßen, was unser Gepäck machen würde, versuchten wir ruhig zu bleiben und erstmal abzuwarten. "Vielleicht müssen wir ja auch nur kurz tanken und fliegen dann gleich weiter" war auch nicht sehr beruhigend zu hören. Als dann aber doch einige Passagiere, denn dieser Flieger war zu unserer Enttäuschung voll besetzt, sitzen lieben, wurden wir stutzig und fragten mal einfach nach. "Entschuldigen Sie, ist das hier das endgültige Ziel oder nur so eine Art Stopp?" "Nene, das hier ist nur ein Zwischenstopp. Wir machen hier jetzt 30min Pause und dann geht es weiter."
    Achja. Stimmt, warum waren wir nicht von selbst auf die Idee gekommen, dass das Flugzeug mal eben einen Zwischenstopp einlegt, um ein paar Reisende abzuwerfen. Spätestens an unserem Lachen haben die Einheimischen wohl gemerkt, dass wir diese Art des Reisens noch nicht kannten.
    Naja gut, so hatten wir immerhin ein Mal Aufstehen und Recken im Gang gewonnen, dafür aber auch ein Starten und Landen mehr, was bekanntlich die gefährlichsten Manöver beim Fliegen waren. Nach ein paar lustigen Videocalls nach Hause befanden wir uns auch schon wieder in den Lüften und kamen 2h später tatsächlich in Medan an. Ohne weitere komische Zwischenstopps. ;).

    Wie die alten Hasen, wir landeten ja nun schon zum 2. Mal auf diesem Flughafen, machten wir uns zum offiziellen Grab-Abholpunkt auf und tuckerten dann auch schon zur Unterkunft. Da der Flughafen aber sehr weit außerhalb liegt und wir am nächsten Tag noch ein bisschen "die Stadt" erkunden wollten, kamen wir um die 1h Fahrzeit nicht herum. Gähnend und die Augen reibend, checkten wir ein und schlurften die Treppen hinauf zum Zimmer. Ein letztes Mal teilten Jule und ich uns ein Zimmer, was schon starke Abschiedsstimmung aufkommen ließ. Aber tja, so ist es halt und auch, wenn ich eine Woche vor den Anderen wieder Heim muss, hatten wir hier doch eine grandiose Zeit, die ich niemals vergessen werde!

    Am nächsten Morgen trudelten alle nacheinander beim Essen ein. Die Ellis hatten bereits fleißig mit Hilfe von ergoogelten Bildern Frühstück bestellt. Die Kids warfen einfach den Google Translator an und bekamen entgeisterte Blicke, als dann tatsächlich mal das ankam, was man bestellen wollte oder sogar eine eigene Kreation, die gar nicht auf der Karte zu finden war. :D Dafür konnten sich die Eltern mit jeder Bestellung aufs Neue überraschen lassen. ;)
    Nun stand die Frage im Raum, was wir in den nächsten 5 Stunden unternehmen wollen, wenn ich abends zum Flughafen müsste - die Anderen haben ja noch eine Woche auf Sumatra, nur fängt bei mir die Uni an. Als auf die Idee "Museum?" vor allem von unseren jüngeren, männlichen Reisegruppeteilnehmern gelangweilte Blicke über den Tisch geschossen wurden, lockten wir mit etwas Shopping und Essen, was die Stimmung der beiden aber nicht unbedingt hob. Um ehrlich zu sein, hatten wir alle keine Lust aufs Museum, aber Medan bietet neben einer großen Moschee und einem als Sightseeing ausgeschrieben Postoffice ( :D ) keine weiteren Attraktionen. So standen wir also etwa 1h später im "Museum of North Sumatra" und begutachteten ausgestopfte Tiger und eigenartige Holzskulpturen. Das Highlight des Tages war wohl unsere Taxifahrt im Kofferraum, wo die letzte Sitzreihe nicht einrastete und man in Poolposition die Fahrt genoss. Zum Glück öffnete Papa die Kofferraumklappe nur für ein Foto und wir gingen nicht schon während der Fahrt durch die Slams von Medan verloren. :D
    Gestärkt durch Schokowaffeln, Avocado-Kaffee-Frappe (eklig!) und scharfes indonesisches Essen, das wir sozusagen als Abschiedsessen im Schneidersitz einnahmen, ging es zurück ins Hotel. Während die Netzel-Bande noch auf der Suche nach Bambus-Strohhalmen waren, stürmte ich zum Zimmer. Aber, wie es immer so ist, wenn man es eilig hat, weil der Flug in 2 Stunden geht: irgendwas geht immer schief. In diesem Fall schien sich die Zimmertür nicht mehr öffnen zu lassen, weil ich anscheinend die Karte inaktiviert hatte. Hupsi, naja, in so einer Bauchtasche ist es halt eng, da kann die Karte schon mal neben den Kreditkarten und dem Handy landen. Zum Glück fand ich Hilfe an der Rezeption und so waren aus den 30min zum Packen und Duschen nur noch 20min geworden. Fast noch im Zeitplan sprangen wir ins Taxi. Anfangs sah alles noch ganz rosig aus, bis wir dann doch im ersten Stau standen. Und es sollten noch einige folgen. Ihr ahnt es schon: mit kaum 1h auf der Uhr rannten wir ins Terminal und schafften es gerade noch so, mich einzuchecken. Nach einem großen Gruppenkuscheln war es Zeit, Abschied zu nehmen. Lustiger Weise konnten wir, bis ich das Gate erreichte, einander zu winken. Während für mich die Uni nun langsam ruft, brüllen für den Rest des Detzels noch ein paar Affen im Urwald. Und ob Familie Detzel wirklich Orang Utans findet und auf Elefanten durch den Dschungel reitet, werdet ihr im nächsten Blogeintrag hören.

    Bis dahin heißt es: Detzels melden sich!
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