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  • Day 72

    Geiselnahme im Dschungel (1)

    October 15, 2019 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Während Hanne also nun im Flieger Richtung Deutschland saß, brach der letzte entspannte Abend für den Rest der Truppe in Medan an, denn ab Samstag hieß es dann für die letzte gemeinsame Woche nur noch "Auf in den Dschungel!". Wie herausfordernd und schweißtreibend dieses Dschungeltrekking schlussendlich wurde, hätte wohl keiner von uns anfangs geglaubt, aber lest einfach selbst! ^^
    Ach und keine Angst wegen des Titels, es geht allen Beteiligten gut!

    Pünktlich am Samstagmorgen stand also der von uns bestellte Kleinbus vor der Haustür, die Rucksäcke wurden akribisch im Kofferraum gestapelt und auf ging die 4-stündige Fahrt in den Leuser Nationalpark nach Bukit Lawang. Tatsächlich hatten wir diesmal sogar mächtiges Glück mit unserem Bus, denn wir mussten nicht eng aneinander gequetscht kuscheln wie sonst immer, nein, jeder hatte Platz für sich, denn ausgelegt war der Bus für 11 Personen und mitsamt Fahrer waren wir diesmal nur 7. Schnell wurden weitere Luxusfunktionen wie Getränkehalter oder verstellbare Sitzlehnen entdeckt, weswegen der langen Autofahrt erst einmal nichts im Wege stand. ^^ Unterwegs wurde allerdings noch kurz angehalten, um die heiß ersehnten Bambus-Strohhalme im Dutzend billiger zu ergattern und weil wir gerade so im Shoppingrausch waren, wurde gleich noch einheimischer Tee gegriffen und bei Dunkin Donuts nebenan stattete sich jede Familie (à 3 Personen ^^) mit 12 Donuts und kalten Getränken aus. Schließlich gibt es Getränkehalter ja nicht jeden Tag und das Frühstück war immerhin auch schon 2 Stunden her. :D
    Glücklich saßen wir mit Donuts in der Hand auf unseren Sitzen, beobachteten das verrückte Verkehrschaos und waren gespannt auf das anstehende wilde Dschungelleben. Langweilig wurde uns auf der langen Fahrt eher weniger, denn Leander hatte unter anderem den eben gekauften Überraschungs-Durian-Donut so vertauscht, dass Jörg unwissend hineinbiss und sich stark wunderte, wieso denn der vermutete süße Donut auf einmal nach altem Käse und Zwiebel schmeckte. :D Ach ja, Durian... diese Ekel-Frucht werde ich nicht ein bisschen Zuhause vermissen.
    Nach einem Lachflash kehrte für ein paar Minuten wieder Ruhe in den Bus ein, doch es dauerte nicht lange, da war das Gelächter wieder groß. Leander war nämlich für kurze Zeit eingeschlafen, doch bei einem etwas stärkeren Bremsmanöver rutschte er auf einmal unter seinem Anschnallgurt hindurch und saß plötzlich wieder hellwach auf seinem Hinterteil auf dem Boden. Kann ja mal passieren, denn den deutschen Sicherheitsstandards entsprechen die Sitzgurte eh nicht. ^^
    Die restlichen Stunden verliefen dann doch eher ruhig und gegen Nachmittag hielten wir dann auf einmal neben ein paar Wellblechhütten an und der Fahrer verkündete, wir seien nun da. Ähm, wie bitte ?! Wo soll denn hier der Dschungel sein ?
    Ein wenig verwirrt standen wir nun alle beisammen, umringt von unserem Gepäck, und warteten auf Antworten. Zum Glück ließen diese nicht lange auf sich warten, denn aus einem kleinen "Alles-Laden" (die Ware bestand aus Softdrinks, Shampoo, Zigaretten, Toilettenpapier, T-Shirts und handgemachten Schnitzereien) sprang unser Guide hervor und hieß uns Willkommen. Anto sollte uns für die nächsten Tage durch den Dschungel führen und darauf aufpassen, dass wir von keinen Affen oder anderen Dschungelbewohnern angeknabbert werden.
    Gemeinsam machten wir uns also auf den Weg zu unserer neuen Unterkunft, voran liefen 6 "Kofferjungs", die für einen schmalen Taler unser Gepäck bis aufs Zimmer trugen, worüber wir nicht einmal ansatzweise böse waren. Denn bei der Hitze und einem Fußweg von knapp 15min hatte keiner so wirklich Lust, seine 20kg Gepäck oder gar mehr aufzusatteln. Entlang des Flusses führte es uns vorbei an klapprigen Brücken, kleinen Souvenirshops und "Alles-Shops", die Anto belustigt als Shoppingmeile des Dorfes betitelte. ^^
    Schlussendlich kamen wir am letzten Gebäudekomplexes des Dorfes an und standen leicht verschwitzt vor dem Eingangstor mit der Aufschrift "Jungle Inn". Doch eine Abkühlung lag bzw. floss glücklicherweise direkt vor der Haustür, also ging es kurz darauf im ungestümen Fluss baden. Obwohl baden in diesem Kontext das falsche Wort ist, denn es war eher ein waghalsiges treiben lassen, bis man sich vor den beginnenden Stromschnellen wieder auf die Füße retten musste, um nicht bergab zu schießen. Nun ja, leichter gesagt als getan. Während es das erste Stück noch gut klappte, wurde die Lage auf einmal sehr ernst. Denn Leander schaffte es nicht rechtzeitig wieder ins Stehen zu kommen und trieb auf einmal weiter als gewollt. Somit begann eine panische Rettungsaktion, die am Ende jedoch glimpflich ausging, allerdings wurde nach dem Schock ein Badeverbot im Fluss ausgesprochen und erste blaue Flecken zierten bereits so einige Körperteile. Manno man, so ein Fluss ist echt nicht zu unterschätzen!
    Nachdem dann zivilisiert im eigenen Badezimmer unter einer Art Krug geduscht wurde, ging es abends dann hungrig ins Restaurant und als meine Augen das Wort "Kartoffelbrei" auf der Speisekarte entdeckten, war klar, was ich die nächsten Male hier wohl essen würde. :D
    Es spielte sogar eine einheimische Band und nach kurzer Zeit wurden Liederbücher herumgereicht, denn "zusammen singen macht doch viel mehr Spaß". Mit Kartoffelbrei, Pizza und Fisch im Mund wurden Liedtexte von Queen, Bon Jovi und Co mitgenuschelt, sehr zu Freuden der Band. ;) Was für ein erster Tag! Müde fielen wir in die Betten bzw. in die frisch gespannten Hängematten auf dem Balkon, ehe es am nächsten Morgen früh aus den Federn ging.

    Nach einem ausgiebigen Frühstück am Sonntagmorgen, welches mitunter aus Obst- und Jogurt-Bowls, Omelette, Pancake und exotischen Smoothies bestand, ging es mit reduziertem Gepäck auf den Rücken in den Dschungel Sumatras. Oh man, es wurde ernst. Bereits nach 5min kam die Frage auf, wann wir endlich da seien, wann es eine Pause geben würde und ob sonst noch wer auf Toilette müsse. Na das konnte ja lustig werden. Wir kamen an einer der vielen klapprigen Holzbrücken an und bereits jetzt stand fest, dass es wohl kein zurück mehr geben würde. Es hieß Augen zu und durch. Nacheinander wackelten und stolperten wir über die Brücke und dachten, wir hätten das schlimmste Hindernis somit hinter uns gebracht. Haha. Nein!
    Es führte uns an den letzten Hütten auf der anderen Flussseite vorbei und bergauf ging es in den tiefen Urwald. Hurra. Drei von sechs Leuten waren jetzt schon gedanklich durch mit dem Trekkingtrip. ^^ Aber was soll's, wir kämpften uns weiter voran. Noch gab es schließlich halbwegs breit gelatschte Trampelpfade und die Schweißperlen liefen immerhin noch gar nicht so stark. Doch all dies sollte sich schleunigst ändern!

    Knapp 30min nach dem Start guckten uns bereits die ersten Äffchen grinsend an, in diesem Fall waren es Thomas Leaf Affen. Doch plötzlich raschelte es in den Baumen etwas weiter hinter und durch die Reihen war das Wort "Orang Utan" zu hören. Wie ? Jetzt schon ? Wir haben doch gerade erst einmal einen Fuß in den Dschungel gesetzt. Aber tatsächlich! In der Ferne sah man ein Orang Utan Weibchen und ihr Kind durch die Bäume schwingen. Damit hatte keiner von uns gerechnet! Leise wurde sich den Tieren genähert und wir staunten nicht schlecht, als sie sich knapp 15m vor uns entlang hangelten.
    Während die Erwachsenen ganz gefesselt von den beiden waren, murmelten die Jungs Sätze wie "Toll, jetzt konnten wir die Orang Utans schon abhaken. Können wir nun wieder zurück? Dschungeltrekking ist beendet." Schön wär's. Aber die 3 Tage waren gebucht, also ging es weiter. Bergauf, bergab, an Lianen festhalten, mit Baumen mehr oder weniger freiwillig kuscheln und stets aufpassen, dass sich der vermeintliche Ast nicht als Schlange entpuppt. Es war eine Herausforderung. Bereits nach einer Stunde hatte sich jedes T-Shirt mindestens zwei Farbtöne dunkler verfärbt, die Schuhe waren matschig und die Hosenbeine längst nicht mehr schmutzfrei. Willkommen in der Wildnis, sag ich da nur. ^^
    Und auch eine kleine Dschungelschlange ließ nicht lang auf sich warten und obwohl diese nur knapp 10cm groß war, war diese äußert giftig und nach einem Foto kehrten wir ihr schnell den Rücken zu.
    Um uns nach 3h des Schwitzens, Kletterns und Stolperns wieder einigermaßen zu motivieren, zauberten unsere zwei Guides wie aus dem nichts ein kleines Obstbuffet herbei, welches förmlich dazu einlud, darüber herzufallen. Es dauerte keine 10min und schon waren jegliche Spuren von Wassermelone, Passionsfrucht, Ananas, Bananen und Mandarinen beseitigt worden. ;) Gestärkt ging es nun wieder weiter, der Weg wurde allerdings nicht unbedingt angenehmer. Steil ging es bergauf, bergab, wieder an Ästen und 50m hohen Bäumen vorbei, ein paar Makaken wurde zugewunken, wie Tarzan hangelten wir uns an Lianen entlang und das Ganze mit nur ganz ganz ganz wenig Schweiß am Körper. Ja, die Betonung liegt auf "ganz wenig". ^^
    So wirklich lang hielt uns das Obst aber auch nicht über Wasser und somit saßen wir 1h später auf einem umgefallenen Baum, ließen das Gepäck lustlos fallen und machten es uns bequem. Kaum saßen wir, stattete uns auch schon ein großer Schweineschwanz-Makake einen Besuch ab und während Andrea und ich schon mit einem wütenden Affenangriff rechneten, hatte es dieser nur auf Jörgs Erdnüsse abgesehen, die verlockend auf dem Baumstamm lagen. Somit waren diese in Null Komma Nichts in seiner Gewalt und während wir froh waren, dass der Affe uns nur seine Zähne zeigte und nicht wirklich einsetzte, trauerte Jörg seinen guten Nüsschen hinterher. :D Naja, zum Glück gab es ja noch ein wenig Nasi mit Gemüse, sodass wir nicht allzu sehr auf die Erdnüsse angewiesen waren, aber dennoch war der Verlust groß. ^^
    Nachdem jedes Reiskorn verputzt war, ging es nun die letzte Stunde durch den Dschungel, ehe wir laut unserem Guide nach "runter, noch einmal steil hoch und wieder runter" endlich das lang ersehnte Camp erreichen sollten. Und während wir da so liefen und ich schon gar nicht mehr an ein Ende glaubte, hörten wir in einer gewissen Entfernung bereits den Fluss rauschen, an dem sich unser Wildnishüttchen befinden sollte. Der letzte Energieschub strömte durch uns, wir schlitterten die matschigen Wege hinab und nach einer gefühlten Ewigkeit und einer Höhe, die uns daran zweifeln ließ, ob wir überhaupt so viel bergauf gelaufen waren, wie wir nun hinab liefen, standen wir endlich am Flussufer. Geschafft! Halleluja!
    Ein wenig skeptisch wurde unser nächtlicher Unterschlupf, bestehend aus 6 dünnen Ledermatratzen, 3 Moskitonetzen und ein paar schäbigen Planen über dem Bambusgestell, beäugt, aber wir hatten andere Gedanken. Nämlich ab in den kalten Fluss, all den Matsch und Schweiß abwaschen und ganz traditionell die ekligen Klamotten mit Wildnis-Duschbad im Fluss waschen. Gesagt, getan! Zu fünft tummelten wir uns im erfrischenden Wasser, wuschen stinkende Socken aus und freuten uns, nach fast 5h des Wanders endlich angekommen zu sein.
    Kaum waren wir aus dem Wasser, wurde Tee und Kaffee aufgesetzt und wir genossen den Dschungelservice auf platt gesessenen Yoga-Matten. ^^
    Die Zeit nach der Ankunft verging im Vergleich zum Trekking rasend schnell und schon gab es das nächste Essen, in gemütlicher Runde mit Kerzenschein und Auswahl zwischen Reis, Curry, Fisch, Gemüse und Krabbenchips. Somit war es auch keine Überraschung, dass gegen 20:15 Uhr bereits alle eingemummelt im Schlafsack auf der Matratze lagen und es nun Schlafenszeit war. Tja, nach solch einem Tag war alles möglich. :D
    Geweckt wurden wir am nächsten Montag unter anderem von den typischen Dschungelgeräuschen, aber auch von den Affen, die mit einem lauten Knall auf unserem Dach landeten und wir schon befürchteten, sie würden uns die Socken von der Wäscheleine klauen. Allerdings würden sie vorher vermutlich in Ohnmacht fallen bei der strengen Duftnote. ^^
    Also krochen alle ein wenig verspannt unter den Moskitonetzen hervor, es wurde Tee und Kaffee herumgereicht und auf den Gummimatten wurde ein luxuriöses 4-stöckiges Sandwich serviert. Naja, es musste ja auch lange ausreichen, denn mal wieder standen 5h Trekking auf der Tagesordnung. Hurra.
    Also ging es in die eh noch feuchten und miefigen Klamotten des Vortages, die Socken wurden mal wieder über die sexy Wanderhose gezogen, damit weder die Riesenameisen noch Skorpione unsere Beine hochkrabbeln konnten, und auf ging der Spaß. Obwohl von Spaß eher nicht die Rede sein kann, denn den Weg, den wir uns vor nicht einmal 18h mühselig hinab gequält hatten, durften wir nun allesamt wieder bergauf. Freude war gar kein Ausdruck! Aber laut unserem Anto sollte der 2. Trekkingtag bei weitem nicht mehr so anstrengend sein und das gab uns wenigstens ein bisschen Hoffnung. Ha! Was für eine Lüge...
    Aber gut, verständlich, denn würde ich meiner Wandertruppe sagen, dass der zweite Tag drei Mal so schlimm und 5 Mal so anstrengend wird wie der erste Tag, dann hätte ich sie wohl auch nicht aus den Betten bekommen.
    Egal, ohne dieses Wissen machten wir uns also wieder ans Hinaufklettern, zogen uns an den Lianen, Wurzeln und Ästen hoch, an denen wir uns gestern noch abgeseilt hatten und nachdem wir die ersten 200 Höhenmeter hinter uns hatten, hätten wir auch schon wieder aufhören können. :D Der Schweiß lief, die Klamotten klebten, vom "angenehmen" Geruch ganz zu schweigen, und die Motivation war irgendwie auch schon mal größer. Woran das nur lag ?
    Doch irgendwie quälten wir uns durch den Urwald, fanden erneut ein paar affige Freunde, aber auch gewaltige Tukane, die über uns entlang flogen und für einen kurzen Moment wie Flugsaurier klangen.
    Nach knapp der Hälte des Tagestrips trafen wir auf Mina, dem bekannten Gangster Orang Utan des Dschungels. Ihre Masche ist es nämlich, den durchquerenden Touristen den Weg zu versperren, sodass die Guides gezwungen sind, sie mit Futter abzulenken, sodass man sich an ihr vorbei schleichen kann. Während Anto die gierige Mina also mit Bananen fütterte, führte uns unser 2. Guide James an ihr vorbei und wir machten und still und heimlich vom Acker, ehe sie uns noch hinterher laufen würde, um erneut eine kostenlose Obstpause zu ergattern.
    Apropos Obstpause, es war mal wieder an der Zeit für einen Motivationssnack. Gerade als James sein Messer zückte, um die Ananas anzuschneiden, raschelte es in den Baumkronen und sofort wurde alles zusammengepackt, sicher in den Rucksäcken verstaut und diese wieder auf den Rücken verfrachtet. Na toll, dabei hatte ich den ollen Rucksack doch gerade abgesetzt. Aber lieber so, als das ihn mir ein Affe klaut. :D
    Gespannt schauten wir in die Bäume und tatsächlich, da hangelten sich zwei schwarze Affen entlang, die sich als Schwarze Siamang entpuppten, und scharf auf unser Obst waren. Nichts da! Wir haben schon unsere Bananen an Mina verloren. ^^
    Nachdem das ganze Affentheater dann knapp eine Viertelstunde später vorbei war, machten wir uns von Neuem auf den Weg und hofften, nach weiteren 20min Wandern bzw. Wurzelklettern endlich einen stillen Ort zum Essen gefunden zu haben. Doch kaum raschelte die Plane, auf der unser Obst hätte ausgebreitet werden sollen, wurde die Futterpause erneut abgebrochen, denn Jackie war unterwegs. Und Jackie, ein weiteres Orang Utan Weibchen, hatte es faustdick hinter den Ohren! Mitsamt Affenbaby schwang sie sich von den Bäumen hinab, stand auf einmal vor uns und wir versuchten panisch etwas Abstand zu gewinnen, was uns mehr oder weniger glückte, denn auf einmal griff sie nach meinem Handgelenk. So schnell konnte ich gar nicht gucken, da schloss sich die große Affenhand bereits um mein Handgelenk und ich stand da, gefangen genommen von einem Orang Utan. Doch zu meinem Glück schien ein anderer Tourist aus einer weiteren kleinen Gruppe interessanter zu sein und nach 3 Sekunden schnappte sie nach seinem Arm und ich war schneller weg, als sie gucken konnte. Puuh, Glück gehabt!
    Denn Jackie ließ für 10min nicht von dem Handgelenk des armen Mannes los, was natürlich alles zu ihrer ausgeklügelten Taktik gehörte. Denn Jackie ist dafür bekannt, sich Touristen als Geisel zu nehmen und sie quasi solange festzuhalten, bis die Guides mit all den leckeren Früchten rausrückten und sie damit fast schon überhäuften. Und so kam es, dass drei Guides ihr abwechselnd Bananen, Wassermelone und Mandarinen reichten, in der Hoffnung, dass sie endlich den Mann loslassen würde. Nun ja, Fehlanzeige! Jackie hatte Hunger und wollte einfach nicht satt werden!
    Es dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit und viele Streicheleinheiten, Kitzelattacken um ihre Muskeln zu entspannen, noch mehr Obst und ausgeklügelte Täuschungsmannöver, ehe sie ihre Geisel losließ und einen Obsthaufen 3m entfernt von ihr anpeilte. Blitzschnell löste sich der Mann und alle machten schleunigst kehrt von Jackie. Wow! Was für eine Geiselnahme, vor allem hätte ich das sein können. Na Hilfe!
    Zügig liefen wir freiwillig bergauf, um von Jackie wegzukommen und ärgerten uns auch nur ein ganz klein wenig, dass unsere Obstration wohl gerade an Jackie ging. ^^
    Mit knurrendem Magen liefen wir Anto hinterher, der versprach, dass es bald Essen geben würde, doch da er das seit 2h versprach, waren diese Worte eher nicht so aussagekräftig. So trotteten wir ihm hinterher, ehe wir gegen 14:30 Uhr nach einem erneuten Stück bergab an einem Fluss ankamen und es endlich was zu futtern gab. :D Statt Nasi gab es diesmal Mie (=Nudeln) und völlig erschöpft ließen wir uns auf den Boden oder naheliegende Felsen fallen. Huiuiui, das war mal ein Abenteuer. Nachdem unser Mittagessen nach knapp 3min beinahe schon inhaliert worden war, überraschte uns James doch tatsächlich, indem er aus seinem Rucksack die Ananas von vorhin und zusätzlich Bananen, Passionsfrüchte und Mandarinen heraus holte. Hurra, es wurde wohl doch nicht alles an die gierigen Orang Utans verfüttert. Somit fielen stattdessen wir, die gierigen Touris, über das Obst her und stellten uns mental schon einmal auf die letzte Stunde bergauf und bergab klettern ein. Und ja, klettern war diesmal das richtige Wort. Denn Wandern war mittlerweile unmöglich geworden, da es teilweise Stellen gab, die eine Neigung von 75° hatten. Mensch, welch Spaß in Turnschuhen mit der Liane in der Hand den Hang hinab zu schlittern. Kein Wunder, dass nach dieser Aktion die Schuhe, Socken, Hosen und Rucksäcke noch matschiger waren als am Vortag. Gedanklich hatte ich den lieben Anto bereits mehrfach geohrfeigt, denn es war eine Frechheit zu behaupten, dass der 2. Tag ein Kinderspiel war, wenn er für uns extra noch Lianen anbringen musste, damit wir nicht alle nacheinander wie die Dominosteine den Hang hinunter rollen würden. Die Jungs und ich riefen ihm abwechselnd irgendwelche deutschen Schimpfworte hinterher, um uns irgendwie bei Laune zu halten. Denn als er dann auch noch auf einmal eine kleine "Abkürzung" einschlug, die nur rückwärts und eigentlich mit Sicherheitsgeschirr zu bewältigen war, da hatten wir endgültig die Schnauze voll. Wir rutschten bergab im Schlamm, konnten froh sein, dass uns der ein oder andere Zweig minimalen Halt bot und der gute Anto, der war bereits drei Kurven weiter. Ein Wunder, dass wir mit all unseren Blessuren wie blauen Knien, einem geschwollenem Handgelenk und kaputter Schulter überhaupt heil unten ankamen. Doch mittlerweile war erneut der Fluss zu hören, an dem unser Camp für die Nacht liegen sollte. Der Ehrgeiz hatte uns erneut gepackt, doch wir liefen und liefen und liefen und kein Fluss kam zum Vorschein. War alles schon Einbildung? Sind wir vielleicht ein Mal zu doll ausgerutscht und hatten uns den Kopf zu hart angestoßen ? Nein! Die berühmten Planendächer waren 30 Höhenmeter unter uns zu erkennen und der Fluss wurde auch immer lauter. Ein Glück! Ich dachte schon, dass das gar kein Ende mehr nehmen würde. Überglücklich stolperten wir die letzten Meter über Steine zu unserem kleinen Unterschlupf, warfen die durchgeschwitzten Rucksäcke ab, kramte die nassen Badesache raus, schnappten uns das Öko-Duschbad und ab ging es in die Fluten! Zeit wurde es aber auch. Der Tag schien ja schon kein Ende mehr zu nehmen. Freudestrahlend lagen wir im Fluss, wuschen erneut sie Ekelklamotten aus, befreiten unsere Schuhe von 2kg Schlamm und genossen das kalte Wasser.
    Erneut folgten Kaffer, Tee und Kekse und keine 1,5h später gab es erneut ein Buffet auf dünnen Matten inklusive Nasi, Kürbiscurry, Kartoffel- und Nudelpuffern und frittieren Nudelchips.
    Erneut lagen alle völlig erschöpft und vollgefressen im Bett und um 20:30 Uhr wurde auch die letzte Stirnlampe ausgeknipst.
    Leider hatte diese Nacht eine böse Überraschung für mich parat und an Schlaf war für mich nicht zu denken. Zitternd lag ich im Bett und ab 1 Uhr morgens durfte ich mich im 1h-Takt aus dem Schlafsack pellen und unter dem Moskitonetz hervorkriechen, nur um keine 10m weiter meinem Mageninhalt Hallo zu sagen. Na super. Dschungelgrippe ? Malaria ? Genau das, was man im tiefen Urwald an der Backe haben will. Die Nacht schien wie in Zeitlupe zu vergehen und ich war heilfroh, als es endlich anfing wieder hell draußen zu werden. Denn das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir nach dem Frühstück im selfmade Gummireifen-Boot flussabwärts zu unserer Unterkunft schippern würden. Gott sei Dank! Ich hätte keine Stunde länger hier festhängen wollen, schon gar nicht mit Fieber und Co.
    Also wurde sich nach dem Frühstück, welches für mich aus 3 Stücken Wassermelone bestand, in die nassen Badesachen gezwungen, die Rucksäcke in Plastiksäcken wasserdicht verpackt und dann hieß es Abmarsch! Wir hatten jeweils zwei Reifenkonstrukte, in dem einen saßen Jörg und Leander und in dem 2. und größeren der Rest von uns. Vorne und hinten saßen unsere Guide und mit langen Stöckern zum Abstoßen von Felsen und Lenken machten wir uns auf den waghalsigen und für meinen Geschmack viel zu kalten Heimweg. Aber lieber so, als den ganzen Mist zu Fuß laufen zu müssen. Also Augen zu, festhalten und los. Wir bahnten uns den Weg durch die Stromschnellen bis zu dem Punkt, als auf einmal das Gummikonstrukt von Jörg und Leander kenterte und Panik ausbrach. Denn Leander war auf einmal nicht mehr zu sehen und als dann auch noch das knallgrüne Moskitoarmband von Jörg an uns vorbeischwamm, war es bei Andrea endgültig vorbei. Sie konnte ja nicht ahnen, dass die beiden keine 2 Sekunden später von 2 Einheimischen gepackt und aus dem Fluss gezogen wurden. So schnell konnte man gar nicht gucken, meinten sie. Na ein Glück! Nach dem Schreck ging es dann die letzten 10min flussabwärts und Andrea und ich schrien laut vor Freude, als wir endlich unser Jungle Inn hinter der nächsten Kurve entdeckten. Endlich! Geschafft! Wir hatten genug kaltes Wasser abbekommen und genug Adrenalin getankt. Zitternd verließen wir die Gummiteile und machten uns auf in unsere alten Zimmer. Leider wurde aus dem aufwärmen nicht so viel, denn auch aus dem Duschkrug floss nur kaltes Wasser. Hurra. Mit gefühlt blauen Lippen lag ich keine 20min erneut frierend im Bett, eingekuschelt in alles was ich irgendwie finden konnte und hoffte, dass das, was auch immer ich mir da eingefangenhatte, bald vorbeigehen würde. Somit bestand mein restlicher Tag nur noch aus frieren, schlafen, Fieber messen und Tee trinken. Aber gegen Abend zeigte sich, dass ich nicht die einzige war, der es mies ging. Leander nebenan sagte seinem Frühstück ebenfalls noch einmal Hallo, Papa fror ebenfalls und hatte Bauchgrummeln und das einzige, was wir irgendwie herunter bekamen, war Dschungeltee (eigentlich bestand die ganze Tasse nur aus Gras, Wurzeln, irgendwelchen Knospen und Kräutern^^) und Kartoffelbrei. Na das konnte ja heiter werden, wenn es eigentlich am Mittwoch zu den Elefanten gehen sollte. Aber erstmal abwarten, was die nächste Nacht mit sich brachte.
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